Tabakabhängigkeit, Rauchverhalten und Depressivität bei COPD- Patienten: Teilergebnisse einer naturalistischen Studie zur krankheitsspezifischen Tabak- entwöhnung in pneumologischen Facharztpraxen (ATEMM-Studie)
Zusammenfassung. Zielsetzung: Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD wird hauptsächlich durch Tabakrauchen verursacht. Die Quote aktiver Raucher liegt in dieser Patientengruppe bei 33–50 %. Zugleich weisen COPD-Patienten eine im Bevölkerungsvergleich überdurchschnittliche psychische Komorbidität auf. Mögliche Zusammenhänge zwischen Depressivität, Tabakrauchen und Abstinenzerfolg werden im prospektiven Kohortendesign nach einer komplexen Tabakentwöhnungsintervention bei COPD untersucht. Methode: Anhand einer Teilstichprobe (N = 209) der ATEMM-Studie (AOK PLUS-Studie zur strukturierten Tabakentwöhnung durch pneumologische Facharztpraxen und Psychotherapeuten in Sachsen und Thüringen mit Minimalintervention vs. Maximalintervention) wurde überprüft, inwieweit Patienten mit depressiver Komorbidität zu ausgeprägterem Tabakkonsum und Rauchverhalten sowie einer höheren Tabakabhängigkeit und Misserfolgsquote neigen als psychisch unauffällige Patienten. Ergebnisse: Patienten mit Verdacht auf ein depressives Syndrom (PHQ-D) weisen eine hohe Rauchchronizität auf (96 % ≥ 20 Packungsjahre), bei psychisch unauffälligen Personen ist der Anteil signifikant niedriger (74 %, p = .045). Depressivität ist assoziiert mit höherer Tabakabhängigkeit. Zwischen depressiver Symptomatik und 12-Monatstabakabstinenz besteht kein signifikanter Zusammenhang. Diskussion: Der hypothetische Zusammenhang zwischen depressiver Komorbidität, Tabakabhängigkeit und Rauchintensität bzw. Entwöhnungserfolg wird im Wesentlichen gestützt. Depressiv komorbide Patienten rauchen besonders stark und mit hoher Abhängigkeit. Die Misserfolgsquote (Rückfälligkeit bzw. keine anhaltende Abstinenz) ist nur bei schwerer Depressionsausprägung überdurchschnittlich. Eine konsequente psychologische Begleitbehandlung könnte den Entwöhnungserfolg erhöhen.