Der Einfluß physiologischer und pharmakologischer Iodmengen auf den I-Uptake der Schilddrüse – Eine Modellrechnung

1996 ◽  
Vol 35 (06) ◽  
pp. 251-263 ◽  
Author(s):  
U. Wellner ◽  
K. Alef ◽  
H. Schicha

Zusammenfassung Ziel: Es war das Ziel, mit einem lodstoffwechselmodell Aspekte des lodstoffwechsels theoretisch zu analysieren. Methode: Hierzu wurde ein Dreikompartimentmodell entwickelt. Hiermit wurde der Einfluß physiologischer und pharmakologischer Iodmengen auf den 131 I-Uptake der Schilddrüse untersucht, zusätzlich die Ausscheidung nach Radio-iodtherapie. Ergebnisse: Die Analysen zeigen, daß eine wenigstens dreitägige stationäre Aufnahme zur Radioiodtherapie sinnvoll ist sowie eine iodarme Diät wenige Tage zuvor. Hinsichtlich einer lodblockade der Schilddrüse bei einem Reaktorunfall werden die Auswirkungen der deutschen Empfehlungen mit den WHO-Richtlinien verglichen. Schlußfolgerung: Das lodstoffwechselmodell gestattet eine Analyse auch dort, wo aus ethischen, meßtechnischen und anderen Limitationen Messungen am Menschen nicht oder nur eingeschränkt möglich sind.

2020 ◽  
Vol 145 (12) ◽  
pp. 844-849 ◽  
Author(s):  
Daniel Hornuss ◽  
Katharina Laubner ◽  
Carmen Monasterio ◽  
Robert Thimme ◽  
Dirk Wagner

Zusammenfassung Anamnese und klinischer Befund Ein 46-jähriger Bauarbeiter stellte sich bei seit ca. 7 Tagen bestehender Infektsymptomatik mit Fieber und teilweise produktivem Husten sowie 2-maliger orthotstatischer Synkope in der Notaufnahme vor. Ambulant war bereits eine orale antibiotische Therapie über 5 Tage mit Sultamicillin durch den Hausarzt eingeleitet worden, die zu keiner Beschwerdebesserung führte. In der klinischen Untersuchung zeigten sich hypertone Blutdruckwerte bei bekannter arterieller Hypertonie, ansonsten unauffällige Vitalparameter sowie pulmonal feinblasige Rasselgeräusche links basal. Untersuchungen und Diagnose Laborchemisch präsentierten sich erhöhte Werte für LDH sowie pro-BNP und CRP bei normwertigen Leukozyten und normwertigem Procalcitonin. Bei Verdacht auf Pneumonie wurde zunächst ein konventionelles Röntgenbild der Lunge durchgeführt, das laterale Verschattungen in beiden Lungen zeigte, verdächtig auf eine atypische Pneumonie. Bei initial negativem Rachenabstrich trotz typischer klinischer, radiologischer und laborchemischer Konstellation erfolgte ein erneuter tiefer Rachenabstrich auf SARS-CoV-2, welcher ebenfalls negativ ausfiel. In der nachgeschalteten CT-Untersuchung des Thorax zeigten sich für COVID-19 typische bipulmonale laterale milchglasartige Infiltrate, woraufhin ein dritter Rachenabstrich durchgeführt wurde, der erneut negativ blieb. Nach Asservierung und PCR-Analyse von Sputum konnte schließlich der Nachweis von SARS-CoV-2 erbracht und die Diagnose einer COVID-19-assoziierten Pneumonie gesichert werden. Therapie und Verlauf Es erfolgte die stationäre Aufnahme zur Infekt- und Synkopen-Abklärung. Bei zunächst noch ausstehendem Ergebnis des Rachenabstrichs auf SARS-CoV-2 wurde der Patient prophylaktisch isoliert. Bei Verdacht auf eine mögliche bakteriell-superinfizierte Pneumonie wurde eine intravenöse antibiotische Therapie mit Ampicillin/Sulbactam eingeleitet, welche nach 3 Tagen bei fehlenden Hinweisen auf bakterielle Erreger beendet wurde. Nach Diagnosesicherung erfolgte bei bereits eingetretener klinischer Rekonvaleszenz keine antivirale Therapie. Der Patient wurde 17 Tage nach initialem Symptombeginn ohne weitere Quarantäne-Auflagen nach Hause entlassen. Folgerung Die Kasuistik beschreibt einen Fall von COVID-19, bei dem trotz typischer klinischer Symptomatik sowie typischen radiologischen und laborchemischen Befunden ein Virusnachweis in mehrfach korrekt durchgeführten tiefen Rachenabstrichen nicht möglich war. Erst eine Sputum-Analyse erbrachte den Nachweis der viralen RNA und sicherte die Diagnose. Bei begründetem klinischem Verdacht auf COVID-19 sollte daher bei negativen Rachenabstrichen zum sicheren Ausschluss eine Analyse von tiefen Atemwegssekreten (Sputum, bronchoalveoläre Lavage, Trachealsekret) oder Stuhl erfolgen.


