Ist jünger immer besser? Frühes Fremdsprachenlernen in der Grundschule

2020 ◽  
Vol 34 (3-4) ◽  
pp. 133-148
Author(s):  
Johanna Fleckenstein ◽  
Jens Möller ◽  
Jürgen Baumert

Zusammenfassung. Die Vorverlegung des Fremdsprachenunterrichts von der Sekundar- in die Primarstufe ist im europäischen Bildungsraum innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte annähernd flächendeckend umgesetzt worden. Grundlage dieser Politik des frühen Fremdsprachenlernens ist die Annahme, dass Kinder besser Sprachen lernten, je jünger sie seien. Der Frühbeginn soll damit neben dem erhöhten Sprachkontakt durch zusätzlichen Unterricht ( amount of exposure) auch den Vorteil größerer Lernerfolge durch geringes Alter bei Beginn ( age of onset) bieten. Der vorliegende Beitrag fasst den aktuellen Forschungsstand zusammen und beschreibt einschlägige empirische Studien, die sich mit den Effekten des Frühbeginns auseinandersetzen. Die Befundlage erweist sich dabei als ernüchternd: Der Frühbeginn führt weder zu mittel- noch zu langfristigen Vorteilen. Auch wenn die Leistungen am Ende der Grundschulzeit zufriedenstellend sind, können die höheren Lernraten bei Spätbeginn die zusätzliche Lernzeit bei Frühbeginn in den meisten Fällen vollständig kompensieren. Mögliche Erklärungsansätze hinsichtlich der Qualität des Fremdsprachenunterrichts, der Ausbildung von Grundschullehrkräften sowie des Übergangs in die Sekundarstufe werden diskutiert.

Author(s):  
B. Graf Schimmelmann ◽  
M. Schulte-Markwort ◽  
R. Richter
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Fragestellung: Die Geschichte der Tagesklinik in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist sehr kurz. Entsprechend beschäftigen sich Tageskliniken weiterhin mit Konzepten, Outcome-Studien sowie Indikationen und Kontraindikationen tagesklinischer Behandlungen. Methoden: Die englisch- und deutschsprachige Literatur zwischen 1960 und 2000 wurde auf empirische Studien zur tagesklinischen Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie hin ausgewertet. Outcome-Studien werden referiert und diskutiert. Ergebnisse: Die Ergebnisse empirischer Studien sind heterogen und lassen bislang kaum Rückschlüsse auf Indikationen und Kontraindikationen tagesklinischer Behandlungen zu. Insgesamt sind für sehr unterschiedliche Störungsbilder positive Behandlungsergebnisse dokumentiert worden. Die elterliche Mitarbeit im therapeutischen Prozess wird weitgehend übereinstimmend als prädiktiv für ein positives Behandlungsergebnis angesehen. Schlussfolgerungen: Über randomisierte kontrollierte Outcome-Studien hinaus ist in künftigen Studien zu evaluieren, für welche Patienten in einer gegebenen regionalen Versorgungslandschaft mit welchen Therapiezielen und -ergebnissen sowie mit welchen Kosten von Tageskliniken ein Beitrag zur Versorgung geleistet werden kann.


2002 ◽  
Vol 15 (4) ◽  
pp. 205-209
Author(s):  
Hans-Werner Wahl

Zusammenfassung: Psychologische Variablen werden allgemein als bedeutsam für den Verlauf und Ausgang geriatrischer Rehabilitation angesehen, jedoch liegen nur wenige empirische Studien zu dieser Thematik vor. In der vorliegenden Arbeit wurden N = 90 ältere Menschen (M = 78.8; 84 % Frauen) vor und nach Ende einer geriatrischen Rehabilitation mit einem Instrumentarium untersucht, das sowohl im engeren Sinne “geriatrische” Verfahren (wie Barthel-Index) wie auch psychologische Maße beinhaltete. Ein besonderes Auswertungsanliegen war die Untersuchung der Frage, ob sich das korrelative Gefüge der Variablen vor und nach der Rehabilitation bedeutsam unterscheidet. Hier zeigte sich, dass dieses vor allem im Kontext der Variable Autonomie, jedoch nicht hinsichtlich des subjektiven Wohlbefindens der Fall war. So ko-variierten nach Abschluss der Rehabilitationn psychologische Maße wie z. B. Ängstlichkeit und verhaltensbezogene Bewältigung stärker mit der Variable Autonomie als vor Beginn der Rehabilitation. Eine Erklärung hierfür könnte darin liegen, dass psychische Variablen (wieder) eine größere Rolle für die Aufrechterhaltung von Autonomie spielen, wenn gegen Ende der Rehabilitation die physischen Potenziale reaktiviert sind.


