Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Schule

2019 ◽  
Vol 20 (1) ◽  
pp. 89-103
Author(s):  
Elke Rosenstock-Heinz

In diesem Beitrag geht es darum, den Blick für psychische Auffälligkeiten in Elternhaus und Schule zu schärfen und eine Kooperation mit ambulanten psychotherapeutischen Praxen anzuregen. Kinder und Jugendliche werden primär in den frühen Institutionen wie Kindergarten und Grundschule auffällig. Warum? Was sind die häufigsten Ursachen? Um die Probleme der Kinder und Jugendlichen möglichst schnell erkennen und bearbeiten zu können, braucht es geschulte und empathische Lehrer, die gemeinsam mit den Eltern nach einer angemessenen Form der Unterstützung suchen. Aber auch in der Schule könnten Lehrer, wenn sie denn einen geschulten Blick hätten, präventiv vor Ort intervenieren und müssten nicht, wie so oft, Eltern auffordern, sich Medikamente für ihr auffälliges Kind verschreiben zu lassen. Im zweiten Teil des Beitrags wird am Beispiel ADHS eine familientherapeutische Behandlung in einer Praxis für Kinderund Jugendlichenpsychotherapie beschrieben.

Author(s):  
Manfred Döpfner ◽  
Stephanie Schürmann ◽  
Martha Bruß ◽  
Sabrina Müller ◽  
Christiane Rademacher ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Bislang liegen für den deutschen Sprachraum kaum Instrumente vor, die familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen reliabel erfassen, und der Zusammenhang zwischen familiären Beziehungen aus der Sicht von Jugendlichen und Verhaltensauffälligkeiten von Jugendlichen ist auch international bisher nur wenig untersucht worden. Methodik: Auf der Basis des Family Relations Test, der ursprünglich nur für Kinder entwickelt worden ist, wird mit dem Family Relations Test für Kinder und Jugendliche ein familiendiagnostisches Verfahren entwickelt, das Familienbeziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen erhebt (94 Items davon 44 % neu formuliert). Dieser Test wurde in einer klinischen Stichprobe (n = 152) und einer Feldstichprobe (n = 132) durchgeführt. In der klinischen Stichprobe wurden zusätzlich Verhaltensauffälligkeiten der Jugendlichen im Selbst- und im Elternurteil erhoben. Ergebnisse: In der zweifaktoriellen Lösung der Hauptkomponentenanalyse ergeben sich eindeutige Ladungen der Items, die positive bzw. negative Beziehungsanteile auf jeweils einem Faktor beschreiben. Die internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) der Gesamtskalen, die positive und negative Beziehungen erfassen, liegen zwischen .91 und .93. Jugendliche aus der Klinikstichprobe beschreiben auf diesen Gesamtskalen insgesamt in ihren Familien stärkere negative Beziehungen als Jugendliche in der Feldstichprobe. Innerhalb der Klinikstichprobe konnten zum Teil deutliche Korrelationen zwischen dem Ausmaß der psychischen Auffälligkeiten der Jugendlichen und den berichteten Familienbeziehungen festgestellt werden. Schlussfolgerungen: Positive und negative Beziehungen von Jugendlichen lassen sich aus der Perspektive der Jugendlichen reliabel und faktoriell valide erfassen. Hypothesengemäß werden signifikante Zusammenhänge von negativen Familienbeziehungen und psychischen Auffälligkeiten festgestellt. Die Jugendlichenversion des Family Relations Test erweist sich als ein nützliches Instrument, um familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen zu erheben.


2021 ◽  
Author(s):  
Stephanie Karg ◽  
Katharina Rathmann ◽  
Kevin Dadaczynski

