scholarly journals Symptome, Komorbiditäten und Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie

2019 ◽  
Vol 232 (01) ◽  
pp. 5-12
Author(s):  
Annika Alica Specht ◽  
Julia Gesing ◽  
Roland Pfaeffle ◽  
Antje Koerner ◽  
Wieland Kiess

Zusammenfassung Einleitung Die Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter (GD) zeigt sich durch eine Inkongruenz zwischen dem Geburtsgeschlecht und der gefühlten Geschlechtsidentität, welche in der Regel in der Pubertät zunimmt. Kinder und Jugendliche mit GD sind häufiger von psychischen Komorbiditäten wie Depressionen betroffen. Diese Arbeit soll einen Überblick über die von uns behandelten Patienten geben. Methoden Es erfolgte eine Datenanalyse aus den Patientenakten von 66 Patienten, welche sich im Zeitraum von 2005 bis 2018 erstmals mit einer GD in unserer endokrinologischen Ambulanz vorstellten. Ergebnisse Wir beobachteten einen Anstieg der Neuvorstellungen von maximal einem Patienten pro Jahr zwischen 2005 und 2011 auf zuletzt 18 Neuvorstellungen im Jahr 2018, wobei der Anteil an den insgesamt 14 339 endokrinologischen Patienten desselben Zeitraums mit 0,49% gering ist. 54 der Patienten hatten ein weibliches und 12 ein männliches Geburtsgeschlecht, damit lag das Geschlechterverhältnis bei 4,5:1. Das Durchschnittsalter bei Erstvorstellung betrug 13,6 Jahre. 49 Patienten (74%) überschritten das Pubertätsstadium P3/B3 bzw. P3/G3 nach Tanner. 48 (73%) entwickelten erste Symptome einer GD vor der Pubertät und 30 (45%) zeigten eine psychische Komorbidität. 15 Patienten (23%) berichteten über negative Reaktionen ihres sozialen Umfelds nach ihrem Outing und 17 (26%) machten Erfahrung mit Mobbing in der Schule. Schlussfolgerung Die Patientenzahl von Kindern und Jugendlichen mit GD ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zusätzlich zu der psychischen Belastung aufgrund der GD konnten wir bei ungefähr der Hälfte der Patienten typische psychische Komorbiditäten einer GD feststellen. Außerdem berichten Kinder und Jugendliche von negativen Reaktionen bezüglich ihrer GD in der Schule und der Familie. Die hohe Variabilität des Verlaufs und der Komorbiditäten stellt die zentrale Herausforderung in der Therapie dar.

2018 ◽  
Vol 57 (05) ◽  
pp. 314-320 ◽  
Author(s):  
Arthur Günthner ◽  
Volker Weissinger ◽  
Heribert Fleischmann ◽  
Clemens Veltrup ◽  
Bettina Jäpel ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Alkoholabhängigkeit gehört in Deutschland zu den schwerwiegendsten Suchterkrankungen. Die neue S3-Leitlinie "Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ wurde im Jahre 2015 vorgestellt und fasst den aktuellen Kenntnisstand zur Diagnose und Behandlung von schädlichem und abhängigem Alkoholkonsum zusammen. Methoden Die Entwicklung der Leitlinie basiert auf einem vierjährigen Entwicklungsprozess im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). Die Federführung lag bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht). In die Entwicklung waren insgesamt mehr als 50 Fachgesellschaften, Berufsverbände und Gesundheitsorganisationen sowie über 60 ausgewiesene Suchtexperten involviert, unter Beteiligung von Selbsthilfe- und Angehörigenverbänden. Die Arbeitsgruppe „Versorgungsorganisation“, deren Ergebnisse hier dargestellt werden, war eine von dreizehn Autorengruppen und widmete sich der Aufgabe, wie die Leitlinie unter den Rahmenbedingungen des deutschen Gesundheitssystems mit seinen Versorgungssektoren und Schnittstellen umgesetzt werden kann. Ergebnisse Für das Kapitel „Versorgungsorganisation“ wurden 27 Empfehlungen konsentiert, von denen viele speziell für dieses Kapitel von den entsprechenden Arbeitsgruppen erarbeitet wurden. Die Empfehlungen beziehen sich auf Screening und Diagnostik sowie Kurzinterventionen, Entgiftung und Entzug sowie Pharmakotherapie, körperliche Komplikationen und psychische Komorbidität, Entwöhnung und andere Formen der Postakutbehandlung, die hausärztliche Versorgung, sowie besondere Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche, Frauen/Schwangere sowie Ältere. Zusätzlich wurde der Bereich „Selbsthilfe“ aufgenommen. Schlussfolgerung Für die bedarfsgerechte Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen bieten leitliniengestützte Empfehlungen zur Versorgungsorganisation einen Orientierungsrahmen für die Zusammenarbeit und Koordinierung aller Sektoren und Berufsgruppen, besonders an den Schnittstellen der Versorgung. Dies schließt die Zusammenarbeit zwischen dem medizinischen und psychosozialen Hilfesystem mit ein und reicht von der Schadensbegrenzung bis hin zur sozialen Inklusion der Betroffenen. Insbesondere die Rehabilitation mit ihren Teilhabezielen ist auf diese Zusammenarbeit angewiesen.


