Perspektive nach der COMPASS-Studie für KHK- und AVK-Patienten

2019 ◽  
Vol 48 (03) ◽  
pp. 73-77
Author(s):  
Samer Alsaid ◽  
Christoph Bode ◽  
Daniel Duerschmied

ZUSAMMENFASSUNGDas primäre Ziel in der Behandlung von Patienten mit arteriosklerotischen Erkrankungen ist die Verhinderung atherothrombotischer Ereignisse. Bislang standen die Plättchenhemmer Aspirin und Clopidogrel in der Primär- und Sekundärprophylaxe stabiler Patienten zur Verfügung. Doch auch mit Thrombozytenaggregationshemmern erleiden manche Patienten mit Arterienerkrankungen kardiovaskuläre ischämische Ereignisse, die auf eine übermäßige Thrombinbildung zurückzuführen sind. Deshalb wurden Nicht-Vitamin-K-Antagonist orale Antikoagulanzien (NOAKs), insbesondere die Faktor-Xa-Inhibitoren, entweder allein oder in Kombination mit einer Antiplättchen-Therapie bei der Behandlung von arteriellen Erkrankungen getestet. Die COMPASS-Studie untersuchte die niedrig dosierte Antikoagulation bei stabiler KHK oder AVK. Die Zugabe von 2 × 2,5 mg Rivaroxaban zur Dauertherapie mit Aspirin verhinderte nicht nur kardiovaskulären Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall, sondern reduzierte sogar die Gesamtmortalität um 18 % nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 23 Monaten. Dieser Vorteil ging allerdings auf Kosten von mehr gastrointestinalen Blutungen. Interessanterweise gab es jedoch keine Zunahme von tödlichen oder intrakraniellen Blutungen. Daher könnte in naher Zukunft eine neue Standardtherapie für Hochrisikopatienten mit atherosklerotischer Erkrankung verfügbar werden.

2019 ◽  
Vol 144 (23) ◽  
pp. 1642-1649
Author(s):  
Uwe Zeymer ◽  
Hendrik Bonnemeier ◽  
Christoph Wanner

ZusammenfassungNichtvalvuläres Vorhofflimmern (nvVHF) ist wegen des assoziierten Schlaganfallrisikos eine Hauptindikation der oralen Antikoagulation. Viele dieser Patienten zeigen eine eingeschränkte Nierenfunktion, die das Schlaganfall- und Blutungsrisiko erhöht. Bei Niereninsuffizienz und nvVHF werden Vitamin-K-Antagonisten (VKA) von den Leitlinien aufgrund der heterogenen Studienlage nur zurückhaltend empfohlen – laut Fachinformation sind sie bei manifester Nierenfunktionsstörung kontraindiziert. Neue orale Antikoagulanzien (NOAK) sind bei Patienten mit Niereninsuffizienz ab einer Kreatinin-Clearance (KrCl) von 25 oder 30 ml/min klinisch untersucht und zugelassen, die Faktor-Xa-Inhibitoren können auch bei einer KrCl > 15 ml/min angewendet werden. NOAK zeigen gegenüber VKA ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil bei der Reduktion von Schlaganfällen, sonstigen thromboembolischen Ereignissen und Todesfällen einerseits und beim Auftreten von Blutungen andererseits und werden daher von den ESC-Leitlinien empfohlen.


Author(s):  
Hartmuth Nowak ◽  
Matthias Unterberg

ZusammenfassungOrale Antikoagulation bei chirurgischen Patienten erfolgt meistens mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien (NOAK). Während VKA wegen ihrer langen Halbwertszeit über die INR gesteuert werden, ist bei NOAK in der Regel keine Gerinnungskontrolle notwendig. Die Gabe erfolgt in festen Dosierungen. Spezifische Gerinnungswerte zur Bestimmung der Wirkung von NOAK können über die Anti-Faktor-Xa(FXa)-Aktivität (für FXa-Inhibitoren: Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban) und die verdünnte Thrombinzeit (für Dabigatran) erfolgen. Es gibt aktuell keine validierten Grenzwerte, die mit einem erhöhten Risiko für perioperative Blutungen einhergehen. Während VKA perioperativ auf eine parenterale Antikoagulation (z. B. niedermolekulares Heparin) umgestellt werden („Bridging“), werden NOAK pausiert. Ebenso ist nach ausreichendem Sicherheitsabstand die Durchführung von rückenmarksnahen Regionalanästhesieverfahren möglich. Falls erforderlich können NOAK auch auf ein parenterales Verfahren umgestellt werden („Switching“). Lebensbedrohliche Blutungskomplikationen können sowohl unter VKA als auch unter NOAK mit Prothrombinkomplex (PPSB) behandelt werden. Für Dabigatran steht ein Antidot zur Verfügung.


