Subjektive und objektive kognitive Störung im Prädemenzstadium der Alzheimer-Krankheit

2013 ◽  
Vol 32 (10) ◽  
pp. 715-719
Author(s):  
F. Jessen

ZusammenfassungSubjektive und objektive kognitive Störungen treten bei der Alzheimer-Erkrankung im Vorfeld der Demenz auf. Diese Beeinträchtigungen können genutzt werden, um Personen mit erhöhtem Demenzrisiko zu erkennen. Die leichte kognitive Störung (mild cognitive impairment, MCI) ist gekennzeichnet durch Beeinträchtigungen in kognitiven Tests. Insbesondere unterdurchschnittliche Leistungen in Gedächtnistests mit verzögertem Abruf sind prädiktiv für eine zukünftige Alzheimer-Demenz. Die Gedächtnisbeeinträchtigung mit der höchsten Spezifität für die Alzheimer-Erkrankung ist der Abruf unter Zuhilfenahme von Schlüsselreizen (cued recall). In jüngerer Zeit wurden die subjektiven kognitiven Störungen, die möglicherweise vor einer objektivierbaren Leistungseinbuße bei der AlzheimerErkrankung auftreten, untersucht. Zunehmend weisen Studien auf das gehäufte Vorliegen von Alzheimer-typischen Biomarkerveränderungen bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen hin. Zukünftige Standardisierung der Erfassung von subjektiven kognitiven Störungen bei älteren Menschen werden dazu beitragen, die prädiktive Rolle dieser diskreten frühen Veränderungen im Rahmen der Alzheimer-Erkrankung zu definieren.

2008 ◽  
Vol 27 (S 01) ◽  
pp. S6-S7
Author(s):  
B. Ibach ◽  
J. Marienhagen ◽  
G. Hajak ◽  
H. Klünemann ◽  
S. Poljansky ◽  
...  

ZusammenfassungDie leichte kognitive Störung (mild cognitive impairment, MCI) geht mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Demenz einher. In der Diagnostik spielen neben Klinik und Testpsychologie zunehmend auch die Positronen-Emissionstomografie (PET) und die Liquordiagnostik eine wesentliche Rolle. Patienten mit MCI weisen ein höheres Risiko auf, eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln, wenn in der initialen PET-Untersuchung eine Glukosestoffwechselminderung im temporoparietalen Kortex nachzuweisen ist, weiterhin wenn Gesamt-Tau im Liquor erhöht und ß-Amyloid42 erniedrigt ist. Wir berichten exemplarisch über eine Patientin, die eine diesbezügliche Befundkonstellation aufwies und im Verlauf eine Demenz vom Alzheimer Typ entwickelte.


2005 ◽  
Vol 18 (4) ◽  
pp. 203-225 ◽  
Author(s):  
Friedel M. Reischies ◽  
Britta S. Bürker

Zusammenfassung: Die in der Frühphase einer Demenzentwicklung - beispielsweise der Alzheimer Demenz - auftretenden milden kognitiven Beeinträchtigungen stehen im Zentrum des Interesses verschiedener diagnostischer Konzepte der Leichten Kognitiven Störung. Diese Konzepte der Leichten Kognitiven Störung, z. B. Mild cognitive impairment und Ageing-associated cognitive decline, spielen im Hinblick auf die Suche nach Prädiktionsmöglichkeiten einer zukünftigen Demenzentwicklung sowie im Hinblick auf eine möglichst frühe Diagnose eines Demenzsyndroms vom Alzheimer Typ eine große Rolle. Die wesentlichen Konzepte werden ausführlich vorgestellt. Im Rahmen dieser Übersichtsarbeit wird 1. auf der Grundlage von pathophysiologischen Vorgänge im Verlauf einer Alzheimer Demenz sowie 2. aufgrund von Daten über die prädiktive Wertigkeit verschiedener neuropsychologischer Tests dargestellt, welche neuropsychologischen Tests in der Frühphase einer Demenzentwicklung zum Einsatz kommen können. Dies wird vor allem auch in dem Zusammenhang diskutiert, wie Alternsprozesse und deren Auswirkungen auf kognitive Leistungen die frühe Diagnose des Demenzsyndroms erschweren. Darüber hinaus wird erläutert, inwieweit Verlaufsuntersuchungen die Prädiktion bzw. die frühe Diagnose eines Demenzsyndroms ermöglichen können.


