Metabole Chirurgie: Kann der Diabetes mellitus Typ 2 chirurgisch behandelt werden?

Praxis ◽  
2010 ◽  
Vol 99 (4) ◽  
pp. 241-247
Author(s):  
Müller ◽  
Nocito ◽  
Schiesser

Der Diabetes mellitus Typ 2 stellt ein schwerwiegendes gesundheitsökonomisches Problem in der westlichen Welt dar. Übergewicht ist ein entscheidender Risikofaktor für das Auftreten eines Diabetes mellitus Typ 2. Nach bariatrischer Chirurgie (BMI >35 kg/m2) wurde bei einem Grossteil der Patienten bereits kurz postoperativ ein Verschwinden des Diabetes mellitus Typ 2 beobachtet. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Magenbypassoperation die diabetesspezifische Letalität günstig beeinflusst. Diese Erkenntnisse eröffneten das Feld der metabolen Chirurgie. Die Beeinflussung des Glukosemetabolismus und damit des Diabetes mellitus Typ 2 durch operative Verfahren ist bislang erst in Kohorten mit kleinen Fallzahlen (Patienten mit BMI <35 kg/m2) klinisch untersucht worden. Die physiologischen Veränderungen und der Einfluss bariatrischer Operationen auf den Typ-2-Diabetes wurden einerseits in Tiermodellen und andererseits klinisch bei Patienten mit morbider Adipositas nach bariatrischer Chirurgie untersucht. Die Erkenntnisse, welche sowohl aus den tierexperimentellen Studien als auch aus den klinischen Beobachtungen hervorgegangen sind, können in Zukunft zu neuen Denkansätzen und therapeutischen Strategien führen.

2014 ◽  
Vol 23 (02) ◽  
pp. 97-99
Author(s):  
J. M. Patsch

ZusammenfassungDie diabetische Osteopathie ist eine komplexe metabolische Knochenerkrankung mit oft normaler Knochenmineraldichte, jedoch einer paradoxen Frakturanfälligkeit. Neben niedrigem Knochenumsatz, pathologischen Knochenmatrixveränderungen, Myopathie, Neuropathie und anderen diabetischen Sekundärkomplikationen dürfte der kortikalen Porosität bei Typ-2-Diabetes mellitus eine besondere pathophysiologische Bedeutung zukommen. Während postmenopausale Typ-2-Diabetikerinnen ohne stattgehabte Frakturen einen dicken und besonders aporösen Kortex aufwiesen, war bei Frauen mit prävalenten Insuffizienzfrakturen ein hochporöser kortikaler Phäntotyp allfällig. Die biomechanische Bedeutung, zeitliche Entwicklung, morphologische Dynamik und mögliche therapeutische Modulierbarkeit dieser Ergebnisse wird in Zukunft noch im Detail zu erforschen sein.


2011 ◽  
Vol 05 (01) ◽  
pp. 37-45
Author(s):  
E. Shang ◽  
T. Hasenberg

ZusammenfassungIn Deutschland haben 20 % der Männer und 21,1 % der Frauen einen BMI über 30. Geschätzte 1,02 Millionen erwachsene Männer und Frauen in Deutschland sind morbid adipös (BMI >40). Diese Verbreitung der Adipositas und vor allem der morbiden Adipositas in Deutschland ist mit der Adipositasinzidenz in Nordamerika vergleichbar. Die bisherigen, konservativen Adipositas-Therapiekonzepte mit langfristigen Erfolgsraten von unter 1–2 % versprechen keine Entspannung dieser Situation. Nachhaltige und flächendeckende Präventionsprogramme sind ebenfalls nicht in Sicht. Die derzeit einzige, auch langfristige, Therapie gegen die morbide Adipositas ist die Adipositaschirurgie, auch Bariatrische Chirurgie genannt. Im Kampf gegen die morbide Adipositas stehen ganz unterschiedliche operative Maßnahmen zur Verfügung. Grundsätzlich können restriktive (Magenband, Magenschlauch) und kombiniert restriktiv und malabsorptive Verfahren (Roux-Y-Magenbypass, Bilio-Pankreatische Diversion) unterschieden werden. Neben einem Verlust von bis zu 75–80 % des Übergewichts stehen vor allem auch die Remissionsraten der Begleiterkrankungen, wie Diabetes mellitus Typ 2 oder das metabolische Syndrom, im Vordergrund. So kann die deutlich reduzierte Lebenserwartung morbid Adipöser an die von Normalgewichtigen angeglichen werden. Nachfolgend werden Möglichkeiten und Grenzen der bariatrischen Chirurgie zum aktuellen Zeitpunkt dargestellt.


