Erwerbsstatus alkoholabhängiger Personen ein Jahr nach stationärer Behandlung

Author(s):  
Heinz C. Vollmer ◽  
Julia Domma

Zusammenfassung. Fragestellung: Erhöht sich nach einer stationären Entwöhnungsbehandlung der Anteil Erwerbstätiger und welche Merkmale sind prognostisch relevant? Methode: Retrospektive Feldstudie in der mittels McNemar Test Veränderungen im Erwerbsstatus, mittels Chi Quadrat Test und dreifaktorieller Varianzanalyse Unterschiede zwischen Erwerbstätigen und Arbeitslosen und mittels binärer logistischer Regression Prädiktoren ermittelt wurden. Ergebnisse: Nach einer Entwöhnungsbehandlung der 396 alkoholabhängigen Patienten nahm der Anteil Erwerbstätiger signifikant zu. 89,2 % der zu Behandlungsbeginn Erwerbstätigen (N = 194) blieben erwerbstätig, obwohl sie in der Regel in ihrer Arbeitsfähigkeit stark gefährdet waren. Bei den Arbeitslosen (N = 150), von denen 28 % erwerbstätig wurden, waren sechsmonatige Abstinenz nach Behandlungsende (OR = 3,3) und jüngeres Alter (OR = 2,8) die stärksten Prädiktoren für Erwerbstätigkeit zur Ein-Jahres-Katamnese. Etwa ein Drittel der Patienten waren trotz Alkoholkonsum zur Ein-Jahres-Katamnese erwerbstätig. Jüngere Patienten waren ein Jahr nach Behandlungsende eher erwerbstätig, ältere Patienten eher abstinent. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass eine stationäre Entwöhnungsbehandlung sowohl zur Abstinenz als auch zu einer Zunahme Erwerbstätiger führt. Obwohl Abstinenz die wichtigste Voraussetzung für Erwerbstätigkeit ist, wäre zu prüfen, welchen Patienten unter welchen Bedingungen und mit welchen Trinkmustern es gelingt, erwerbstätig zu werden oder zu bleiben.

Praxis ◽  
2004 ◽  
Vol 93 (40) ◽  
pp. 1633-1644 ◽  
Author(s):  
Medinger ◽  
Steinbild ◽  
Mross

Bei Patienten mit Stadium III-Kolonkarzinom hat sich die adjuvante Chemotherapie etabliert. Fluorouracil und Folinsäure über sechs Monate ist zurzeit (noch) der Standard und sollte als Kontrollarm für randomisierte Studien neuer Substanzen verwendet werden. Da im Stadium II die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs geringer ist, ist auch der absolute Nutzen einer Chemotherapie geringer als im Stadium III. Die bisher vorliegenden Daten sind nicht ausreichend, um eine statistisch eindeutige Aussage über den Nutzen bezüglich des Gesamtüberlebens nach adjuvanter Therapie im Stadium II treffen zu können. Durch den Einsatz neuer Medikamente wie Irinotecan und Oxaliplatin könnte die Effektivität einer adjuvanten Therapie weiter verbessert werden. Bei dem metastasierten kolorektalen Karzinom sind heute Kombinationen aus 5-FU/FS plus CPT-11 oder OXA Therapie der Wahl für die First-line-Therapie. Welcher der letztgenannten Substanzen der Vorrang gegeben werden soll, ist bis jetzt noch nicht definiert. FOLFOX ist in der Lage, im Vergleich zu IFL, die mittlere progressionsfreie Zeit von 6,9 auf 8,8 Monate zu verlängern. Des Weiteren zeigt sich im Vergleich eine statistisch signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens um 4,5 Monate (Ergebnisse der N9741- Intergroup-Study). Für FOLFOX spricht weiterhin die bessere Verträglichkeit. Abgesehen von Grad 3/4-Parästhesien sind schwere Nebenwirkungen wie febrile Neutropenien, Diarrhoe, Übelkeit und Erbrechen wesentlich seltener als unter Therapie mit Irinotecan. Für eine sequentielle Therapie spricht, dass das mittlere Gesamtüberleben bis auf etwa 20 Monate gesteigert werden konnte. Ergebnisse einer Phase II-Studie lassen erwarten, dass Capecitabine die 5-FU/FS-Komponente moderner Kombinationsprotokolle mit Irinotecan bzw. Oxaliplatin möglicherweise ersetzen kann. Für ältere, komorbide Patienten oder Patienten mit langsamem Tumorwachstum kann für die First-line-Therapie Capecitabine eingesetzt werden oder das Ardalan (bzw. AIO-) Protokoll [49]. Grundsätzlich profitieren ältere Patienten > 65 Jahren von der Kombinationstherapie genauso wie jüngere Patienten, wie in einer Metaanalyse von zwei Phase III-Studien [50] sowie in einer retrospektiven Analyse von Rougier et al. belegt werden konnte [51]. Der neue VEGF-Rezeptor-Inhibitor Bevacizumab ist ein weiterer Meilenstein in der first-line palliativen Behandlung kolorektaler Karzinome. Mittlere Überlebenszeiten von 24 Monaten und möglicherweise mehr könnten demnächst durch optimierte Behandlungssequenzen der zur Verfügung stehenden Medikamente erzielt werden. Für die second-line-Therapie steht mit Cetuximab ein weiterer Antikörper zur Verfügung, der seinen festen Platz in der Therapie kolorektaler Karzinome finden dürfte. Inzwischen ist Cetuximab zugelassen worden. Bemerkenswert ist, dass die Antikörper mit den Zytostatika kombiniert werden können, ohne die Toxizität deutlich zu erhöhen. Allerdings sind auch diese neuen Target-spezifischen Antikörper nicht ohne Nebenwirkungen, das NW-Spektrum der Therapien wird sich durch Hinzufügen dieser Medikamente verändern.