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Kinder und Jugendliche mit Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung zählen zu einer vulnerablen Bevölkerungsgruppe. Bislang liegen für Deutschland allerdings wenige Erkenntnisse zum Vergleich der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung vor. Methodik Als Datenbasis diente die KiGGS-Welle 2 des Robert Koch-Instituts aus den Jahren 2014–2017. In die Auswertung wurden mithilfe der Elternbefragung insgesamt 11 830 Kinder und Jugendliche im Alter von 3–17 Jahren und 5222 Kinder und Jugendliche zwischen 11–17 Jahren mittels Selbsturteil einbezogen. Als Outcomes der psychischen Gesundheit wurden psychische Auffälligkeiten (SDQ, Elternurteil) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Kidscreen, Selbsturteil) herangezogen. Neben univariaten Häufigkeitsauswertungen wurden bivariate Analysen mittels Kreuztabellen mit Chi²-Signifikanzprüfung und multivariate Analysen mittels binär-logistischer Regression durchgeführt. Ergebnisse Bei 16,5% der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen berichten die Eltern psychische Auffälligkeiten im grenzwertigen oder auffälligen Bereich. Eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität berichten 48,4% der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 11–17 Jahren. Kinder und Jugendliche mit Behinderung und Einschränkung weisen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten (OR: 5,11) und für eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität (OR: 1,50) auf. Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen einen Handlungsbedarf zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und/oder krankheitsbedingter Einschränkung. Hierbei nehmen die Bildungs- und Erziehungssettings Kindergarten und Schule eine hohe Bedeutung ein.


Author(s):  
Diana Moesgen ◽  
Wolfgang Schulz ◽  
Michael Klein

Fragestellung: Das erhöhte Risiko von Kindern und Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien psychische Auffälligkeiten zu entwickeln, kann unter anderem durch dysfunktionale Kognitionen mit bedingt sein. Ob sich betroffene Kinder und Jugendliche hinsichtlich kognitiver Muster von unbelasteten Kinder und Jugendliche unterscheiden und ob diese kognitiven Muster eine Bedeutung für das Auftreten psychischer Auffälligkeiten besitzen, ist Gegenstand der vorliegenden Studie. Methodik: Die Querschnittsstudie mit Kontrollgruppendesign beruht auf einer Fragebogenerhebung bei 72 Kindern und Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien und 109 unbelasteten Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse: Dysfunktionale Denkmuster sind nicht unbedingt typisch für betroffene Kinder und Jugendliche. Dennoch hängen in dieser Gruppe kognitive Muster mit einer psychischen Symptombelastung zusammen. Dies ist jedoch auch bei unbelasteten Kindern und Jugendlichen der Fall. Schlussfolgerungen: Die Bearbeitung negativer kognitiver Muster kann sowohl in der selektiven als auch in der universellen Prävention sinnvoll sein. Weitere Forschungsarbeiten sind notwendig, um spezifische Gedankenmuster von Kindern und Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien zu identifizieren.


2012 ◽  
Vol 06 (01) ◽  
pp. 42-47 ◽  
Author(s):  
S. Wiegand ◽  
B. Babitsch

ZusammenfassungKinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund nehmen einen großen prozentualen Anteil unter den Kinder und Jugendlichen in Deutschland ein. Ihre Bedürfnisse und Bedarfe werden jedoch bis dato noch nicht ausreichend wahrgenommen. Dies trifft auf alle gesellschaftlichen Systeme zu, so auch das Gesundheitssystem.Der Einfluss des Migrationshintergrundes auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen ist nicht für alle Erkrankungen negativ; es zeigen sich jedoch besonders große Differenzen bei Erkrankungen, die unter den Begriff der sogenannten neuen Morbidität gefasst sind, wie die Adipositas und psychische Auffälligkeiten und Störungen.Kinder und Jugendliche mit beidseitigem Migrationshintergrund sind signifikant häufiger von Übergewicht und Adipositas betroffen als Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund (8,8 % vs 5,9 %). Im Gegensatz dazu sind sie in Programmen zur Prävention und Therapie der Adipositas deutlich unterrepräsentiert. Zudem ist das derzeitige Angebot solcher Programme weitgehend migrationsund kulturunspezifisch, was zur Folge hat, dass den Problemlagen von Kindern bzw. Jugendlichen und ihren Familien unzureichend begegnet wird. Anforderungen an solche zielgruppenspezifischen Programme können gut beschrieben werden; ihre flächendeckende Umsetzung steht noch aus.