2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 599-607 ◽  
Author(s):  
Martin Neuenschwander

Digitale Medien sind mittlerweile unentbehrlich in Schule, Beruf, Familie und Freizeit und durchdringen unseren Alltag immer stärker. Dazu vermögen sie die Menschen aller Altersstufen zu faszinieren dank vielfältiger und immer neuer Nutzungsmöglichkeiten für Kommunikation, Unterhaltung und Spiel. Von großer Relevanz sind diesbezüglich insbesondere soziale Netzwerke und Onlinespiele, an denen sich täglich Millionen beteiligen. Der Großteil der Bevölkerung nutzt diese interaktiven Medien funktional, selbstbestimmt und genussvoll. Andererseits belegen empirische Studien, dass eine Minderheit von 1 % bis 6 % ein dysfunktionales, suchtartiges Verhalten zeigt, typischerweise bei der Onlinekommunikation, beim Computerspiel oder beim Konsum von erotisch-pornografischem Bildmaterial. Das Störungsbild „Onlinesucht“ ist zwar eine Realität, figuriert bisher aber nicht als offizielle Diagnose in den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5. Die Fachdiskussion über die nosologische Einordnung des Störungsbildes ist noch im Gang. Für die klinische Praxis existieren allerdings bereits jetzt valide diagnostische Hilfestellungen. Da das zur Verfügung stehende professionelle Beratungs- und Therapieangebot nur spärlich in Anspruch genommen wird, kommt der medizinischen Grundversorgung für die Früherkennung und Triage hinsichtlich adäquater Interventionen eine wichtige Bedeutung zu. Im deutschsprachigen Raum stehen verschiedene webbasierte Plattformen für Prävention, Beratung und Therapie zur Verfügung.


Author(s):  
Bernhard Strauß

Angesichts der wachsenden Popularität der sog. Sex-Sucht in den Medien und der Zunahme an wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Phänomen wird in diesem Beitrag versucht, Informationen über Formen des klinischen Bildes, Auffassungen über dessen diagnostische Klassifikation, Daten zur Epidemiologie und ätiologische Konzepte zusammenzutragen. Schließlich werden Ansätze der Prävention und Behandlung der »Sex-Sucht« skizziert. Die Übersicht zeigt, dass das mit dem Terminus verbundene klinische Bild im Hinblick auf seine Phänomenologie und Ätiologie noch relativ ungeklärt ist und empirische Studien zur Diagnostik und Therapie noch selten sind.


2000 ◽  
Vol 29 (1) ◽  
pp. 3-15 ◽  
Author(s):  
Jürgen Bengel ◽  
Christine Carl ◽  
Ursula Mild ◽  
Bernhard Strauß

Zusammenfassung. Die Situation ungewollt kinderloser Frauen und Männer gerät in den letzten Jahren zunehmend ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Zu den kurzfristigen Folgen von Kinderlosigkeit liegen Ergebnisse zu infertilen Paaren mit reproduktionsmedizinischer Behandlung vor. Diese belegen Belastungen in den Bereichen Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Partnerschaftszufriedenheit. Als Risikofaktoren des kurzfristigen Bewältigungsprozesses werden die Mehrdeutigkeit der Diagnosen, Partnerschaftsprobleme, Konfession, soziale Isolation, externale Attribuierungsprozesse und medizinische Behandlungsmaßnahmen diskutiert. Erst wenige Studien beschäftigen sich mit den langfristigen Folgen von Kinderlosigkeit und kommen zu dem Ergebnis, daß sich infertile Paare im Hinblick auf ihren allgemeinen Gesundheitszustand nicht von Eltern unterscheiden. Empirische Studien weisen jedoch auch darauf hin, daß sich die ungewollte Kinderlosigkeit langfristig negativ auf die Beziehung kinderloser Paare auswirkt. Nach den Studienergebnissen haben kinderlose Frauen und Männer weniger umfassende soziale Netze, sie erleben aber keine größere Einsamkeit oder Beeinträchtigungen in der Lebenszufriedenheit aufgrund der geringeren sozialen Unterstützung. Studien zu kurz- und langfristigen Bewältigungsstrategien belegen, daß Kontrollüberzeugungen eine wichtige Rolle spielen. Auch die Fähigkeit zur Umstrukturierung der eigenen Lebenspläne und soziale Unterstützung (auch Beziehungen zu Kindern) erweisen sich als bedeutsam für den langfristigen Umgang mit der Kinderlosigkeit.