1986 ◽  
Vol 06 (06) ◽  
pp. 234-040
Author(s):  
F. Holzner ◽  
E. Auff ◽  
Sylvia Wimmer ◽  
Gabriela Koch ◽  
L. Deecke ◽  
...  

Zusammenfassung165 von 172 Patienten mit zerebralen Durchblutungsstörungen auf ischämischer Basis wurden nach einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 58 Monaten neuerlich klinisch untersucht; 7 Patienten waren nach Reinsulten bereits verstorben.Der Schweregrad der sozialen Beeinträchtigung am Ende des Beobachtungszeitraums wurde semiquantitativ • kategorisiert, allfällige weitere ischämische Ereignisse wurden anamnestisch erfaßt.Um den möglichen Einfluß des Erstmanifestationsalters der zerebrovaskulären Erkrankung auf die Langzeitprognose zu überprüfen, wurden die Ergebnisse von Patienten im Alter von bis zu 40 Jahren mit denen von Patienten im Alter von über 40 Jahren verglichen.Bei den älteren Patienten kam es innerhalb der ersten 12 Monate bzw. auch innerhalb der ersten 3 Jahre nach der Erstmanifestation nicht wesentlich häufiger zu neuerlichen zerebrovaskulären Ereignissen als bei den jüngeren Patienten, allerdings wurden zum Unterschied gegenüber der jüngeren Gruppe vereinzelt Todesfälle registriert.Der Schweregrad der sozialen Beeinträchtigung war bei älteren Patienten am Ende des Beobachtungszeitraums höher als für jüngere Patienten, die Detailergebnisse waren für verschiedene Subgruppen jedoch unterschiedlich.Eine für ältere Patienten gegenüber der jüngeren Gruppe signifikant ungünstigere Prognose wurde bei Vorliegen folgender Konstellationen errechnet: kompletter Schlaganfall, klinisch betroffenes Karotis-Stromgebiet, angiographisch nachgewiesene Stenosen bzw. Verschlüsse.Hingegen bestand kein signifikanter Unterschied in der Prognose zwischen älteren und jüngeren Patienten bei Vorliegen folgender Konstellationen: passagere zerebrale Durchblutungsstörung, klinisch betroffenes vertebrobasiläres Gebiet, mehrere klinisch betroffene Gefäßgebiete, Angiogramm ohne Stenosen bzw. Verschlüsse, Angiogramm mit ausschließlich hochgradigen Stenosen bzw. Verschlüssen.Die als allgemein gültig angesehene Annahme, die Prognose nach ischämisch bedingten zerebrovaskulären Erkrankungen sei für jüngere Patienten generell günstiger als für ältere Patienten, muß nach den vorliegenden Ergebnissen relativiert werden.


