Binnenmigration und psychische Gesundheit in der Sächsischen Längsschnittstudie – Relevante Faktoren 20 und 30 Jahre nach der Wiedervereinigung

Author(s):  
Christoph Kasinger ◽  
Danielle Otten ◽  
Yve Stöbel-Richter ◽  
ManfredE. Beutel ◽  
Markus Zenger ◽  
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ZusammenfassungFragestellung Welche Faktoren spielen für die psychische Gesundheit von Binnenmigrierten im Vergleich zu Nichtmigrierten eine Rolle?Methode Daten der Sächsischen Längsschnittstudie aus den Jahren 2010 und 2020 wurden benutzt, um mithilfe von Bootstrapping-basierten Mediationsanalysen Binnenmigrierte mit Nichtmigrierten in ihrem Grad der psychischen Belastung zu vergleichen.Ergebnisse Binnenmigrierte berichteten 2010, aber nicht 2020, weniger psychische Belastung. Dieser Effekt verschwand, nachdem Kovariaten und Mediatoren inkludiert wurden. Wichtige Mediatoren waren Lebenssituation, enge politische Verbundenheit mit der BRD, Gewinner der deutschen Einheit, Sicherheit am Arbeitsplatz (2010) und Bedrohung durch Altersarmut und Erfahrungen mit dem System (2020).Fazit Binnenmigration wirkt durch verschiedene Faktoren auf die psychische Gesundheit. Insbesondere die aktuellen Lebensumstände spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Author(s):  
Wolfgang Schulz ◽  
Janne Cornelius ◽  
Max Supke

Zusammenfassung. Fragestellung: In einer Längsschnittstudie wird der Einfluss kritischer Lebensereignisse (KLE) im Kindesalter auf psychische Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter untersucht. Dabei werden die elterlichen psychischen Belastungen und das elterliche Erziehungsverhalten als Mediatoren einbezogen. Die Überprüfung erfolgt mittels Strukturgleichungsmodellen, getrennt für mütterliche und väterliche Mediatoren. Methodik: Die Untersuchungsstichprobe besteht aus 249 Familien, die zu sechs Messzeitpunkten (Prä bis FU10) untersucht wurden; das Durchschnittsalter der Kinder betrug zu Prä 4 Jahre, das der Jugendlichen 10 Jahre später 14 Jahre (FU10). Die KLE wurden im Interview anhand einer vorgegebenen Liste erfragt. Ergebnisse: Bei den Müttern wird der Einfluss von KLE auf psychische Auffälligkeiten im Kindesalter durch ihre psychischen Belastungen und ihr dysfunktionales Erziehungsverhalten vollständig mediiert. Bei den Vätern ist der Mediationseffekt der psychischen Belastungen deutlich geringer als bei den Müttern (partielle Mediation); das Erziehungsverhalten hat keinen mediierenden Einfluss. Psychische Auffälligkeiten im Jugendalter lassen sich vor allem durch psychische Auffälligkeiten im Kindesalter vorhersagen. Zwischen internalisierenden und externalisierenden Störungen zeigen sich dabei keine bedeutsamen Unterschiede. Schlussfolgerungen: Die elterliche psychische Belastung und das Erziehungsverhalten, insbesondere der Mutter, liefern konkrete Ansatzpunkte für Präventions- und Interventionsmaßnahmen. Zukünftige Studien sollten Mütter und Väter gleichermaßen einbeziehen, insbesondere sollte die Rolle von Vätern genauer untersucht werden.


