Gewichtsverlust und Nachtschweiss mit unerwarteter Tumorlokalisation

Praxis ◽  
2007 ◽  
Vol 96 (48) ◽  
pp. 1911-1914
Author(s):  
Oberholzer ◽  
Sawatzki ◽  
Rothermundt

Wir berichten über einen 52-jährigen Patienten mit Gewichtsverlust und Nachtschweiss, bei den Laboranalysen fielen eine stark erhöhte Blutsenkung, erhöhte Immunglobuline und eine Anämie mit Geldrollenbildung auf. Differentialdiagnostisch schien ein multiples Myelom oder eine Lymphomerkrankung vorzuliegen. Auch eine HIV-Infektion war differentialdiagnostisch möglich, zumal eine entsprechende Risikokonstellation vorlag und der Patient einen Mundsoor aufwies. Urinstatus und Thoraxröntgen waren unauffällig, mittels Computertomographie wurde jedoch die Diagnose eines pulmonal metastasierenden Nierenzellkarzinoms gestellt. Nierenzellkarzinome können sich klinisch sehr vielfältig präsentieren und werden meist spät entdeckt, da spezifische Symptome fehlen. Nierenzellkarzinome führen nicht selten zu paraneoplastischen Syndromen, wie z.B. Hyperkalzämie und Hypertonie.

2022 ◽  
Author(s):  
J. Hoppe ◽  
T. Kalckreuth ◽  
M. Metelmann ◽  
J. J. Rumpf ◽  
S. Klagges ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund und Ziele Schädelbasismetastasen sind eine seltene Manifestation onkologischer Erkrankungen. Wenn Hirnnerven beteiligt sind, können schon kleine Läsionen erhebliche funktionelle Beeinträchtigungen hervorrufen. Spezifische klinische Charakteristika wie neurologische Symptome, assoziierte Primärtumoren, Prognose und optimale Therapie der Erkrankung sind schlecht definiert und sollen in dieser Arbeit systematisch dargestellt werden. Methoden Mit einem monozentrischen retrospektiven Ansatz wurden Schädelbasismetastasen bei Patienten, die im Zeitraum von 2006 bis 2018 behandelt wurden, detailliert hinsichtlich klinischer Charakteristika, der durchgeführten Therapie und des weiteren Erkrankungsverlaufs analysiert. Ergebnisse Insgesamt 45 Patienten mit Schädelbasismetastasen und Hirnnervenausfällen wurden erfasst. Die häufigsten Primärtumoren waren Prostatakarzinom (27 %), Mammakarzinom (22 %) und multiples Myelom (16 %). Die am häufigsten betroffenen Hirnnerven waren Nervus trigeminus (42 %), Nervus oculomotorius (33 %) und Nervus facialis (27 %). 84 % aller Patienten wiesen außerhalb der Schädelbasis liegende weitere Knochenmetastasen auf. Eine durale Infiltration oder eine Meningeosis neoplastica lagen bei je 13 % der Patienten vor. Nach Bestrahlung waren 61 % der Patienten hinsichtlich der auf die Schädelbasismetastase zurückzuführenden Symptome klinisch stabil, bei 22 % hatten sich die Symptome gebessert. Das mediane Gesamtüberleben betrug 8 Monate (Spanne: 0,4–51 Monate). Bei Patienten, die mit einer dosiseskalierten Bestrahlung behandelt wurden, bestand eine längere Überlebenszeit (16,4 Monate vs. 4,7 Monate). Dieser Effekt persistierte auch in der multivariaten Analyse unter Berücksichtigung der Faktoren Karnofsky-Index, Metastasenanzahl, Primärtumor und Bestrahlungsdosis (HR 0,37, p = 0,02). Diskussion Schädelbasismetastasen mit Hirnnervenausfällen haben ein vielgestaltiges Bild und oft eine schlechte Prognose. Um potenziell eine Überlebenszeitverbesserung zu erreichen, sind präzise Diagnostik und Therapie Voraussetzung. Prospektive kontrollierte Untersuchungen sind notwendig.