2002 ◽  
Vol 59 (11) ◽  
pp. 571-576 ◽  
Author(s):  
Gratwohl

Die Transplantation hämatopoietischer Stammzellen umfasst heute Stammzellen aus Knochenmark, peripherem Blut oder Nabelschnurblut. Leukämien, Lymphoproliferative Erkrankungen, aplastische Anämie und schwere angeborene Erkrankungen des Knochenmarkes sind Hauptindikationen für allogene, lymphoproliferative Erkrankungen, Leukämien, solide Tumoren und schwere Autoimmunkrankheiten Hauptindikationen für autologe Transplantationen. Neue Verfahren wie reduzierte Konditionierung und selektive Gabe von Spenderlymphozyten eröffnen die Stammzelltransplantation auch für ältere Patienten und für solche mit vorbestehender Komorbidität. Wenn immer möglich, wird die Transplantation ab Diagnose in den Behandlungsplan integriert. Die Wahl des Verfahrens und des geeigneten Zeitpunktes wird nach individuellem Risikoprofil erstellt. Alter oder Diagnose sind nicht mehr alleinige Entscheidungskriterien. Als etablierte Therapieform dürfte die hämatopoietische Stammzelltransplantation als Modell dienen für Stammzelltransplantationen auch anderer Organe.


2015 ◽  
Vol 72 (4) ◽  
pp. 225-231
Author(s):  
Irene Bopp-Kistler

Vor der Diagnoseeröffnung geht sowohl für die Demenzerkrankten, wie aber auch für ihre Angehörigen eine lange Zeit der Unsicherheit, der Verunsicherung, der Angst, der Zweifel, aber auch von Konflikten voraus. Der Beginn einer neurodegnerativen Erkrankung ist immer mit sehr vielen offenen Fragen verbunden. Wenn jüngere Patienten noch im Berufsleben stehen, löst bereits das Stadium des Mild Cognitive Impairment Fehlleistungen, Burnout, Mobbing, Depression und Krankschreibung aus. In der Partnerschaft entstehen Konflikte und Schuldzuweisungen. Es ist viel zu wenig bekannt, dass meist diese Probleme auf Beziehungsebene belastender sind als die typischen Defizite, die auf die Demenzerkrankung zurückzuführen sind. Es besteht leider immer noch die Meinung, dass sich eine Abklärung und Diagnosestellung nur bei Krankheiten lohnt, die auch behandelbar sind. Ziel jeder evidenzbasierten Medizin sollte es aber sein, den Patienten und ihren Angehörigen eine möglichst gute Lebensqualität zu geben. Und diese Forderung ist besonders bezüglich Demenzdiagnose zu stellen. Ein offenes Diagnoseeröffnungsgespräch ermöglicht es den Patienten und ihren Angehörigen, sich mit der Situation auseinander zu setzen, miteinander Lösungsstrategien zu suchen in der herausfordernden Situation einer Demenzerkrankung, die immer das ganze familiäre und soziale System betrifft. Der Patient hat das Recht auf Information über seine Diagnose, das gilt auch für die Demenzerkrankten. Das Diagnosegespräch erfordert Zeit und höchste Professionalität, das Wissen um die individuellen Defizite und Ressourcen, die soziale Situation und die Biographie und Persönlichkeit der Patienten, aber auch ihrer Angehörigen. Das Diagnosegespräch löst viele Emotionen aus, es ist wichtig auf diese einzugehen und diese auch aufzunehmen. Primär sollte mit dem Patienten gesprochen werden, aber möglichst im Beisein der Angehörigen, wichtig dabei ist die Wertschätzung des Demenzerkrankten auch bei Anosognosie. Den Angehörigen sollten nicht Ratschläge gegeben werden, sondern es sollte in einem therapeutischen Gespräch auf ihre Gefühle des permanenten Abschiednehmens der geliebten Person eingegangen werden, auf ihre Trauer und Wut. Erst dann wird die Grundlage gelegt, damit gemeinsam im Sinne eines verhaltenstherapeutisch-systemischen Settings Lösungsstrategien gefunden werden können. Begleitung von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen bedeutet somit nicht nur Case-Management und Beratung, wobei auch dies von großer Wichtigkeit ist, sondern sich Einlassen auf die veränderte Beziehung und Situation. Dann kann Resilienz entstehen, welche Voraussetzung dafür ist, dass die langdauernde Krankheit, die mit einem permanenten Abschiednehmen verbunden ist, gemeistert werden kann.


