Orale Antikoagulanzien: Management von elektiven und Notfalleingriffen

Author(s):  
Hartmuth Nowak ◽  
Matthias Unterberg

ZusammenfassungOrale Antikoagulation bei chirurgischen Patienten erfolgt meistens mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien (NOAK). Während VKA wegen ihrer langen Halbwertszeit über die INR gesteuert werden, ist bei NOAK in der Regel keine Gerinnungskontrolle notwendig. Die Gabe erfolgt in festen Dosierungen. Spezifische Gerinnungswerte zur Bestimmung der Wirkung von NOAK können über die Anti-Faktor-Xa(FXa)-Aktivität (für FXa-Inhibitoren: Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban) und die verdünnte Thrombinzeit (für Dabigatran) erfolgen. Es gibt aktuell keine validierten Grenzwerte, die mit einem erhöhten Risiko für perioperative Blutungen einhergehen. Während VKA perioperativ auf eine parenterale Antikoagulation (z. B. niedermolekulares Heparin) umgestellt werden („Bridging“), werden NOAK pausiert. Ebenso ist nach ausreichendem Sicherheitsabstand die Durchführung von rückenmarksnahen Regionalanästhesieverfahren möglich. Falls erforderlich können NOAK auch auf ein parenterales Verfahren umgestellt werden („Switching“). Lebensbedrohliche Blutungskomplikationen können sowohl unter VKA als auch unter NOAK mit Prothrombinkomplex (PPSB) behandelt werden. Für Dabigatran steht ein Antidot zur Verfügung.

2019 ◽  
Vol 144 (23) ◽  
pp. 1642-1649
Author(s):  
Uwe Zeymer ◽  
Hendrik Bonnemeier ◽  
Christoph Wanner

ZusammenfassungNichtvalvuläres Vorhofflimmern (nvVHF) ist wegen des assoziierten Schlaganfallrisikos eine Hauptindikation der oralen Antikoagulation. Viele dieser Patienten zeigen eine eingeschränkte Nierenfunktion, die das Schlaganfall- und Blutungsrisiko erhöht. Bei Niereninsuffizienz und nvVHF werden Vitamin-K-Antagonisten (VKA) von den Leitlinien aufgrund der heterogenen Studienlage nur zurückhaltend empfohlen – laut Fachinformation sind sie bei manifester Nierenfunktionsstörung kontraindiziert. Neue orale Antikoagulanzien (NOAK) sind bei Patienten mit Niereninsuffizienz ab einer Kreatinin-Clearance (KrCl) von 25 oder 30 ml/min klinisch untersucht und zugelassen, die Faktor-Xa-Inhibitoren können auch bei einer KrCl > 15 ml/min angewendet werden. NOAK zeigen gegenüber VKA ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil bei der Reduktion von Schlaganfällen, sonstigen thromboembolischen Ereignissen und Todesfällen einerseits und beim Auftreten von Blutungen andererseits und werden daher von den ESC-Leitlinien empfohlen.


