Hochintensives Intervalltraining in der kardiologischen Rehabilitation: Anders, aber besser?

2021 ◽  
Vol 37 (03) ◽  
pp. 112-118
Author(s):  
Roland Nebel

ZusammenfassungKörperliches Training ist eine klinisch bewährte, kosteneffektive, primäre Intervention zur Prävention und Behandlung zahlreicher chronischer Erkrankungen. Ergebnisse einer Meta-Analyse zur Primärprävention zeigen, dass unabhängig von Alter und Geschlecht eine signifikante inverse Beziehung zwischen der Bewegungsintensität und der Gesamtsterblichkeit besteht. Bei Gesunden ist die relative Intensität, nicht aber die Dauer der Belastung mit einer Senkung sowohl der Gesamt- wie auch der KHK-Mortalität verbunden, bei älteren Menschen eine höhere Trainingsintensität mit einem größeren positiven Effekt auf die KHK-Inzidenz assoziiert.Intervalltraining ist gekennzeichnet durch einen Wechsel von Belastungs- und Erholungsphasen. Diese Form des Trainings ermöglicht, in den Belastungsphasen wiederholt über einen definierten Zeitraum eine hohe Intensität aufrechtzuerhalten. Es wird oft als angenehmer empfunden und ermöglicht, ein effektives Training in kürzerer Zeitdauer zu absolvieren. Dies ist bedeutsam vor dem Hintergrund, dass „Zeitmangel“ die meistgenannte Barriere bei der Adhärenz an körperliche Aktivität ist.Bereits in den 1990er-Jahren wurden im Setting der kardiologischen Rehabilitation erste Erfahrungen mit Intervalltraining bei Patienten gesammelt. Bisherige Untersuchungen zeigen übereinstimmend, dass hohe Trainingsintensitäten auch von Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko bzw. manifesten, stabilen und medikamentös adäquat therapierten Herzkreislauferkrankungen gut toleriert werden und nicht mit einem erhöhten Risiko für den individuellen Patienten einhergehen.Bei zukünftigen rehabilitationswissenschaftlichen und anwendungsbezogenen Untersuchungen des Intervalltrainings sollte differenzierter der Impetus auf Einhaltung der vorgebenden Protokolle, d.h. des Gesamt-Energieumsatzes) gelegt werden, um für spezifische Patientengruppen differenzierte Empfehlungen geben zu können.

2012 ◽  
Vol 20 (2) ◽  
pp. 67-79
Author(s):  
Katja Linde ◽  
Ines Pfeffer

Zusammenfassung. Bisherige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass körperliche Aktivität zur Aufrechterhaltung der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter beiträgt. Welche Wirkmechanismen dabei eine Rolle spielen, ist noch nicht eindeutig geklärt. Ziel dieser Studie ist es, die Bedeutung der kardiovaskulären Fitness, der Kraftleistung sowie der Depressivität als Mediatoren zwischen körperlicher Aktivität und verschiedenen fluiden kognitiven Fähigkeiten im Alter unter Anwendung von Strukturgleichungsmodellen zu untersuchen. N = 208 Probanden (83 männlich) im Alter zwischen 60 und 80 Jahren wurden im Rahmen einer Querschnittserhebung untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass eine hohe körperliche Aktivität im Alter mit einer hohen kardiovaskulären Fitness und Kraftleistung, sowie einer geringen Depressivität einhergeht. Eine hohe kardiovaskuläre Fitness sowie eine hohe Kraftleistung gehen wiederum mit einer hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit und einer hohen Leistung im logischen Schlussfolgern und räumlichen Vorstellen einher. Eine hohe Kraftleistung weist darüber hinaus einen positiven Zusammenhang zur verbalen Gedächtnisleistung auf. Zwischen dem Ausmaß der Depressivität und der kognitiven Leistung konnten hingegen keine Zusammenhänge nachgewiesen werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eher Indikatoren der körperlichen Fitness als psychologische Wirkmechanismen den Zusammenhang zwischen körperlichen Aktivität und kognitiven Fähigkeiten im Alter erklären könnten. Implikationen für Forschung und Praxis werden diskutiert.