2017 ◽  
Vol 74 (2) ◽  
pp. 45-50
Author(s):  
Diana Meier-Allmendinger

Zusammenfassung. Psychisch Kranke sind in verstärktem Masse gefährdet auch körperlich zu erkranken. Umgekehrt können Krankheiten mit lebensbedrohlichem Charakter zu psychischen Krisen und Erkrankungen führen. Im Akutspital werden körperliche und psychische Komorbiditäten und ihre möglichen Folgen auf Behandlungsverlauf und –entscheide häufig nicht diagnostiziert und angemessen behandelt. Auch im Bereich der Psychoonkologie und dem noch jungen Gebiet der Psychokardiologie stellt sich die Frage, ob alle Patientinnen und Patienten entsprechend erfasst und ihre Bedürfnisse nach psychologischer Unterstützung und Behandlung ausreichend erkannt sind. Eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag und speziell auf der Intensivstation stellt die Einschätzung der Urteils- und Einwilligungsfähigkeit dar. Diese anspruchsvolle Aufgabe kann nicht im professionellen Alleingang erfolgen, sondern erfordert einen interdisziplinären Zugang. Es ist Aufgabe der Ethik für die Gewährleistung einer ausreichenden Diagnostik und angemessenen Behandlung psychisch Kranker im Akutspital einzustehen und die Interdisziplinarität – für psychisch Kranke häufig in der Person des Konsiliarpsychiaters – einzufordern. Für Behandlungsentscheide gelten aus juristischer und ethischer Sicht die Gleichbehandlung aller Patientinnen und Patienten und das Diskriminierungsverbot. Unabhängig von einer körperlichen oder psychischen Erkrankung bedarf jede therapeutische Massnahme der Zustimmung des Patienten. Orientierend am Prinzip der Selbstbestimmung ist es Rolle der Ethik für eine patientengerechte Entscheidungsfindung bei psychisch Kranken zu sensibilisieren. Behandlungsentscheide entstehen hier häufig als Ergebnis therapeutischer Prozesse, die zugleich die Befähigung zur Einwilligung anstreben und zeitintensiv sind. Situationen beeinträchtigter Urteils-und Entscheidungsfähigkeit und Erfahrungen der Abhängigkeit weisen auf die grundsätzliche Sorgebedürftigkeit des Menschen hin. Nur eingebettet in einer Kultur der Sorge als Grundlage ärztlichen und pflegerischen Handelns kann eine Haltung des Respekts gegenüber psychisch Kranken und ihrer (beeinträchtigten) Selbstbestimmung zum Tragen kommen. Als Ausdruck dieser Kultur ist zu wünschen, dass „die Sprache der Sorge“ wiedererlernt, eingeübt und dauerhaft angewendet wird.