Author(s):  
Nele Wulfes ◽  
Nadine Kröhl ◽  
Cornelia Strunz ◽  
Uwe von Fritschen ◽  
Roland Scherer ◽  
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ZusammenfassungBei der weiblichen Genitalverstümmelung (englisch female genital mutilation, FGM) werden die äußeren Genitalien ohne medizinischen Grund und ohne Mitspracherecht der betroffenen Mädchen beschädigt oder entfernt. Häufig geht diese Prozedur mit erheblichen Konsequenzen für die physische und psychische Gesundheit einher. Rekonstruktive chirurgische Maßnahmen können die Beschwerden der Betroffenen lindern. Anhand einer explorativen Untersuchung von N=97 Frauen, die an einem medizinischen Beratungsgespräch zur rekonstruktiven Operation teilnahmen, wurden die besonderen Charakteristika dieser Stichprobe deskriptiv analysiert, Gründe der Inanspruchnahme einer rekonstruktiven Operation erfragt, sowie das Wissen der Patientinnen über ihren Beschneidungstyp mit der medizinischen Diagnose verglichen. Bei 56,7% (n=55) der Untersuchten lag der Verdacht einer PTBS vor. Keine Schmerzen mehr zu haben war der am häufigsten genannte Grund für eine Operation (45,4%; n=44). Die Übereinstimmung zwischen dem Wissen der Patientinnen über den Beschneidungstyp und dem ärztlichen Urteil fiel gering aus (κ=0,09). Bei physischer und psychischer Belastung sollten Frauen nach FGM neben chirurgischen Maßnahmen auch psychotherapeutisch betreut werden. Psychotherapeutische Interventionen im Kontext von FGM müssen evaluiert werden. Längsschnittstudien sind hierfür unabdingbar.


2008 ◽  
Vol 37 (2) ◽  
pp. 112-121 ◽  
Author(s):  
Ulrike von Lersner ◽  
Heide Rieder ◽  
Thomas Elbert

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Viele Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien leben seit ca. 11 Jahren in Deutschland. Es fehlt bislang an Daten zu den Langzeitfolgen der traumatischen Kriegsereignisse und der Einflüsse von Exilfaktoren auf die psychische Gesundheit in dieser Population. Auch sind Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren sowie die Einstellung zur Rückkehr nicht ausreichend untersucht. Fragestellung: Wie ist die psychische Gesundheit dieser Flüchtlinge nach durchschnittlich 11 Jahren im Exilland Deutschland einzuschätzen? Welche Motive sprechen aus Sicht der Betroffenen für und gegen eine freiwillige Rückkehr ins Herkunftsland? Methoden: n = 50 Flüchtlinge wurden zu ihrer aktuellen Lebenssituation, ihrer Einstellung zum Heimatland und zu freiwilliger Rückkehr befragt, sowie zu ihrer psychischen Gesundheit mit dem strukturierten Interview M.I.N.I. und den Fragebögen PDS und EUROHIS untersucht. Ergebnisse: Bei 78.0% liegt mindestens eine psychische Störung vor, es zeigen sich Zusammenhänge zwischen Lebenssituation in Deutschland, Rückkehrbereitschaft und psychischer Gesundheit. Schlussfolgerungen: Die psychische Belastung der Befragten ist sehr hoch, Ursachen hierfür sind sowohl die erhöhte Vulnerabilität auf Grund der Kriegsereignisse als auch die Belastung durch Postmigrationsfaktoren im Exil. Diese Faktoren sollten im Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland berücksichtigt werden und haben auch Implikationen für die Planung von Rückkehrhilfeprogrammen.


2020 ◽  
Vol 68 (4) ◽  
pp. 201-205
Author(s):  
Dominik Schöbi ◽  
Simone Munsch

Zusammenfassung. Die Familie spielt für die körperliche und psychische Gesundheit eine wichtige Rolle. Familienbeziehungen können die Ursache psychischer Probleme sein oder psychische Probleme verstärken. Sie können aber auch eine wichtige Ressource zur Bewältigung psychischer Probleme sein. Andererseits kann eine akute oder chronische psychische Belastung auch Probleme in Familienbeziehungen verursachen oder verstärken. Der Familienkontext bietet deshalb verschiedenste Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen. Die vorliegende Auswahl wissenschaftlicher Beiträge beleuchtet unterschiedliche Facetten von Partnerschaft und Familie sowie deren Relevanz für die Psychotherapie und psychologische Interventionen. Sie umfasst einerseits unmittelbare Interventionsforschung auf Paar- und auf Familienebene, andererseits aber auch die Erforschung von Interaktionsprozessen von Paar- und Eltern-Kind Beziehungen, die Untersuchung des Interventions- und Unterstützungsbedarfs von Müttern von Kleinkindern sowie Forschung zur Ressourcenfunktion der Familie im Kontext einer chronischen Krankheit. Die Beiträge unterstreichen auf vielfältige Weise wie eng verwoben das individuelle und das interpersonelle Funktionsniveau auf Familien- und Paarebene sind und wie therapeutische Interventionen vom Einbezug familiärer oder partnerschaftlicher Prozesse profitieren können.


