Die Diagnose und Therapie der venösen Thromboembolie war bis vor wenigen Jahren durch ein hohes Maß an Komplexität und durch fehlende Effizienz gekennzeichnet. Angesichts der unspezifischen Symptome und klinischen Befunde der akuten Lungenembolie (LE) und der multiplen Einschränkungen älterer diagnostischer Verfahren wie die Lungenszintigraphie und Pulmonalisangiographie waren für die definitive Bestätigung der Diagnose komplizierte, für die klinische Praxis ungeeignete Algorithmen erforderlich. Damit konnte bei vielen Patienten eine lebensbedrohliche Lungenembolie nicht rechtzeitig erkannt werden, während anderen Patienten aufgrund eines schlecht begründeten und dokumentierten Verdachts unnötige, potenziell gefährliche und zeitaufwändige Untersuchungen zugemutet wurden. Die Entwicklung und erfolgreiche Erprobung praxisnaher, strukturierter klinischer Modelle zur Semi-Quantifizierung der Wahrscheinlichkeit (pre-test probability) der Lungenembolie, der zunehmende Einsatz des D-Dimer-Tests bei stabilen, ambulanten Patienten und insbesondere die technische Entwicklung der Spiral-Computertomographie haben in letzter Zeit unsere diagnostische Vorgehensweise bei Lungenembolie-Verdacht wesentlich vereinfacht, beschleunigt und verbessert. Darüber hinaus wurde die pathophysiologische Bedeutung der rechtsventrikulären (RV) Dysfunktion – noch vor dem Auftreten einer klinischen Instabilität und Schocksymptomatik – erkannt, und zahlreiche Studien konnten zeigen, dass laborchemische und echokardiographische Parameter eine rechtzeitige Risikostratifizierung der Lungenembolie ermöglichen. Für die hämodynamisch stabilen Patienten ohne RV Dysfunktion (nicht-massive LE) setzen sich die niedermolekularen Heparine zunehmend als Therapie der Wahl in der Akutphase durch, während instabile Patienten mit massiver LE einer sofortigen medikamentösen (mittels Thrombolyse), operativen oder kathetertechnischen Rekanalisation bedürfen. Andererseits ist die Therapie stabiler Patienten mit RV Dysfunktion (submassive LE) derzeit noch umstritten, und die möglichen klinischen Vorteile einer frühen thrombolytischen Behandlung gegenüber einer alleinigen Heparin-Antikoagulation sollen demnächst in einer großen internationalen kontrollierten Studie überprüft werden.