2017 ◽  
Vol 155 (05) ◽  
pp. 575-586 ◽  
Author(s):  
Michael Kehrer ◽  
Sebastian Koob ◽  
Andreas Strauss ◽  
Dieter Wirtz ◽  
Jan Schmolders

Zusammenfassung Hintergrund Das multiple Myelom (MM) ist als maligne hämatologische Systemerkrankung nach Einteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dem Formenkreis der Plasmazellneoplasien zuzuordnen. Die weltweite Inzidenzrate des MM liegt etwa bei 6 – 7/100 000 Einwohnern/Jahr und macht somit etwa 1% aller Krebserkrankungen der Welt aus. In Deutschland sind ca. 6000 Neuerkrankungen pro Jahr zu verzeichnen. Im Zeitalter der sog. neuen Therapiesubstanzen wie Immunmodulatoren, Proteasomeninhibitoren und Antikörpern haben sich in der Behandlung des MM enorme Fortschritte ergeben. Auf dem Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie ist es von großer Bedeutung, die Leitsymptome des MM im klinischen Alltag sicher zu erkennen und durch eine zielgerichtete Basisdiagnostik weiter abzuklären. Die operative Versorgung von myelomassoziierten Skelettläsionen, wie etwa die Stabilisierung von pathologischen Frakturen, ist Aufgabe der orthopädischen Chirurgie. Methoden Auf Grundlage einer umfassenden Literaturrecherche, die selektiv in PubMed mit den Stichworten „multiple myeloma“ and „diagnostic“ or „therapy“ erfolgte, wurde die verfügbare Primär- und Sekundärliteratur zu aktuellen Standards in der Diagnostik und Therapie des MM beurteilt. Eingeschlossen wurden systematische Reviews, Metaanalysen, klinischen Studien und internationale Therapieempfehlungen bis Frühjahr 2016. Ergebnisse Es existieren heute sehr sensitive Nachweismethoden in der Diagnostik des MM, die neben der bildgebenden Skelettdiagnostik und histologischen Knochenmarkuntersuchung insbesondere die klinisch-chemische Serum- und Urindiagnostik, einschließlich eines 24-h-Sammelurins umfassen. Nach heutigem Kenntnisstand besteht das therapeutische Grundkonzept aus der Kombination einer Hochdosischemotherapie (HDT) und einer autologen Blutstammzelltransplantation (ASCT). Die einzelnen Therapiesäulen der meist multimodalen Behandlungsstrategie sind in enger fachübergreifender Zusammenarbeit patientengerecht abzuwägen. Hierbei ist für die Bewertung des Risikoprofils des Patienten das Lebensalter, die Komorbiditäten sowie der individuelle Krankheitsverlauf (Rezidivneigung oder therapierefraktäre Krankheitsprogression) zu berücksichtigen. Bei Patienten > 70. – 75. Lebensjahr und/oder schweren Komorbiditäten, für die eine HDT und ASCT i. d. R. ungeeignet ist, müssen Indikationen für konventionelle Therapieoptionen gestellt werden. Darüber hinaus sind supportive Behandlungsmaßnahmen wie die Gabe von Bisphosphonaten zur Knochenprotektion, stabilisierende Operationen von pathologischen Frakturen oder eine lokale Strahlenbehandlung von schmerzhaften Osteolysen in das gesamtheitliche Therapiekonzept des MM einzubinden. Schlussfolgerung In aktuellen Studienuntersuchungen konnte gezeigt werden, dass neue Wirkstoffgruppen wie Proteasomenhemmer, immunmodulatorische Substanzen und Antikörper bereits vielversprechend in der Behandlung des MM eingesetzt werden können, um die Prognose und Lebensqualität von Myelompatienten in Zukunft weiter zu verbessern. Hierbei werden die Therapiealgorithmen komplexer und kostenintensiver.


2020 ◽  
Vol 45 (06) ◽  
pp. 544-549
Author(s):  
Marc Schmalzing ◽  
Stefan Knop

ZusammenfassungIn der rheumatologischen Praxis wird eine monoklonale Gammopathie (MGUS) häufig als Zufallsbefund entdeckt. Meist handelt es sich um einen Laborbefund ohne Krankheitswert, diese Fälle werden als monoklonale Gammopathien unklarer Signifikanz (MGUS) bezeichnet. Für mehrere rheumatisch-entzündliche Systemerkrankungen ist ein erhöhtes Risiko für MGUS bekannt. Aus einer MGUS kann sich ein multiples Myelom, eine primär systemische Amyloidose oder eine andere lymphatische Neoplasie entwickeln. Die relevanten Krankheitsdefinitionen werden genannt und es werden Algorithmen aufgezeigt, um eine monoklonale Gammopathie weiter abzuklären und abhängig vom Progressionsrisiko Verlaufskontrollen vorzunehmen. Die Erkenntnisse darüber, ob rheumatologische Therapien Einfluss auf das Progressionsrisiko haben, sind bislang begrenzt.