2008 ◽  
Vol 28 (05) ◽  
pp. 400-420 ◽  
Author(s):  
S. Alban

ZusammenfassungJahrzehntelang beschränkten sich die Optionen für die Anti koagulation auf unfraktioniertes Heparin (UFH) und Vitamin-K-Antagonististen (VKA). Mit der Einführung der niedermolekularen Heparine (NMH) wurde die kurz- und mittelfristige Antikoagulation entscheidend verbessert; eine Alternative zu den VKA für die Langzeitanwendung steht noch aus. Da die Heparine belegen, dass Faktor Xa und Thrombin geeignete Angriffspunkte für die Antikoagulation darstellen, konzentriert sich die industrielle Antikoagulanzien- Forschung auf die Entwicklung direkter Thrombin- (DTI) und Faktor-Xa-Inhibitoren (DXI). Die verfügbaren bzw. in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittenen Antikoagulanzien lassen sich in zwei Klassen einteilen: 1.) Glyko-Antikoagulanzien mit den natürlichen sulfatierten Glykosaminoglykanen (GAG) (UFH, NMH, Danaparoid) und den synthetisch hergestellten Oligosacchariden (Fondaparinux, Idraparinux und SR123781A), 2.) Xenobiotika, d. h. Proteine und chemisch-synthetische Moleküle. Die Glyko-Antikoagulanzien wirken partiell (GAG) oder ausschließlich (Oligosaccharide) durch die Katalyse von Antithrombin (AT), während die Xenobiotika direkt Thrombin oder Faktor Xa hemmen. Zurzeit stehen mit Lepirudin, Bivalirudin, Argatroban drei parenterale DTI sowie mit Dabigatranetelxilat ein oraler DTI für begrenzte Anwendungsgebiete zur Verfügung. Mit Rivaroxaban wurde kürzlich der erste orale DXI zugelassen. In dieser Übersicht werden die Entwicklung der Antikoagulanzien und das pharmakologische Profil der in der Praxis eingesetzten Antikoagulanzien beschrieben.


2004 ◽  
Vol 23 (07) ◽  
pp. 378-382
Author(s):  
J. Bogdanov ◽  
M. Dütsch ◽  
C. Rauch ◽  
R. Handschu ◽  
U. Nixdorff ◽  
...  

ZusammenfassungKumarinderivate sind sekundäre Pflanzenstoffe und hemmen in der Leber über einen Vitamin-K-Antagonismus die Synthese der plasmatischen Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X. Im deutschsprachigen Raum wird vor allem Phenprocoumon eingesetzt, das eine Halbwertszeit von 6 Tagen besitzt und erst nach 6-9 Tagen voll wirksam ist. Die häufigste neurologische Indikation besteht in der Sekundärprophylaxe zerebrovaskulärer Ereignisse bei kardialer Emboliequelle. Für diese Indikation ist eine Risikoreduktion für ein Schlaganfallrezidiv von ca. 70% und für vorzeitigen Tod von ca. 30% belegt. Weitere Indikationen können in der Primärprävention bei Vorhofflimmern – wenn zusätzlich andere strukturelle Herzbefunde vorliegen –, in extra-und intrakraniellen Gefäßstenosen, vorübergehend nach Dissektionen und Hirnvenenthrombosen, im hohen therapeutischen Bereich beim Antiphospholipidsyndrom und mitunter lebenslang bei genetisch determinierten Thrombophilien bestehen. Bei diesen Indikationen ist die Effizienz jedoch nicht durch Studien ausreichend belegt. Trotz der in randomisierten Studien nachgewiesenen Effektivität der oralen Antikoagulation wird diese Therapie im klinischen Alltag zu wenig, und zwar nur bei 40-50% der geeigneten Patienten, eingesetzt. Darüber hinaus finden sich in klinischen Beobachtungsstudien eine hohe Rate von Therapieabbrechern und häufig außerhalb des Therapiekorridors liegende Gerinnungsanalysen. Das Blutungsrisiko ist unter Nicht-Studienbedingungen allerdings nicht erhöht. Verbesserungen bei der Therapie mit oraler Antikoagulation könnten im Umstieg auf Warfarin, das eine günstigere Pharmakokinetik aufweist, in der Einführung einer Antikoagulanzienfachkraft, die im niedergelassenen Bereich die Therapiedurchführung unterstützt, oder im INR-Selbstmanagement bestehen. Die neuen Antithrombotika (Faktor-Xa-Inhibitoren wie Fondaparinux und direkte Thrombininhibitoren wie Ximelagatran) könnten in Zukunft die Antikoagulation wesentlich vereinfachen.