Phlebologie ◽  
2014 ◽  
Vol 43 (05) ◽  
pp. 232-237
Author(s):  
M. Spannagl

ZusammenfassungDie zum niedermolekularen Heparin (NMH) ähnliche Pharmakokinetik der DOAKs (Direkte Orale Antikoagulanzien) ermöglicht im klinischen Alltag den Austausch dieser Substanzen unter Beibehaltung der Anwendungsfrequenz. Vor allem bei nicht sicherer oder nicht möglicher oraler Anwendung von DOAKs erfolgt die parenterale Gabe von NMH. Die benötigte Karenzzeit vor Interventionen oder Operationen ist für beide Anwendungen präzise darstellbar. Beide Substanzklassen werden, wo nötig, durch ähnliche Labortests überwacht.Ein generelles therapiebegleitendes Gerinnungsmonitoring, wie es seit vielen Jahrzehnten unter Verwendung von Vitamin-K Antagonisten üblich ist, ist unter Einnahme der neuen Xa- und Thrombin-Inhibitoren nicht erforderlich. Treten bei Patienten, die mit den DOAK behandelt werden, spezielle klinische Situationen auf (z.B. notfallmäßige Operationen oder Interventionen, akute Blutungssituation, akutes Organversagen), so können für den behandelnden Arzt Informationen über die Wirkspiegel im Plasma des Patienten die Einschätzung des Blutungsrisikos erleichtern. Da die DOAKs an zentraler Stelle in das Gerinnungssystem eingreifen, zeigen sie eine Interferenz mit den globalen Gerinnungstesten wie z.B. Thromboplastinzeit (TPZ; Quick/INR), aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) und Thrombinzeit (TZ)(nur Thrombininhibitoren!) und speziellen gerinnungsphysiologischen Untersuchungen. Die Veränderungen in der Gerinnungsdiagnostik sind sowohl abhängig vom Wirkmechanismus des DOAK und der entsprechenden Halbwertszeit als auch vom Zeitpunkt der Tabletteneinnahme, der Dosierung und vom dem im Gerinnungslabor verwendetem Testsystem/Reagenz. Zur Interpretation der hämostaseologischen Messergebnisse muss dem behandelnden Arzt und dem Labormediziner bekannt sein, welches DOAK zu welchem Zeitpunkt eingenommen wurde. Weiters muss die Empfindlichkeit (Dosis-Wirkungskurve) des jeweiligen verwendeten Testsystems berücksichtigt werden. Mit den Globaltesten der Gerinnung können unter Behandlung mit DOAK lediglich abschätzende (semi-quantitative) Aussagen getroffen werden:Liegt unter Einnahme von Rivaroxaban die Thromboplastinzeit (Quick / INR) im Normbereich (vorausgesetzt es wurde im Labor ein auf Rivaroxaban empfindliches Reagenz, z.B. Neoplastin Plus benutzt), so kann gefolgert werden, dass eine klinisch relevante Restwirkung von Rivaroxaban im Patientenplasma unwahrscheinlich ist. Unter Einnahme von Dabigatran weist eine aPTT >80 sec im Talspiegel auf ein erhöhtes Blutungsrisiko hin, eine im Normbereich liegende TZ lässt auf die Abwesenheit von Dabigatran im Plasma schließen.Für die Quantifizierung der Plasmakonzentration von anti-Xa Inhibitoren stehen speziell auf die jeweilige Substanz kalibrierte chromogene anti-Xa-Teste zur Verfügung. Für die Quantifizierung der Plasmakonzentration von Dabigatran kann die kalibrierte verdünnte Thrombinzeit (Hemoclot®) eingesetzt werden. Eine Messung der Medikamentenkonzentrationen ist im klinischen Alltag jedoch bislang routinemäßig nicht vorgesehen, da die gemessenen Plasmakonzentrationen klinisch derzeit nicht für den einzelnen Patienten interpretiert werden können. Insgesamt muss der Einsatz hämostaseologischer Labormethoden zum Nachweis von DOAKS den lokalen Gegebenheiten entsprechend geplant und immer wieder (z. B. bei Reagenzienwechsel) zwischen Labor und Klinik abgestimmt werden.


2017 ◽  
Vol 6 (06) ◽  
pp. 424-430
Author(s):  
Clemens Jilek ◽  
Thorsten Lewalter