2006 ◽  
Vol 63 (9) ◽  
pp. 579-584 ◽  
Author(s):  
Simonetti ◽  
Konrad
Keyword(s):  

Die Urindiagnostik bei Kindern ist komplex und die Schwierigkeiten beginnen insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern bereits bei der Uringewinnung. Mittelstrahlurin ist eine gute Methode für Kinder mit Blasenkontrolle, bei Säuglingen ist zum Nachweis von Harnwegsinfektionen meist eine Blasenkatheterisierung oder eine suprapubische Blasenpunktion notwendig. Die Uringewinnung mittels Urinsäckli darf nur zum Ausschluss und nicht für die Diagnose von Harnwegsinfektionen angewendet werden. Eine Urinkultur sollte auf keinen Fall von einem Urinsäckli abgenommen werden. Die oft gewünschte 24-Stunden-Urinsammlung muss im Säuglingsalter durch die Einzelprobe ersetzt werden, wobei die gemessenen Konzentrationen im Verhältnis zur Kreatinin-Konzentration angegeben werden.


2017 ◽  
Vol 74 (10) ◽  
pp. 535-541 ◽  
Author(s):  
Christoph Dehnert ◽  
Peter Bärtsch

Zusammenfassung. Wenn unakklimatisierte Personen zu schnell in grosse Höhen aufsteigen, drohen höhenbedingte Erkrankungen wie akute Bergkrankheit (ABK), Höhenhirnödem (HHÖ) oder Höhenlungenödem (HLÖ). Am häufigsten tritt die ABK auf, die grundsätzlich harmlos und in der Regel selbstlimitierend ist. Relativ selten, aber potenziell lebensbedrohlich sind HHÖ und HLÖ. In diesem Artikel wird auf ABK und HHÖ eingegangen. Ob es sich bei ABK und HHÖ um unterschiedliche Ausprägungen der gleichen Erkrankung handelt, ist noch nicht abschliessend geklärt. Die ABK äussert sich 4 – 8 Stunden nach Aufstieg in Höhen über 2300 m durch die unspezifischen Symptome Kopfschmerzen, Inappetenz, Übelkeit, Schwindel und Schlafstörungen. Ein HHÖ deutet sich bei therapieresistenten Kopfschmerzen oder wiederholtem Erbrechen an. Wenn Bewusstseinstrübungen oder zentralneurologische Symptome wie Ataxie auftreten, liegt ein manifestes HHÖ vor. Die ABK kann mit dem Lake-Louise-Score sehr gut erfasst werden. Beste Prophylaxe aller Höhenerkrankungen sind langsamer Aufstieg und gute Vorakklimatisation. Im Allgemeinen sollte die durchschnittliche Steigerung der Schlafhöhe nicht über 300 – 500 m pro Nacht liegen. Bei hoher Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer ABK kann auch eine medikamentöse Prophylaxe mit Acetazolamid (2 × 125 – 250 mg / Tag) oder Corticosteroiden (Dexamethason 2 – 3 × 4 mg / Tag oder eine Äquivalenzdosis anderer Corticosteroide) erfolgen. Die leichte ABK kann symptomatisch mit gängigen nichtsteroidalen Antirheumatika und / oder Antiemetika behandelt werden, ohne dass ein Abstieg zwingend erforderlich ist. Wenn sich die Symptome dabei verschlechtern, primär eine schwere ABK oder ein HHÖ vorliegt, ist ein sofortiger Abstieg um mindestens 1000 m Therapie der Wahl. Parallel dazu sind Corticosteroide indiziert, initial 4 – 8 mg / Tag, gefolgt von 4 mg alle 6 – 8 Stunden in Abhängigkeit von der Symptomatik.


