Konservative Therapie bei hochbetagten Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz

2020 ◽  
Vol 24 (03) ◽  
pp. 122-131
Author(s):  
Rebecca Starke

ZUSAMMENFASSUNGAufgrund der veränderten Alters- und Morbiditätsstruktur der Patienten mit terminalem Nierenversagen rückt die maximale konservative Therapie (KT) zunehmend als mögliche Therapieoption neben der Hämodialyse (HD), Peritonealdialyse (PD) und der Transplantation in den Fokus unserer Betrachtung. Besonders das Dialysepersonal macht die Erfahrung, dass oft hochbetagte, multimorbide Patienten von einer Dialysetherapie hinsichtlich Lebensqualität und Lebenszeit nicht profitieren. Hochbetagte Patienten an der Dialyse sind bzgl. der Pflege ein bedeutender Mehraufwand. Immer wieder kommt es daher zu Differenzen des Betreuungsschlüssels, was zum Ergebnis hat, dass eine zufriedenstellende Behandlung dieser aufwendigen Patienten oft kaum zu gewährleisten ist. Die maximale KT ist in vielen Bereichen der Nephrologie unterrepräsentiert und wird noch zu wenig in die Entscheidungsfindung nach einer adäquaten Therapie für den alten Patienten einbezogen. Im Nephrologicum Lausitz ist die konservative Therapie seit 2013 eine integrierte Therapieform der terminalen Niereninsuffizienz. Eine Analyse des Ist-Zustandes im Januar 2019 zeigt, dass ca. 50 % von 42 erfassten Patienten ein Alter von über 90 Jahren aufwiesen. Im Vordergrund der Komorbiditäten stehen Herzerkrankungen (77 %), Diabetes mellitus (57 %) und pAVK (25 %). Mittels der maximalen KT konnte bei 36 von 42 Patienten die Nierenfunktion stabilisiert oder verbessert werden und die Folgesymptome des terminalen Nierenversagens bei ca. 80 % durch entsprechende medikamentöse Therapiemaßnahmen kompensiert werden. Die Betreuung der KT-Patienten durch eine „KT-Schwester“ ist besonders anspruchsvoll und erfordert viel Zeit, Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Sie unterscheidet sich in der Arbeit einer normalen Sprechstundenschwester erheblich. Eine große Rolle spielt dabei v. a. die gute Zusammenarbeit zwischen dem Nephrologen, den Angehörigen, Hausärzten und den Pflegediensten. Trotz des pflegerischen Mehraufwandes entschädigt das Mehr an Lebensqualität und die Zufriedenheit der alten, multimorbiden Patienten in erheblichem Maße, da Betreuungsschlüssel und Ergebnis (Lebensqualität der Patienten) in einem zufriedenstellenderen Verhältnis stehen. Mehr als 50 % der Patienten weisen eine Lebenszeit mit konservativer Therapie von über 3 Jahren in überwiegend gutem Ernährungszustand und hoher Patientenzufriedenheit auf – trotz stark reduzierter und eingeschränkter Mobilität sowie Gebrechlichkeit. Die jährliche Mortalitätsrate liegt bei 25–30 % und ist vergleichbar mit der jährlichen Sterberate bei hochbetagten Dialysepatienten. Aufgrund von Erfahrungen im Nephrologicum Lausitz und aus veröffentlichten Studienergebnissen ist die maximale KT eine berechtigte Therapieoption des terminalen Nierenversagens und sollte bei der Entscheidungsfindung zu einer adäquaten Therapie bei hochbetagten, multimorbiden und gebrechlichen Patienten einen höheren Stellenwert als bisher einnehmen.

2021 ◽  
Vol 59 (03) ◽  
pp. 241-249
Author(s):  
Karl-Georg Simon ◽  
Yvonne Serfert ◽  
Peter Buggisch ◽  
Stefan Mauss ◽  
Klaus H.W. Boeker ◽  
...  