Author(s):  
Sabine Bojanowski ◽  
Daniel Führer ◽  
Georg Romer ◽  
Corinna Bergelt ◽  
Kai von Klitzing ◽  
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Theoretischer Hintergrund: Kinder krebskranker Eltern wurden als Risikogruppe für die Entwicklung von psychischen Störungen identifiziert. Ergebnisse der Scheidungsforschung zeigten, dass auch Geschwisterbeziehungen bei belastenden Lebensereignissen vor psychischen Störungen schützen können. Fragestellung: Kann das Vorhandensein eines Geschwisters die Bewältigung einer elterlichen onkologischen Erkrankung unterstützen und somit auch dort als protektiver Faktor wirken? Methodik: In einer multizentrischen Studie wurden 271 Kinder untersucht. 54 % waren Inanspruchnehmer eines psychosozialen Beratungsangebotes. Einzelkinder (N = 89) und Kinder mit Geschwistern (N = 182) wurden im Hinblick auf ihre psychische Belastung (Strength and Difficulties Questionnaire, SDQ, Selbst- und Fremdurteil) miteinander verglichen. Ergebnisse: Im Gruppenvergleich zeigten sich zwischen Einzelkindern und Kindern mit Geschwistern keine signifikanten Unterschiede im Gesamturteil der Eltern. Dies galt sowohl für die Einschätzung durch den gesunden als auch durch den erkrankten Elternteil. In der Selbsteinschätzung zeigten sich bei 2 % der Einzelkinder und bei 9 % der Geschwister klinisch auffällige Werte im Gesamtproblemwert des SDQ. Der Gruppenvergleich zwischen Einzelkindern und Kindern mit Geschwistern offenbarte im Hinblick auf deren psychische Belastung keine bedeutsamen Unterschiede. Es ergaben sich Hinweise darauf, dass eine negative Beziehungsqualität (Sibling Relationship Questionnaire, SRQ) mit verstärkten Problemen in der Peer-Group assoziiert ist. Schlussfolgerungen: Das Vorhandensein eines Geschwisters ist nicht per se ein protektiver Faktor. Einzelkinder wiesen im Vergleich zu Kindern mit Geschwistern keine höhere psychische Belastung auf.


2016 ◽  
Vol 45 (4) ◽  
pp. 234-244 ◽  
Author(s):  
Margarete Bolten ◽  
Sarah Goergen ◽  
Martin Schöder ◽  
Marc Schmid ◽  
Christina Stadler

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Frühe Interaktionserfahrungen zwischen Eltern und ihren Kindern wirken sich langfristig auf deren psychische Entwicklung aus. Jedoch können verschiedenen psychosoziale Risikofaktoren, insbesondere mütterliche psychische Erkrankungen, die Qualität solcher Interaktionen verändern und sich damit ungünstig auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirken. Fragestellung: In der vorliegenden Untersuchung wurde deshalb geprüft, ob sich psychische Probleme von Müttern auf ihr Interaktionsverhalten auswirken und ob dieses wiederum mit Verhaltensproblemen bei Vorschulkindern assoziiert ist. Methode: Es wurden insgesamt 63 Mutter-Kind-Paare untersucht. Die psychische Gesundheit der Mütter wurde mit Hilfe des Brief Symptom Inventory (BSI), Verhaltensprobleme der Kinder mittels der CBCL erfasst. Die Mutter-Kind-Interaktion wurde während einer standardisierten Verhaltensbeobachtung videographiert und von zwei blinden Ratern ausgewertet. Ergebnisse: Multiple Regressionsanalysen zeigen, dass die globale psychische Belastung von Müttern 13 % der Varianz externalisierender und 14.5 % der Varianz internalisierender Symptome bei Vorschulkindern aufklärt. Weiterhin wurde deutlich, dass nur bei den internalisierenden Störungen die Qualität der Mutter-Kind-Interaktion einen Effekt auf die Ausprägung kindlicher Symptome hatte. Außerdem fanden wir einen Mediatoreffekt für mütterliche Intrusivität. Diskussion: Die Befunde der vorliegenden Studie ermöglichen somit ein besseres Verständnis der Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter, da sie spezifische Interaktionsmerkmale als Risikofaktoren für internalisierende Probleme identifizieren konnten und die Bedeutung der psychischen Gesundheit der Mutter unterstreichen. Daraus kann abgeleitet werden, dass bei einer psychotherapeutischen Behandlung von Vorschulkindern, neben der symptomorientierten Therapie, eine Entlastung der Mütter und eine Verbesserung der Mutter-Kind-Interaktion von großer Relevanz ist.


