Prädiktion der Alzheimer-Demenz

2013 ◽  
Vol 10 (04) ◽  
pp. 234-238
Author(s):  
F. Jessen

ZusammenfassungDie Prädiktion der Alzheimer-Demenz ist die Voraussetzung für indizierte Demenz-Prävention. Zu unterscheiden ist die Prädiktion im hausärztlichen Versorgungsbereich, der gekennzeichnet ist durch eine niedrige Prävalenz der Erkrankung und einen begrenzten Einsatz von apparativen Verfahren sowie die biomarkerbasierte Prädiktion im Expertensetting (z.B. Gedächtnisambulanz). Im hausärztlichen Versorgungsbereich können anhand einfach zu erhebender Parameter Patienten mit erhöhtem Demenzrisiko identifiziert werden. Allerdings werden keine hohen positiven prädiktiven Werte (PPW) erreicht. In spezialisierten Einrichtungen können aufgrund der höheren Prävalenz der Alzheimer-Krankheit und dem Einsatz von Biomarkern (Liquor, Bildgebung) eine deutlich höhere Vorhersage der Demenz, insbesondere bei Personen mit leichter kognitiver Störung (mild cognitive impairment, MCI) erreicht werden. Eine sichere Prädiktion der Alzheimer-Demenz bei einzelnen Individuen ist aber aufgrund von grenzwertigen oder widersprüchlichen Biomarkerbefunden nicht immer möglich.

2013 ◽  
Vol 32 (10) ◽  
pp. 715-719
Author(s):  
F. Jessen

ZusammenfassungSubjektive und objektive kognitive Störungen treten bei der Alzheimer-Erkrankung im Vorfeld der Demenz auf. Diese Beeinträchtigungen können genutzt werden, um Personen mit erhöhtem Demenzrisiko zu erkennen. Die leichte kognitive Störung (mild cognitive impairment, MCI) ist gekennzeichnet durch Beeinträchtigungen in kognitiven Tests. Insbesondere unterdurchschnittliche Leistungen in Gedächtnistests mit verzögertem Abruf sind prädiktiv für eine zukünftige Alzheimer-Demenz. Die Gedächtnisbeeinträchtigung mit der höchsten Spezifität für die Alzheimer-Erkrankung ist der Abruf unter Zuhilfenahme von Schlüsselreizen (cued recall). In jüngerer Zeit wurden die subjektiven kognitiven Störungen, die möglicherweise vor einer objektivierbaren Leistungseinbuße bei der AlzheimerErkrankung auftreten, untersucht. Zunehmend weisen Studien auf das gehäufte Vorliegen von Alzheimer-typischen Biomarkerveränderungen bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen hin. Zukünftige Standardisierung der Erfassung von subjektiven kognitiven Störungen bei älteren Menschen werden dazu beitragen, die prädiktive Rolle dieser diskreten frühen Veränderungen im Rahmen der Alzheimer-Erkrankung zu definieren.


2008 ◽  
Vol 27 (S 01) ◽  
pp. S6-S7
Author(s):  
B. Ibach ◽  
J. Marienhagen ◽  
G. Hajak ◽  
H. Klünemann ◽  
S. Poljansky ◽  
...  

ZusammenfassungDie leichte kognitive Störung (mild cognitive impairment, MCI) geht mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Demenz einher. In der Diagnostik spielen neben Klinik und Testpsychologie zunehmend auch die Positronen-Emissionstomografie (PET) und die Liquordiagnostik eine wesentliche Rolle. Patienten mit MCI weisen ein höheres Risiko auf, eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln, wenn in der initialen PET-Untersuchung eine Glukosestoffwechselminderung im temporoparietalen Kortex nachzuweisen ist, weiterhin wenn Gesamt-Tau im Liquor erhöht und ß-Amyloid42 erniedrigt ist. Wir berichten exemplarisch über eine Patientin, die eine diesbezügliche Befundkonstellation aufwies und im Verlauf eine Demenz vom Alzheimer Typ entwickelte.