2012 ◽  
Vol 69 (9) ◽  
pp. 517-522 ◽  
Author(s):  
J. Seiffge ◽  
Nedeltchev ◽  
A. Lyrer
Keyword(s):  

Nach 60 Jahren der Monopolstellung von Vitamin-K Antagonisten (VKA) zur Primär- und Sekundärprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) haben nun neue Substanzen, Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban, den Beweis der gleicher Wirksamkeit bei geringer Rate von Blutungskomplikationen erbracht. Auch wenn die neuen Substanzen klare Vorteile gegenüber VKA zeigen (fixe Dosierung, keine Gerinnungskontrollen, weniger Interaktionen mit Lebensmitteln und anderen Medikamenten) lässt sich aktuell bei keiner der Substanzen ein klarer Vorteil erkennen. Welche Patienten sind Kandidaten für die neuen oralen Antikoagulanzien (oAK)? Die präsentierten Studiendaten beziehen sich ausschließlich auf die Primär- und Sekundärprävention bei VHF. Ideale Kandidaten für die neuen Substanzen sind aus heutiger Sicht Patienten mit VHF, deren Einstellung auf einen therapeutischen INR sich mit VKA als schwierig erweist bzw. die regelmäßige Blutentnahmen nicht wünschen oder aber deren Durchführung schwierig ist (z. B. weite Entfernung zum nächsten Arzt). Dies kann auch auf Patienten nach Hirnschlag infolge Vorhofflimmerns angewendet werden. Welche Patienten erhalten (weiterhin) VKA? Es besteht keine Indikation, Patienten die jahrelang unter VKA-Therapie stabil gewesen sind und insbesondere stabile INR-Werte innerhalb des therapeutischen Bereichs aufweisen auf eine der neuen Substanzen umzustellen. Auch wird weiterhin eine Therapie mit VKA notwendig sein bei Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz oder Patienten, die eine Therapie mit einem Medikament benötigen, welches mit den neuen oAK interagiert (z. B. Ketoconazol) oder eine weitere Indikation für VKA (z. B. ein mechanischer Herzklappenersatz) besitzen.


2020 ◽  
Vol 77 (10) ◽  
pp. 511-516
Author(s):  
Markus Knupp ◽  
Sjoerd A. Stufkens

Zusammenfassung. Die Arthrose am oberen Sprunggelenk ist in der Bevölkerung weit verbreitet und häufig auf vorgängige Traumata zurückzuführen. Am häufigsten tritt sie nach Frakturen und rezidivierenden Distorsionen auf. Im fortgeschrittenen Stadium stellt die Sprunggelenksprothese eine sichere Behandlungsoption für den Patienten dar, welche die Lebensqualität nur wenig einschränkt. Ob im konkreten Fall eine Sprunggelenksprothese oder eine Arthrodese durchgeführt wird, hängt vom Gelenk (Bänder- und Knochenqualität), dem Zustand der Nachbargelenke (unteres Sprunggelenk, Kniegelenke) sowie vom generellen Gesundheitszustand des Patienten ab. Da in vielen Fällen neben der Destruktion des Gelenkes eine Mitbeteiligung der benachbarten Gelenke, der Bänder und Sehnen vorgefunden wird, sollten die Prothesen am oberen Sprunggelenk nur von ausgewiesenen Spezialisten implantiert werden.


2013 ◽  
Vol 70 (9) ◽  
pp. 503-508
Author(s):  
Marcel Weber

Auch wenn das Symptom „Kreuzschmerzen“ alltäglich und oft „banal“ ist (zweithäufigster Grund für eine Arztkonsultation [1], 3.15 % aller Personen in amerikanischen Notfallstationen [2]), dürfen konsequenzenreiche Differenzialdiagnosen nicht übersehen werden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei, neben dem Wissen um diese Differenzialdiagnosen, auf dem genauen Zuhören und einigen Zusatzfragen zur Abrundung einer präzisen Anamnese. Die klinische Untersuchung wird die vermuteten Diagnosen erhärten und mögliche Differenzialdiagnosen ausschließen. Zusatzuntersuchungen sind selten notwendig, können aber bei begründetem Verdacht, beispielsweise auf eine Spondylodiszitis oder eine Arteriendissektion, lebensrettend sein. Therapeutisch steht die Motivation zu Alltagsaktivitäten und die hausärztliche Führung im Vordergrund.