2021 ◽  
Author(s):  
Johanna G. Winkler ◽  
Dario Jalilzadeh Masah ◽  
James Kenneth Moran ◽  
Joachim Bretz ◽  
Ioannis Tsagkas ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund Der Ausbruch der COVID-19-Erkrankung und die rasche Ausbreitung des sie verursachenden Coronavirus SARS-CoV‑2 bedroht weltweit nicht nur die physische, sondern auch die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Seine Auswirkungen auf Neuerkrankungen und die Entwicklung bestehender Erkrankungen im ambulanten psychiatrischen Bereich in Deutschland ist noch nicht untersucht. Methoden Die Dokumentation in den Akten von 682 behandelten psychisch erkrankten Personen wurde retrospektiv bezüglich ihrer subjektiv erlebten Belastung durch die Pandemie und der klinischen Relevanz hin untersucht. Ergebnisse Bei 60,5 % (n = 378) bestand eine psychische Belastung durch diese Pandemie. 14,5 % (n = 99) der Betroffenen litten unter Angst vor dem Virus SARS-CoV‑2 und einer möglichen Infektion, 25,5 % (n = 174) unter den getroffenen Schutzmaßnahmen (Lockdown) und 4,3 % (n = 29) unter beidem; hierbei bestanden signifikante diagnoseabhängige Unterschiede. Angsterkrankte waren signifikant stärker belastet und hatten mehr Angst vor der Erkrankung, Psychoseerkrankte waren signifikant weniger belastet. Bei 43,7 % aller dieser Belasteten (n = 132) wurde eine akute therapeutische Intervention erforderlich, 6,0 % (n = 18) mussten stationär eingewiesen werden. Diskussion Psychisch Vorerkrankte gehören zu den durch die Belastungen der COVID-19-Pandemie besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Langfristigere Untersuchungen zum Verlauf der psychischen Belastungen unter Pandemiemaßnahmen sowie Studien zur Förderung von Resilienz in dieser Bevölkerungsgruppe und die Implementierung solcher Maßnahmen sind erforderlich.


2015 ◽  
Vol 44 (3) ◽  
pp. 147-158 ◽  
Author(s):  
Ulrike von Lersner ◽  
Mareike Pleger ◽  
Kirsten Baschin ◽  
Nexhmedin Morina ◽  
Thomas Fydrich

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Das psychische Belastungsniveau von Migranten wird seit einigen Jahren verstärkt diskutiert. Jugendliche der zweiten Einwanderergeneration sollten besondere Berücksichtigung finden, da sie bereits ein Drittel aller Personen dieser Altersgruppe in Deutschland darstellen. Fragestellung: Wie hoch ist die psychische Belastung von türkischen und deutschen Jugendlichen? Welchen Einfluss haben hierbei Akkulturationsstress und Diskriminierungswahrnehmung? Methode: N1 = 522 bzw. N2 = 91 Jugendliche (14 – 17 Jahre) wurden zu psychischer Belastung (Studie 1 & 2), Akkulturationsstress und Diskriminierungswahrnehmung (Studie 2) untersucht. Ergebnisse: Mädchen berichteten signifikant häufiger internalisierende Probleme als Jungen, im Interviewmodus galt dies für türkische Jugendliche insgesamt. Diskriminierungswahrnehmung wirkte als Mediatorvariable zwischen psychischer Gesundheit und Akkulturationsstress. Schlussfolgerungen: Der kulturelle Hintergrund von Jugendlichen in Deutschland hat in Form wahrgenommener Diskriminierung indirekt einen Einfluss auf deren psychische Gesundheit.