Zusammenfassung Einleitung Der Hepatitis C Genotyp 1 ist der häufigste Genotyp in West- und Zentraleuropa. In dieser Arbeit werden die Veränderungen der Baselinecharakteristika von 17 093 HCV-Patienten mit Genotyp 1a/1b, die im Zeitraum 2004–2018 in Deutschland antiviral therapiert wurden, analysiert. Es wurden insgesamt 5 Zeiträume betrachtet: (i) 2004–2007, (ii) 2008–2010, (iii) 2010–2013, (iv) 2014–2016, (v) 2017–2018. Methoden Die vorliegende Analyse basiert auf 5 deutschlandweit durchgeführten nicht-interventionellen Registern und umfasst Daten von Patienten, die mit dem HCV-GT1a und HCV-GT1b infiziert waren und zwischen 2004 und 2018 dokumentiert wurden [ML17071, ML19464, ML21645, ML25724 (Peginterferon alfa-2a® non-interventional study (PAN)) und dem Deutschen Hepatitis-C-Register (DHC-R)]. Ergebnisse Im Untersuchungszeitraum (2004–2018) hatten 7662 Patienten eine HCV-GT1a- und 9431 Patienten eine HCV-GT-1b-Infektion. GT1a-Patienten waren im Vergleich zu GT1b-Patienten jünger (46,5 Jahre vs. 51,2 Jahre) und häufiger männlich (70 % vs. 52 %). Drogenkonsum in der Vorgeschichte oder derzeit war im Untersuchungszeitraum häufiger bei GT1a-Patienten mit höchster Frequenz im aktuellsten Zeitraum (2017–2018; 44 % GT1a, 10 % GT1b). Metabolische Komorbiditäten wie Übergewicht und Diabetes mellitus waren häufiger bei mit GT1b infizierten Frauen. Der Anteil des Genotyps 1a nahm von 34 % (Zeitraum 2004–2007) auf ca. 50 % (Zeitraum 2017–2018) relevant zu. 2004–2018 zeigte sich ein relevanter Wechsel des GT1a/1b-Quotienten bei Männern (2004–2007: 38 %/63 %; 2017–2018: 59 %/41 %) bei weitgehend konstantem GT1a-Anteil der Frauen von ca. 30 % deutschlandweit über alle 5 untersuchten Zeiträume.Der Anteil der weiblichen Patienten mit GT1a in der Region Ost war im Vergleich zu den anderen 3 Regionen über nahezu alle Zeiträume niedriger, am deutlichsten ausgeprägt 2004–2007: 14 % GT1a vs. 86 % GT1b. Zusammenfassung Im untersuchten Zeitraum (2004–2018) zeigte sich ein relevanter Anstieg der Genotyp-1a-Infektion bei Männern, nicht bei Frauen, assoziiert mit Drogenkonsum. Die Daten zeigen eine grundlegende Änderung in der HCV-Epidemiologie in Deutschland an, die Konsequenzen für das Therapiemanagement und die allgemeine Versorgung der Hepatitis-C-Patienten haben.


2009 ◽  
Vol 03 (03) ◽  
pp. 137-142
Author(s):  
G. M. Fiedler ◽  
U. Ceglarek

ZusammenfassungNeue Erkenntnisse bezüglich der molekularen Regulation des Sterolstoffwechsels sowie neue Marker der Cholesterinhomöostase erlauben heute eine präzisere Beurteilung des komplexen Cholesterinstoffwechsels und seiner Störungen. Erste Untersuchungen ergaben, dass Patienten mit Diabetes mellitus Typ I und Typ II sowie Adipositas charakteristische Veränderungen im Cholesterinstoffwechsel aufweisen. Typ II-Diabetiker und Patienten mit Adipositas zeigen eine verstärkte hepatische Synthese und biliäre Ausscheidung von Cholesterin. Mit Hilfe neuer massenspektrometrischer Methoden lassen sich Phytosterole als Marker der enteralen Sterolresorption und Lanosterol als Marker der endogenen Cholesterinresorption im Hochdurchsatz präzise analysieren. Dies ermöglicht erstmals eine Analyse des Cholesterinstoffwechsels in großen Populationsstudien. Erste Ergebnisse zeigen dass die Höhe des BMI unabhängig von anderen Risikofaktoren für das metabolische Syndrom positiv mit der Cholesterinsynthese korreliert. Diese Befunde müssen nun weiter analysiert werden, insbesondere der Einfluss fettgewebsassoziierter Faktoren und Hormone auf den Cholesterinstoffwechsel. Das verbesserte Verständnis des Cholesterinstoffwechsels sowie seiner Störungen im Rahmen von Adipositas und Diabetes mellitus wird die Möglichkeit einer differenzierten Diagnostik und Therapie eröffnen.


2015 ◽  
Vol 15 (03) ◽  
pp. 178-183
Author(s):  
F. Brinkmann

ZusammenfassungDie primäre ziliäre Dyskinesie (PCD) ist eine seltene angeborene Erkrankung, die sich durch eine Funktionsstörung respiratorischer Zilien mit dadurch bedingter eingeschränkter mukoziliärer Clearance und konsekutiver Sekretretention im Bereich der oberen und unteren Atemwege auszeichnet. Dadurch werden oft chronische bakterielle Infektionen begünstigt, die unbehandelt zu bleibenden Schäden führen können und mit einer erheblichen Morbidität verbunden sind. Die Patienten fallen oft schon postpartal durch ein unklares Atemnotsyndrom, eine persistierende Rhinitis sowie chronischen feuchten Husten auf. Bei ca. 50 % liegt ein Situs inversus vor. Zur Vermeidung irreversibler Schädigungen ist eine frühe Diagnosestel-lung essenziell. Die Diagnostik umfasst neben der detaillierten Anamneseerhebung und körperlichen Untersuchung, einem Screening durch Messung des nasalen Stickstoffmonoxids eine Analyse des Zilienschlages und der Schlagfrequenz sowie die Begutachtung des ultrastrukturellen Zilienaufbaus mittels Transmissionselektronenmikroskopie und ggf. Genetik sowie Immunfluoreszenzuntersuchungen.Therapeutisch stehen eine Verbesserung der mukoziliären Clearance und eine agressive Behandlung von bakteriellen Infektionen im Vordergrund. Unterstützend können Inhalationen mit hypertoner Kochsalzlösung und Nasenspülungen eingesetzt werden. Die Indikation zu chirurgischen Interventionen im HNO-Bereich sollte zurückhaltend gestellt werden.


