scholarly journals Erprobung und Akzeptanz eines psychosozialen Screenings in der primärärztlichen und orthopädischen Versorgung zur Steuerung des Rehabilitationszugangs bei muskuloskelettalen Erkrankungen

2019 ◽  
Vol 29 (04) ◽  
pp. 206-214
Author(s):  
Stefanie Schmidt ◽  
Franziska-Antonia Zora Samos ◽  
Andreas Klement ◽  
Julia-Marie Krüger ◽  
Wilfried Mau

Zusammenfassung Hintergrund Für muskuloskelettale Erkrankungen konnte in zahlreichen Studien eine hohe psychische Komorbidität festgestellt werden. Aufgrund der für die PatientInnen oftmals im Vordergrund stehenden somatischen Beschwerden werden psychische Belastungen im Behandlungsprozess und bei der Reha-Antragstellung vielfach nicht erkannt bzw. in Befundberichten nicht benannt. Dementsprechend fehlen behandelnden ÄrztInnen häufig Informationen und dem Leistungsträger bei der Reha-Antragsbewertung und nachfolgenden Klinikauswahl angemessene Entscheidungsgrundlagen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Erprobung eines differenzierten Screenings für psychische Problemlagen im Vorfeld der Rehabilitation. Material und Methoden In der vorliegenden clusterrandomisierten Studie sollten niedergelassene ÄrztInnen aus hausärztlichen und orthopädischen Praxen aus Mitteldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) ihre PatientInnen bei Antrag auf Rehabilitation bitten, den üblichen Antragsunterlagen zusätzlich einen ausgefüllten Ultra-Kurz-Screening-Fragebogen (UKS) für die PrüfärztInnen der Rentenversicherung beizulegen. Neben soziodemografischen und rehabilitationsbezogenen Parametern wurden gesundheitsbezogene Merkmale von insgesamt 119 PatientInnen erhoben. Zusätzlich wurden Analysen zur Reliabilität und Validität des UKS durchgeführt. Des Weiteren wurden die Zuweisungsentscheidungen der PrüfärztInnen dokumentiert. Außerdem wurde den teilnehmenden PraxisärztInnen (n=106) als auch allen PrüfärztInnen der Rentenversicherung (n=42) ein Fragebogen vorgelegt, um ihre Einschätzung zu psychosozialem Screening im Rahmen der Reha-Antragstellung und -entscheidung zu erfahren. Ergebnisse Im UKS zeigten sich bei der Mehrheit der StudienteilnehmerInnen zum Zeitpunkt der Reha-Antragstellung Hinweise auf moderate psychosoziale Problemlagen (69%), bei guten psychometrischen Werten für Reliabilität und Validität im Vorfeld der Rehabilitation. Von der Mehrheit (78%) der Vertrags- und PrüfärztInnen wurde die routinemäßige Implementierung des UKS in die Reha-Antragstellung bei MSK befürwortet. Diskussion Zusammenfassend erscheint es sinnvoll, psychosoziale Belastungen standardisiert im Rahmen der Reha-Antragstellung zu erfassen, damit behandelnden und antragsbearbeitenden ÄrztInnen diese zusätzliche Information zur bedarfsgerechten Auswahl und Zuweisung geeigneter Interventionen und Rehabilitationskonzepte vorliegt. Eine Integration des UKS in die Routineanwendung sollte unter Beachtung der in dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse weiter evaluiert werden.

Arbeit ◽  
2016 ◽  
Vol 25 (1-2) ◽  
Author(s):  
Simon Pfaff ◽  
Marc Kuhn

ZusammenfassungEine hohe Arbeitszufriedenheit hat – unabhängig vom Grad der Behinderung – nicht nur einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Beschäftigten, sondern auch eine hohe Bedeutung für den Arbeitgeber. Trotzdem finden sich in der standardisierten Umfrageforschung kaum Arbeiten, die sich systematisch der Zufriedenheit behinderter und nicht-behinderter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer widmen. In diesem Beitrag zur Methodenentwicklung und Methodendiskussion entwickeln wir basierend auf verfügbaren Messinstrumenten einen Vorschlag zur Messung der allgemeinen Arbeitszufrie-denheit. Auf der Grundlage einer Befragung in Integrationsfirmen in Baden-Württemberg prüfen wir Aspekte der Reliabilität und Validität des Erhebungsinstruments. Dabei stellen wir fest, dass die resultierende Datenqualität als zufriedenstellend angesehen werden kann.