2011 ◽  
Vol 11 (03) ◽  
pp. 137-143
Author(s):  
S. Bergmann ◽  
A. M. Klein ◽  
M. Grube

ZusammenfassungIn den letzten Jahrzehnten kam es sowohl in Deutschland als auch weltweit zu einer Verdopplung bis Verdreifachung der Prävalenzraten für kindliche Adipositas. Die Entstehung einer Adipositas im Kindesalter wird auf eine Vielzahl von genetischen, biologischen und psychischen Komponenten sowie Umweltfaktoren zurückgeführt, die sich innerhalb eines komplexen Wirkungsgefüges gegenseitig beeinflussen. Adipöse Kinder und Jugendliche sind körperlichen, gesundheitlichen sowie psychosozialen Risiken ausgesetzt. Psychische Auffälligkeiten können infolge einer Adipositas entstehen, aber auch im Vorfeld zur Entstehung einer Adipositas beitragen. Psychiatrische Komorbiditäten sind bei Kindern und Jugendlichen, die aufgrund ihres Gewichts Hilfe in Anspruch nehmen, hoch, was eine interdisziplinäre Behandlung notwendig macht. Ebenso scheint die Entwicklung zielgruppenspezifischer Präventionsmaßnahmen notwendig zu sein. Eine bariatrische Operation sollte als mögliche Option nur bei extrem adipösen Patienten mit erheblicher somatischer Komorbidität in Betracht gezogen werden. Das Ziel bleibt die Entwicklung langfristig wirksamer Interventions- und Präventionsprogramme sowie die Entstigmatisierung von Adipösen.


2021 ◽  
Author(s):  
Franziska Reiß ◽  
Robert Schlack ◽  
Christiane Otto ◽  
Ann-Katrin Meyrose ◽  
Ulrike Ravens-Sieberer

Zusammenfassung Ziel der Studie Kinder und Jugendliche mit einem niedrigen sozioökonomischen Status (SES) sind signifikant häufiger von psychischen Auffälligkeiten betroffen als Gleichaltrige mit einem hohen SES. Unklar bleibt die Bedeutung des familiären SES in Hinblick auf die Inanspruchnahme fachärztlicher Versorgung. Die vorliegende Studie untersucht die Inanspruchnahme psychiatrisch-psychotherapeutischer Versorgung bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten in Abhängigkeit von deren SES. Berücksichtigt werden sowohl Symptome psychischer Störungen als auch die damit einhergehende Beeinträchtigung. Methodik Datengrundlage ist die bevölkerungsbezogene BELLA-Studie mit dem Themenschwerpunkt psychische Gesundheit, eine bundesweit repräsentative Unterstichprobe der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS). Von 2014 bis 2017 wurden 1580 Teilnehmende im Alter von 7 bis 17 Jahren befragt. Der SES umfasst die Indikatoren Haushaltseinkommen, elterliche Bildung und berufliche Stellung der Eltern. Psychische Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen wurden mittels des Strengths and Difficulties Questionnaires (SDQ und SDQ-Impact) erhoben. Die Inanspruchnahme fachspezifischer Versorgung umfasst die Behandlung durch Kinder- und Jugendpsychiater, ärztliche und psychologische Psychotherapeuten sowie Psychologen (PPT-Versorgung). Ein hierarchisches binär-logistisches Regressionsmodell wurde zur Vorhersage der Inanspruchnahme berechnet. Ein weiteres Modell diente der Untersuchung von Effekten der SES-Indikatoren auf die Assoziation zwischen psychischen Symptomen und Beeinträchtigungen und der Inanspruchnahme von PPT-Versorgung bei Kindern und Jugendlichen (Moderatoranalysen). Ergebnisse Kinder und Jugendlichen aus Familien mit einem niedrigen SES nehmen häufiger PPT-Versorgung in Anspruch als Gleichaltrige aus Familien mit einem hohen SES. Die Inanspruchnahme von PPT-Versorgung steigt signifikant mit dem Vorliegen von Symptomen psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen (OR=1,15, p≤0,001) sowie mit der Beeinträchtigung aufgrund psychischer Probleme (OR=1,68, p≤0,001). Moderatoreneffekte für das Haushaltseinkommen, die Bildung oder die berufliche Stellung der Eltern wurden nicht entdeckt. Schlussfolgerung Die Inanspruchnahme von PPT-Versorgung hängt signifikant mit der Symptomlast und den Beeinträchtigungen aufgrund psychischer Auffälligkeiten zusammen, nicht jedoch von dem Einkommen, der Bildung und der beruflichen Stellung der Eltern.