VASA ◽  
2007 ◽  
Vol 36 (1) ◽  
pp. 5-16 ◽  
Author(s):  
Hinrichs

In der Gefäßmedizin liegen bisher wenige Studien über geschlechtsabhängige Unterschiede bei Erkrankungen, im Krankheitsverlauf und in der Therapie vor. Die Risikofaktoren sind zwischen Männern und Frauen unterschiedlich verteilt mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die kardiovaskulären Erkrankungen. Ein besonders hohes Risiko haben diabetische Frauen. Der Anteil der Raucherinnen mit dem Risiko für eine Aggravation der anderen Risikofaktoren nimmt zu. Bei jungen rauchenden Frauen stellt das «hypoplastische aortoiliakale Syndrom» eine besondere Verlaufsform der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (AVK) mit einer schlechten Prognose dar. Eine günstige Beeinflussung von Gefäßereignissen durch Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Hingegen scheint an Koronarien getestetes Testosteron einen günstigen Effekt auf Gefäßweite und Endothel zu haben. Frauen mit einer AVK sind Hochrisikopatientinnen mit einem hohen Risiko für gefäßassoziierte Todesfälle. Periprozedurale Komplikationen finden sich bei fast allen untersuchten Operationen/Interventionen häufiger bei Frauen. Zudem ist die Erkrankung bei Frauen weiter fortgeschritten, wenn eine therapeutische Intervention durchgeführt wird. Insbesondere Männer profitieren bei asymptomatischen hochgradigen Karotisstenosen von einem operativen Eingriff, da sie ein höheres Risiko für einen ischämischen Insult als Frauen haben. Bei Frauen hingegen wiegt das deutlich erhöhte perioperative Risiko den Nutzen auf. Einige Studien weisen auf einen Geschlechter-Bias in der Behandlung hin: Frauen erhalten seltener als Männer eine revaskularisierende Therapie, seltener eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie oder eine Thromboseprophylaxe. In der Pharmakotherapie ist wegen der unterschiedlichen Metabolisierung mit mehr Nebenwirkungen bei Patientinnen zu rechnen. Trotzdem sind Frauen bisher in Medikamentenstudien im Vergleich zu Bevölkerungsanteil und Krankheitsprävalenzen unterrepräsentiert. Weitere Studien mit geschlechtsabhängiger Auswertung und eine erhöhte Sensibilität für geschlechtsbedingte Erkrankungsunterschiede sind nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen der Genderforschung in der Gefäßmedizin dringend erforderlich.


Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (28) ◽  
pp. 1103-1111 ◽  
Author(s):  
Schüpfer ◽  
Babst

Verschiedene Ansätze zur Reform des schweizerischen Gesundheitswesens werden diskutiert, ohne dass ein klarer Entscheid für eine mehr planwirtschaftliche oder eine mehr wettbewerbliche Ausrichtung vorliegt. Trotz gleichbleibendem Leistungsauftrag bezüglich Angebot, Menge und Qualität, werden die Mittel für die öffentlichen Spitäler bei zum Teil sinkenden Preisen (= Tarifen) reduziert. Das Rationalisierungspotential beim Personal ist dabei weitestgehend ausgeschöpft, weshalb nun zunehmend eine verdeckte Rationierung einsetzt. Dieser Leistungsabbau führt zu Qualitätsverlust in der Behandlung der Patienten, zu Burn-out beim Pflegepersonal und zu Frustrationen bei den verantwortlichen Kaderärzten. Die bedrohte Qualitäts- und Sicherheitslage erfordert deshalb vom Leistungserbringer Schritte in Richtung einer Qualitätstransparenz zur Monitorisierung der Folgen einer einseitigen auf Kosten fokussierten Gesundheitspolitik und die Einführung eines integralen Risikomanagements zur Gewährleistung grösstmöglicher Sicherheit für den Patienten in einem System mit beschränkten Ressourcen. Es wird zudem eine Bewertung möglicher Auswege aus der Falle der verdeckten Rationierung vorgenommen. Diskutiert werden folgende Lösungsansätze: 1. explizite Rationierung, 2. Ansätze für eine grundlegende Reform des Gesundheitswesens in der Schweiz, 3. Restrukturierung der Leistungserbringer unter Berücksichtigung von Skaleneffekten und 4. Wettbewerb. In jedem Fall aber hat sich auch die Rechtssprechung den beschränkten Mitteln anzupassen und ihre Optik sollte die politische und ökonomische Sicht der Rationierung im Gesundheitswesen, als neues Element neben der Patientensicherheit mit berücksichtigen. Die Ärzte dürfen nicht allein in die Rolle der Rationierer gedrängt werden, sie wollen und können diese Rolle nicht übernehmen. Dies ist Aufgabe der Politik.


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