ZusammenfassungDer kryptogene Schlaganfall betrifft 20 – 25% der ischämischen Schlaganfälle und wird vom Mechanismus als embolisch angesehen. Zur Identifikation von rhythmogenen Ursachen stehen implantierbare Event-Recorder zur Verfügung, die in der CRYSTAL-AF-Studie bei bis zu 30% der Patienten mit kryptogenem Schlaganfall innerhalb von 3 Jahren Vorhofflimmern nachweisen konnten. Event-Recorder sind effektiv und im britischen Gesundheitssystem kostendeckend. Studien zur pragmatischen oralen Antikoagulation mit Warfarin konnten dagegen keinen Vorteil bez. Verhinderung ischämischer Schlaganfälle zeigen und gingen überwiegend mit hohem Blutungsrisiko einher. Lediglich Sub-Subgruppen zeigten einen geringen Vorteil. Nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (nOAK) zeigen im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten ein besseres Effektivitäts- und Sicherheitsprofil. Drei randomisierte Studien rekrutieren aktuell Patienten, um den Wert der pragmatischen oralen Antikoagulation in der Vermeidung von Schlaganfällen bei Patienten mit stattgehabtem kryptogenem Schlaganfall zu evaluieren. Zusammengefasst liegt eine Klasse-IB-Indikation für das Rhythmusmonitoring nach kryptogenem Schlaganfall vor. Für eine pragmatische orale Antikoagulation fehlen bisher überzeugende Daten. Ergebnisse der nOAK-Studien sollten ab Ende 2018 verfügbar sein.


2019 ◽  
Vol 48 (03) ◽  
pp. 73-77
Author(s):  
Samer Alsaid ◽  
Christoph Bode ◽  
Daniel Duerschmied

ZUSAMMENFASSUNGDas primäre Ziel in der Behandlung von Patienten mit arteriosklerotischen Erkrankungen ist die Verhinderung atherothrombotischer Ereignisse. Bislang standen die Plättchenhemmer Aspirin und Clopidogrel in der Primär- und Sekundärprophylaxe stabiler Patienten zur Verfügung. Doch auch mit Thrombozytenaggregationshemmern erleiden manche Patienten mit Arterienerkrankungen kardiovaskuläre ischämische Ereignisse, die auf eine übermäßige Thrombinbildung zurückzuführen sind. Deshalb wurden Nicht-Vitamin-K-Antagonist orale Antikoagulanzien (NOAKs), insbesondere die Faktor-Xa-Inhibitoren, entweder allein oder in Kombination mit einer Antiplättchen-Therapie bei der Behandlung von arteriellen Erkrankungen getestet. Die COMPASS-Studie untersuchte die niedrig dosierte Antikoagulation bei stabiler KHK oder AVK. Die Zugabe von 2 × 2,5 mg Rivaroxaban zur Dauertherapie mit Aspirin verhinderte nicht nur kardiovaskulären Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall, sondern reduzierte sogar die Gesamtmortalität um 18 % nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 23 Monaten. Dieser Vorteil ging allerdings auf Kosten von mehr gastrointestinalen Blutungen. Interessanterweise gab es jedoch keine Zunahme von tödlichen oder intrakraniellen Blutungen. Daher könnte in naher Zukunft eine neue Standardtherapie für Hochrisikopatienten mit atherosklerotischer Erkrankung verfügbar werden.


2019 ◽  
Vol 48 (03) ◽  
pp. 82-85
Author(s):  
Uwe Zeymer

ZUSAMMENFASSUNGDie derzeitigen Leitlinien empfehlen bei Patienten mit chronischer koronarer Herzkrankheit (KHK) eine antithrombotische Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel. Die orale Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) ist wenigstens genauso effektiv, aber mit mehr Blutungskomplikationen assoziiert. Daher wird diese Therapie in der klinischen Praxis bei Patienten ohne Zusatzindikation (Vorhofflimmern, Kunstklappe, venöse Thrombembolie) nicht eingesetzt. Eine Kombinationstherapie von ASS und einem VKA im Vergleich zu ASS reduziert die Rate von Herzinfarkten und Schlaganfällen, ist aber am ehesten wegen der deutlich höheren Blutungsrate, nicht mit einer Reduktion der kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden. In der COMPASS-Studie führte die Kombination einer niedrig dosierten Therapie mit dem Faktor-Xa-Hemmer und ASS zu einer Senkung der kardiovaskulären und auch Gesamt-Sterblichkeit bei Patienten mit chronischer KHK. Die Reduktion der Rate ischämischer Ereignisse war in dieser Studie sogar größer als die durch ASS alleine im Vergleich zu Placebo. Damit steht mit der Kombination von ASS und 2x2,5 mg Rivaroxaban eine neue antithrombotische Therapie bei Patienten mit chronischer KHK und erhöhtem Risiko für ischämische Ereignisse zur Verfügung.