2020 ◽  
Vol 91 (9) ◽  
pp. 832-842 ◽  
Author(s):  
Ayda Rostamzadeh ◽  
Frank Jessen

Zusammenfassung Die leichte kognitive Störung („mild cognitive impairment“, MCI) zeichnet sich durch kognitive Einschränkungen bei im Wesentlichen erhaltener Alltagskompetenz aus. MCI ist ein Risikozustand für die Entwicklung einer Demenz und kann ein Prodromalstadium der Demenz bei Alzheimer-Krankheit („Alzheimer’s disease“, AD) sein. Die AD ist durch zerebrale Ablagerungen von Amyloid- und Tau-Aggregaten definiert und kann durch Biomarker für diese Veränderungen in vivo detektiert werden. Durch die Fortschritte in der biomarkerbasierten Früherkennung der AD, ist es möglich zwischen MCI-Patienten mit und ohne AD-Pathologie und somit zwischen Patienten mit einem geringen und einem hohen Risiko für die Entwicklung einer späteren Demenz zu unterscheiden. Für die biomarkerbasierte Früherkennung der AD im MCI-Stadium gibt es bisher in Deutschland keine differenzierten Leitlinienempfehlungen. In dem vorliegenden Artikel werden die Empfehlungen einer europäischen Expertenkonsensuspublikation sowie einer multidisziplinären Arbeitsgruppe der Alzheimer’s Association zum Einsatz von Liquorbiomarkern für die Diagnostik der Alzheimer-Krankheit bei MCI-Patienten zusammengefasst. Sind die klinischen Diagnosekriterien eines MCI anhand der klinischen Untersuchung und neuropsychologischen Testung erfüllt, wird empfohlen weiterführende Diagnostik (Blutuntersuchung, zerebrale Bildgebung) durchzuführen, um die differenzialdiagnostische Einordnung zu präzisieren. Vor der Liquorbiomarkeruntersuchung sollte eine umfassende Beratung zu den Möglichkeiten, Grenzen und Risiken der biomarkerbasierten Früherkennung der AD und der Demenzprädiktion durchgeführt werden. Die Informationen über das individuelle Risiko für eine Demenz können sich bei Patienten und ihren nahestehenden Personen auf das psychische Wohlbefinden und die weitere Lebensplanung auswirken, daher werden klinische Verlaufsuntersuchungen empfohlen.


2014 ◽  
Vol 25 (1) ◽  
pp. 17-30 ◽  
Author(s):  
Elke Kalbe ◽  
Annette Petrelli

Neuropsychologische Defizite bei Parkinsonpatienten sind häufig und umfassen typischerweise exekutive Störungen, Gedächtnis- (v. a. strategische Enkodier- und Abruf‐) Defizite, visuell-räumliche sowie Aufmerksamkeitsstörungen. Die Punktprävalenz der leichten kognitiven Störungen bei Parkinsonpatienten (Mild Cognitive Impairment in Parkinson′s Disease, PD-MCI), für die 2012 Forschungskriterien publiziert wurden, wird im Mittel auf 27 % geschätzt werden; die Punktprävalenz der Parkinson-Demenz (Parkinson′s Disease Dementia, PDD) wird mit etwa 30 % angegeben. Longitudinal entwickeln die meisten Parkinsonpatienten während ihrer Erkrankung eine kognitive Störung. Aufgrund ihrer Häufigkeit und Relevanz ist es wichtig, diese zu diagnostizieren. Für die Therapie der PDD ist der Acetylcholinesterasehemmer Rivastigmin zugelassen; andere zugelassene Behandlungsmöglichkeiten existieren derzeit nicht. Die Evidenzlage zu nicht-pharmakologischen Interventionsansätzen ist bislang unzureichend; erste Studien zur Wirksamkeit kognitiven Trainings sowie physischer Aktivität sind jedoch vielversprechend.


2013 ◽  
Vol 10 (04) ◽  
pp. 234-238
Author(s):  
F. Jessen

ZusammenfassungDie Prädiktion der Alzheimer-Demenz ist die Voraussetzung für indizierte Demenz-Prävention. Zu unterscheiden ist die Prädiktion im hausärztlichen Versorgungsbereich, der gekennzeichnet ist durch eine niedrige Prävalenz der Erkrankung und einen begrenzten Einsatz von apparativen Verfahren sowie die biomarkerbasierte Prädiktion im Expertensetting (z.B. Gedächtnisambulanz). Im hausärztlichen Versorgungsbereich können anhand einfach zu erhebender Parameter Patienten mit erhöhtem Demenzrisiko identifiziert werden. Allerdings werden keine hohen positiven prädiktiven Werte (PPW) erreicht. In spezialisierten Einrichtungen können aufgrund der höheren Prävalenz der Alzheimer-Krankheit und dem Einsatz von Biomarkern (Liquor, Bildgebung) eine deutlich höhere Vorhersage der Demenz, insbesondere bei Personen mit leichter kognitiver Störung (mild cognitive impairment, MCI) erreicht werden. Eine sichere Prädiktion der Alzheimer-Demenz bei einzelnen Individuen ist aber aufgrund von grenzwertigen oder widersprüchlichen Biomarkerbefunden nicht immer möglich.


