Zusammenfassung
Ziel der Studie Das Ziel der Arbeit war eine deskriptive frühzeitige
Momentaufnahme von Einleitung und Umsetzung ambulanter Strategien im
primärärztlichen Setting zur Bewältigung der frühen Phase der
COVID-19- Pandemie in Baden-Württemberg (Deutschland).
Methodik Im Juni 2020 erhielten alle 271 Corona-Anlaufstellen unter Trägerschaft
der Kassenärztlichen Vereinigung (16 Abstrichstellen, 204 Corona-Schwerpunktpraxen, 51
Zentrale Fieberambulanzen) sowie eine zufällig generierte Stichprobe von 400
Hausarztpraxen aus Baden-Württemberg einen papierbasierten Fragebogen. Die Daten wurden
anonym erhoben und deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse Insgesamt nahmen n=63 (15,8%) Hausarztpraxen und n=92
(33,9%) Corona-Anlaufstellen teil. 78,7% der Hausarztpraxen nutzten
Corona-Anlaufstellen (n=48). 92,1% hatten eine verpflichtende telefonische
Anmeldung für PatientInnen mit (vermuteter) COVID-19-Erkrankung (n=58)
implementiert. 81% boten bei leichtem Verlauf eine rein telefonische oder
videokonsultatorische Versorgung an (n=51). Parallel dazu wurden die neuen ambulanten
Corona-Anlaufstellen vorwiegend unter hausärztlicher Leitung (n=76,
82,6%) in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren, in fast der Hälfte der
Fälle bereits im März aufgebaut (n=42, 48,3%). Die am
häufigsten genannten Anmeldepfade waren gesteuert und konnten vorwiegend über
HausärztInnen (n=88, 95,7%) und Gesundheitsamt (n=74,
80,4%), aber auch durch weitere Akteure erfolgen. In 92,4% (n=85)
konnte eine telefonische Anmeldung erfolgen. Die mündliche Rückmeldung an die
PatientInnen (n=65, 77,4%) war der am häufigsten genannte
Rückmeldeweg. In weniger als der Hälfte der Corona-Anlaufstellen lagen
standardisierte Anmelde-, Dokumentations- und Rückmeldebögen vor. Die
Einschätzung der zukünftigen Versorgungsstrukturen von PatientInnen mit
(vermuteter) COVID-19-Erkrankung waren heterogen.
Schlussfolgerungen In einem gemeinsamen Kraftakt, mit Improvisation und Zusammenarbeit
gelang eine rasche Implementierung von Maßnahmen zur Patientenversorgung
während der Anfangsphase der Pandemie im primärärztlichen Setting. Aus
den Ergebnissen können Impulse für die primärärztliche
Versorgung in einer Pandemie abgeleitet werden.