Schlaf ◽  
2013 ◽  
Vol 2 (04) ◽  
pp. 213-217
Author(s):  
Joachim Ficker

Sowohl die obstruktive Schlafapnoe (OSA), als auch der Typ-2-Diabetes (DM2) sind häufige Erkrankungen, die auch oft gemeinsam auftreten. Beide Erkrankungen sind eng mit der Adipositas als gemeinsamem Risikofaktor verbunden. Epidemiologische Studien zeigen jedoch, dass sowohl Diabetiker unabhängig von ihrer Adipositas ein erhöhtes Risiko haben, an einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom zu leiden. Umgekehrt haben auch OSA-Patienten unabhängig von ihrer Adipositas ein erhöhtes Risiko, an einem DM2 zu erkranken. Epidemiologische Beobachtungen haben in den vergangenen Jahren intensive Studien veranlasst, die uns heute erlauben, zumindest manche der pathophysiologischen Mechanismen zu verstehen, welche die Krankheitsbilder der obstruktiven Schlafapnoe und des Diabetes mellitus Typ 2 miteinander verbinden.


2018 ◽  
Vol 16 (03) ◽  
pp. 112-117
Author(s):  
Stephan Scharla

ZUSAMMENFASSUNGDiabetes mellitus und Osteoporose sind häufige Erkrankungen. Deshalb gibt es viele Patienten, die an beiden Krankheiten gleichzeitig leiden. Darüber hinaus sind jedoch sowohl der Typ-1- als auch der Typ-2-Diabetes jeweils prädisponierende Erkrankungen, die das Risiko für Osteoporose und Frakturen erhöhen. Dabei ist das Risiko bei einem Diabetes mellitus Typ 1 stärker ausgeprägt, während bei Diabetes mellitus Typ 2 vor allem Patienten mit längerer Krankheitsdauer, schlechter Stoffwechsellage, Insulinpflichtigkeit und vaskulären Folgeschäden frakturgefährdet sind. Die Knochendichte ist bei Menschen mit Typ-1-Diabetes erniedrigt, während insbesondere adipöse Typ-2-Diabetespatienten auch höhere Knochendichtewerte aufweisen können. Das Frakturrisiko wird jedoch nicht nur durch Veränderungen der Knochendichte und der Knochenarchitektur erhöht, sondern auch durch veränderte Knochenmaterialeigenschaften (veränderte Kollagen-Quervernetzung). Pathogenetische Faktoren sind Hyperglykämie, hormonelle Veränderungen und der Einfluss von oralen Antidiabetika. Während Inkretine und DPP-4-Hemmer das Frakturrisiko zu senken scheinen, sind Glitazone mit höherem Risiko assoziiert. Auch SGLT-2-Hemmer könnten bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einem höheren Frakturrisiko behaftet sein. Die Therapie der Osteoporose bei Menschen mit Diabetes mellitus unterscheidet sich nicht vom Vorgehen bei primärer Osteoporose. Die Effizienz von antiresorptiven Medikamenten wird durch den Diabetes mellitus nicht beeinflusst.


