Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Tierwohl und Tiergesundheit rücken in der Nutztierhaltung zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. Der für das EFFORT-Projekt (Ökologie mikrobieller Arzneimittelresistenz und Transmission vom Erzeuger zum Verbraucher) entwickelte Herd Health and Welfare Index (HHWI) ermöglicht es, trotz zeitlicher Einschränkungen Tiergesundheit und Tierwohl regelmäßig semiquantitativ zu erfassen. Da die Verbesserung von Tierwohl und Tiergesundheit zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes beitragen kann, ist es wichtig, die Qualität dieser Parameter auf breiter Basis zu registrieren, um Maßnahmen zur Verbesserung planen und bewerten zu können.
Material und Methoden In 20 deutschen Schweineherden kam der HHWI unter Praxisbedingungen zur Anwendung. Die Ergebnisse dienten zur Beurteilung der Herden mit dem Ziel, eine kontinuierliche Verbesserung der Tiergesundheit und des Tierwohls zu fördern. Um die Nutzbarkeit des Index zu belegen, wurden die Ergebnisse des HHWI (Spannweite: 10 Punkte [sehr gut] bis 30 Punkte [sehr schlecht]) mit der Anzahl der Antibiotikabehandlungen, gemessen durch den Animal Treatment Index (ATI), verglichen.
Ergebnisse Die HHWI-Punkte in den untersuchten Herden reichten von 11 bis 25. Im Vergleich des HHWI mit der Anzahl der Behandlungen (angegeben als ATI) ergab sich eine schwache Assoziation.
Schlussfolgerungen Nach den vorläufigen Ergebnissen lässt sich der HHWI statistisch nicht direkt mit dem antimikrobiellen Einsatz in Verbindung bringen. Die Anzahl der nicht direkt mit der Tiergesundheit in Verbindung stehenden Risikofaktoren für einen erhöhten Einsatz von Antibiotika (z. B. Einstellung des Landwirts, Routine- und Gruppenbehandlungen mit Antibiotika) ist zu groß, sodass diese den möglichen Einfluss von Tierwohl und Tiergesundheit überdecken können. Den ersten Ergebnissen zufolge könnte der Index jedoch genutzt werden, um den Verlauf von Maßnahmen zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in einem Betrieb zu beurteilen.
Klinische Relevanz Der HHWI hat sich als einfach nutzbares Messinstrument zur Bewertung von Veränderungen des Tiergesundheits- und Tierwohlstatus erwiesen. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Erhebung der Daten. Langfristig könnte der HHWI zur regionalen oder nationalen Bewertung der Tiergesundheit herangezogen werden, um Schweinebestände, in denen eine Verbesserung von Tiergesundheit und Tierwohl angezeigt ist, zu identifizieren und so das Wohlbefinden der Schweine in diesen Beständen zu verbessern und folglich den Einsatz von Antibiotika zu verringern.