Narben aus nichtsuizidalem selbstverletzendem Verhalten – therapeutische Möglichkeiten der plastischen Chirurgie

Author(s):  
Eva Köllensperger ◽  
Clara Walter ◽  
Günter Germann ◽  
Holger Engel ◽  
Matthias Reichenberger

Zusammenfassung. Fragestellung: Nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) kann zu einem charakteristischen Narbenmuster führen, welches Rückschlüsse auf den Ursprung der Narben zulässt. Dies begünstigt eine Stigmatisierung der Betroffenen mit einem erheblichen Einfluss auf deren Alltag und Lebensqualität. Die chirurgischen Möglichkeiten zur Korrektur dieser Narben sind wenig bekannt, obwohl das Interesse daran seitens der Betroffenen oft groß ist und die chirurgische Therapie der stigmatisierenden Narben einen dauerhaften Abschluss mit der selbstverletzenden Vergangenheit und eine Entstigmatisierung der Betroffenen erleichtern kann. Methodik: Im Zeitraum von 5 Jahren stellten sich 600 Patient_innen mit dem Wunsch nach Korrektur ihrer NSSV-Narben erstmals in unserer plastisch-chirurgischen Narbensprechstunde vor. Dabei wurden standardisiert Daten zu den Gründen für die gewünschte Narbenkorrektur, dem Zustand der Narben und etwaigen Vorbehandlungen erhoben, außerdem die Anzahl, Lokalisation und Art der von uns durchgeführten Operationen analysiert. Ergebnisse: Stigmatisierung (57 %) und Einschränkungen bei der Kleidungswahl (18 %) wurden am häufigsten als Gründe für den Behandlungswunsch angegeben. Es wurden 358 Dermabrasionen, 55 Serienexzisionen, neun Kombinationsbehandlungen und 13 andere Eingriffe zur Korrektur der NSSV-Narben durchgeführt. Schlussfolgerungen: Plastisch-chirurgische Maßnahmen zur Korrektur von NSSV-Narben können ein wichtiger Bestandteil der Therapie von Patient_innen mit NSSV sein und sollten Betroffenen frühzeitig aufgezeigt werden.

Praxis ◽  
2006 ◽  
Vol 95 (48) ◽  
pp. 1887-1892 ◽  
Author(s):  
Werner

Die chirurgische Therapie der akuten Pankreatitis ist heute zunehmend seltener indiziert. Die Infektion der Pankreasnekrose stellt heute den Hauptrisikofaktor im Krankheitsverlauf der akuten Pankreatitis dar. Eine prophylaktische Antibiotikatherapie bei der nekrotisierenden Pankreatitis kann die Infektion und die Mortalität senken und sollte durchgeführt werden. Bei Verdacht auf eine infizierte Pankreasnekrose sollte diese durch eine Feinnadelaspiration gesichert werden. Die infizierte Pankreasnekrose ist weiterhin eine absolute Indikation für eine Operation. Ziel der Nekrosektomie ist die Entfernung des septischen Fokus. Der optimale Zeitpunkt der Operation ist nach der 3. Krankheitswoche, da zu diesem Zeitpunkt die Nekrosen demarkiert sind und so Blutungen und die Entfernung von vitalem Gewebe vermieden werden können. Operative Verfahren der Wahl sind heute die Kombination von Nekrosektomie und der postoperativen Entfernung von Nekrosen durch Drainagen oder Lavage (postoperative kontinuierliche Lavage oder «Closed Packing»). Im Gegensatz hierzu sind sterile Pankreasnekrosen nur in Ausnahmefällen operativ zu therapieren. Die fulminante Pankreatitis ist eine seltene Form der akuten Pankreatitis mit rapidem progressivem Multiorganversagen. Die Therapie ist intensivmedizinisch. Obwohl als ultima ratio häufig chirurgische Massnahmen durchgeführt werden, lässt sich der fatale Verlauf in der Regel nicht verhindern.