2017 ◽  
Vol 142 (20) ◽  
pp. 1520-1524
Author(s):  
Lars Eckardt ◽  
Kristina Wasmer

Was ist neu? EKG-Diagnostik/Screening/Klassifikation Der Begriff „valvuläres Vorhofflimmern“ wird in der Leitlinie nicht mehr verwendet. Die Klassifikation von paroxysmalem und persistierendem Vorhofflimmern hat sich geringfügig geändert. Ein regelmäßiges, zufälliges Screening auf Vorhofflimmern nach dem 65. Lebensjahr sowie die Suche nach asymptomatischen atrialen Hochfrequenzepisoden bei Herzschrittmacherpatienten wird empfohlen. Die Beeinflussung kardiovaskulärer Risikofaktoren (u. a. Blutdruckeinstellung, Gewichtsreduktion) wird besonders betont. Für die Einteilung der Symptomatik hat sich die EHRA-Klassifikation geringfügig geändert. Schlaganfallprävention Eine orale Antikoagulation wird für alle Männer mit einem CHA2DS2-VASc-Score von > 2 sowie Frauen mit einem CHA2DS2-VASc-Score > 3 empfohlen. Nicht-Vitamin-K-basierte orale Antikoagulanzien (NOAK) werden bei Neueinstellungen als Antikoagulanzien der ersten Wahl empfohlen. Vitamin-K-abhängige Antikoagulanzien (VKA) sollen primär lediglich zur Schlaganfallprophylaxe bei mittel- bis hochgradiger Mitralklappenstenose oder mechanischen Herzklappen eingesetzt werden. Nach jeder medikamentösen und/oder elektrischen Kardioversion sollte unabhängig vom CHA2DS2-VASc-Score eine zumindest 4-wöchige orale Antikoagulation erfolgen. Die Verwendung von Blutungs-Scores tritt gegenüber dem CHA2DS2-VASc-Score in den Hintergrund. Das weibliche Geschlecht ist als unabhängiger Risikofaktor abgewertet worden. Bei postoperativem Vorhofflimmern sollte eine dauerhafte orale Antikoagulation erwogen werden. Frequenzregulierende und antiarrhythmische Therapie Digoxin sowie Diltiazem/Verapamil werden zur Frequenzregulation gleichwertig empfohlen. Eine Kardioversion kann unter einem NOAK ebenso wie unter einer VKA-Therapie erfolgen. Nach jeder medikamentösen/elektrischen Kardioversion ist unabhängig vom CHA2DS2-VASc-Score eine zumindest 4-wöchige Antikoagulation erforderlich. Bei der medikamentösen antiarrhythmischen Therapie richtet sich die Auswahl des Antiarrhythmikums nach einer evtl. vorhandenen kardialen Grunderkrankung. Chirurgische Ablationsverfahren wurden aufgewertet und sollen insbesondere bei persistierendem oder langanhaltendem persistierendem Vorhofflimmern erwogen werden. Bei der interventionellen Ablation werden die Cryo- und Radiofrequenzstrom-Ablation als gleichwertig betrachtet.