2019 ◽  
Vol 38 (11) ◽  
pp. 841-844
Author(s):  
Clara Theil

ZUSAMMENFASSUNGDie Alzheimer-Demenz und andere Demenzerkrankungen stellen aufgrund der steigenden Prävalenzraten immer größer werdende Gesundheitsprobleme dar. Untersuchungen zeigen, dass sich eine hohe körperliche Fitness positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit von Personen auswirkt. Körperliche Fitness kann nicht nur neuronale Prozesse stimulieren, sondern geht zudem mit einer guten Leistung in kognitiven Tests einher. Folglich ist es plausibel, dass sich körperliche Trainings zur Demenzprävention eignen. Aktuelle metaanalytische und längsschnittliche Befunde liefern Evidenz dafür, dass eine Kombination aus körperlichen und kognitiven Interventionen eher zur Aufrechterhaltung kognitiver Funktionen beiträgt, als eine ausschließliche Verbesserung der körperlichen Fitness.


2003 ◽  
Vol 22 (09) ◽  
pp. 454-458
Author(s):  
M. Myrtek

ZusammenfassungMit einem 23-stündigen Monitoring wurden jeweils hundert 11- und 15-jährige Schüler während des Unterrichts und in der Freizeit untersucht. Die physiologisch definierte emotionale Beanspruchung (additional heart rate) wurde über den On-line-Vergleich der Herzfrequenz (EKG) mit der Bewegungsaktivität (Akzelero-Sensoren) auf Minutenbasis ermittelt. Subjektives Erleben und Verhalten wurden alle 15 Minuten computergesteuert erfasst. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Fernsehkonsum.Die Schüler wurden in jeder Altersstufe am Median ihres Fernsehkonsums in Viel- und Wenigseher eingeteilt. Vielseher verbrachten rund ein Drittel der Freizeit mit Fernsehen. Im Vergleich zum Unterricht ergab sich beim Fernsehen eine hohe emotionale Beanspruchung, die bei den jüngeren Schülern und den Wenigsehern stärker als bei den älteren und den Vielsehern war. Vielseher zeigten während der Freizeit eine geringere körperliche Aktivität, und ältere Vielseher waren in der Schule stärker beansprucht (Herzfrequenz) als Wenigseher. Vielseher führten weniger Gespräche, hatten seltener Kontakt zu Gleichaltrigen und eingeschränkte Interessen. Zudem wiesen sie schlechtere Noten im Deutschunterricht auf.


Author(s):  
Lisa Happe ◽  
Sandra Lau ◽  
Jessica Koschate ◽  
Rebecca Diekmann ◽  
Andreas Hein ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die COVID-19-Pandemie dienen insbesondere dazu, Risikogruppen vor einer Ansteckung zu schützen. Darunter fallen auch ältere, multimorbide Patienten, für die körperliche Inaktivität und Auslassen von Maßnahmen wie Physiotherapie jedoch negative Folgen haben können. Die vorliegende Studie untersucht die Machbarkeit und die subjektive Bewertung videobasierter Physiotherapie (VT). Methoden Von April bis Juni 2020 nahmen 4 Einrichtungen mit 9 Patienten (6 Frauen, 64 bis 82 Jahre) an der Studie teil, die mit Tablets ausgestattet wurden. Durch semistrukturierte Telefoninterviews wurden körperliche Aktivität, funktionelle Kompetenz und Partizipation vor und während den Einschränkungen bei 8 Patienten erfasst. Patienten und Therapeuten wurden zu ihren subjektiven Erfahrungen mit der VT befragt. Ergebnisse Es fanden insgesamt 92 VT-Einheiten statt. Die Umsetzung der Übungen wurde als gut bis sehr gut bewertet. Insgesamt zeigte sich eine hohe Akzeptanz der VT. Vier von 8 Patienten beschrieben eine subjektive Reduzierung ihrer körperlichen Aktivitäten aufgrund der Einschränkungen. Diese Veränderungen wurden über die verwendeten Fragebogen zur Partizipation und zur körperlichen Aktivität nicht abgebildet. Diskussion Bei älteren Patienten ist VT mit geringer technischer Unterstützung machbar. Sowohl in Pandemiesituationen als auch in anderen Kontexten stellt sich VT als eine realisierbare Ergänzung oder Alternative zur normalen Physiotherapie dar. Weitere Studien zur Identifikation von geeigneten Patientengruppen, Effektivität der VT und Weiterentwicklung inhaltlicher Aspekte sind dringend notwendig.


