scholarly journals Mehr als Beratung: Psychodynamische Aspekte in der Behandlung von Patient*innen in der Transplantationsmedizin

2020 ◽  
pp. 155-169
Author(s):  
Sebastian Euler ◽  
Elena Hoffmann ◽  
Claudia Husung ◽  
Katja-Daniela Jordan ◽  
Andre Richter

Organtransplantationen stellen für die Empfänger*innen andauernde, existenziell bedrohliche und sowohl für die subjektive Verarbeitung wie zwischenmenschliche Beziehungen herausfordernde Belastungen dar. Neben den psychodynamischen Aspekten, die bei schwer körperlich Erkrankten allgemein eine Rolle spielen können, sind bei der Transplantation eines Organs als Lebendspende von einer nahestehenden Person oder als Leichenspende auch spezifische Faktoren bedeutsam. In diesem Text wird nach einer Einleitung über die peritransplantäre psychosoziale Betreuung von Patient*innen des Transplantationszentrums eine Fallgeschichte einer Organtransplantation eines jungen Mannes erzählt. Unbewusste Inszenierungen, Konflikte und Abwehrmechanismen im peritransplantären Prozess werden in ihrer Bedeutsamkeit für die psychotherapeutische Behandlung reflektiert. Im vorliegenden Kontext – Psychoanalyse in Institutionen – ist dabei spannend, inwiefern die Organtransplantation als existenzieller Prozess, die damit verbundene Manifestation unbewusster psychischer Mechanismen und deren psychodynamische Reflexion in der Behandlung zusammenhängen. Das Verständnis für diese Zusammenhänge kann dazu beitragen, den lebensrettenden Akt der Organtransplantation zu ermöglichen sowie anschliessend Wohlbefinden und Lebensqualität der Empfänger*innen zu verbessern.

2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


1999 ◽  
Vol 56 (3) ◽  
pp. 131-135
Author(s):  
Villiger

Die Pulmonale Rehabilitation (PR) ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenkrankheiten (COPD und Emphysem). Es ist heute wissenschaftlich erwiesen und durch Metaanalysen bestätigt, daß diese Programme die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität verbessern sowie die Symptome reduzieren. Weiterhin bestehen Hinweise, daß durch die PR der Medikamentenverbrauch reduziert und das Überleben verbessert werden kann. Die PR ist multidisziplinär. Von zentraler Bedeutung sind neben der Medizinischen Trainingstherapie (Ausdauer/Kraft) Physiotherapie, Patientenschulung, psychosoziale Betreuung und Ernährungsberatung. Die PR scheint besonders geeignet für Patienten mit geringer Leistungsfähigkeit, Muskelschwäche, ausgeprägten subjektiven Symptomen und schlechter Lebensqualität. Der Ort der Rehabilitation richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome, den Anforderungen an das Reha-Team und den lokalen Möglichkeiten.


Author(s):  
Michael Specka ◽  
Norbert Scherbaum

Fragestellung: Angesichts des hohen Ausmaßes an komorbiden psychischen Störungen bei Opiatabhängigen in Substitutionsbehandlung ist eine begleitende psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung in der Regel notwendig. Es ist allerdings zu fragen, ob entsprechende Strategien bei dieser speziellen Patientengruppe auch evaluiert wurden. Methodik: Literaturübersicht mit Fokus auf psychotherapeutische Interventionen mit dem Ziel der Linderung komorbider substanzbezogener Störungen. Ergebnisse: In randomisierten kontrollierten Prüfungen konnte die Wirksamkeit insbesondere einer kognitiven Verhaltenstherapie wie auch des Contingency Management zur Reduktion des Suchtmittelkonsums bei Substitutionspatienten belegt werden. Im Fokus der zumeist US-amerikanischen Untersuchungen stehen kokainbezogene Störungen. Schlussfolgerungen: Eine begleitende Psychotherapie bei Substitutionspatienten ist wirksam. Hindernisse für die Implementierung in der klinischen Versorgung sind mutmaßlich mangelnde Kenntnis der Datenlage bei einem verbreiteten therapeutischen Nihilismus in der Behandlung Drogenabhängiger, aber auch begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen für eine begleitende Psychotherapie.


Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (20) ◽  
pp. 831-838 ◽  
Author(s):  
Schneider ◽  
Singer

Die chronische Pankreatitis stellt eine entzündliche Erkrankung des Pankreas dar, bei der es zum fibrotischen Umbau des Organs kommt. Die Erkrankung wird geprägt durch abdominelle Schmerzen und den Verlust der exokrinen und endokrinen Pankreasfunktion. Morphologische Veränderungen des Pankreas können in der Frühphase der Erkrankung nur schwierig diagnostiziert werden, und die exokrine und endokrine Pankreasfunktion bleibt lange Zeit erhalten. Die medikamentöse Therapie der chronischen Pankreatitis verfolgt 1.) die Behandlung der abdominellen Schmerzsymptomatik, 2.) die Behandlung der exokrinen Insuffizienz, 3.) die Einstellung der diabetischen Stoffwechsellage, 4.) die Verhinderung eines Gewichtsverlustes oder das Erzielen einer Gewichtszunahme, 5.) die Vermeidung des Fortschreitens der Erkrankung und die Verhinderung von Komplikationen und schliesslich 6.) die psychosoziale Betreuung der Patienten unter besonderer Berücksichtigung eines Alkoholproblems. Absolute Alkoholkarenz stellt die Grundlage der Therapie dar. Die abdominellen Schmerzen werden nach einem Stufenschema mit Schmerzmedikamenten behandelt. Der exokrine Pankreasfunktionsverlust wird durch das Einhalten einer Diät mit mehreren kleineren Mahlzeiten pro Tag und die Substitution von Pankreasenzymen zu jeder Mahlzeit therapiert. Die endokrine Funktionseinschränkung wird mit Insulin behandelt.


2009 ◽  
Vol 9 (02) ◽  
pp. 71-76 ◽  
Author(s):  
F. Pulzer ◽  
E. Robel-Tillig ◽  
M. Knüpfer ◽  
C. Gebauer ◽  
A. Keller ◽  
...  

ZusammenfassungDie positive Entwicklung der Überlebensrate extrem unreifer Frühgeborener sowie bei schweren Fehlbildungen ist das Ergebnis medizinischer Fortschritte und Neuerungen. Diese geht aber oftmals mit einer Zunahme von therapiebedürftigen Folgeerkrankungen und einer ausgeprägten psychosozialen Belastung mit späteren Verhaltensauffälligkeiten einher (1). Die Notwendigkeit begleitender psychosozialer Hilfs- und Unterstützungsangebote für diese Kinder und Eltern findet bisher nur an wenigen Perinatalzentren Beachtung. Das Defizit besteht einerseits in einer noch unzureichenden Verknüpfung der pflegerischen, medizinischen und psychosozialen Behandlungen, andererseits stellt sich durch das Fehlen eines funktionierenden Bindeglieds zwischen Kinderklinik und nachstationärer Betreuung eine große Versorgungslücke dar (2). In der vorliegenden Arbeit sind im Rahmen der psychosozialen Begleitung von Eltern Frühgeborener und kranker Neugeborener an unserem universitären Perinatalzentrum im Sinne eines Case-Management-Ansatzes von 2005–2007 Daten erhoben worden. Diese werden in der vorliegenden Arbeit analysiert und diskutiert. 718 Patienten von insgesamt 606 betreuten Familien wurden während des Studienzeitraums erfasst. Die psychosoziale Begleitarbeit umfasst die individuell auf die Familien abgestimmte Betreuung auf Station, sozialrechtliche Beratungen und Fallkonferenzen. Durch die Häufigkeit der Inanspruchnahme kann ihre Effizienz für die Familien belegt werden. Demzufolge sollte an allen Perinatalzentren die psychosoziale Betreuung von Eltern nach dem Case-Management-Ansatz gesetzlich vorgeschrieben werden.


2010 ◽  
Vol 29 (07/08) ◽  
pp. 456-459 ◽  
Author(s):  
J. M. Fegert ◽  
L. Goldbeck ◽  
V. Kirsch

ZusammenfassungGegenstand und Ziel: Der Wissensstand zu psychischen Folgen von Schulamokläufen für überlebende Schüler wird zusammengefasst. Material und Methoden: Im Dezember 2009 wurden in Fachdatenbanken und im Internet zugängliche Artikel gesichtet. Ergebnisse: Nach Amokläufen kommt es auch langfristig zu hohen Prävalenzen von 17 bis 27% posttraumatischen Belastungsstörungen, ca. 15% Depressionen und zu zahlreichen unspezifischen Symptomen. Schlussfolgerung: Die Prävalenz behandlungsbedürftiger psychischer Störungen bei Überlebenden von Schulamokläufen ist auch Jahre nach dem Ereignis hoch. Klinische Relevanz: Ein systematisches Screening der unmittelbar exponierten Personen und ihres Umfeldes ist jenseits der akuten posttraumatischen Phase notwendig, um Betroffene mit Behandlungsbedarf zu identifizieren und ihnen eine evidenzbasierte psychotherapeutische Behandlung zukommen zu lassen.


2005 ◽  
Vol 67 (07) ◽  
Author(s):  
M Spindler ◽  
M Wirtz ◽  
D Pöhlau ◽  
J Klewer ◽  
J Kugler

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