2005 ◽  
Vol 18 (4) ◽  
pp. 203-225 ◽  
Author(s):  
Friedel M. Reischies ◽  
Britta S. Bürker

Zusammenfassung: Die in der Frühphase einer Demenzentwicklung - beispielsweise der Alzheimer Demenz - auftretenden milden kognitiven Beeinträchtigungen stehen im Zentrum des Interesses verschiedener diagnostischer Konzepte der Leichten Kognitiven Störung. Diese Konzepte der Leichten Kognitiven Störung, z. B. Mild cognitive impairment und Ageing-associated cognitive decline, spielen im Hinblick auf die Suche nach Prädiktionsmöglichkeiten einer zukünftigen Demenzentwicklung sowie im Hinblick auf eine möglichst frühe Diagnose eines Demenzsyndroms vom Alzheimer Typ eine große Rolle. Die wesentlichen Konzepte werden ausführlich vorgestellt. Im Rahmen dieser Übersichtsarbeit wird 1. auf der Grundlage von pathophysiologischen Vorgänge im Verlauf einer Alzheimer Demenz sowie 2. aufgrund von Daten über die prädiktive Wertigkeit verschiedener neuropsychologischer Tests dargestellt, welche neuropsychologischen Tests in der Frühphase einer Demenzentwicklung zum Einsatz kommen können. Dies wird vor allem auch in dem Zusammenhang diskutiert, wie Alternsprozesse und deren Auswirkungen auf kognitive Leistungen die frühe Diagnose des Demenzsyndroms erschweren. Darüber hinaus wird erläutert, inwieweit Verlaufsuntersuchungen die Prädiktion bzw. die frühe Diagnose eines Demenzsyndroms ermöglichen können.


2020 ◽  
Vol 91 (9) ◽  
pp. 832-842 ◽  
Author(s):  
Ayda Rostamzadeh ◽  
Frank Jessen

Zusammenfassung Die leichte kognitive Störung („mild cognitive impairment“, MCI) zeichnet sich durch kognitive Einschränkungen bei im Wesentlichen erhaltener Alltagskompetenz aus. MCI ist ein Risikozustand für die Entwicklung einer Demenz und kann ein Prodromalstadium der Demenz bei Alzheimer-Krankheit („Alzheimer’s disease“, AD) sein. Die AD ist durch zerebrale Ablagerungen von Amyloid- und Tau-Aggregaten definiert und kann durch Biomarker für diese Veränderungen in vivo detektiert werden. Durch die Fortschritte in der biomarkerbasierten Früherkennung der AD, ist es möglich zwischen MCI-Patienten mit und ohne AD-Pathologie und somit zwischen Patienten mit einem geringen und einem hohen Risiko für die Entwicklung einer späteren Demenz zu unterscheiden. Für die biomarkerbasierte Früherkennung der AD im MCI-Stadium gibt es bisher in Deutschland keine differenzierten Leitlinienempfehlungen. In dem vorliegenden Artikel werden die Empfehlungen einer europäischen Expertenkonsensuspublikation sowie einer multidisziplinären Arbeitsgruppe der Alzheimer’s Association zum Einsatz von Liquorbiomarkern für die Diagnostik der Alzheimer-Krankheit bei MCI-Patienten zusammengefasst. Sind die klinischen Diagnosekriterien eines MCI anhand der klinischen Untersuchung und neuropsychologischen Testung erfüllt, wird empfohlen weiterführende Diagnostik (Blutuntersuchung, zerebrale Bildgebung) durchzuführen, um die differenzialdiagnostische Einordnung zu präzisieren. Vor der Liquorbiomarkeruntersuchung sollte eine umfassende Beratung zu den Möglichkeiten, Grenzen und Risiken der biomarkerbasierten Früherkennung der AD und der Demenzprädiktion durchgeführt werden. Die Informationen über das individuelle Risiko für eine Demenz können sich bei Patienten und ihren nahestehenden Personen auf das psychische Wohlbefinden und die weitere Lebensplanung auswirken, daher werden klinische Verlaufsuntersuchungen empfohlen.


2005 ◽  
Vol 18 (3) ◽  
pp. 121-130 ◽  
Author(s):  
Elke Kalbe ◽  
Matthias Brand ◽  
Josef Kessler ◽  
Pasquale Calabrese