2019 ◽  
Vol 144 (03) ◽  
pp. 156-160 ◽  
Author(s):  
Lucrezia Hausner ◽  
Lutz Frölich

Was ist neu? Das Konzept der bisherigen Demenztherapie Die klinische Relevanz von Acetylcholinesterase-Inhibitoren (AChE-I) zur symptomatischen Therapie der leichten bis mäßigen Alzheimer-Demenz ist weltweit anerkannt, trotz nur mäßiger Wirksamkeit. Die Anwendung sollte bei Verträglichkeit auch im schweren Krankheitsstadium fortgeführt werden. Bei mäßiger bis schwerer Alzheimer-Demenz ist der NMDA-Rezeptor-Antagonist Memantin indiziert. Die Lewy-Körperchen-Demenz ist in der antidementiven Therapie der Alzheimer-Demenz gleichgestellt, für die Parkinson-Demenz existiert eine Indikation für Rivastigmin. Eine Veränderung der motorischen Symptome unter AChE-I ist zu beachten. Für frontotemporale oder vaskuläre Demenzen gibt es keine evidenz-basierte antidementive Therapie. Therapie-Monitoring und Wirksamkeitsbeurteilung Der Wirksamkeitsnachweis der Demenztherapie im Einzelfall ist schwierig. Jede Demenztherapie sollte deshalb, Verträglichkeit vorausgesetzt, langfristig angelegt und regelmäßig überprüft werden. Andere medikamentöse Therapiestrategien in der Behandlung demenzieller Erkrankungen Für Souvenaid und Ginkgo biloba als ergänzende antidementive Behandlung bei Alzheimer-Demenz gibt es Hinweise auf einen Nutzen. Andere Therapieansätze sind nicht belegt. Zukunftsaussichten für eine krankheitsmodifizierende Therapie Die Modulation des Verlaufs von Demenzerkrankungen ist Schwerpunkt von aktuellen klinischen Studien. Anti-Amyloid- (in Phase-III-Studien) und Anti-Tau-Strategien (derzeit in Phase-II-Studien) werden intensiv verfolgt neben anderen Therapieansätzen. Statt des Demenzstadiums wird die leichte kognitive Störung bei Alzheimer-Krankheit als sinnvollste Interventionspopulation angezielt.


2005 ◽  
Vol 18 (3) ◽  
pp. 121-130 ◽  
Author(s):  
Elke Kalbe ◽  
Matthias Brand ◽  
Josef Kessler ◽  
Pasquale Calabrese

Zusammenfassung: Kognitive Screeningtests sind hilfreiche Instrumente zur Unterstützung der Demenzdiagnose. Der im Jahr 2000 eingeführte DemTect stellt ein im deutschsprachigen Raum mittlerweile vielfach angewendetes Screeningverfahren dar, das mit dem Ziel entwickelt wurde, möglichst sensitiv zu sein und damit Demenzen in Frühstadien sowie leichte kognitive Störungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) erkennen zu können. In diesem Beitrag werden bisherige Befunde zur Anwendung des DemTects bei verschiedenen Indikationen unter besonderer Berücksichtigung der Frage nach Sensitivität und Spezifität des Verfahrens dargestellt und weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt. Zusammenfassend hat sich der DemTect bislang sowohl im Rahmen der Diagnostik von Demenzsyndromen unterschiedlicher Ätiologie - Alzheimer Demenz und vaskuläre Demenz - als auch bei Patienten mit MCI bewährt. Erste positive Ergebnisse zur Anwendbarkeit bei dementen Parkinsonpatienten liegen ebenfalls vor. In allen Studien zeichnet sich der DemTect durch eine besonders hohe Sensitivität für demenzassoziierte kognitive Störungen aus. Eine entsprechende Empfehlung des Verfahrens wurde auch in die deutschen Richtlinien zur Diagnose und Therapie der Alzheimer Demenz und Demenz mit Lewy-Körperchen aufgenommen.


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