2010 ◽  
Vol 67 (7) ◽  
pp. 359-366
Author(s):  
Nicole Bürki

Immer mehr Frauen erkranken bereits in jungen Jahren an einem Mamma- oder Ovarialkarzinom. Die GynäkologInnen und HausärztInnen sehen sich somit zunehmend mit der Frage konfrontiert, ob bei einer ihrer PatientInnen eine genetische Prädisposition dafür vorliegt oder nicht. Sie stellen die Weichen für eine genetische Beratung und tragen wesentlich zur Erfassung und Betreuung von HochrisikopatientInnen bei. In dieser Review wird die molekulare Basis des hereditären Mamma- und Ovarialkarzinoms mit Mutationen vorzugsweise im BRCA1 und BRCA2-Gen beschrieben und dabei die Problematik der unterschiedlich hohen Penetranz aufgezeigt. Es wird dargelegt, welche Aspekte der persönlichen Anamnese und der Familienanamnese in die Risikoeinschätzung für das Vorliegen einer Genmutation einfließen und wie diese erfolgt. Kriterien, nach denen eine Zuweisung zur genetischen Beratung indiziert ist, werden präsentiert. Zudem werden Themen aufgezeigt, die in der genetischen Beratung vor und nach einer Gentestung diskutiert werden sollten. Schlussendlich wird darauf eingegangen, welche Maßnahmen einer Frau mit nachgewiesener BRCA1 oder BRCA2-Mutation zur Reduktion ihres Karzinomrisikos angeboten werden können, nämlich: Früherkennung, Chemoprävention und prophylaktisch chirurgische Maßnahmen. Kurz wird auch auf die empfohlenen Screeningmaßnahmen bei einem Mann mit einer nachgewiesenen Mutation eingegangen.


2016 ◽  
Vol 73 (9) ◽  
pp. 533-537
Author(s):  
Eliane Angst ◽  
Thomas Malinka

Zusammenfassung. Die chronisch rezidivierenden Entzündungsschübe führen zu einem progredienten fibrotischen Umbau des Pankreasgewebes. Leitsymptom sind Schmerzen! Mögliche Folgen sind Gangstrikturen, Pankreassteine, Pseudozysten, entzündliche Schwellung (Pseudotumor) des Pankreaskopfes und Hypertrophie der vegetativen Nerven. Ziel der Therapie ist, Symptome zu lindern und Komplikationen zu behandeln. Die konservative Therapie umfasst die Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema, Ernährung, Enzym-Substitution und die Supplementierung fettlöslicher Vitamine. Dank Fortschritten der endoskopisch interventionellen Möglichkeiten werden viele Patienten nicht primär vom Chirurgen gesehen. Ein frühes interdisziplinäres Therapiekonzept ist aber entscheidend, denn trotz häufiger endoskopischer Re-Interventionen benötigt eine Mehrheit der Patienten eine chirurgische Therapie. Endoskopische Therapien kommen bei nicht operablen Patienten und als primäre Therapie von alleinigen Gangstenosen und Pseudozysten in Frage. Chirurgische Therapien sind eine gute Option bei Nicht-Ansprechen der endoskopischen Therapien nach spätestens einem Jahr, Gallengangs- und Duodenalstenosen, infizierten Pseudozysten mit soliden Anteilen, Pseudotumoren, Tumorverdacht und obstruierenden Verkalkungen im Pankreaskopf.


2010 ◽  
Vol 67 (3) ◽  
pp. 105-116 ◽  
Author(s):  
Johannes Bitzer ◽  
Judith Alder

Die Sexualmedizin ist in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem integralen Bestandteil der medizinischen Grundversorgung von Frauen geworden. Ärzte brauchen deshalb einerseits die kommunikativen Fertigkeiten, um mit Patientinnen ein Gespräch über Sexualität zu führen und andrerseits ein Wissen über Modelle zur menschlichen Sexualität, über Klassifikationssysteme von Sexualstörungen und über diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Der diagnostische Prozess reicht von der Deskription des sexuellen Problems hin zur Abklärung der konditionierenden Faktoren. Diese lassen sich differenzieren in biologische Faktoren, intraindivuelle und interpersonelle psychologische Faktoren und schließlich soziokulturelle Faktoren, die jeweils als prädisponierende, auslösende und erhaltende Faktoren wirksam werden können. Der therapeutische Prozess ist gekennzeichnet durch ein Stufenprogramm, welches auf psychoedukativen und beratenden Interventionen basiert. Darauf aufbauend besteht die Therapie häufig aus einer Kombination pharmakologischer Interventionen (Hormone, PDE5-Hemmer) und spezifische psychotherapeutischer Maßnahmen (sensate focus, kognitive Interventionen, paartherapeutische Verfahren).


