Die psychische Befindlichkeit übergewichtiger Kinder

Author(s):  
Binia Roth ◽  
Simone Munsch ◽  
Andrea Meyer ◽  
Christa Winkler Metzke ◽  
Emanuel Isler ◽  
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Zusammenfassung: Fragestellung: Zahlreiche Elternbefragungen belegen, dass übergewichtige Kinder neben somatischen Folgen vielfältigen psychosozialen Belastungen ausgesetzt sind. Standardisierte Interviews zur Erhebung klinischer Diagnosen nach DSM-IV an übergewichtigen Kindern und direkte Kinderbefragungen fehlen bisher jedoch weitgehend. Methodik: Psychische Auffälligkeiten einer Inanspruchnahmepopulation übergewichtiger 8-12-jähriger Kinder (N = 59) wurden mittels eines strukturierten Interviews (Kinder-DIPS) im Kind- und Elternbericht untersucht. Weiter wurde mit den verfügbaren Daten (N = 55) der Child Behavior Checklist (CBCL) dieser klinischen Stichprobe ein Kontrollgruppenvergleich mit einer repräsentativen Stichprobe (n = 1080) vorgenommen. Schließlich wurde bei der Untergruppe der 10-12-jährigen Kinder ein Vergleich zwischen der klinisch vorgestellten übergewichtigen Sub-Stichprobe (N = 33) mit der Gruppe übergewichtiger Kinder (N = 34) sowie der Gruppe normalgewichtiger Kinder einer geschlechtsparallelisierten repräsentativen Stichprobe (N = 386) durchgeführt. Ergebnisse: Bei 23 Kindern (39.0%) der klinischen Stichprobe wurde eine psychische Störung nach DSM-IV festgestellt. Ca. ein Drittel (N = 19, 34.5%) erfüllte die Forschungskriterien für eine Binge-Eating-Disorder (BED). Übergewichtige 8-12-jährige Kinder der klinischen Stichprobe wiesen im Vergleich zur geschlechts- und altersparallelisierten Kontrollstichprobe in der Child Behavior Checklist (CBCL) signifikant höhere Werte in 6 der 8 Syndromskalen auf. Ferner waren die Werte für internalisierende und externalisierende Probleme sowie der Gesamtwert im Vergleich signifikant erhöht. Die übergewichtigen 10-12-jährigen Kinder der klinischen Stichprobe hatten im Vergleich zu den übergewichtigen Gleichaltrigen der repräsentativen Stichprobe bei der CBCL-Primärskala «soziale Probleme» und beim CBCL-Gesamtwert signifikant höhere Werte; nach Korrektur für BMI ergab sich keine Signifikanz mehr für den Gesamtwert. Innerhalb der repräsentativen Stichprobe hatten die übergewichtigen 10-12-jährigen Kinder bei den CBCL-Syndromskalen «soziale Probleme» und «dissoziales Verhalten» signifikant höhere Werte als ihre normalgewichtigen Gleichaltrigen. Schlussfolgerungen: Über ein Drittel der klinischen Stichprobe übergewichtiger Kindern weist psychische Störungen auf. Für übergewichtige Kinder aus der Normalbevölkerung ergeben sich Hinweise auf eine leicht erhöhte Prävalenz psychischer Auffälligkeiten in der CBCL. Übergewichtige Kinder, die sich für eine Behandlung melden, stellen somit eine hoch belastete Patientengruppe dar, die mehrdimensional behandelt werden sollte. Dabei ist ein Umdenken in der Behandlung übergewichtiger und adipöser Kinder von der prioritären Umstellung von Ess- und Bewegungsverhalten hin zu einer umfassenden Prävention von Chronifizierung und Entstehung komorbider psychischer Störungen und deren Behandlung erforderlich.

Author(s):  
M. Noterdaeme ◽  
F. Minow ◽  
H. Amorosa

Zusammenfassung: Frage: Die Child Behavior Checklist (CBCL) wird in großen, unausgelesenen Stichproben verwendet, um Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zu erfassen. In der hier vorgelegten Arbeit wird untersucht, inwieweit sich die CBCL eignet, um die bei einer Stichprobe entwicklungsgestörter Kinder typischerweise auftretenden Probleme zu erfassen. Methodik: Es wurden zwei Stichproben entwicklungsgestörter Kinder, bei denen Schwierigkeiten im Bereich der Sprache und der Kommunikation bestanden, untersucht. Es handelte sich um 34 Kinder mit einem frühkindlichen Autismus und 34 alters-, geschlechts- und intelligenzparallelisierte Kinder mit einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung. Bei den zwei Stichproben wurde im Rahmen der routinemäßigen Abklärung der Symptomatik die CBCL ausgefüllt. Ergebnisse: Die Hälfte der sprachgestörten Kinder hatten im CBCL-Gesamtscore Werte im klinischen Bereich. Bei diesen Kindern sind die Probleme vor allem auf den Skalen «Aufmerksamkeitsstörungen», «Soziale Probleme» und «Zurückgezogenheit» anzutreffen. Etwa zwei Drittel der autistischen Kinder werden auf den oben genannten Syndromskalen als auffällig eingestuft. 32 der 34 autistischen Kinder erreichen auf der Skala V «Schizoid/Zwanghaft» auffällige Werte, während dies nur für ein sprachgestörtes Kind der Fall ist. Die Einzelitem-Analyse zeigt, daß in beiden Stichproben überdurchschnittlich häufig über entwicklungsbezogene Probleme (Sprechprobleme, Einnässen…) berichtet wird. Schlußfolgerungen: Die CBCL ist geeignet, um die bei entwicklungsgestörten Kindern charakteristischen Verhaltensauffälligkeiten zu erfassen. Diese Auffälligkeite n werden sowohl auf der Ebene der Syndromskalen wie auch durch Einzelitems erfaßt. Hohe Werte auf der Skala «Schizoid/Zwanghaft» sollten bei diesen Kindern Anlaß zu einer gezielten diagnostischen Abklärung eines frühkindlichen Autismus geben.