Author(s):  
G. Hinrichs ◽  
A. Behnisch ◽  
K. Krull ◽  
S. Reimers

Zusammenfassung Fragestellung: An einer Stichprobe von 145 männlichen Inhaftierten des Jugendstrafvollzuges wurden Einflussfaktoren, Struktur und Vorhersagbarkeit von Therapiemotivation erfasst. Methodik: Als Prädiktoren dienten biographische Daten, die Therapieerwartung, Persönlichkeitsmerkmale (gemessen mit dem FPI-R) sowie die psychische Belastung (erhoben über die Symptomcheckliste). Das Kriterium Therapiemotivation untergliederte sich in die Bereiche: Leidensdruck, Unzufriedenheit, Änderungswunsch, Hilfewunsch und Erfolgserwartung. Ergebnisse: Innerhalb der Stichprobe fand sich eine deutliche biographische, psychische und symptomatologische Belastung. Bei mittleren Werten für die Therapieerwartung und -motivation erklärten sich zwei Drittel zu einer Behandlung während ihrer Inhaftierung bereit. Schlussfolgerungen: Therapiemotivation erwies sich als eindimensionales Konstrukt, ließ sich am ehesten aus der emotionalen Labilität vorhersagen, gefolgt von der Symptombelastung, der Therapieerwartung sowie der Gehemmtheit. Bedeutsame Unterschiede durch zusätzliche Gruppenvergleiche fanden sich im Wesentlichen für die testpsychologischen Kennwerte, nicht so sehr für das Konstrukt der Therapiemotivation.


2001 ◽  
Vol 58 (7) ◽  
pp. 413-418 ◽  
Author(s):  
Jean Siegfried ◽  
G. Wellis ◽  
S. Scheib ◽  
D. Haller ◽  
A. M. Landolt ◽  
...  

Das Gamma Knife ist ein stereotaktisch-radiochirurgisches Gerät, das erlaubt, radiologisch scharf begrenzte Hirntumore (oder arteriovenöse Missbildungen) mit einem Durchmesser von maximal 3,5 cm und einem Volumen von höchstens 25 cm3 zu behandeln. Diese Methode ist eine echte Alternative zur klassischen Behandlung von Hirnmetastasen mit operativer Entfernung und/oder Ganzhirnbestrahlung. Die Vorteile dieser Technik sind klar: die Methode ist nicht invasiv, die Behandlung benötigt nur eine Sitzung mit einer kurzen Hospitalisation von höchstens zwei bis drei Tagen, die physische und psychische Belastung ist gering, der Kopf wird weder rasiert noch verliert der Patient durch die Behandlung seine Haare; für eine befriedigende Überlebenszeit wird eine gute Lebensqualität erreicht und im Kostenvergleich mit alternativen Methoden (Operation und/oder anschließender Ganzhirnbestrahlung) wirtschaftlich günstiger. Von September 1994 bis Dezember 2000 wurden am Gamma Knife Zentrum in Zürich 140 an Hirnmetastasen leidende Patienten mit dieser Methode behandelt. Mit einer Überlebenszeit von durchschnittlich 263 Tagen und einem Maximum von drei Jahren entsprechen unsere Resultate denjenigen der Literatur mit weltweit über 30000 behandelten Patienten. Günstige Prognosen sind ein Karnofsky Performance Rating Scale Score zwischen 70 und 100, kleine Volumina der Metastasen, kontrollierter Primärtumor und fehlende oder stabile extrakranielle Metastasen.


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