2016 ◽  
Vol 73 (4) ◽  
pp. 183-188
Author(s):  
Paul Kessler

Zusammenfassung: Die Anamnese ist bei Patienten, die unter Schwindel und Gleichgewichtsproblemen leiden, weiterhin das wichtigste Instrument. Sie umfasst Art, Richtung, Dauer, Schwere und beeinflussende Faktoren des Schwindels sowie otologische und neurologische Begleitsymptome. Eine Einteilung in a)akuten anhaltenden Schwindel, b)episodischen Schwindel unter Einbezug der Positionsabhängigkeit und c)chronisch anhaltenden Schwindel erlaubt bereits eine erste diagnostische Unterteilung. Die klinische Untersuchung umfasst eine Hals-Nasen-Ohren- sowie eine neurologische Untersuchung. Spezielles Augenmerk ist hierbei auf Okulomotorik, Nystagmusprüfung, Kopfimpulstest, Koordinationsprüfung, Geh-/Stehversuche und die Lagerungsprüfung zu richten. An apparativen Untersuchungen sind Orthostasetestung, Tonaudiogramm, kalorische Prüfung, Video-Kopfimpulstest und bei speziellen Fragestellungen Video-Nystagmographie und die Ableitung vestibulär-evozierter Muskelpotentiale hilfreich. Oft muss trotz aller funktionellen Diagnostik eine Magnetresonanztomografie des Neurokraniums hinzugefügt werden. In manchen Fällen empfiehlt sich ein multidisziplinärer Abklärungsgang. Die Therapie kann physikalische Massnahmen wie Repositionsmanöver oder vestibuläres Training, Pharmaka oder chirurgische Massnahmen beinhalten, wobei die Evidenzsituation einiger gängiger Therapien zu wünschen übrig lässt.


2013 ◽  
Vol 70 (7) ◽  
pp. 383-391 ◽  
Author(s):  
Lukas Marti ◽  
Christina Kruse ◽  
Marcel Zadnikar ◽  
Christine Maurus ◽  
Chan-Hi Kim ◽  
...  

Die Analfistel, die zunächst meist als akuter Abszess symptomatisch wird, ist die chronische Form derselben Krankheit. Die Fistel äußert sich durch persistierende Sekretion neben dem After und kann die Lebensqualität der Patienten durch langwierige Verläufe massiv einschränken. Die chirurgische Therapie zielt darauf ab, die Erkrankung bleibend ohne Rezidiv zu heilen, ohne dabei die Kontinenz zu schädigen. Dies sind zwei sich teilweise entgegenlaufende Forderungen, weswegen je nach Fistel verschiedene Operationen zum Einsatz kommen. Distale, einfache Fisteln werden gespalten, jedoch darf, um die Kontinenz nicht zu gefährden, nicht zu viel Schließmuskel geopfert werden. Höher gelegene, komplexe Fisteln werden meist mit Entfernung der gesamten Fistel und nachfolgender Schließmuskelnaht (Advancement Flap oder primäre Sphinkterrekonstruktion) behandelt. Neuere Techniken wie z. B. der Fistula Plug, haben eine deutlich höhere Rezidivrate, schonen anderseits die Kontinenz noch mehr und sind deshalb eine Alternative für speziell geeignete Patienten.


2019 ◽  
Vol 76 (4) ◽  
pp. 199-207
Author(s):  
David Schrembs ◽  
Robert Rosenberg

Zusammenfassung. Ein wesentlicher Teil chirurgischer Patienten leidet an malignen Tumorerkrankungen, welche jeden klinisch tätigen Chirurgen vor grosse Herausforderungen stellen. Die Heterogenität dieser onkologischen Krankheitsbilder, welche in den letzten Jahren auch durch die Fortschritte in der Bildgebung und molekularpathologischen Diagnostik noch komplexer geworden ist, macht ein universal gültiges und einfaches Behandlungskonzept unmöglich; vielmehr richtet sich die interdisziplinäre Therapie nach der Lokalisation und Entität des Primärtumors sowie einer vorhandenen Metastasierung und muss individuell und stadiengerecht geplant werden. Dabei gilt allgemein das Grundprinzip der vollständigen Resektion des Tumors mitsamt den regionalen Lymphknoten zum Erreichen der Tumorfreiheit als unumgänglich. Hier ist nach wie vor die chirurgische Therapie trotz der rasanten Fortschritte in der medikamentösen Onkologie ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen onkologischen Behandlung und in der Regel Voraussetzung zur Heilung. Selbst für fortgeschrittene Krankheitsstadien in der metastasierten Situation (z. B. beim kolorektalen Karzinom) ist in vielen Fällen ein Therapieansatz mit kurativer Intention etabliert, wobei meist ein mehrzeitiges, interdisziplinäres Vorgehen gewählt wird. Zudem hat sich in den letzten Jahren ein Trend zur minimalinvasiven Chirurgie gezeigt, dies teils in Kombination mit Roboter-assistierten Operationsverfahren. Am Beginn einer jeden Behandlung steht dabei das Tumor-Staging mit Planung des Therapiekonzeptes in der interdisziplinären Tumorkonferenz sowie die Beurteilung des Patienten in Bezug auf Begleiterkrankungen und Risikofaktoren. Auch in der onkologischen Palliativtherapie kommt der Chirurgie ein hoher Stellenwert zu, dies insbesondere bei irresektablen, obstruierenden Tumoren des Gastrointestinaltraktes. So lässt sich durch Bypassverfahren wie z. B. Gastroenterostomien die Lebensqualität deutlich verbessern, wenn sämtliche anderen Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Der folgende Artikel soll einen Überblick über die Grundsätze und Prinzipien der onkologischen Chirurgie geben, ohne auf die hochkomplexen Details der Behandlung der einzelnen Tumorentitäten einzugehen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Praxis ◽  
2003 ◽  
Vol 92 (42) ◽  
pp. 1784-1785
Author(s):  
Colquitt ◽  
Clegg ◽  
Sidhu ◽  
Royle

Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (43) ◽  
pp. 1681-1685
Author(s):  
Ruf

Die Ätiologie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist weiterhin unbekannt, sodass sich die Therapie auf die medikamentöse Behandlung der Immun- und Entzündungsreaktion beschränkt. Für die chirurgische Therapie ist die Differenzierung von M. Crohn und Colitis ulcerosa Voraussetzung, da die chirurgische Strategie aufgrund des unterschiedlichen Charakters beider Erkrankungen entgegengesetzt anzulegen ist. Die chirurgische Therapie beschränkt sich beim M. Crohn auf die Behandlung der Komplikationen in Form der darmerhaltenden Operation durch limitierte Resektion oder Strikturenplastik. Morbidität und Rezidivrate werden nicht negativ beeinflusst. Bei der Colitis ulcerosa ist durch eine Entfernung der kolorektalen Mukosa eine Heilung möglich, sodass die chirurgische Therapie nach dem Prinzip der radikalen Chirurgie erfolgt, d.h. in Form der restaurativen Proktokolektomie. Die Ergebnisse zeigen, dass bei rechtzeitiger Indikationsstellung in 70 bis 90% ein zufrieden stellendes Resultat mit einer Fehlerrate von 10 bis 15% innerhalb einer 10-Jahresperiode erzielt und der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst wird und somit eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten erreicht werden kann.


Praxis ◽  
2007 ◽  
Vol 96 (7) ◽  
pp. 237-242
Author(s):  
Bittner ◽  
Ulrich

Die Sigmadivertikulitis ist eine in den westlichen Industrienationen zunehmend häufiger zu beobachtende Erkrankung. Nach allgemeiner Übereinstimmung besteht eine Operationsindikation bei Vorliegen einer Komplikation sowie nach dem zweiten Schub bei chronisch-rezidivierendem Verlauf. Bei jüngeren Patienten sollte bereits nach einem ersten behandlungswürdigen Schub die Operation in Erwägung gezogen werden. Die Therapie der Wahl ist die Sigmaresektion mit primärer Anastomosierung. Sollte die Divertikulitis auch das untere Colon descendens betreffen, muss auch dieser Darmabschnitt mit reseziert werden. In der Notfallsituation mit schwerer lokaler oder generalisierter Peritonitis oder ausgedehnter lokaler Abszessbildung ist ein zweizeitiges Vorgehen, im Besonderen in einer nicht spezialisierten Klinik zu empfehlen, d.h. in einer ersten Operation erfolgt die Resektion mit Schaffung einer Hartmann-Situation (Blindverschluss des Rektums, endständiges Kolonstoma) und nach frühestens drei Monaten die Rückverlagerung des Stomas mit Reanatomosierung. Die Operationstechnik der Wahl ist – sofern die notwendige Expertise besteht – die Laparoskopie. Wenngleich in einer Vielzahl von Studien signifikante Vorteile für die neue Technik belegt werden konnten, so handelt es sich doch um ein vollkommen neues Verfahren, das eine signifikante Lernkurve hat, die 50-60 Operationen umfasst. Die Konversion zur konventionellen Technik ist daher nicht als ein persönliches Versagen, sondern als verantwortungsbewusstes Handeln zum Wohle des Patienten anzusehen.


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