2020 ◽  
Vol 68 (2) ◽  
Author(s):  
Silvio Romano ◽  
Elisa Salustri ◽  
Antonio G. Robles ◽  
Leonardo Calò ◽  
Maria Penco ◽  
...  

2020 ◽  
Vol 26 (23) ◽  
pp. 2686-2691 ◽  
Author(s):  
Ioannis Doundoulakis ◽  
Christina Antza ◽  
Haralambos Karvounis ◽  
George Giannakoulas

Background: Anticoagulation in patients with pulmonary embolism. Objective: To identify how non-vitamin K antagonist oral anticoagulants are associated with multiple outcomes in patients with pulmonary embolism. Methods: We performed a systematic search of systematic reviews via multiple electronic databases from inception to August 19th, 2019, without language restriction. Two authors independently extracted data and assessed the methodological quality of the included systematic reviews using the ROBIS tool. Results: We found twelve systematic reviews. Eleven SRs collected their data from randomized clinical trials and one from observational studies. All the included studies were published between 2014 and 2019 in English. The methodological quality of the 12 systematic reviews was low to high. None of the systematic reviews, which are included in our overview of systematic reviews, has evaluated the overall quality of evidence outcome using the Grading of Recommendations Assessments, Development and Evaluation (GRADE) approach. Conclusion: This is the first effort to summarize evidence about non-vitamin K antagonist oral anticoagulants in an overview of systematic reviews focusing exclusively on patients with pulmonary embolism. The evidence suggests that the non-vitamin K antagonist oral anticoagulants seem to be more effective and safer than a dualdrug approach with LMWH- VKA.


2021 ◽  
Vol 80 (5) ◽  
pp. 598-604
Author(s):  
Cindy G Boer ◽  
Ingrid Szilagyi ◽  
N Long Nguyen ◽  
Tuhina Neogi ◽  
Ingrid Meulenbelt ◽  
...  

ObjectivesVitamin K is hypothesised to play a role in osteoarthritis (OA) pathogenesis through effects on vitamin K-dependent bone and cartilage proteins, and therefore may represent a modifiable risk factor. A genetic variant in a vitamin K-dependent protein that is an essential inhibitor for cartilage calcification, matrix Gla protein (MGP), was associated with an increased risk for OA. Vitamin K antagonist anticoagulants (VKAs), such as warfarin and acenocoumarol, act as anticoagulants through inhibition of vitamin K-dependent blood coagulation proteins. VKAs likely also affect the functioning of other vitamin K-dependent proteins such as MGP.MethodsWe investigated the effect of acenocoumarol usage on progression and incidence of radiographic OA in 3494 participants of the Rotterdam Study cohort. We also examined the effect of MGP and VKORC1 single nucleotide variants on this association.ResultsAcenocoumarol usage was associated with an increased risk of OA incidence and progression (OR=2.50, 95% CI=1.94–3.20), both for knee (OR=2.34, 95% CI=1.67–3.22) and hip OA (OR=2.74, 95% CI=1.82–4.11). Among acenocoumarol users, carriers of the high VKORC1(BB) expression haplotype together with the MGP OA risk allele (rs1800801-T) had an increased risk of OA incidence and progression (OR=4.18, 95% CI=2.69–6.50), while this relationship was not present in non-users of that group (OR=1.01, 95% CI=0.78–1.33).ConclusionsThese findings support the importance of vitamin K and vitamin K-dependent proteins, as MGP, in the pathogenesis of OA. Additionally, these results may have direct implications for the clinical prevention of OA, supporting the consideration of direct oral anticoagulants in favour of VKAs.


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