2018 ◽  
Vol 50 (04) ◽  
pp. 241-247
Author(s):  
Seyed Arash Alawi ◽  
Dennis Werner ◽  
Sören Könneker ◽  
Johannes Achenbach ◽  
Peter M. Vogt ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Interdisziplinäre Notfallambulanzen in Deutschland mit plastisch- und handchirurgischer Fachabteilung erfahren ein zunehmendes Patientenaufkommen. Dabei kann es in sogenannten „Stoßzeiten“ zu Kapazitätsüberschreitungen mit langen Wartezeiten und Verzug der Behandlung von dringlichen Notfällen kommen. Vermeintlich als Notfall deklarierte Handverletzungen binden in nicht unerheblichem Ausmaße personelle und strukturelle Kapazitäten in der Notfallversorgung. Auch für das Fach der Plastischen Chirurgie wird eine mehrheitlich unberechtigte Notfall-Vorstellung vermutet. Mit der Erhebung der Daten erfolgt eine Analyse der Notfälle zum besseren Verständnis des erhöhten Patientenaufkommens mit dem Ziel, mögliche Lösungen für die Entlastung der Notfallversorgung aufzuzeigen. Methoden Es wurden alle Patientenvorstellungen in der interdisziplinären Notaufnahme der Medizinischen Hochschule Hannover, die der Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie zugeordnet wurden, im Zeitraum von 2016–2017 retrospektiv ausgewertet. Dabei wurden die Vorstellungsdiagnosen, die Wartezeiten, sowie die Verteilung der Vorstellungen über 24h an 7 Wochentagen ausgewertet. Weiterhin erfolgte die retrospektive Analyse der medizinischen Rechtfertigung einer Notfallvorstellung und die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme. Ergebnisse Insgesamt stellten sich 2768 Patienten innerhalb eines Jahres in der Notfallambulanz vor. Das Durchschnittsalter betrug 40 Jahre (Median x̅ = 37 Jahre, männlich 59 %/weiblich 41 %). Gründe für die Vorstellung waren Verletzungen an der oberen Extremität mit Schnitt-/Sägeverletzungen (25 %,n = 697), gefolgt von weiteren Traumata wie z.B. Riss-Quetschwunden und Bissverletzungen (22 %,n = 611) und Verbrennungen/Verätzungen (17 %,n = 477). Die Verteilung der notfallmäßigen Vorstellungen über den Tagesverlauf zeigte ein Maximum zwischen 9:00–13:00 Uhr während über die Wochentage keine signifikanten Unterschiede festzustellen waren. Von 2450 Patienten waren 69 % „berechtige“ Notfälle, die einer unmittelbaren Versorgung bedurften. In 24 % (n = 583) dieser Fälle erfolgte die stationäre Aufnahme. Bei 45 % bestand nach der Primärversorgung keine Indikation zur stationären Aufnahme. Die Wartezeit für 2450 Patienten betrug im Durchschnitt 2,23 h (median = 1,43 h). Diskussion Die Etablierung vorangesetzter Selektierungsstrukturen mit Erstellung von Versorgungsgraden und der Ausbau von Portalpraxen ist notwendig, um die Mehrheit der plastisch- und handchirurgischen Notfälle durch eine selektive Patientensteuerung in geeignete medizinische Einrichtungen weiterzuleiten.