Author(s):  
Franziska Gudula Loth ◽  
Martin Zeschke ◽  
Jakob Bickhardt ◽  
Thomas Heindl ◽  
Stephan Mühlig

Zusammenfassung. Zielsetzung: Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD wird hauptsächlich durch Tabakrauchen verursacht. Die Quote aktiver Raucher liegt in dieser Patientengruppe bei 33–50 %. Zugleich weisen COPD-Patienten eine im Bevölkerungsvergleich überdurchschnittliche psychische Komorbidität auf. Mögliche Zusammenhänge zwischen Depressivität, Tabakrauchen und Abstinenzerfolg werden im prospektiven Kohortendesign nach einer komplexen Tabakentwöhnungsintervention bei COPD untersucht. Methode: Anhand einer Teilstichprobe (N = 209) der ATEMM-Studie (AOK PLUS-Studie zur strukturierten Tabakentwöhnung durch pneumologische Facharztpraxen und Psychotherapeuten in Sachsen und Thüringen mit Minimalintervention vs. Maximalintervention) wurde überprüft, inwieweit Patienten mit depressiver Komorbidität zu ausgeprägterem Tabakkonsum und Rauchverhalten sowie einer höheren Tabakabhängigkeit und Misserfolgsquote neigen als psychisch unauffällige Patienten. Ergebnisse: Patienten mit Verdacht auf ein depressives Syndrom (PHQ-D) weisen eine hohe Rauchchronizität auf (96 % ≥ 20 Packungsjahre), bei psychisch unauffälligen Personen ist der Anteil signifikant niedriger (74 %, p = .045). Depressivität ist assoziiert mit höherer Tabakabhängigkeit. Zwischen depressiver Symptomatik und 12-Monatstabakabstinenz besteht kein signifikanter Zusammenhang. Diskussion: Der hypothetische Zusammenhang zwischen depressiver Komorbidität, Tabakabhängigkeit und Rauchintensität bzw. Entwöhnungserfolg wird im Wesentlichen gestützt. Depressiv komorbide Patienten rauchen besonders stark und mit hoher Abhängigkeit. Die Misserfolgsquote (Rückfälligkeit bzw. keine anhaltende Abstinenz) ist nur bei schwerer Depressionsausprägung überdurchschnittlich. Eine konsequente psychologische Begleitbehandlung könnte den Entwöhnungserfolg erhöhen.


2015 ◽  
Vol 44 (2) ◽  
pp. 88-96 ◽  
Author(s):  
Florian Grikscheit ◽  
Thomas Lang ◽  
Anne Kordt ◽  
Sylvia Helbig-Lang ◽  
Kira Geisler ◽  
...  

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die Güte der Expositionsvorbereitung wird als wichtiger Faktor für die erfolgreiche Behandlung der Panikstörung mit Agoraphobie gesehen. Jedoch fehlt es an geeigneten Instrumenten, um dies zu untersuchen. Fragestellung: Ziel der Studie ist die Konstruktion und Validierung von Skalen zur Erfassung der Adhärenz und Kompetenz bei der Vorbereitung der Exposition. Methode: Vier Experten wurden zur Inhaltsvalidierung herangezogen. Die weitere Überprüfung der Reliabilität und Validität erfolgte auf der Basis von 84 psychotherapeutischen Behandlungen von Patienten mit Panikstörung und Agoraphobie. Ergebnisse: Die Adhärenz- und Kompetenzskala wiesen eine hohe Interratereliabilität auf und es zeigten sich deutliche Hinweise für deren Validität. Schlussfolgerungen: Die entwickelten Verfahren können sowohl in der klinischen Forschung, als auch in der Aus- und Weiterbildung von Therapeuten sinnvoll eingesetzt werden.


