Ösophaguskarzinom – Nicht-chirurgische Therapie
In den westlichen Industriestaaten sterben weiterhin nahezu 90% aller Patienten mit Ösophaguskarzinom an ihrer Tumorerkrankung. Hauptursache ist die späte Diagnosestellung mit Vorliegen eines fortgeschrittenen Tumors mit Lymphknotenmetastasen. Die Häufigkeit des Adenokarzinoms nimmt im Verhältnis zum Plattenepithelkarzinom in letzter Zeit zu. Die chirurgische Resektion wird weiterhin als Standardtherapie des Ösophaguskarzinoms angesehen. Die Prognose von Patienten mit lokalisierten Tumoren ist streng stadienabhängig. Eine Chemo-, Strahlen- oder kombinierte Radiochemotherapie ist bei frühen Tumoren (Tis-T1 N0-N1 M0) vor oder nach chirurgischer Resektion des Tumors nicht indiziert. Mit dem Stadium T2 steigt die Häufigkeit regionaler und entfernter Lymphknotenmetastasen auf über 60% und damit sinkt die Prognose der Patienten nach der Operation deutlich, obwohl bei diesen Tumoren (T2-T3 N0-N1 M0) häufig eine R0-Resektion gelingt. Nach derzeitiger Datenlage kann bei diesem Patientenkollektiv keine klare Empfehlung für eine alleinige Operation, die Durchführung einer neoadjuvanten Chemo- oder Radiochemotherapie ausgesprochen werden. Weiterhin scheint es eine Gruppe von Patienten zu geben, die nach einem Ansprechen auf eine Radiochemotherapie nicht mehr von einer weiteren Operation profitieren. Patienten mit lokal fortgeschrittenen Tumoren (T3-4 N0-1 M0) stellen Hochrisikopatienten dar, bei denen die alleinige Operation nicht als Standard definiert werden kann. Die Planung der Therapie bei diesen Patienten sollte interdisziplinär erfolgen, da die wirksamste Art der Vorbehandlung bislang nicht eindeutig definiert ist und nach Durchführung einer neoadjuvanten Radiochemotherapie trotz verbesserter lokaler Tumorkontrolle die Mehrzahl der Patienten an Fernmetastasen stirbt. Demzufolge sollten multimodale Therapiekonzepte nur im Rahmen von klinischen Studien durchgeführt werden. Patienten mit metastasiertem Ösophaguskarzinom leben nach Diagnosestellung in der Regel weniger als sechs Monate. Die palliativen Behandlungsmassnahmen müssen deshalb symptomorientiert sein. Die Sicherung der Ernährung steht dabei häufig im Vordergrund.