2018 ◽  
Vol 10 (02) ◽  
pp. 30-35 ◽  
Author(s):  
Roland Zerm ◽  
Matthias Kröz

ZusammenfassungHafer spielte viele Jahrzehnte lang eine wichtige Rolle in der diätetischen Therapie von Diabetes mellitus. Mit der Entdeckung des Insulins durch Frederick G. Banting und Charles H. Best 1921 und im weiteren Verlauf durch die Verbreitung oraler Antidiabetika geriet Hafer als Therapeutikum zunehmend in Vergessenheit. Doch in den vergangenen 15 Jahren erlebt er eine regelrechte Renaissance, insbesondere in der Behandlung der Insulinresistenz bei Diabetes mellitus Typ 2. Standen zunächst die guten klinischen Erfahrungen im Vordergrund, konnten in den letzten Jahren immer mehr wissenschaftliche Daten zur Wirksamkeit sowie Erkenntnisse zu möglichen Wirkmechanismen auf molekularbiologischer Ebene gewonnen werden.


2002 ◽  
Vol 59 (8) ◽  
pp. 402-409
Author(s):  
Wiesli ◽  
Spinas

Die Insulintherapie stellt neben der Diät und der körperlichen Aktivität die effizienteste Behandlungsoption bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 dar. Die Insulintherapie ist eine sichere Behandlungsform, welche auch bei erheblicher Komorbidität eingesetzt werden kann. Wird das individuelle und rational festgelegte Therapieziel bei einem Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 trotz adäquater Maßnahmen bezüglich Diät, körperlicher Aktivität und dem Einsatz oraler Antidiabetika nicht erreicht, ist eine Insulintherapie gerechtfertigt. Der Beginn einer Insulintherapie erfolgt am einfachsten mit der Kombination von Insulin und oralen Antidiabetika. Die Applikation eines Verzögerunsinsulins vor der Bettruhe (bedtime-Insulin) als primäre Strategie der Insulintherapie kann mit jeder oralen antidiabetischen Therapie tagsüber sinnvoll kombiniert werden. Ist mit dieser Kombinationsbehandlung die Stoffwechseleinstellung ungenügend, kann zu den Mahlzeiten ein kurzwirksames Insulinpräparat (Normalinsulin oder kurzwirksames Insulinanalogon) anstelle der oralen Antidiabetika appliziert werden. Das bedtime-Insulin wird je nach Blutzuckerverlauf über die Nacht gestoppt (prandiale Insulintherapie, mealtime Insulin) oder fortgeführt (Basis-Bolus-Therapie). Die Therapie mit Mischinsulin ist nicht die primäre Therapiemodalität bei Patienten mit Typ 2 Diabetes. Welche Strategie der Insulintherapie im Einzelfall bei einem Patienten mit Typ 2 Diabetes eingeleitet wird, muss individuell aufgrund der Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten festgelegt werden. Die Indikation sollte auf jeden Fall nicht zu spät gestellt werden und die erste Dosis nie zu hoch gewählt werden.


2017 ◽  
Vol 12 (05) ◽  
pp. 372-385
Author(s):  
Matthias Weck

In den letzten Jahren wurden die Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien publiziert, die im 5-Jahres-Verlauf die metabolischen Effekte der bariatrischen Chirurgie mit konventionellen Formen der Gewichtsreduktion vergleichen. Diese Studien zeigen unisono, dass die bariatrische Chirurgie hinsichtlich der Besserung der diabetischen Stoffwechsellage den konventionellen Behandlungsformen signifikant überlegen ist. Die Diabetesremissionsraten variieren abhängig von Ausgangsparametern, Operationsmethode und Follow-up-Dauer zwischen 95 und 23 %.Ist Diabetes heilbar durch bariatrische Chirurgie? Die klare Antwort muss lauten: Nein, aberInsofern ist die bariatrische Chirurgie in Form von Roux-en-Y Gastric Bypass (RYGB), Laparoscopic Sleeve Gastrectomy (LSG) und den neueren Verfahren wie Omega Loop Bypass („Mini-Bypass“) oder biliopankreatische Diversion (BPD) eine wirkungsvolle therapeutische Option in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 und verringert offenbar auch das Risiko des Auftretens von mikrovaskulären Diabetesfolgekomplikationen. Je früher im Krankheitsverlauf die bariatrische Chirurgie SSherangezogen wird, desto effektiver scheinen diese Verfahren zu sein.Welche der Operationen für Patienten mit Typ-2-Diabetes am besten geeignet ist, ist derzeit nicht definitiv entschieden. Der RYGB scheint etwas effektiver zu sein. Die Verfahren der bariatrischen Chirurgie gehören in das Spektrum der differenzialtherapeutischen Überlegungen insbesondere bei adipösen Patienten mit Typ-2-Diabetes mit einem BMI > 35 kg/m².Die Mechanismen der Verbesserung der diabetischen Stoffwechsellage durch bariatrische Operationen werden anhand der aktuellen Literatur detailliert beschrieben. Die Indikationen, Kontraindikationen, Komplikationen und Therapiealgorithmen der bariatrischen Chirurgie bei Typ-2-Diabetes sind in den entsprechenden Leitlinien ausführlich dargestellt und nicht Gegenstand dieser Publikation.