2018 ◽  
Vol 81 (11) ◽  
pp. 866-880 ◽  
Author(s):  
Sabrina Rudolph ◽  
Arne Göring ◽  
Dennis Padrok

Zusammenfassung Ziel der Studie Sport- und Bewegungsinterventionen erfahren im betrieblichen Kontext eine hohe Aufmerksamkeit. Aufgrund einer zunehmenden Digitalisierung finden insbesondere softwaregestützte Interventionen zur Bewegungsförderung immer häufiger den Weg in die Praxis. Empirische Nachweise hinsichtlich der Effektivität sind im betrieblichen Kontext bislang gering. Der Beitrag untersucht die Fragestellung, inwiefern softwaregestützte Interventionen eine höhere Effektivität als personalgestützte Interventionen hinsichtlich der Steigerung körperlicher Aktivität darstellen. Methodik Es wurde ein systematischer Review nach den Vorgaben der Cochrane Collaboration durchgeführt. Dazu wurden Einschluss- und Sollkriterien festgelegt und mittels der Sollkriterien ein Qualitätsscore der Studien errechnet. In 2 Summary-of-findings-Tabellen werden die software- und personalgestützten Interventionen nach den Kategorien Autor, Jahr, Land, Stichprobe, Ziel der Intervention, Methodik, Outcome und Studienqualität präsentiert. Ergebnisse Es wurden insgesamt 25 Studien in die Auswertung einbezogen (12 personal- und 13 softwaregestützte Interventionen). Der Qualitätsscore lag zwischen 3 und 9 und die Ergebnisse sind insgesamt sehr heterogen. In jeweils 5 personal- als auch softwaregestützten Interventionen konnte eine Steigerung der körperlichen Aktivität erzielt werden. Weitere positive gesundheitliche Effekte zeigten sich z. B. in der Verringerung des Blutdrucks und des Body Mass Indexes. In wenigen Studien kam es zu keiner Verbesserung gesundheitsbezogener Parameter. Schlussfolgerung Der vorliegende Beitrag zeigt auf, dass sich durch beide Interventionsformen positive Effekte generieren lassen. Softwaregestützte Interventionen weisen Vorteile durch den Einsatz neuer Technologien auf. Durch die Verwendung von z. B. Desktop- und App-Anwendungen werden die Organisation, Kommunikation und Datenerfassung erleichtert und es werden weniger Ressourcen in der Durchführung benötigt. Der Einsatz eines geschulten Trainers hat dahingegen den Vorteil, dass dieser auf die spezifischen, variierenden Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen kann. Dieser Aspekt sollte als besonders bedeutsam bewertet werden.


2012 ◽  
Vol 21 (02) ◽  
pp. 88-93
Author(s):  
S. v. Stengel ◽  
W. Kemmler

ZusammenfassungOsteoporose-induzierte Frakturen sind ein zentrales Problem unserer alternden Gesellschaft. Große epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass körperliche Aktivität mit einer deutlichen Reduktion (30–50 %) von Hüftfraktur und vertebralen Frakturen einhergehen kann. Aus methodischer Sicht weisen diese Studien aber Limitationen auf, die den klaren Nachweis eines kausalen Zusammenhangs zwischen Aktivität/Sport und Fraktur - reduktion verhindern. Kontrollierte Interventionsstudien mit dem Endpunkt Frakturhäufigkeit liegen aufgrund der nötigen hohen Stichprobenanzahl nur in beschränktem Maße vor. Fasst man die Ergebnisse dieser Untersuchungen zusammen, so zeigt die Mehrzahl der nach Literaturrecherche ausgewählten Studien positive Effekte auf die “overall”- und vertebrale Frakturhäufigkeit. Eine einfache Berechnung ohne Gewichtung zeigt eine signifikante Reduktion der Frakturhäufigkeit für “overall” (RR: 0,51; 95 %-KI: 0,41–0,63) und vertebrale (RR: 0,61; 95 %-KI: 0,44–0,84) Frakturen. Große Interventionsstudien mit klar definierten Trainingsprotokollen und Endpunkten sind dennoch nötig, den Effekt körperlichen Trainings auf das Frakturrisiko evidenzbasiert nachzuweisen.