Diagnostica ◽  
2019 ◽  
Vol 65 (2) ◽  
pp. 97-107
Author(s):  
Christiane Otto ◽  
Claus Barkmann ◽  
Manfred Döpfner ◽  
Franz Petermann ◽  
Robert Schlack ◽  
...  

Zusammenfassung. Aufmerksamkeitsdefizits- / Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) treten in der Kindheit und Jugend häufig auf und ziehen oftmals psychische Probleme im Erwachsenenalter nach sich. Der Global-Index der etablierten Conners-Skalen dient als Screening-Instrument für eine ADHS und weitere psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in der klinischen Routine sowie in Forschungsstudien. Die vorliegende Untersuchung präsentiert die psychometrische Analyse einer deutschen Eltern- und Selbstberichtsversion des Global-Index sowie Normwerte basierend auf Daten von N = 967 13- bis 17-Jährigen aus der Allgemeinbevölkerung. Die Resultate zeigen für den Eltern- und den Selbstbericht des Global-Index sowie für die zugehörige Subskala Rastlos-Impulsiv jeweils neben einer guten internen Konsistenz Hinweise auf eine ausreichende bis gute konvergente Validität, aber die entsprechenden Kennwerte für die Subskala Emotional-Labil waren nicht ausreichend. Für beide Urteilerperspektiven wurden Stärken, aber auch strukturelle Schwächen entdeckt, die in weiteren Studien untersucht werden sollten. Die Subskala Emotional-Labil sollte mit Vorsicht verwendet werden. Die Befunde sollten nicht auf Kinder und Jugendliche außerhalb des untersuchten Altersbereichs übertragen werden.


2013 ◽  
Vol 2 (1) ◽  
pp. 7-20 ◽  
Author(s):  
Juliane Kohn ◽  
Anne Wyschkon ◽  
Günter Esser

Diese Studie zielte auf die Untersuchung psychischer Begleitsymptome bei Kindern und Jugendlichen mit Umschriebenen Entwicklungsstörungen (UES) schulischer Fertigkeiten ab. Ausgehend von einer großen, nicht-klinischen Stichprobe von 6- bis 16-Jährigen wurden Schüler mit Lese-Rechtschreibstörungen (n = 136), mit Rechenstörungen (n = 39) und eine Kontrollgruppe ohne Leistungsprobleme (n = 1798) verglichen. Zur Erfassung psychopathologischer Symptome wurden die Eltern befragt sowie die Schüler selbst um eine Einschätzung ihrer Lebensqualität, ihres Selbstwertgefühls und ihrer emotionalen und sozialen Schulerfahrungen gebeten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Eltern bei Kindern mit Lese-Rechtschreibstörungen und jenen mit Rechenstörungen mehr psychisch auffällige Symptome angeben. Insbesondere hyperkinetische Symptome sind häufiger als in der Kontrollgruppe. Eine Differenzierung der Leitsymptome der Hyperkinetischen Störung in beeinträchtigte Aufmerksamkeit, motorische Überaktivität und Impulsivität unterstreicht, dass insbesondere Aufmerksamkeitsprobleme unabhängig vom Geschlecht mit beiden Störungsbildern verknüpft sind. Anders als erwartet werden keine erhöhten Verhaltens- oder emotionalen Probleme bei Kindern und Jugendlichen mit UES berichtet. Zudem gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Störungsgruppen, mit Ausnahme eines tendenziellen Effekts bei somatischen Symptomen. Demnach scheinen LRS und Rechenstörung nicht mit unterschiedlichen Profilen psychischer Komorbidität einherzugehen. Kinder und Jugendliche mit UES gaben, unabhängig vom Störungstyp, im Bereich der Schule erwartungsgemäß höhere Problemwerte an. Des Weiteren gehen Rechenstörungen mit höheren Problemwerten in der Gesamteinschätzung der Lebensqualität einher. Während das Selbstwertgefühl insgesamt sowie die generelle Einstellung zur Schule nicht geringer ausgeprägt sind, lässt sich unabhängig vom Störungsbereich eine geringe Anstrengungsbereitschaft bei Kindern mit UES aufdecken. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung psychosozialer Komponenten, die in Diagnostik und Förderung der UES schulischer Fertigkeiten Berücksichtigung finden sollten.