2009 ◽  
Vol 18 (4) ◽  
pp. 232-243 ◽  
Author(s):  
Gerolf Renner ◽  
Nathalie Rausch ◽  
Günter Krampen ◽  
Dieter Irblich

Informiert wird über empirische Untersuchungsbefunde zur Reliabilität und Validität des „Non-verbalen Intelligenztests“ (SON-R 2½-7), die auf den Einsatz des Verfahrens unter den Routinebedingungen der klinisch-psychologischen Diagnostik eines Sozialpädiatrischen Zentrums zurückgehen. Der SON-R 2½-7 wurde mit 380 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren durchgeführt, die wegen Entwicklungs-, Verhaltens- oder emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit (nach ICD-10) vorgestellt wurden. Bei weiteren 266 Kindern kam eine Kurzfassung mit vier Untertests (Mosaike, Kategorien, Analogien, Zeichenmuster) zum Einsatz. Neben den Vorstellungsgründen, ICD-10-Diagnosen und soziodemografischen Variablen wurden bei den Kindern die Ergebnisse weiterer Intelligenz- und Entwicklungstests erfasst (u. a. K-ABC, verbale Subtests des HAWIVA-III). Die Reliabilität des Gesamt-IQ erwies sich mit Werten von .91 – .95 (Langform) bzw. .89 – .94 (Kurzform) als gut bis sehr gut. Bei 101 Kindern wurde eine Wiederholungsmessung durchgeführt, die eine hohe Stabilität des Gesamt-IQ ergab. Die Untersuchung zeigt positive Befunde zur differenziellen Validität für klinische Subgruppen sowie zur diskriminanten und konvergenten Validität. Die faktorielle Validität der Binnenstruktur aus Handlungs- und Denkskala konnte in einer Faktorenanalyse empirisch nicht bestätigt werden.


Author(s):  
Cecilia A. Essau ◽  
Gunter Groen ◽  
Judith Conradt ◽  
Ulrich Turbanisch ◽  
Franz Petermann

Zusammenfassung: Die Symptomcheckliste SCL-90-R ( Derogatis, 1977 ; Franke, 1995 ) quantifiziert die aktuelle Belastung durch allgemeine klinisch-psychologische Symptome. Sie findet Anwendung in unterschiedlichen Bereichen von Wissenschaft und Praxis. Im englischen Sprachraum hat sich der Einsatz der SCL-90-R auch bei Jugendlichen bewährt. Für die deutschsprachige Version fehlen bisher Daten zur Reliabilität und Validität für die Verwendung bei Jugendlichen. Im Rahmen dieser Arbeit werden verschiedene Gütekriterien und die Anwendbarkeit der SCL-90-R bei Jugendlichen anhand der Ergebnisse einer Subpopulation der Bremer Jugendstudie (N = 852) überprüft. In Vergleichen mit den Diagnosen des standardisierten diagnostischen Interviews M-CIDI (Münchener Version des Composite International Diagnostic Interview) kann eine hohe generelle Übereinstimmung zwischen erhöhten Werten der Symptomcheckliste und verschiedenen Störungsdiagnosen nach den Kriterien des DSM-IV festgestellt werden. Es zeigt sich weiterhin ein Zusammenhang zwischen der psychosozialen Beeinträchtigung der Jugendlichen sowie der Inanspruchnahme professioneller Hilfe und der mit Hilfe der SCL-90-R ermittelten Symptombelastung. Zusammenfassend zeigen die ermittelten Ergebnisse eine hohe Reliabilität und generelle Validität des Fragebogens und sprechen für die Verwendung der SCL-90-R bei Jugendlichen zur Erfassung einer allgemeinen Symptombelastung.


2006 ◽  
Vol 20 (1/2) ◽  
pp. 113-123 ◽  
Author(s):  
Martin Knollmann

Zusammenfassung. Der “Fragebogen zur Emotionsregulation im Lernkontext Mathematik (FERL-M)” erfasst den lernkontextspezifischen emotionalen Regulationsstil von Lernenden. Insgesamt vier Skalen messen den funktionalen und dysfunktionalen Umgang mit Freude und negativen Lernemotionen (Ärger, Angst, Enttäuschung) während des Mathematiklernens. Zur Überprüfung der Reliabilität und Validität wurden zwei Stichproben gezogen (Stichprobe A: N = 180, 5. bis 7. Klasse; B: N = 181, 6. Klasse). Die Ergebnisse explorativer und konfirmatorischer Faktorenanalysen sprechen für die angenommene Struktur; die internen Konsistenzen der Skalen waren zufrieden stellend bis gut. Ferner weist ein Experten-Rating auf eine hohe inhaltliche Validität hin. An Stichprobe B erhobene Korrelationen der Skalen mit motivationalen Schülermerkmalen sowie der Schulleistung zeigen erwartungsgemäße Zusammenhänge zwischen den Konstrukten, die die Eignung des FERL-M für lehr-lernbezogene Untersuchungen der Emotionsregulation jenseits der Stressverarbeitung belegen.