1999 ◽  
Vol 8 (4) ◽  
pp. 206-217 ◽  
Author(s):  
Franz Petermann ◽  
Lisa Grunewald ◽  
Andrea Gartmann-Skambracks ◽  
Petra Warschburger

Zusammenfassung. Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die verhaltenstherapeutischen Behandlungsmethoden der kindlichen Adipositas. Angesichts steigender Prävalenz sowohl in Europa als auch in den USA und der Gefahr der Chronifizierung wird die Bedeutung einer erfolgreichen Behandlung deutlich. Der Beitrag bezieht 14 Studien mit ein, die verhaltenstherapeutische Methoden aufwiesen. Davon fanden drei Studien im schulischen Bereich statt, die übrigen wurden im ambulanten klinischen Rahmen durchgeführt. Die wichtigsten Komponenten in der Adipositas-Therapie bilden die Ernährungsberatung bzw. Diät, behaviorale Prinzipien sowie die körperliche Aktivität. Der Elternteilnahme kommt eine hohe Bedeutung zu, indem diese ihre Kinder bei der Gewichtsabnahme unterstützen. Neben dem Gewichtsstatus sind als weitere Parameter das Eßverhalten, das Ernährungswissen, psychologische Variablen sowie die Compliance der Eltern erhoben worden. Der mittlere kurzfristige prozentuale Gewichtsverlust liegt bei 12,3%, der langfristige bei 7,6%.


2019 ◽  
Vol 68 (03) ◽  
pp. 116-123
Author(s):  
Maximilian Köppel ◽  
Dennis Hamacher

ZusammenfassungMit der steigenden Lebenserwartung und dem demografischen Wandel ist auch ein Panoramawandel in der Gesundheitslandschaft zu verzeichnen. Diese äußert sich in einem Anstieg der Prävalenz von altersassoziierten Erkrankungen, aber auch von Multimorbidität. Körperliche Aktivität im Allgemeinen, aber auch körperliches Training im Speziellen stellt hierbei ein immens wichtiger protektiver Faktor dar, welcher auch die Selbstständigkeit und körperliche wie geistige Funktion im höheren Alter sichert. In der vorliegenden Übersichtsarbeit wird ein Einblick in die verschiedenen Wirkbereiche von körperlicher Aktivität mit Blick auf die älter werdende Gesellschaft gegeben.


2017 ◽  
Vol 33 (03) ◽  
pp. 114-118
Author(s):  
S. Peters ◽  
H. Wäsche ◽  

ZusammenfassungBewegungsmangel ist ein verbreiteter Risikofaktor für chronische Erkrankungen und körperliche Aktivität und körperliches Training stellen effektive therapeutische Maßnahmen bei einer Vielzahl von bestehenden Erkrankungen dar. Dennoch besteht ein hohes Maß an körperlicher Inaktivität in der deutschen Bevölkerung. Bewegungsförderung wird benötigt und ist in verschiedenen Formaten effektiv (individuumsbezogene sowie umwelt- und politikbasierte Ansätze). Seit September 2016 gibt es in Deutschland Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung (NEBB), die Aussagen dazu treffen, in welchem Ausmaß sich Menschen verschiedener Bevölkerungsgruppen (z. B. Kinder & Jugendliche, Erwachsene) bewegen sollten und welche Maßnahmen der Bewegungsförderung gemäß wissenschaftlicher Evidenz ratsam sind. Für die zukünftige Dissemination der NEBB erscheint die Kenntnis relevanter Akteure notwendig, welche in Deutschland einen direkten oder indirekten Beitrag zur Bewegungsförderung leisten. Für einen systematischen Überblick wurde das hier vorgestellte Projekt SAMBA initiiert. In der Studie wird ein mehrstufiges Verfahren eingesetzt. Einerseits werden qualitative Experteninterviews, eine anschließende Netzwerkvisualisierung und eine Analyse zur Netzwerkentwicklung durchgeführt, andererseits erfolgt eine Fragebogenbefragung relevanter und potenzieller Akteure der Bewegungsförderung.


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