Der Einfluss der sozialen Lage auf den Rehabilitationserfolg von
Rehabilitanden mit chronischem Rückenschmerz
Zusammenfassung Ziel der Studie Die soziale Ungleichheit in der medizinischen Rehabilitation findet zunehmend Beachtung. Die vorliegende Studie untersuchte die langfristige Wirksamkeit des Schmerzkompetenz- und Depressionspräventionstrainings Debora bei Rehabilitanden mit chronischen Rückenschmerzen in der stationären verhaltensmedizinisch orthopädischen Rehabilitation (VMO) in Abhängigkeit von der sozialen Lage. Methodik Die Kontrollgruppenstudie mit einer Cluster-Block-Randomisierung überprüfte die langfristige Veränderung der schmerzspezifischen Selbstwirksamkeit, psychischen Belastungen, Funktionskapazität und subjektiven Arbeitsfähigkeit bei 394 Rehabilitanden mit nicht-spezifischen chronischen Rückenschmerzen in Abhängigkeit von der Bedingung (Kontrollgruppe, KG: Schmerzkompetenztraining vs. Interventionsgruppe, IG: zusätzliches Depressionspräventionstraining) und der sozialen Lage (Unter-, Mittel- vs. Oberschicht; nach Deck [1]). Die Daten wurden zu fünf Zeitpunkten erhoben: Beginn (t0), Ende der Rehabilitation (t1), 6-(t2), 12-(t3) und 24-Monatskatamnese (t4). Die Auswertung erfolgte durch 2-faktorielle multi- bzw. univariate Varianzanalysen als per-protocol-(pp)-Analysen und im zweiten Schritt durch Analysen nach Multipler Imputation (MI; N=1089). Ergebnisse Rehabilitanden der Unterschicht wiesen in der Depressivität, Funktionskapazität und subjektiven Arbeitsfähigkeit generell signifikant schlechtere Werte im Vergleich zur Oberschicht auf. Zudem blieben positive Langzeiteffekte bei Rehabilitanden der Unterschicht eher aus. Dagegen verbesserten sich Rehabilitanden der Mittel- und Oberschicht insbesondere in der IG. Ferner zeigte sich, dass lediglich die IG langfristig in der subjektiven Arbeitsfähigkeit profitierte. Schlussfolgerung Die Studie belegt den Einfluss der sozialen Lage auf die psychophysische Gesundheit. Ferner wird eine soziale Ungleichheit im langfristigen Rehabilitationserfolg bei chronischen Rückenschmerzen nahegelegt, die durch die Gesundheitskompetenz vermittelt sein könnte. Somit sollten diese Aspekte bereits bei der Konzeption und insbesondere bei der Durchführung von psychologischen Gruppentrainings in der stationären medizinischen Rehabilitation bei chronischen Rückenschmerzen berücksichtigt werden.