Author(s):  
Robert L. Spitzer ◽  
Michael J. Devlin ◽  
B. Timothy Walsh ◽  
Deborah Hasin ◽  
Rena Wing ◽  
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2021 ◽  
Author(s):  
Victoria N. Mutiso ◽  
Prof. David M. Ndetei ◽  
Esther N. Muia ◽  
Rita K. Alietsi ◽  
Lydia Onsinyo ◽  
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Abstract Background: Changing lifestyles in Kenya can lead to eating related behaviors and problems. The more severe problems are likely to manifest in clinical settings, but the majority and less severe forms will remain unrecognized. There is therefore the need to take a public health awareness approach to identify cases at community level and initiate appropriate intervention. This requires characterization of Eating Disorders (ED) and its associations in the local context. Our focus will be on the more common Binge Eating Disorder (BED). The overarching objective of this study is to generate Kenyan data on BED and fill a gap that exists not only in Kenya but Africa in general. The specific aims are: (1) To document the patterns and prevalence of different symptoms of BED in a student population whose age range represents a significant proportion of the population. (2) To determine associated psychiatric and substance use disorders (3) To determine independent predictors of BED. Method: We administered to a total of 9742 participants following tools: A researcher designed socio-demographic and economic indicators questionnaire; an instrument on DSM-IV diagnosis of BED and its various symptoms; instruments to determine DSM-IV psychiatric disorders, substance abuse, affectivity, psychosis and stress indicators. The participants were high school, college and university students in four out of the 47 counties in Kenya. We used descriptive and inferential analysis to determine prevalence and association of the different variables. The independent predictors of BED were generated from the generalized linear model (p<0.05). Results: We found a prevalence of 3.2% of BED and a wide range of BED symptoms varying from 8.1% to 19.0%. There were significant (p<0.05) associations between BED with various socio-demographic variables and psychiatric and substance use disorders. However, only some of these disorders were independent predictors of BED. Conclusion: Our findings on prevalence of BED and significant associations with various psychiatric disorders and substance use disorders are similar to those obtained in HICs using similar large scale samples in non-clinical populations. Economic status is not a predictor of BED. Our findings suggest a public health approach to awareness and management.


2000 ◽  
Vol 57 (8) ◽  
pp. 504-510 ◽  
Author(s):  
Zipfel ◽  
Löwe ◽  
Herzog

Die Ernährungs- und Bewegungssituation sowie die sozioökonomischen Umstände haben sich in den vergangenen 50 Jahren in den entwickelten Ländern radikal gewandelt. Folgen dieser Entwicklung sind rasante Steigerungen der Prävalenzraten, insbesondere der Adipositas. Kontrastierend hierzu wird weiterhin ein ausgeprägtes Schlankheitsideal propagiert. Dieses Spannungsfeld ist mitverantwortlich für eine steigende Inzidenz von Essstörungen. Hierzu gehören im Gewichtsspektrum des Normal- bis Übergewichtes die Bulimia nervosa und die Esssucht, bisher noch mit dem englischen Begriff der «Binge-Eating-Disorder» bezeichnet. Obwohl die Bulimia Nervosa bereits 1980 in die DSM-III Kriterien aufgenommen wurde, ergaben Untersuchungen, dass bislang nur etwa 12 Prozent der Betroffenen von den Hausärzten entdeckt und richtig diagnostiziert werden. Ein Grund dieser erschreckend niedrigen Zahl liegt in der Dynamik der Erkrankung, mit einer ausgeprägten Tendenz der Patientinnen zur Verheimlichung, ein weiterer Grund mag in einer noch unzureichenden Aufklärung der Hausärzte liegen. Deshalb werden diagnostische Kriterien und therapeutische Optionen dargestellt. Essstörungen im Bereich des Übergewichtes werden seit dem DSM-IV (1994) im Wesentlichen unter dem Begriff der «Binge-Eating-Disorder (BED)» zusammengefasst. 20–30% der adipösen Patienten, die sich in Gewichtsreduktionsprogrammen befinden, leiden unter dieser Essstörung. Erste Untersuchungsergebnisse zeigen, dass diese Subgruppe der Adipösen eine modifizierte Behandlung mit einer stärkeren Fokussierung auf eine Psychotherapie bedarf. Über die initiale Abklärung einer möglichen Essstörung hinaus sollten auch affektive Störungen (Depressivität und Ängstlichkeit) oder ein gestörtes Körperbild erfasst werden. Falls Hinweise auf eine ausgeprägte Störung in diesen Bereichen vorliegen, sollte Psychotherapie fester Bestandteil eines integrierten Therapiekonzeptes der Adipositas sein.