2010 ◽  
Vol 67 (5) ◽  
pp. 257-263 ◽  
Author(s):  
Monika Ebnöther

Eine Anämie, entsprechend einem Hämoglobin von unter 120 g/l für Frauen, respektive 130 g/l für Männer, ist eine häufige Folge von höchst unterschiedlichen Krankheiten bei älteren Menschen. Es handelt sich dabei einerseits um Mangelanämien, andererseits um Anämien bei chronischen Krankheiten und unerklärte Anämien, welche bis ein Drittel der Patienten umfassen. Auch ältere Patienten sollten abgeklärt werden mit Anamnese, klinischer Untersuchung und dem kompletten Blutbild mit Erythrozytenindizes und -morphologie sowie Retikulozytenzahl. Anhand des mittleren korpuskulären Volumens kann eine Vitamin B12- oder Folsäure-Mangel-Anämie identifiziert werden, mikrozytäre Anämien sprechen für einen Eisenmangel, während normozytäre Anämien bei chronischen Krankheiten, Niereninsuffizienz oder Entzündungen auftreten. Die Behandlung zielt auf die Korrektur des Grundproblems, wo möglich. Die rekombinanten Wachstumsfaktoren sind in der Therapie der renalen Anämie etabliert, konnten sich aus Kosten- und Sicherheitsgründen aber bei anderen Anämieformen nur bedingt durchsetzen. Bluttransfusionen können dort erforderlich sein.


2014 ◽  
Vol 71 (6) ◽  
pp. 366-373 ◽  
Author(s):  
Beate Wickop ◽  
Claudia Langebrake

Patienten ab einem Alter von 65 Jahren sind die bedeutendste Zielgruppe der Pharmakotherapie. Die im Alter häufig auftretende Multimorbidität bedingt oft eine Polymedikation. Eine leitliniengerechte Therapie aller Erkrankungen ist problematisch und selten in Studien an älteren Patienten geprüft. Zudem sind im Alter auftretende pharmakokinetische und pharmakodynamische Veränderungen zu beachten. Diese bedingen, dass bestimmte Medikamente für ältere Patienten potentiell inadäquat sind, weil sie ein hohes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen bergen. Zur Identifikation von potentiell inadäquater Medikation wurden mehrere Negativlisten und Screening-Tools entwickelt. Im Artikel werden die START/STOPP-Kriterien, die PRISCUS-Liste, die Österreichische PIM-Liste sowie die FORTA-Einteilung näher erläutert. Der Einsatz dieser Tools kann die Qualität der medikamentösen Therapie im Alter verbessern. Zudem empfiehlt sich ein regelmäßiger Medikationsreview. Die Bestimmung der im Alter meist eingeschränkten Nierenfunktion und eine entsprechende Dosisanpassung der Medikation sowie die Wahl einer niedrigen Einstiegsdosis beim Ansetzen eines neuen Medikamentes bei älteren Patienten können ebenfalls einen Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit leisten.


Praxis ◽  
2017 ◽  
Vol 106 (10) ◽  
pp. 519-526
Author(s):  
Deborah J. Hehli ◽  
Christoph Aebi ◽  
Rodo O. von Vigier

Zusammenfassung. Hintergrund: Die Wirksamkeit der peroralen antibiotischen Therapie bei Säuglingen und Kleinkindern mit akuter Pyelonephritis wurde unlängst gezeigt; systematische Daten über die Häufigkeit limitierender Faktoren dieser Therapieform sind nicht verfügbar. Ziel: Charakterisierung von Patienten mit erstmaliger Pyelonephritis unter dem Gesichtspunkt möglicher erfolgslimitierender Faktoren einer peroralen Therapie. Methoden: Retrospektive Analyse 108 stationär behandelter Patienten mit erstmaliger Pyelonephritis, unterteilt in zwei Altersgruppen (A: 2–6 Monate, B: 7–36 Monate). Resultate: Ältere Patienten (B) hatten vor Eintritt länger andauerndes und höheres Fieber (p <0,05), bei Aufnahme höhere CRP-Werte (p <0,01) und wurden später afebril (p <0,001). Mehrfaches Erbrechen fand sich bei 9 % (A = B), resistente Erreger bei 2 %, und persistierendes Fieber (Tag 3) bei 19 % (B >>A) der Patienten. Schlussfolgerungen: Persistierendes Erbrechen und Fieber nach Therapiebeginn können limitierende Faktoren der peroralen Therapie akuter Pyelonephritiden bei pädiatrischen Patienten darstellen.