2016 ◽  
Vol 24 (1) ◽  
pp. 1-12 ◽  
Author(s):  
Johannes Michalak ◽  
Gerhard Zarbock ◽  
Marko Drews ◽  
Deline Otto ◽  
Dennis Mertens ◽  
...  

Zusammenfassung. Achtsamkeit hat für die Gesundheitspsychologie eine immer stärkere Bedeutung, da achtsamkeitsbasierte Interventionen in der Prävention und Rehabilitation das körperliche Wohlbefinden und die Lebensqualität steigern können. Wie valide lässt sich selbstberichtete Achtsamkeit mit der deutschen Übersetzung des „Five Facet Mindfulness Questionnaire“ (FFMQ) erfassen? Der 39 Items umfassende FFMQ wurde ins Deutsche übersetzt. An einer Stichprobe von 550 studentischen Versuchspersonen wurde die dimensionale Struktur, Reliabilität und Validität der fünf Skalen bestimmt. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Übereinstimmung mit den Validierungsstudien zur englischsprachigen Originalfassung des FFMQ. Die fünf-faktorielle Struktur konnte weitestgehend repliziert werden. Hypothesenkonform fanden sich korrelative Zusammenhänge zur psychopathologischen Symptombelastung und zu Indikatoren der psychischen Gesundheit. Mit der deutschen Version des FFMQ liegt ein valides Instrument vor, das die Erfassung der von Baer beschriebenen fünf Facetten selbstberichteter Achtsamkeit ermöglicht.


2006 ◽  
Vol 54 (3) ◽  
pp. 199-207 ◽  
Author(s):  
Daniela Victor ◽  
Matthias Backenstrass ◽  
Beate Herdtle ◽  
Peter Fiedler ◽  
Christoph Mundt ◽  
...  

Zusammenfassung: Nachdem der depressiven Persönlichkeitsstörung lange Zeit nur eine historische Bedeutung zukam, gewann sie in letzter Zeit im Zusammenhang mit der Differenzierung leichterer und chronisch verlaufender Formen der Depression wieder an Bedeutung. Dies drückt sich auch in der Aufnahme des Konzeptes in die Forschungskriterien des DSM-IV aus. Zu den Hauptmerkmalen der depressiven Persönlichkeitsstörung zählen negative, pessimistische Vorstellungen über die eigene Person und andere Menschen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die psychometrische Evaluation einer deutschsprachigen Version des Diagnostischen Interviews für die Depressive Persönlichkeit (DID) ( Gunderson, Phillips, Triebwasser & Hirschfeld, 1994 ). Die Untersuchung wurde an N = 96 stationär behandelten Patienten, die an einer Major Depression gemäß DSM-IV litten, durchgeführt. Es fand sich eine Interraterreliabilität für den DID-Gesamtwert von 0.90, für die Subskalen zwischen 0.83 und 0.90. Die Übereinstimmung darin, ob eine depressive Persönlichkeitsstörung vorliegt oder nicht, ergab ein κ von 0.77. Die interne Konsistenz für die DID-Skalen lag zwischen Cronbachs α von 0.53 und 0.84. Bezüglich der Validität zeigte sich eine hohe Korrelation zwischen dem DID und dem Strukturierten Klinischen Interview für DSM-IV, Achse II (SKID-II). Eine Faktorenanalyse mit allen Persönlichkeitsstörungen des DSM-IV zeigte, dass die depressive Persönlichkeitsstörung in den Cluster C eingeordnet werden kann. Zudem ist die depressive Persönlichkeitsstörung die Persönlichkeitsstörung des Clusters C, die den Persönlichkeitsstörungen des Clusters B am nächsten steht. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für eine gute Reliabilität und Validität des DID als einem Instrument zur mehrdimensionalen Erfassung der depressiven Persönlichkeitsstörung.