Herz ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Harilaos Bogossian ◽  
Dimitrios Panteloglou ◽  
Zana Karosiene ◽  
Susanne Macher-Heidrich ◽  
Heinz Jürgen Adomeit ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) sind zum Schutz vor plötzlichem Herztod bei Patienten mit primär- oder sekundärprophylaktischer Indikation etabliert. Wie bei allen komplexen operativen Verfahren verbleibt auch bei der ICD-Implantation ein Risiko für Komplikationen bis hin zum Tod. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist es, anhand der Datensätze zur obligaten Qualitätssicherung in Nordrhein-Westfalen die prozedurbezogene Mortalität nach ICD-Implantation zu analysieren. Methoden Aus den Datensätzen erfolgte eine Analyse der stationären Todesfälle bei allen 18.625 ICD-Implantationen der Jahre 2010 bis 2012. Ergebnisse Während des stationären Aufenthalts verstarben 118 Patienten (0,6 %) nach ICD-Implantation. Patienten im Alter über 80 Jahre (7 %) zeigten eine höhere Mortalität (1,9 % vs. 0,5 % bei < 80-jährigen Patienten, p > 0,001), ebenso Frauen (0,95 % vs. 0,54 % bei Männern; p = 0,004) und Patienten mit hoher NYHA(New York Heart Association)-Klasse (0,3 % bei NYHA II, 0,7 % bei NYHA III, 3,4 % bei NYHA IV; p < 0,001 für alle Vergleiche). Das Vorliegen von Diabetes mellitus (23 % des Kollektivs) beeinflusste die perioperative Letalität nicht, während eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz eine signifikant erhöhte Mortalität aufwies (p < 0,001 gegenüber Patienten mit Kreatinin ≤ 1,5 mg/dl; p = 0,002 gegenüber nicht dialysepflichtigen Patienten mit Kreatinin > 1,5 mg/dl). Patienten mit sekundärprophylaktischer ICD-Indikation wiesen eine signifikant höhere Mortalität auf (1,2 % vs. 0,4 %; p < 0,001), die sich beim Auftreten von Komplikationen von 0,6 % auf 3,7 % erhöhte (p < 0,001). Schlussfolgerung Die operationsbezogene Mortalität bei ICD-Implantation ist bei Patienten über 80 Jahre, hoher NYHA-Klasse, Dialysepflicht, sekundärprophylaktischer Indikation und nach Auftreten von Komplikationen erhöht.


2019 ◽  
Vol 48 (05) ◽  
pp. 181-185
Author(s):  
Christian Erbel ◽  
Hugo A. Katus

ZUSAMMENFASSUNGDie konservative Therapie der pAVK wurde in den letzten Jahren durch große randomisierte Studien auf breitere Füße gestellt. Am Anfang jeder Therapie steht die Bewegungstherapie, die Beendigung des Nikotinkonsums sowie die Gewichtsabnahme und Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, am Besten im Rahmen von Programmen. Ist damit keine adäquate Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren zu erreichen, wird zur Primärprophylaxe eine Statintherapie mit einem Ziel-LDL-Cholesterin < 70 mg/dl empfohlen. Eine Aspirin- oder evtl. besser eine Clopidogreltherapie ist als Primärprophylaxe umstritten, als Sekundärprophylaxe indiziert. Bei der arteriellen Hypertonie kann nach der neuen Leitlinie ab einem Blutdruck von 130/80 mmHg eine medikamentöse Therapie bei Hochrisikopatienten wie den pAVK-Erkrankten angesetzt werden. Fast jeder zweite pAVK-Patient hat einen Diabetes mellitus. Neben Metformin als 1. Wahl ist bei Patienten mit einer kardiovaskulären atherosklerotischen Erkrankung ein SGLT2-Inhibitor zu empfehlen, da diese eine signifikante Reduktion u. a. der Gesamt- wie auch die kardiovaskulären Todesfälle jeweils um mehr als 30 % senken konnten. Eine Antikoagulation ist generell bei pAVK-Patienten nicht zu empfehlen. Eine niedrig dosierte Rivaroxabantherapie mit Aspirin führte zu einer Reduktion einer Beinischämie oder Amputationen unter Erhöhung der Blutungsrate.


2011 ◽  
Vol 6 (S 01) ◽  
Author(s):  
O Seewi ◽  
K Kintzel ◽  
D Hilgard ◽  
H Breitenbach ◽  
K Mönkemöller ◽  
...  

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