Zusammenfassung: Kognitive Screeningtests sind hilfreiche Instrumente zur Unterstützung der Demenzdiagnose. Der im Jahr 2000 eingeführte DemTect stellt ein im deutschsprachigen Raum mittlerweile vielfach angewendetes Screeningverfahren dar, das mit dem Ziel entwickelt wurde, möglichst sensitiv zu sein und damit Demenzen in Frühstadien sowie leichte kognitive Störungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) erkennen zu können. In diesem Beitrag werden bisherige Befunde zur Anwendung des DemTects bei verschiedenen Indikationen unter besonderer Berücksichtigung der Frage nach Sensitivität und Spezifität des Verfahrens dargestellt und weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt. Zusammenfassend hat sich der DemTect bislang sowohl im Rahmen der Diagnostik von Demenzsyndromen unterschiedlicher Ätiologie - Alzheimer Demenz und vaskuläre Demenz - als auch bei Patienten mit MCI bewährt. Erste positive Ergebnisse zur Anwendbarkeit bei dementen Parkinsonpatienten liegen ebenfalls vor. In allen Studien zeichnet sich der DemTect durch eine besonders hohe Sensitivität für demenzassoziierte kognitive Störungen aus. Eine entsprechende Empfehlung des Verfahrens wurde auch in die deutschen Richtlinien zur Diagnose und Therapie der Alzheimer Demenz und Demenz mit Lewy-Körperchen aufgenommen.


2017 ◽  
Vol 2 (2) ◽  
pp. 110-116
Author(s):  
Valarie B. Fleming ◽  
Joyce L. Harris

Across the breadth of acquired neurogenic communication disorders, mild cognitive impairment (MCI) may go undetected, underreported, and untreated. In addition to stigma and distrust of healthcare systems, other barriers contribute to decreased identification, healthcare access, and service utilization for Hispanic and African American adults with MCI. Speech-language pathologists (SLPs) have significant roles in prevention, education, management, and support of older adults, the population must susceptible to MCI.


2015 ◽  
Vol 72 (4) ◽  
pp. 225-231
Author(s):  
Irene Bopp-Kistler

Vor der Diagnoseeröffnung geht sowohl für die Demenzerkrankten, wie aber auch für ihre Angehörigen eine lange Zeit der Unsicherheit, der Verunsicherung, der Angst, der Zweifel, aber auch von Konflikten voraus. Der Beginn einer neurodegnerativen Erkrankung ist immer mit sehr vielen offenen Fragen verbunden. Wenn jüngere Patienten noch im Berufsleben stehen, löst bereits das Stadium des Mild Cognitive Impairment Fehlleistungen, Burnout, Mobbing, Depression und Krankschreibung aus. In der Partnerschaft entstehen Konflikte und Schuldzuweisungen. Es ist viel zu wenig bekannt, dass meist diese Probleme auf Beziehungsebene belastender sind als die typischen Defizite, die auf die Demenzerkrankung zurückzuführen sind. Es besteht leider immer noch die Meinung, dass sich eine Abklärung und Diagnosestellung nur bei Krankheiten lohnt, die auch behandelbar sind. Ziel jeder evidenzbasierten Medizin sollte es aber sein, den Patienten und ihren Angehörigen eine möglichst gute Lebensqualität zu geben. Und diese Forderung ist besonders bezüglich Demenzdiagnose zu stellen. Ein offenes Diagnoseeröffnungsgespräch ermöglicht es den Patienten und ihren Angehörigen, sich mit der Situation auseinander zu setzen, miteinander Lösungsstrategien zu suchen in der herausfordernden Situation einer Demenzerkrankung, die immer das ganze familiäre und soziale System betrifft. Der Patient hat das Recht auf Information über seine Diagnose, das gilt auch für die Demenzerkrankten. Das Diagnosegespräch erfordert Zeit und höchste Professionalität, das Wissen um die individuellen Defizite und Ressourcen, die soziale Situation und die Biographie und Persönlichkeit der Patienten, aber auch ihrer Angehörigen. Das Diagnosegespräch löst viele Emotionen aus, es ist wichtig auf diese einzugehen und diese auch aufzunehmen. Primär sollte mit dem Patienten gesprochen werden, aber möglichst im Beisein der Angehörigen, wichtig dabei ist die Wertschätzung des Demenzerkrankten auch bei Anosognosie. Den Angehörigen sollten nicht Ratschläge gegeben werden, sondern es sollte in einem therapeutischen Gespräch auf ihre Gefühle des permanenten Abschiednehmens der geliebten Person eingegangen werden, auf ihre Trauer und Wut. Erst dann wird die Grundlage gelegt, damit gemeinsam im Sinne eines verhaltenstherapeutisch-systemischen Settings Lösungsstrategien gefunden werden können. Begleitung von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen bedeutet somit nicht nur Case-Management und Beratung, wobei auch dies von großer Wichtigkeit ist, sondern sich Einlassen auf die veränderte Beziehung und Situation. Dann kann Resilienz entstehen, welche Voraussetzung dafür ist, dass die langdauernde Krankheit, die mit einem permanenten Abschiednehmen verbunden ist, gemeistert werden kann.


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