Pflege ◽  
2007 ◽  
Vol 20 (6) ◽  
pp. 331-336 ◽  
Author(s):  
Sabine Metzing ◽  
Wilfried Schnepp

Kinder und Jugendliche, die mit chronisch kranken Eltern aufwachsen und zusätzlich in deren Pflege involviert sind, können in ihrer gesamten Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt werden. Die vorliegende Literaturstudie ist Teil einer Studie, deren Ziel es ist, Grundlagen für spezifische Unterstützungsangebote für pflegende Kinder in Deutschland zu erarbeiten. In Publikationen der letzten 15 Jahre wurde Fragen nach Auswirkungen einer Pflegerolle auf Kinder sowie nach dem Erleben einer elterlichen Erkrankung nachgegangen. Pflegende Kinder erfahren sowohl negative als auch positive Auswirkungen im Zusammenhang mit ihrer Pflegerolle. Allerdings lässt sich schwer unterscheiden, welchen spezifischen Einfluss die Übernahme pflegerischer Tätigkeiten über die allgemeinen Wirkungen der elterlichen Erkrankung per se hinaus hat. Als positive Folgen werden ein gesteigertes Selbstwertgefühl, frühe Reife, Schaffung von Identität, eine besonders enge Beziehung zu den Eltern wie auch das Gefühl, gut auf das Leben vorbereitet zu sein, beschrieben. Negative Folgen werden für die gesamte körperliche, psychosoziale und schulische Entwicklung der Kinder sichtbar. Jedoch nicht jedes pflegende Kind erfährt negative Auswirkungen seiner Rolle, und nicht jedes Kind, das mit chronisch kranken Eltern aufwächst, nimmt zwangsläufig Schaden. Dennoch verweisen die Ergebnisse auf Handlungsbedarf, um Spätfolgen für Kinder zu verhindern. Bei der Planung von Hilfsangeboten gilt es, die gesamte Familie zu integrieren und neben der Unterstützung der Kinder auch die Eltern zu stabilisieren.


2009 ◽  
Vol 20 (2) ◽  
pp. 93-107 ◽  
Author(s):  
Stephan Mühlig ◽  
Aline Rother ◽  
Anja Neumann-Thiele ◽  
Armin Scheurich

Hintergrund: In Deutschland wird die Anzahl von Patienten mit Indikation für eine ambulante neuropsychologische Therapie auf jährlich ca. 40.000 – 60.000 geschätzt. Dem stehen bundesweit lediglich ca. 200 ambulant tätige Psychologische Psychotherapeuten (PPT) mit neuropsychologischer Qualifikation gegenüber. Ziele und Fragestellungen: Welche Patienten mit welchen Merkmalen und Störungsbildern werden von neuropsychologischen PPT mit welchen Charakteristika wie, in welchen Settings, wie lange und mit welchem Erfolg behandelt? Methodik und Design: Totalerhebung aller ambulanten neuropsychologischen Therapeuten in Deutschland (GNP-Register) mittels Fragebogen zu fünf Themenbereichen: 1) Therapeutencharakteristika, 2) Praxismerkmale, 3) Patientencharakteristika, 4) strukturelle Bedingungen, 5) Überweisungsprozesse. Stichprobe: Auswertungsstichprobe N=118 (Ausschöpfungsquote: 65 %). Ergebnisse: Die Versorgungsdichte bezogen auf die Bevölkerungszahl beträgt ca. 1:360.000 (West-Ost-Vergleich 3:1). Neuropsychologische Therapeuten besitzen i.d.R die Approbation als PPT und behandeln zu 70 % neuropsychologisch erkrankte Patienten mit einer Kombination aus neuropsychologischen Interventionsmethoden und sonstigen Richtlinienverfahren. Die häufigsten Ursachen neuropsychologischer Störungsbilder sind Schädel-Hirn-Traumata und cerebrovaskuläre Erkrankungen, die dominierenden Funktionsstörungen liegen im Bereich Aufmerksamkeit, Konzentration und Affektivität. Die überwiegende Mehrheit der Patienten mit einer neuropsychologischen Störung weist eine psychische Komorbidität auf. In der Selbstbeurteilung der Therapeuten werden die Therapieziele zu etwa zwei Dritteln erreicht. Conclusio: Um die Versorgungslage zu verbessern, muss die ambulante neuropsychologische Psychotherapie sozialrechtlich besser geregelt sowie die Ausbildungskapazität deutlich erhöht werden.