2017 ◽  
Vol 67 (08) ◽  
pp. 331-337 ◽  
Author(s):  
Thea Rau ◽  
Jeannine Ohlert ◽  
Corinna Seidler ◽  
Jörg Fegert ◽  
Marc Allroggen

ZusammenfassungPsychische Belastungen von Fachkräften werden als zunehmend wichtiges Thema in stationären Einrichtungen für Kinder und Jugendliche betrachtet. Demgegenüber liegen nur wenige Studien vor, die Belastungserleben von pädagogischen Fachkräften allgemein und speziell in Jugendhilfeeinrichtungen untersuchen. Ziel der vorliegenden Studie war, Belastungserleben bei Fachkräften mittels des „Perceived Stress Questionnaire“ (PSQ) in Einrichtungen der Jugendhilfe zu erheben sowie dessen Zusammenhang mit Alter, Dauer der Tätigkeit im Arbeitsfeld und Geschlecht zu untersuchen. Insgesamt nahmen 426 Fachkräfte aus Jugendhilfeeinrichtungen an der Online-Studie teil. Die Ergebnisse zeigen tendenziell höhere Belastungswerte bei jüngeren Fachkräften und signifikant höhere Werte bei Anspannung im Vergleich zu älteren Mitarbeitenden, jedoch keinen Effekt von Geschlecht. Weiterhin besteht kein Zusammenhang zwischen Belastungserleben und Dauer der Tätigkeit im Arbeitsfeld, jedoch ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem Gefühl von Sicherheit vor Gewalt in der Einrichtung und Belastung. Der Gesamtscore für Belastungserleben bei Fachkräften ist vergleichbar mit dem von gesunden Erwachsenen, während sich in den Subskalen im Vergleich zur Normstichprobe höhere Werte bei Anforderungen im Sinne von Termin- und Zeitdruck sowie bei Anspannung zeigen. Die Ergebnisse weisen auf eine hohe Vulnerabilität von jungen Fachkräften hin, der möglicherweise mit institutionellen Maßnahmen begegnet werden kann. Zur Klärung kausaler Zusammenhänge sind weitere Studien notwendig.


Arbeit ◽  
2019 ◽  
Vol 28 (2) ◽  
pp. 125-147
Author(s):  
David Beck

Zusammenfassung Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, bei Maßnahmen des Arbeitsschutzes und der dazu erforderlichen Gefährdungsbeurteilung auch psychische Belastungen zu berücksichtigen. Psychosoziale Risiken der Arbeit sind allerdings durch eine hohe Komplexität und Dynamik sowie durch vielfältige Interdependenzen gekennzeichnet. Die im vorliegenden Beitrag berichtete Studie soll dazu beitragen, das Wissen über die Herausforderungen, die sich daraus für die betriebliche Arbeitsschutzpraxis ergeben, auszubauen. Grundlage der Analyse sind leitfadenstrukturierte Interviews mit Akteuren aus 32 Betrieben, denen in ihrem Betrieb die Organisation und Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung oblag. Bezugnehmend auf deren Erfahrungen lassen sich vier typische Herausforderungen unterscheiden: (1) die Entwicklung einer angemessenen Verfahrensweise zur Gefährdungsbeurteilung; (2) der Umgang mit den partikularen Problemsichten und Interessen der betrieblichen Stakeholder; (3) die wirksame Einbindung der Führungskräfte in die Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung; (4) die Berücksichtigung von Aktivitäten zur Reduzierung psychosozialer Risiken, die im Betrieb jenseits der Strukturen betrieblichen Arbeitsschutzes realisiert werden. Analysiert wird zum einen, auf welche Probleme und Erfordernisse mit diesen Herausforderungen im Einzelnen verwiesen wird, und zum anderen, welche diesbezüglichen Lösungen von den Akteuren entwickelt und welche Schwierigkeiten dabei ggf. erlebt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Organisation und Logik betrieblichen Arbeitsschutzhandelns im Umgang mit psychosozialen Risiken grundlegend verändert wird.


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