Salud Mental ◽  
2018 ◽  
Vol 41 (2) ◽  
pp. 91-100
Author(s):  
Héctor Julián Velázquez López ◽  
◽  
Rosalía Vázquez Arévalo ◽  
Juan Manuel Mancilla Díaz

Background. Although binge eating disorder (BED) formally appeared in the fourth edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV), after nearly two decades of research, it is still considered understudied in men. Objective. To carry out a literature review with the variables that have been relevant in research on BED in men, from 1994 to 2015. Method. The article search was conducted in Medline and PsycINFO databases. Results. Twenty-eight articles were analyzed, none specifically investigated male population. Men engage less in restrictive dieting than women (29.8% and 57.3%, respectively). Regarding body image, both men and women are prone to body dissatisfaction, although the ideal body is not necessarily the same. Regarding comorbidity, anxiety disorders are the most common ones in men with BED, in addition to the fact that they are more susceptible to substance abuse. Discussion and conclusion. Investigation on BED has mainly been conducted on female population, which suggests the need for more research on men that provides more empirical evidence.


2014 ◽  
Vol 2014 ◽  
pp. 1-8 ◽  
Author(s):  
Jennifer J. Thomas ◽  
Katherine A. Koh ◽  
Kamryn T. Eddy ◽  
Andrea S. Hartmann ◽  
Helen B. Murray ◽  
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Background.DSM-5revisions have been criticized in the popular press for overpathologizing normative eating patterns—particularly among individuals with obesity. To evaluate the evidence for this and otherDSM-5critiques, we compared the point prevalence and interrater reliability ofDSM-IVversusDSM-5eating disorders (EDs) among adults seeking weight-loss treatment.Method.Clinicians (n=2) assignedDSM-IVandDSM-5ED diagnoses to 100 participants via routine clinical interview. Research assessors (n=3) independently conferred ED diagnoses via Structured Clinical Interview forDSM-IVand aDSM-5checklist.Results. Research assessors diagnosed a similar proportion of participants with EDs underDSM-IV(29%) versusDSM-5(32%).DSM-5research diagnoses included binge eating disorder (9%), bulimia nervosa (2%), subthreshold binge eating disorder (5%), subthreshold bulimia nervosa (2%), purging disorder (1%), night eating syndrome (6%), and other (7%). Interrater reliability between clinicians and research assessors was “substantial” for bothDSM-IV(κ= 0.64, 84% agreement) andDSM-5(κ= 0.63, 83% agreement).Conclusion.DSM-5ED criteria can be reliably applied in an obesity treatment setting and appear to yield an overall ED point prevalence comparable toDSM-IV.


2015 ◽  
Vol 16 ◽  
pp. 1-4 ◽  
Author(s):  
Piergiuseppe Vinai ◽  
Annalisa Da Ros ◽  
Maurizio Speciale ◽  
Nicola Gentile ◽  
Anna Tagliabue ◽  
...  

2005 ◽  
Vol 35 (6) ◽  
pp. 907-917 ◽  
Author(s):  
RUTH H. STRIEGEL-MOORE ◽  
CHRISTOPHER G. FAIRBURN ◽  
DENISE E. WILFLEY ◽  
KATHLEEN M. PIKE ◽  
FAITH-ANNE DOHM ◽  
...  

Background. This study sought to identify in white women risk factors specific to binge-eating disorder (BED) and for psychiatric disorders in general, and to compare black and white women on risk factors for BED.Method. A case-control design was used. Participants were recruited from the community and included 162 women who met DSM-IV criteria for BED and two comparison groups of women with no history of clinically significant eating disorder symptoms. The comparison women were matched to BED women on age, education and ethnicity and divided into a healthy comparison (HC) group, who had no current psychiatric disorder, and a psychiatric comparison (PC) group, who had a diagnosis of a DSM-IV Axis I psychiatric disorder. The study sample size was determined by the group with the least members (PC), including 107 women with BED and 214 matched comparison women. A broad range of risk factors was assessed with a Risk Factor Interview and the Parental Bonding Instrument.Results. No significant effects for ethnicity by diagnostic group were found. BED women reported higher exposure to childhood obesity, family overeating or binge-eating, family discord, and high parental demands than PC women. The combined BED and PC group scored significantly higher than the HC group on measures of negative affect, parental mood and substance disorders, perfectionism, separation from parents, and maternal problems with parenting.Conclusions. These findings indicate that childhood obesity and familial eating problems are reliable specific risk factors for BED. Ethnicity does not appear to moderate risk for BED.


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