Author(s):  
Elke Wriedt ◽  
Anja Wiberg ◽  
Vehbi Sakar ◽  
Michele Noterdaeme

Einleitung: Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über psychiatrische Störungen, komorbide somatische Erkrankungen, psychosoziale Belastungsfaktoren sowie psychosoziale Anpassung von Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung, die durch den Mobilen kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst des Heckscher Klinikums behandelt wurden. Methodik: Die Befunde von 257 psychiatrisch auffälligen Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung wurden ausgewertet. Ergebnisse: In den betreuten ambulanten und teilstationären Einrichtungen waren ca. 14 %, im Wohnheimbereich über 40 % der Kinder und Jugendlichen mit intellektueller Behinderung psychiatrisch auffällig. Der Schwerpunkt der gestellten Diagnosen lag bei den Anpassungsstörungen, hyperkinetischen Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, emotionalen Störungen sowie tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Die untersuchten Patienten, insbesondere mit schwerer Intelligenzminderung, wiesen ein großes Spektrum an zusätzlichen körperlichen Erkrankungen und Behinderungen auf und waren in ihrer psychosozialen Anpassung schwer beeinträchtigt. Schlussfolgerungen: Anhand der vorliegenden Zahlen lässt sich der große Bedarf nach psychiatrischer Versorgung in den Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderung belegen. Die Entwicklung integrativer, multidimensionaler und multiprofessioneller Behandlungsmodelle, die die besonderen Bedürfnisse der jungen Menschen mit Intelligenzminderung bzw. Mehrfachbehinderung berücksichtigen, ist dringend erforderlich.


Author(s):  
Manfred Döpfner ◽  
Stephanie Schürmann ◽  
Martha Bruß ◽  
Sabrina Müller ◽  
Christiane Rademacher ◽  
...  

Zusammenfassung. Fragestellung: Bislang liegen für den deutschen Sprachraum kaum Instrumente vor, die familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen reliabel erfassen, und der Zusammenhang zwischen familiären Beziehungen aus der Sicht von Jugendlichen und Verhaltensauffälligkeiten von Jugendlichen ist auch international bisher nur wenig untersucht worden. Methodik: Auf der Basis des Family Relations Test, der ursprünglich nur für Kinder entwickelt worden ist, wird mit dem Family Relations Test für Kinder und Jugendliche ein familiendiagnostisches Verfahren entwickelt, das Familienbeziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen erhebt (94 Items davon 44 % neu formuliert). Dieser Test wurde in einer klinischen Stichprobe (n = 152) und einer Feldstichprobe (n = 132) durchgeführt. In der klinischen Stichprobe wurden zusätzlich Verhaltensauffälligkeiten der Jugendlichen im Selbst- und im Elternurteil erhoben. Ergebnisse: In der zweifaktoriellen Lösung der Hauptkomponentenanalyse ergeben sich eindeutige Ladungen der Items, die positive bzw. negative Beziehungsanteile auf jeweils einem Faktor beschreiben. Die internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) der Gesamtskalen, die positive und negative Beziehungen erfassen, liegen zwischen .91 und .93. Jugendliche aus der Klinikstichprobe beschreiben auf diesen Gesamtskalen insgesamt in ihren Familien stärkere negative Beziehungen als Jugendliche in der Feldstichprobe. Innerhalb der Klinikstichprobe konnten zum Teil deutliche Korrelationen zwischen dem Ausmaß der psychischen Auffälligkeiten der Jugendlichen und den berichteten Familienbeziehungen festgestellt werden. Schlussfolgerungen: Positive und negative Beziehungen von Jugendlichen lassen sich aus der Perspektive der Jugendlichen reliabel und faktoriell valide erfassen. Hypothesengemäß werden signifikante Zusammenhänge von negativen Familienbeziehungen und psychischen Auffälligkeiten festgestellt. Die Jugendlichenversion des Family Relations Test erweist sich als ein nützliches Instrument, um familiäre Beziehungen aus der Perspektive von Jugendlichen zu erheben.