Pneumologie ◽  
2020 ◽  
Vol 74 (09) ◽  
pp. 615-620
Author(s):  
D. Hornuss ◽  
K. Laubner ◽  
C. Monasterio ◽  
R. Thimme ◽  
D. Wagner

Zusammenfassung Anamnese und klinischer Befund Ein 46-jähriger Bauarbeiter stellte sich bei seit ca. 7 Tagen bestehender Infektsymptomatik mit Fieber und teilweise produktivem Husten sowie 2-maliger orthotstatischer Synkope in der Notaufnahme vor. Ambulant war bereits eine orale antibiotische Therapie über 5 Tage mit Sultamicillin durch den Hausarzt eingeleitet worden, die zu keiner Beschwerdebesserung führte. In der klinischen Untersuchung zeigten sich hypertone Blutdruckwerte bei bekannter arterieller Hypertonie, ansonsten unauffällige Vitalparameter sowie pulmonal feinblasige Rasselgeräusche links basal. Untersuchungen und Diagnose Laborchemisch präsentierten sich erhöhte Werte für LDH sowie pro-BNP und CRP bei normwertigen Leukozyten und normwertigem Procalcitonin. Bei Verdacht auf Pneumonie wurde zunächst ein konventionelles Röntgenbild der Lunge durchgeführt, das laterale Verschattungen in beiden Lungen zeigte, verdächtig auf eine atypische Pneumonie. Bei initial negativem Rachenabstrich trotz typischer klinischer, radiologischer und laborchemischer Konstellation erfolgte ein erneuter tiefer Rachenabstrich auf SARS-CoV-2, welcher ebenfalls negativ ausfiel. In der nachgeschalteten CT-Untersuchung des Thorax zeigten sich für COVID-19 typische bipulmonale laterale milchglasartige Infiltrate, woraufhin ein dritter Rachenabstrich durchgeführt wurde, der erneut negativ blieb. Nach Asservierung und PCR-Analyse von Sputum konnte schließlich der Nachweis von SARS-CoV-2 erbracht und die Diagnose einer COVID-19-assoziierten Pneumonie gesichert werden. Therapie und Verlauf Es erfolgte die stationäre Aufnahme zur Infekt- und Synkopen-Abklärung. Bei zunächst noch ausstehendem Ergebnis des Rachenabstrichs auf SARS-CoV-2 wurde der Patient prophylaktisch isoliert. Bei Verdacht auf eine mögliche bakteriell-superinfizierte Pneumonie wurde eine intravenöse antibiotische Therapie mit Ampicillin/Sulbactam eingeleitet, welche nach 3 Tagen bei fehlenden Hinweisen auf bakterielle Erreger beendet wurde. Nach Diagnosesicherung erfolgte bei bereits eingetretener klinischer Rekonvaleszenz keine antivirale Therapie. Der Patient wurde 17 Tage nach initialem Symptombeginn ohne weitere Quarantäne-Auflagen nach Hause entlassen. Folgerung Die Kasuistik beschreibt einen Fall von COVID-19, bei dem trotz typischer klinischer Symptomatik sowie typischen radiologischen und laborchemischen Befunden ein Virusnachweis in mehrfach korrekt durchgeführten tiefen Rachenabstrichen nicht möglich war. Erst eine Sputum-Analyse erbrachte den Nachweis der viralen RNA und sicherte die Diagnose. Bei begründetem klinischem Verdacht auf COVID-19 sollte daher bei negativen Rachenabstrichen zum sicheren Ausschluss eine Analyse von tiefen Atemwegssekreten (Sputum, bronchoalveoläre Lavage, Trachealsekret) oder Stuhl erfolgen.


