Untersuchungen des hypothalamisch-hypophysären Reglerkreises bei Hämodialysepatienten
Während des Ablaufes einer Hämodialyse erfolgte bei 43 Patienten eine kontinuierliche Bestimmung der freien Schilddrüsenhormone und des Basal-TSH-Wertes im Serum. Es fand sich ein signifikanter Anstieg des freien Thyroxins und des freien Trijodthyronins sowie ein signifikanter Abfall der bereits vor der Hämodialyse subnormalen TSH-Basalkon-zentration im Serum. Ferner wurde bei 14 Patienten ein TSH-TRH-Test vor, während und nach einer Hämodialyse vorgenommen. Das Ergebnis zeigt eine deutliche Verminderung der hypophysären Ansprechbarkeit auf TRH-Gabe bei Vergleich der Ergebnisse vor und nach der Hämodialyse. Man kann daher vermuten, daß aufgrund des Anstiegs der freien Hormonkonzentration die Verminderung der TSH-Konzentration im Serum und die Abnahme der hypophysären Ansprechbarkeit auf TRH eine physiologische Reaktion der Hypophyse darstellt. Andererseits wurde eine deutliche, mit der Heparinkonzentration korrelierte Zunahme der Bindungsaffinität der nuklearen hypophysären Zellrezeptoren für Trijodthyronin und Thyroxin nachgewiesen. Da diese Modulation eine vermehrte Besetzung der Bindungsvalenzen mit Schilddrüsenhormonmolekülen bewirken würde, mit daraus resulierender Sistierung der TSH-Produktion und -Ausschüttung, könnte auch dieser Vorgang die erhaltenen Ergebnisse erklären. Da eine lineare Beziehung zwischen der Anzahl der besetzten nuklearen Bindungssitze und dem TSH-Stoffwechsel lediglich für Trijodthyronin nachgewiesen werden konnte (25) ist eine physiologische Reaktion der Hypophyse von einer intakten intrazellulären Konversion des Thyroxins zu Trijodthyronin abhängig. Ein möglicher Defekt dieser Monodejodination bei einem Teil der Hämodialysepatienten stellt daher ebenfalls eine Erklärung für die unterschiedlichen publizierten Ergebnisse bezüglich des TSH-Basal-Spiegels und des TSH-TRH-Testes dar.