Author(s):  
Lutz Wartberg ◽  
Bettina Moll ◽  
Christiane Baldus ◽  
Monika Thomsen ◽  
Rainer Thomasius

Zusammenfassung. Fragestellung: Für pathologischen Internetgebrauch im Jugendalter haben sich in epidemiologischen Studien hohe Prävalenzwerte ergeben. Allerdings liegen kaum Daten zu Jugendlichen vor, die sich deswegen in kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung begeben haben. Ein Vergleich von Patienten in ambulanter und stationärer Behandlung fehlt bislang. Methodik: Insgesamt 74 Jugendliche, die sich wegen eines pathologischen Internetgebrauchs in Behandlung begeben hatten, wurden mit standardisierten Fragebögen zu problematischer Internetnutzung, psychopathologischer Belastung sowie Lebenszufriedenheit untersucht. Ambulant wurden 35 dieser Jugendlichen behandelt (JAB) und 39 weitere stationär (JSB). Ergebnisse: Für beide Gruppen zeigten sich in substanziellem Umfang psychische Komorbiditäten (am häufigsten Ängstlichkeit/Depressivität). Die JAB und die JSB unterschieden sich nicht hinsichtlich ihrer problematischen Internetnutzung. Im Vergleich zu den JAB berichteten die JSB höhere Internetnutzungszeiten, eine stärkere Ängstlichkeit/Depressivität, mehr Selbstwertprobleme und eine niedrigere Lebenszufriedenheit. Im multivariaten logistischen Regressionsmodell erwiesen sich Lebenszufriedenheit und Internetnutzungszeit als statistisch signifikante Faktoren für die Prognose der Zugehörigkeit zu einer der beiden Behandlungsgruppen. Schlussfolgerungen: Die Befunde beschreiben eine neue Patientengruppe näher und können bei der Entwicklung von Interventionen für Jugendliche mit pathologischem Internetgebrauch hilfreich sein.


Author(s):  
Rainer Thomasius ◽  
Peter-Michael Sack ◽  
Nicolas Arnaud ◽  
Eva Hoch

Zusammenfassung. Hintergrund: Alkoholbezogene Störungen kennzeichnen sich meist durch einen frühen Störungsbeginn. Jedoch werden entwicklungsrelevante Behandlungsbedürfnisse in der Versorgung oft nicht adäquat berücksichtigt. Zu Screening, Diagnostik und Therapie von alkoholbezogenen Störungen ist nun eine neue, interdisziplinäre S3-Leitlinie vorgelegt worden, in der erstmals spezifische Behandlungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche formuliert werden. Methodik: Für die S3-Leitlinie wurden insgesamt 23 Quellleitlinien, 28 systematische Reviews und 2213 Originalarbeiten ausgewertet. Eine interdisziplinäre Konsensuskonferenz formulierte 174 Empfehlungen, von denen 14 speziell für Kinder- und Jugendliche gelten. Je nach Evidenzniveau vergab sie „Soll-“, „Sollte-“ und „Kann“-Empfehlungen oder einen „Klinischen Konsenspunkt“ (KKP). Ergebnisse: Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen gab es jeweils eine „Soll“-Empfehlung innerhalb von Psychotherapien für das Motivational Interviewing (MI), die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und den Einbezug von Familienangehörigen. Empfehlungen zur Familientherapie sind heterogen. Zu psychosozialen Therapien (z. B. Psychoedukation, Erziehungshilfe, Ergotherapie) wurde ein KKP vergeben. Die Studienlage zu medikamentösen Therapien war unzureichend; nur für die Behandlung psychisch komorbider Störungen ließ sich ein KKP ableiten. Im Rahmen differenzieller Indikationen sollen die Risiken für Suizide, Behandlungsabbruch und die über Mitpatienten vermittelte Delinquenz berücksichtigt werden (KKP). Schlussfolgerungen: Für die Behandlung von alkoholbezogenen Störungen bei Jugendlichen können zahlreiche evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen abgegeben werden. Drängender Forschungsbedarf wurde v. a. im Bereich der medikamentösen Therapien festgestellt.


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