Author(s):  
Monika Robatzek ◽  
Christoph Höger ◽  
Aribert Rothenberger

Zusammenfassung: Fragestellung: Indikationen zur stationären Aufnahme in die Kinder- und Jugendpsychiatrie sind bisher kaum empirisch untersucht. Über eine Analyse der Entscheidungsmodelle von Fachleuten sollen daher relevante Indikationskriterien für eine kinder- und jugendpsychiatrische stationäre Aufnahme identifiziert werden. Annahme ist, dass Expertise, die soziale Handlungsorientierung der Fachleute und die Perspektive des jeweiligen Versorgungssystems einen Einfluss auf die Indikationskonzepte haben. Methode: Mit einer adaptierten Struktur-Lege-Technik wurden die Entscheidungsmodelle von 71 Fachleuten aus dem stationären und ambulanten kinder- und jugendpsychiatrischen Tätigkeitsfeld erfasst. Ein Vergleich der Modelle wurde einerseits zwischen einzelnen stationären Berufsgruppen und andererseits zwischen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatern gegenüber Chef-/Oberärzten vorgenommen. Ergebnisse: Die Bedeutung der berufspezifischen Expertise spiegelt sich nur in der starken Gewichtung psychosozialer Indikationskriterien durch das Stationspflegepersonal wider, und ist in unserer Studie somit als gering einzuschätzen. Ein Einfluss der Versorgungsperspektive zeigte sich darin, dass die ambulanten Ärzte die Indikation enger stellten und die eigenen ambulanten Ressourcen als tragfähiger bewerteten als die Chef- und Oberärzte des stationären Bereichs. Wesentliche Indikationskriterien für alle Berufsgruppen waren Selbstgefährdung, Fremdgefährdung, Schweregrad der Symptomatik, Bewertung ambulanter Ressourcen und Erfolgsaussichten sowie Notwendigkeit einer Intensivbehandlung. Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse liefern weitere Forschungsperspektiven, z.B. hinsichtlich regional- und klinikspezifischer Indikationsvorstellungen, und verdeutlichen die Notwendigkeit eines fachlichen Diskurses über die Indikationspraxis.


2020 ◽  
Vol 77 (10) ◽  
pp. 499-503
Author(s):  
Andrej Maria Nowakowski
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Bereits vor etwa 60 Jahren etablierte Sir John Charnley die Grundlagen der Hüftendoprothetik, wie wir sie heute noch kennen. Die Implantation künstlicher Hüftgelenke entwickelte sich seither zu einem der erfolgreichsten und sichersten medizintherapeutischen Verfahren. Wir können gute Langzeitergebnisse mit problemlosen Verläufen über Jahrzehnte hinweg nachweisen. In den letzten 20 Jahren hat insbesondere die Entwicklung und Etablierung minimalinvasiver Operationstechniken rasante Veränderungen hervorgebracht. Zusätzlich wurde das perioperative Patientenmanagement optimiert. Seitens der Implantate führten vor allem werkstoffseitige und tribologische Verbesserungen zu erfolgsversprechenden Entwicklungen. Eine Analyse möglicher Komplikationen zeigt, dass dennoch Potenzial zur Weiterentwicklung vorhanden sein dürfte, zum Beispiel im Bereich der Pfannengeometrie. Optimierungen hinsichtlich der Operationssicherheit können sicherlich durch weiterentwickelte Ausbildungskonzepte für Operateure, Operationssimulatoren, einfache Navigationshilfen zur Komponentenpositionierung etc. erzielt werden.


2015 ◽  
Vol 72 (6) ◽  
pp. 405-411 ◽  
Author(s):  
Katja Henny-Fullin ◽  
Daniel Buess ◽  
Anja Handschin ◽  
Jörg Leuppi ◽  
Thomas Dieterle

Entsprechend der europäischen und nordamerikanischen Richtlinien für die Diagnose und Therapie der arteriellen Hypertonie wird ein akuter, krisenhafter Anstieg des Blutdruckes auf > 180/120 mmHg als hypertensive Krise bezeichnet. Das Vorliegen von akuten hypertensiven Endorganschäden, wie z. B. Stroke, akuter Myokardinfarkt oder Herzinsuffizienz, welche patientenabhängig bereits bei niedrigeren Blutdruckwerten auftreten können, definiert eine „hypertensive Notfallsituation“. Zur Vermeidung des weiteren Fortschreitens der Endorganschädigung ist bei diesen Patienten eine sofortige Blutdrucksenkung (ca. 25 % vom Ausgangswert innerhalb von 1 – 2 Stunden) und in der Regel ein intensivmedizinisches Monitoring notwendig. Im Gegensatz dazu definiert ein krisenhafter Blutdruckanstieg ohne Nachweis akuter hypertensiver Endorganschäden eine „hypertensive Gefahrensituation“. Bei diesen Patienten sollte der Blutdruck innerhalb von 24 – 48 Stunden gesenkt werden um die Entstehung akuter Endorganschäden zu verhindern. In der Regel ist keine stationäre Aufnahme notwendig und es genügt eine orale antihypertensive Therapie, die ambulante Weiterbetreuung des Patienten muss jedoch gewährleistet sein.