2019 ◽  
Vol 34 (04) ◽  
pp. 184-189
Author(s):  
Ute Fiederling

ZusammenfassungDie Ernährung zielt bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) nicht ausschließlich auf eine ausreichende Nährstoffversorgung, sondern stellt darüber hinaus, gemeinsam mit Bewegung, die Therapiegrundlage dar 1. Dabei werden meist umfangreiche Empfehlungen bezüglich der Makronährstoffe gegeben (s. Heft 3–2019), während Mikronährstoffe häufig weniger Beachtung finden.


2017 ◽  
Vol 142 (15) ◽  
pp. 1123-1127 ◽  
Author(s):  
Lucas Adrian ◽  
Christian Werner ◽  
Ulrich Laufs

Was ist neu? Neue Einteilung Die neuen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) unterscheiden eine Herzinsuffizienz (HF) mit reduzierter (HRrEF), mittelgradig eingeschränkter (HFmrEF) und erhaltener (HFpEF) Ejektionsfraktion (EF). Diagnostik Für Patienten mit Verdacht auf Herzinsuffizienz (nicht-akuter Beginn) wird in der Leitlinie ein neuer diagnostischer Algorithmus vorgestellt. Prävention Nach den Ergebnissen der EMPA-REG-OUTCOME-Studie wird Empagliflozin zur Senkung der Mortalität bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 empfohlen. Therapie Der Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) Sacubitril/Valsartan erhält eine IB-Empfehlung für Patienten, die mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) < 40 % trotz der Gabe von ACE-Hemmer, Betablocker und Mineralokortikoid-Rezeptorantagonist weiterhin symptomatisch sind. Komorbiditäten Für Typ-2-Diabetes, Eisenmangel, Asthma bronchiale und adaptive Servoventilation wurden Änderungen der Empfehlung im Vergleich zur vorherigen Leitlinie vorgenommen. Akute Herzinsuffizienz Die neuen ESC-Leitlinien betonen die Wichtigkeit der klinischen Evaluation des Patienten mit der Erhebung des Perfusions- und Stauungszustandes zur Ableitung therapeutischer Maßnahmen.


2018 ◽  
Vol 16 (06) ◽  
pp. 238-245 ◽  
Author(s):  
Roland Zerm ◽  
Matthias Kröz

ZUSAMMENFASSUNGHafer spielte viele Jahrzehnte lang eine wichtige Rolle in der diätetischen Therapie von Diabetes mellitus. Mit der Entdeckung des Insulins durch Frederick G. Banting und Charles H. Best 1921 und im weiteren Verlauf durch die Verbreitung oraler Antidiabetika geriet Hafer als Therapeutikum zunehmend in Vergessenheit. Doch in den vergangenen 15 Jahren erlebt er eine regelrechte Renaissance, insbesondere in der Behandlung der Insulinresistenz bei Diabetes mellitus Typ 2. Standen zunächst die guten klinischen Erfahrungen im Vordergrund, konnten in den letzten Jahren immer mehr wissenschaftliche Daten zur Wirksamkeit sowie Erkenntnisse zu möglichen Wirkmechanismen auf molekularbiologischer Ebene gewonnen werden.


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