2008 ◽  
Vol 28 (05) ◽  
pp. 400-420 ◽  
Author(s):  
S. Alban

ZusammenfassungJahrzehntelang beschränkten sich die Optionen für die Anti koagulation auf unfraktioniertes Heparin (UFH) und Vitamin-K-Antagonististen (VKA). Mit der Einführung der niedermolekularen Heparine (NMH) wurde die kurz- und mittelfristige Antikoagulation entscheidend verbessert; eine Alternative zu den VKA für die Langzeitanwendung steht noch aus. Da die Heparine belegen, dass Faktor Xa und Thrombin geeignete Angriffspunkte für die Antikoagulation darstellen, konzentriert sich die industrielle Antikoagulanzien- Forschung auf die Entwicklung direkter Thrombin- (DTI) und Faktor-Xa-Inhibitoren (DXI). Die verfügbaren bzw. in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittenen Antikoagulanzien lassen sich in zwei Klassen einteilen: 1.) Glyko-Antikoagulanzien mit den natürlichen sulfatierten Glykosaminoglykanen (GAG) (UFH, NMH, Danaparoid) und den synthetisch hergestellten Oligosacchariden (Fondaparinux, Idraparinux und SR123781A), 2.) Xenobiotika, d. h. Proteine und chemisch-synthetische Moleküle. Die Glyko-Antikoagulanzien wirken partiell (GAG) oder ausschließlich (Oligosaccharide) durch die Katalyse von Antithrombin (AT), während die Xenobiotika direkt Thrombin oder Faktor Xa hemmen. Zurzeit stehen mit Lepirudin, Bivalirudin, Argatroban drei parenterale DTI sowie mit Dabigatranetelxilat ein oraler DTI für begrenzte Anwendungsgebiete zur Verfügung. Mit Rivaroxaban wurde kürzlich der erste orale DXI zugelassen. In dieser Übersicht werden die Entwicklung der Antikoagulanzien und das pharmakologische Profil der in der Praxis eingesetzten Antikoagulanzien beschrieben.


2000 ◽  
Vol 20 (02) ◽  
pp. 107-109
Author(s):  
G. Huhle ◽  
S. Lessmann ◽  
U. Hoffmann ◽  
Th. Filser ◽  
J. Tesdal ◽  
...  

ZusammenfassungDie Patienten mit Leberzirrhose und den Komplikationen einer portalen Hypertension erhalten zunehmend einen transjugulären, intrahepatischen portosystemischen Stent Shunt (TIPSS). Studien haben den Wert dieser Behandlung zur Rezidivprophylaxe von Ösophagusvarizenblutungen und einem therapieresistenten Aszites belegt. Die Limitierung einer Implantation eines TIPSS besteht jedoch in der Ausbildung von Stent-Thrombosen oder -Stenosen. Azetylsalizylsäure ist nicht erfolgreich in der Prophylaxe der Stent-Thrombose. Phenprocoumon führt hingegen zu einer signifikanten Offenheitsrate. Orale Antikoagulanzien sind jedoch bei Patienten mit Leberzirrhose aufgrund der Nebenwirkungen nur limitiert einsetzbar. Alternative Antikoagulanzien sind Heparine, niedermolekulare Heparine oder Hirudin. Wegen der häufigen subkutanen Injektionen und der Möglichkeit der Ausbildung einer Heparin-induzierten Thrombozytopenie ist Heparin und wegen fehlender klinischer Erfahrung Hirudin in seiner Anwendbarkeit ebenfalls begrenzt, so daß niedermolekulare Heparine bei diesen Patienten eine Möglichkeit zur Prophylaxe des thrombotischen Stent-Verschlusses darstellen. In eigenen Untersuchungen wurden 30 Patienten eingeschlossen, von denen 15 eine Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin über im Mittel 18 Monate, während die der Kontrollgruppe keine Antikoagulation erhielten. Niedermolekulares Heparin reduzierte den Stent-Verschluß über im Mittel 18 Monate von 25% (Kontrollgruppe) auf 0% in der Therapiegruppe (p=0,05). In weiteren Untersuchungen muß die Validität dieser Befunde sowie die differentialtherapeutische Dosierung von niedermolekularem Heparin bei Patienten mit TIPSS festgelegt werden.