Author(s):  
Jens Kalke ◽  
Sascha Milin ◽  
Sven Buth

Zusammenfassung. Zielsetzung: Aus der internationalen Glücksspielforschung ist bekannt, dass kognitive Verzerrungen mit einer problematischen Glücksspielteilnahme in Beziehung stehen. Spezielle Spielergruppen, die sich nach ihrer favorisierten Glücksspielart unterscheiden, standen dabei bisher jedoch selten im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. In dieser Studie werden erstmals die kognitiven Verzerrungen bei pathologischen Automatenspielern und Sportwettern dargestellt und in Form eines Gruppenvergleichs analysiert und diskutiert. Methodik: Es werden die Ergebnisse einer (schriftlichen) Befragung von 72 Automatenspielern und 37 Sportwettern dargestellt. Die befragten Personen erfüllen mindestens 5 Kriterien nach DSM-IV. Die Erfassung der kognitiven Erfahrungen erfolgt unter Anwendung des Gamblers Beliefs Questionaire (GBQ). Dieses Instrument beinhaltet zwei Subskalen, die zwischen den Bereichen „Luck/Perseverance“ (Glaube an das persönliche Glück beim Spielen/irrationale Überzeugungen) und „Illusion of control“ (Glaube, den Ausgang des Spiels beeinflussen zu können) differenzieren. Zudem kann der Gesamtscore (Summe aus den Werten der beiden Subskalen) berichtet werden. Für die Prüfung der statistischen Bedeutsamkeit von Unterschieden zwischen beiden Spielergruppen kamen Chi-Quadrat-Tests (bei ordinal skalierten Variablen) oder Varianzanalysen (bei metrischen Variablen) zur Anwendung. Ergebnisse: Die Sportwetter kommen auf einen signifikant höheren Gesamtscore als die Automatenspieler (96,0 zu 81,4), d. h. die kognitiven Verzerrungen sind bei ihnen deutlich ausgeprägter als bei der zweitgenannten Gruppe. Bezogen auf die beiden Sub-Skalen des GBQ ergeben sich sowohl beim persönlichen Glauben an das Glück (56,9 zu 50,7) als auch bei den Kontroll-Illusionen (39,2 zu 30,7) höhere Werte bei den Sportwettern. Schlussfolgerungen: In der Behandlung der Glücksspielsucht sollte die therapeutische Aufarbeitung von kognitiven Verzerrungen eine bedeutsame Rolle spielen. Das gilt insbesondere für pathologische Sportwetter. Gleichfalls sollten präventive Interventionen durchgeführt werden, mit denen der Entstehung von Trugschlüssen über das Glücksspiel und Kontroll-Illusionen vorgebeugt wird.


Author(s):  
Manfred Döpfner ◽  
Stephanie Schürmann ◽  
Martha Bruß ◽  
Sabrina Müller ◽  
Christiane Rademacher ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Bislang liegen für den deutschen Sprachraum kaum Instrumente vor, die familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen reliabel erfassen, und der Zusammenhang zwischen familiären Beziehungen aus der Sicht von Jugendlichen und Verhaltensauffälligkeiten von Jugendlichen ist auch international bisher nur wenig untersucht worden. Methodik: Auf der Basis des Family Relations Test, der ursprünglich nur für Kinder entwickelt worden ist, wird mit dem Family Relations Test für Kinder und Jugendliche ein familiendiagnostisches Verfahren entwickelt, das Familienbeziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen erhebt (94 Items davon 44 % neu formuliert). Dieser Test wurde in einer klinischen Stichprobe (n = 152) und einer Feldstichprobe (n = 132) durchgeführt. In der klinischen Stichprobe wurden zusätzlich Verhaltensauffälligkeiten der Jugendlichen im Selbst- und im Elternurteil erhoben. Ergebnisse: In der zweifaktoriellen Lösung der Hauptkomponentenanalyse ergeben sich eindeutige Ladungen der Items, die positive bzw. negative Beziehungsanteile auf jeweils einem Faktor beschreiben. Die internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) der Gesamtskalen, die positive und negative Beziehungen erfassen, liegen zwischen .91 und .93. Jugendliche aus der Klinikstichprobe beschreiben auf diesen Gesamtskalen insgesamt in ihren Familien stärkere negative Beziehungen als Jugendliche in der Feldstichprobe. Innerhalb der Klinikstichprobe konnten zum Teil deutliche Korrelationen zwischen dem Ausmaß der psychischen Auffälligkeiten der Jugendlichen und den berichteten Familienbeziehungen festgestellt werden. Schlussfolgerungen: Positive und negative Beziehungen von Jugendlichen lassen sich aus der Perspektive der Jugendlichen reliabel und faktoriell valide erfassen. Hypothesengemäß werden signifikante Zusammenhänge von negativen Familienbeziehungen und psychischen Auffälligkeiten festgestellt. Die Jugendlichenversion des Family Relations Test erweist sich als ein nützliches Instrument, um familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen zu erheben.