Praxis ◽  
2019 ◽  
Vol 108 (7) ◽  
pp. 495-498 ◽  
Author(s):  
Markus Koster ◽  
Simon Ritter ◽  
Michael Brändle
Keyword(s):  

Zusammenfassung. Ältere Patienten mit vorbestehender Nierenfunktionseinschränkung und Einnahme von Nierenfunktions-hemmenden und Volumen-depletierenden Medikamenten samt gleichzeitiger Einnahme von Kalziumkarbonat weisen eine hohe Vulnerabilität bezüglich der Kalzium-Homöostase und somit ein erhöhtes Risiko für eine Hyperkalzämie auf. Die Inzidenz des Milch-Alkali-Syndroms hat in den letzten Jahren wegen der vermehrten Einnahme von Kalziumkarbonat-Präparaten zugenommen und gehört als dritthäufigste Ätiologie von Hyperkalzämien früh in die Differenzialdiagnose. Wie in diesem Fall gezeigt, können bei entsprechenden Risikofaktoren bereits relativ kleine Dosen von exogenem Kalzium zu einer Hyperkalzämie führen.


2018 ◽  
Vol 22 (04) ◽  
pp. 162-164
Author(s):  
Reinhard Brunkhorst

ZusammenfassungÄltere Patienten, auch Dialysepatienten, werden im Krankenhaus zunehmend in Abteilungen für Akutgeriatrie behandelt. Der Schwerpunkt akutgeriatrischer Behandlung chronisch kranker, über 70-jähriger, multimorbider Patienten liegt auf Maßnahmen der physikalischen Therapie (v. a. Physiotherapie, Ergotherapie) mit dem Ziel, die Patienten wieder in ihr soziales Umfeld einzugliedern. Viele Dialysepatienten erfüllen die Kriterien für eine solche sog. akutgeriatrische Komplexbehandlung, die den Krankenhäusern hohe Erlöse ermöglicht. Dialysepatienten benötigen jedoch häufig kurzfristig spezielle medizinische Maßnahmen, die am ehesten von einem erfahrenen Nephrologen erkannt und behandelt werden können. Es besteht die Gefahr, das schwerkranke Dialysepatienten mit akuten Erkrankungen, die einer raschen akutmedizinischen Therapie durch Spezialisten bedürfen (Infektionen, Koronarerkrankungen, periphere Gefäßerkrankungen u.v. a.), durch eine in erster Linie geriatrische Behandlungsführung Schaden nehmen.


2020 ◽  
Vol 9 (05) ◽  
pp. 424-430
Author(s):  
Britt Hofmann ◽  
Andreas Simm

ZusammenfassungÄltere Menschen stellen einen wachsenden Anteil unserer täglich medizinisch und chirurgisch zu versorgenden Patienten dar. Allerdings definiert das kalendarische Alter alleine den älteren Patienten nur unzureichend. Vielmehr scheint das biologische Alter oder das Maß an Gebrechlichkeit entscheidend für die Charakterisierung zu sein. Auch der Prozentsatz der Menschen, die gebrechlich sind, ist in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Gebrechlichkeit oder Frailty ist ein geriatrisches Syndrom, welches durch verringerte physische und psychische Reserven zur Kompensation gekennzeichnet ist. Die beiden am häufigsten genutzten Ansätze zur Definition von Gebrechlichkeit sind der phänotypische Ansatz und der Ansatz der Defizitakkumulation. Für ältere Patienten haben sich in diesem Zusammenhang 2 Interventionspunkte in der klinischen Praxis herauskristallisiert: 1. die präinterventionelle/operative Identifizierung von Hochrisikopatienten, um sowohl die Patientenerwartungen als auch die chirurgische Entscheidungsfindung zu steuern, und 2. periinterventionelle/operative Optimierungsstrategien für gebrechliche Patienten. Noch fehlt ein mit vertretbarem Zeitaufwand in der klinischen Praxis umsetzbarer, objektiver Goldstandard zur Analyse der Frailty.


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