Tumorscreening hat zum Ziel, das Risiko schwerwiegender Krankheitsfolgen einer malignen Erkrankung in der Bevölkerung zu reduzieren. Es besteht nicht nur aus der Anwendung von geeigneten Tests, sondern umfasst alle notwendigen Schritte, um die angestrebte Risikoreduktion zu erreichen – von der angemessenen Information der Bevölkerung bis hin zur Therapie. Screening-Tests werden bei Personen durchgeführt, die keine entsprechenden Symptome haben oder sich ihrer nicht bewusst sind. Voraussetzung ist eine klar definierte, nachweisbare pathologische Veränderung, die eine Vorstufe oder ein Frühstadium des Tumors darstellt. Überdiagnosen und Überbehandlungen sind ein Problem, das erst in den letzten Jahren in seiner vollen Bedeutung erkannt wurde. Eine Überdiagnose liegt dann vor, wenn ein durch das Screening entdeckter Tumor nie Symptome verursacht hätte. Dies ist beim Prostatakarzinom-Screening mittels Prostata-spezifischem Antigen (PSA) häufig: 50 % bis 70 % der durch das Screening entdeckten Tumore hätten im späteren Verlauf keine Symptome verursacht. Bei Brustkrebs sind es 20 % bis 30 % der durch das Mammografie-Screening entdeckten Tumore. Die Beurteilung von Screening-Programmen wird häufig durch Verzerrungen erschwert (healthy screenee, length time und lead time effects). Randomisiert-kontrollierte Studien sind deshalb nötig, um die Wirksamkeit und Zweckmäßigkeit von Screening Programmen zu untersuchen und die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen wie unnötige diagnostische Zusatzabklärungen, Überdiagnosen und Überbehandlungen zu dokumentieren. In der Schweiz fehlt bislang eine unabhängige Instanz, die analog zum UK National Screening Committee oder der US Preventive Services Task Force Vorsorgeuntersuchungen und Programme begutachtet und Empfehlungen abgibt. Unbestritten ist, dass sich erfolgreiche Programme durch klare Zielsetzungen, eine zentrale Organisation mit Einladungsverfahren, Dokumentation und Qualitätskontrolle sowie eine ausgewogene Information der Bevölkerung auszeichnen. In der Schweiz ist es aufgrund des föderalen Gesundheitswesens mit direktem Zugang zu FachärztInnen schwierig, ein systematisch organisiertes Screening mit Qualitätssicherung und Monitoring umzusetzen.