2015 ◽  
Vol 63 (3) ◽  
pp. 181-186 ◽  
Author(s):  
Paul L. Plener ◽  
Rebecca C. Groschwitz ◽  
Cindy Franke ◽  
Jörg M. Fegert ◽  
Harald J. Freyberger

Die Adoleszenz ist häufig die Lebensphase, in der sich psychiatrische Phänomene des Erwachsenenalters erstmals manifestieren. Darüber hinaus stellt sie auch eine Phase des Übergangs zwischen den Versorgungssystemen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und dem der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters dar. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der stationären psychiatrischen Versorgungssituation der Adoleszenten in Deutschland. Berichtet wird eine Analyse der stationären psychiatrischen Versorgung in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2012, basierend auf Krankenhaus Entlassdiagnosen. Trotz stagnierender Bevölkerungszahlen in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen findet sich eine deutliche Zunahme der stationären Behandlungen im Verlauf der letzten 10 Jahre. Es finden sich deutliche Unterschiede in der Häufigkeit der Behandlung von Störungsbildern der Kategorie F8 und F9 in der Altersgruppe der 15- bis unter 20-Jährigen im Vergleich zu den 20- bis unter 25-Jährigen. Die Brüche in den stationären Behandlungsraten der ICD-10 Kategorien F8 und F9 können als Hinweis auf eine mangelhaft ausgebaute Schnittstelle zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters gesehen werden. Eine durchgängig über Versorgungssysteme gedachte Adoleszenzpsychiatrie könnte es schaffen diesen Übergang zu erleichtern.


Author(s):  
Gisela Skopp
Keyword(s):  

<span class="fett">Ausgangslage:</span> Die Haaranalyse gilt, ebenso wie die gängigere Urinuntersuchung auf psychotrope Substanzen, als leicht durchführbar und interpretierbar. Zwischen beiden Matrices gibt es jedoch grundlegend verschiedene biologische, präanalytische und analytische Aspekte, um zu einem aussagekräftigen Befund zu gelangen. </p><p> <span class="fett">Einflussgrößen:</span> Urin und Haar sind hoch variabel zusammengesetzt. Morphologische Schädigungen der Haarfaser durch Alterung oder haarkosmetische Behandlung gehen mit einer Abnahme der Suchtstoffkonzentration einher. Urin und Haar unterscheiden sich grundsätzlich hinsichtlich ihres Analytmusters, auf das Probenaufbereitung und Messverfahren abgestimmt sein müssen. Die bisher nicht eindeutig geklärte Inkorporation von Fremdstoffen erschwert die Interpretation eines Haarbefundes wesentlich. Die Annahme einer Wachstumsgeschwindigkeit von ca. 1 cm pro Monat ist nur eine grobe Schätzung. </p><p> <span class="fett">Perspektiven:</span> Der Bezug von Haarbefund und Melaningehalt sollte weiter untersucht werden. Enzympolymorphismen könnten die Variabilität von Haarbefunden teilweise erklären. Mehrere Studien zeigten bereits, dass ein Drogenkonsum durch eine Haaruntersuchung häufiger als durch eine Urinanalyse aufgedeckt werden kann. </p><p> <span class="fett">Fazit:</span> Welches Untersuchungsmaterial bevorzugt in eine Analyse eingesetzt werden soll, richtet sich vorrangig nach Verfügbarkeit und Fragestellung, wobei sich Urin und Haar aufgrund ihrer unterschiedlichen Nachweisfenster ergänzen.


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