2018 ◽  
Vol 231 (01) ◽  
pp. 28-34
Author(s):  
Katy Kohleis ◽  
Markus Storck ◽  
Sibylle Geissler-preuss ◽  
Almut Hirsch ◽  
Florian Kuhn ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Kinder und Jugendliche mit infantiler Zerebralparese (CP) und mit Spina bifida (SB) haben ein erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten. Ziel dieser Studie war es, im Vergleich beider Gruppen krankheitsspezifische und psychosoziale Risikofaktoren mit der qualitativen Ausprägung psychischer Auffälligkeiten zu korrelieren. Patienten In einer multizentrischen Querschnittstudie wurden 271 Patienten mit CP und 84 mit SB (Alter 3–17 Jahre) eingeschlossen. Methoden Die Eltern beantworteten die Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ), machten Angaben zum soziodemografischen Status und zur sozialen Teilhabe ihrer Kinder. Daten zum kognitiven, motorischen und sozialen Funktionsniveau der Patienten wurden aus den Akten bzw. durch die behandelnden Pädiater erhoben. Ergebnisse 30,2% der CP und 18,1% der SB Patienten zeigten einen auffälligen SDQ-Gesamtproblemwert (Norm 10,0%). Erhöhte Prävalenzen bestanden fort, wenn für den IQ als Kovariate kontrolliert wurde. In beiden Gruppen wurden Korrelationen zwischen externalisierenden Auffälligkeiten (Verhaltensprobleme, Hyperaktivität) und Schweregrad (IQ-Minderung; motorische Beeinträchtigung) gefunden. Emotionale Probleme korrelierten – unabhängig vom Schweregrad – mit der sozialen Teilhabe. In beiden Gruppen bestanden nur schwache Zusammenhänge mit Alter und Geschlecht. Bei Berücksichtigung des IQ als Kovariate bestanden keine Gruppenunterschiede in der psychischen Symptomatik zwischen CP und SB-Patienten. Schlussfolgerung Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit CP bzw. SB korrelieren mit verschiedenen Risikofaktoren (IQ, motorische Beeinträchtigung, Alter, Geschlecht, Teilhabe). Eine Verbesserung ihrer Früherkennung, der Teilhabe und psychotherapeutische Angebote sind erforderlich.


Pflege ◽  
2007 ◽  
Vol 20 (6) ◽  
pp. 331-336 ◽  
Author(s):  
Sabine Metzing ◽  
Wilfried Schnepp

Kinder und Jugendliche, die mit chronisch kranken Eltern aufwachsen und zusätzlich in deren Pflege involviert sind, können in ihrer gesamten Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt werden. Die vorliegende Literaturstudie ist Teil einer Studie, deren Ziel es ist, Grundlagen für spezifische Unterstützungsangebote für pflegende Kinder in Deutschland zu erarbeiten. In Publikationen der letzten 15 Jahre wurde Fragen nach Auswirkungen einer Pflegerolle auf Kinder sowie nach dem Erleben einer elterlichen Erkrankung nachgegangen. Pflegende Kinder erfahren sowohl negative als auch positive Auswirkungen im Zusammenhang mit ihrer Pflegerolle. Allerdings lässt sich schwer unterscheiden, welchen spezifischen Einfluss die Übernahme pflegerischer Tätigkeiten über die allgemeinen Wirkungen der elterlichen Erkrankung per se hinaus hat. Als positive Folgen werden ein gesteigertes Selbstwertgefühl, frühe Reife, Schaffung von Identität, eine besonders enge Beziehung zu den Eltern wie auch das Gefühl, gut auf das Leben vorbereitet zu sein, beschrieben. Negative Folgen werden für die gesamte körperliche, psychosoziale und schulische Entwicklung der Kinder sichtbar. Jedoch nicht jedes pflegende Kind erfährt negative Auswirkungen seiner Rolle, und nicht jedes Kind, das mit chronisch kranken Eltern aufwächst, nimmt zwangsläufig Schaden. Dennoch verweisen die Ergebnisse auf Handlungsbedarf, um Spätfolgen für Kinder zu verhindern. Bei der Planung von Hilfsangeboten gilt es, die gesamte Familie zu integrieren und neben der Unterstützung der Kinder auch die Eltern zu stabilisieren.


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