2008 ◽  
Vol 15 (3) ◽  
pp. 96-101 ◽  
Author(s):  
Bernd Strauß ◽  
Jens Bierschwale

Zusammenfassung. Häufig wird angenommen, Zuschauer würden einen Beitrag zu einem Heimvorteil in den Mannschaftssportarten leisten. Die bisherigen Untersuchungen, insbesondere zum Fußball und den klassischen amerikanischen Mannschaftssportarten wie Eishockey und Basketball zeigen in der Regel allerdings nur kleine oder gar keine Zusammenhänge zwischen den Zuschauer- und Leistungsvariablen. Bislang gab es keine Untersuchung, die sich mit dem Heimvorteil im Hallenhandball beschäftigt hat. In dieser Studie wurden N = 5003 Spiele der 1. Handballbundesliga von 1977 bis 2000 hinsichtlich Ergebnissen und Zuschauerkennziffern analysiert. Es zeigte sich ein deutlicher Heimvorteil in der Handballbundesliga. Über den gesamten Zeitraum ergeben sich 66.26 % Heimsiege (bei 11.45 % Unentschieden und 22.29 % Auswärtserfolgen). Es existieren allenfalls nur sehr kleine Korrelationen oder Nullkorrelationen zwischen den Zuschauermaßen wie der Zuschaueranzahl und der Zuschauerdichte und den Leistungsmaßen (wie Punkte und Tordifferenz), die aber weniger als maximal 1 % der Varianz aufklären und damit überhaupt keine praktische Bedeutsamkeit besitzen (z. B. bei Kontrolle der Leistungsstärke der beiden Teams zwischen Heimpunkten und a) der Zuschaueranzahl rp = .05; p < .01; N = 4645), b) der Zuschauerdichte (rp = 0; N = 4645) und c) dem Zuschauerquotienten (rp = −.04, p < .01; N = 4645)). Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen zahlreiche vorherige empirische Studien (vgl. Carron et al., 2005 ; Jones et al., 2007 ; Strauß, 1999 ; 2002a ), die einen substantiellen Zusammenhang von Zuschauern und dem Heimvorteil eher verneinen.


Author(s):  
W. E. Minichiello ◽  
L. Baer ◽  
M. A. Jenike ◽  
A. Holland

2009 ◽  
Vol 06 (01) ◽  
pp. 5-9 ◽  
Author(s):  
S. Aguilar-Gaxiola ◽  
J. Alonso ◽  
S. Chatterji ◽  
S. Lee ◽  
T. B. Üstün ◽  
...  

SummaryThe paper presents an overview of the WHO World Mental Health (WMH) Survey Initiative and summarizes recent WMH results regarding the prevalence and societal costs of mental disorders. The WMH surveys are representative community surveys that were carried out in 28 countries throughout the world aimed at providing information to mental health policy makers about the prevalence, burden, and unmet need for treatment of common mental disorders. Results show that mental disorders are commonly occurring in all participating countries. The inter-quartile range (IQR: 25th-75th percentiles) of lifetime DSM-IV disorder prevalence estimates (combining anxiety, mood, disruptive behavior, and substance disorders) is 18.1-36.1%. The IQR of 12-month prevalence estimates is 9.8-19.1%. Analysis of age-of-onset reports shows that many mental disorders begin in childhood-adolescence and have significant adverse effects on subsequent role transitions. Adult mental disorders are found in the WMH data to be associated with high levels of role impairment. Despite this burden, the majority of mental disorders go untreated. Although these results suggest that expansion of treatment could be cost-effective from both the employer perspective and the societal perspective, treatment effectiveness trials are needed to confirm this suspicion. The WMH results regarding impairments are being used to target several such interventions.


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