2004 ◽  
Vol 23 (07) ◽  
pp. 378-382
Author(s):  
J. Bogdanov ◽  
M. Dütsch ◽  
C. Rauch ◽  
R. Handschu ◽  
U. Nixdorff ◽  
...  

ZusammenfassungKumarinderivate sind sekundäre Pflanzenstoffe und hemmen in der Leber über einen Vitamin-K-Antagonismus die Synthese der plasmatischen Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X. Im deutschsprachigen Raum wird vor allem Phenprocoumon eingesetzt, das eine Halbwertszeit von 6 Tagen besitzt und erst nach 6-9 Tagen voll wirksam ist. Die häufigste neurologische Indikation besteht in der Sekundärprophylaxe zerebrovaskulärer Ereignisse bei kardialer Emboliequelle. Für diese Indikation ist eine Risikoreduktion für ein Schlaganfallrezidiv von ca. 70% und für vorzeitigen Tod von ca. 30% belegt. Weitere Indikationen können in der Primärprävention bei Vorhofflimmern – wenn zusätzlich andere strukturelle Herzbefunde vorliegen –, in extra-und intrakraniellen Gefäßstenosen, vorübergehend nach Dissektionen und Hirnvenenthrombosen, im hohen therapeutischen Bereich beim Antiphospholipidsyndrom und mitunter lebenslang bei genetisch determinierten Thrombophilien bestehen. Bei diesen Indikationen ist die Effizienz jedoch nicht durch Studien ausreichend belegt. Trotz der in randomisierten Studien nachgewiesenen Effektivität der oralen Antikoagulation wird diese Therapie im klinischen Alltag zu wenig, und zwar nur bei 40-50% der geeigneten Patienten, eingesetzt. Darüber hinaus finden sich in klinischen Beobachtungsstudien eine hohe Rate von Therapieabbrechern und häufig außerhalb des Therapiekorridors liegende Gerinnungsanalysen. Das Blutungsrisiko ist unter Nicht-Studienbedingungen allerdings nicht erhöht. Verbesserungen bei der Therapie mit oraler Antikoagulation könnten im Umstieg auf Warfarin, das eine günstigere Pharmakokinetik aufweist, in der Einführung einer Antikoagulanzienfachkraft, die im niedergelassenen Bereich die Therapiedurchführung unterstützt, oder im INR-Selbstmanagement bestehen. Die neuen Antithrombotika (Faktor-Xa-Inhibitoren wie Fondaparinux und direkte Thrombininhibitoren wie Ximelagatran) könnten in Zukunft die Antikoagulation wesentlich vereinfachen.


2021 ◽  
Vol 10 (05) ◽  
pp. 459-464
Author(s):  
Karl La Rosée ◽  
Thomas Klingenheben

ZusammenfassungPatienten mit angeborenen Herzfehlern weisen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten thrombembolischer Ereignisse auf. Je nach zugrunde liegender Anatomie/operativer Korrektur ist dieses Risiko jedoch individuell sehr unterschiedlich und lässt sich weder hinsichtlich Embolierisiko noch hinsichtlich Blutungsrisiko durch die gängigen Risikoscores (z. B. CHA2DS2-VASc oder HAS-BLED) verlässlich abbilden. Neben der Frage der Indikationsstellung zur oralen Antikoagulation ist die Frage nach der Möglichkeit des Einsatzes neuer oraler Antikoagulanzien (NOAK) anstelle der Standardtherapie mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) eine immer drängendere, sofern kein mechanischer Klappenersatz und keine schwergradige Mitralstenose vorliegt. Bei atrialen Arrhythmien/Vorhofflimmern können nach momentaner Datenlage Patienten mit als „leicht“ klassifizierbaren Vitien mit NOAK behandelt werden, während Patienten mit mittelgradigen oder schweren/komplexen Herzfehlern eher mit VKA behandelt werden sollten.


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