Prädiktoren der Inanspruchnahme und des Beginns einer onkologischen Rehabilitation nach Brustkrebs

2021 ◽  
Vol 60 (02) ◽  
pp. 86-94
Author(s):  
Dorothee Noeres ◽  
Stefanie Sperlich ◽  
Lena Röbbel ◽  
Batoul Safieddine ◽  
Jörg Uwe Deuker ◽  
...  

Zusammenfassung Ziele der Studie Bestimmungsfaktoren einer Teilnahme von Brustkrebspatientinnen an einer onkologischen Rehabilitation sind bislang wenig erforscht. Der vorliegende Beitrag untersucht, welche soziodemografischen, medizinischen und arbeitsplatzbezogenen Prädiktoren die Inanspruchnahme und den Beginn einer onkologischen Rehabilitation nach einer Brustkrebsoperation voraussagen. Methodik Die vorliegende Untersuchung basiert auf einer schriftlichen Wiederholungsbefragung von erwerbstätigen Brustkrebspatientinnen im Rahmen einer in Niedersachsen durchgeführten multizentrischen Studie der Medizinischen Hochschule Hannover. Es wurden logistische Regressionen zur Inanspruchnahme einer Rehabilitation und lineare Regressionen zum Zeitpunkt des Maßnahmenbeginns gerechnet. Die abhängige Variable der linearen Regression ist die Anzahl der Wochen nach der primären OP bis zum Reha-Beginn. Ergebnisse Die Stichprobe besteht aus 409 Brustkrebspatientinnen, die zu allen 3 Zeitpunkten an der Befragung teilgenommen hatten. Die Responserate der Erstbefragung 3 Wochen nach der OP (t0) betrug 80,1%, die der Zweitbefragung nach 6 Monaten (t1) 95,2% und die der Drittbefragung nach 12 Monaten (t2) 89,9%. Innerhalb des ersten Jahres nach der Operation nahmen 294 Patientinnen und damit 72% aller Studienteilnehmerinnen an einer onkologischen Rehabilitation teil. Die Befragten, die ihre Reha zu 90% vor der Rückkehr in den Beruf antraten, begannen ihre Rehabilitation im Durchschnitt 21 Wochen nach ihrer primären Operation. Eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit der Reha-Teilnahme zeigte sich, wenn zu t0 ein Bedürfnis nach der Klärung der beruflichen Situation bestand (OR=2,74, p<0,01) oder wenn die Patientinnen ein ungünstiges Verhältnis zwischen Verausgabung und Belohnung am Arbeitsplatz im Sinne des Gratifikationskrisenmodells angaben (OR=3,89, p<0,05). Mit zunehmendem Alter und unter Realschulabsolventinnen im Vergleich zu Hauptschulabsolventinnen (OR=4,23) zeigte sich ebenfalls eine vermehrte Aussicht auf eine Reha-Teilnahme sowie bei Studienteilnehmerinnen, die zu t0 im SF-12 eine reduzierte körperliche Gesundheit (OR=0,94, p<0,01) aufwiesen. Schlussfolgerung Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass Brustkrebspatientinnen mit höheren Verausgabungen am Arbeitsplatz und mit vermehrtem Klärungsbedarf ihrer beruflichen Situation mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer onkologischen Reha teilnehmen als Patientinnen in einer weniger belasteten Situation. Dieser Befund kann als Indiz gewertet werden, dass der erhöhte Bedarf dieser Personengruppe tatsächlich auch zu einer vermehrten Inanspruchnahme einer Rehabilitation führt, die angetreten wird, sobald es die medizinischen Nachbehandlungen erlauben. Die relativ frühe Inanspruchnahme der Patientinnen mit einer verminderten psychischen Gesundheit richtet den Blick auf den besonderen Bedarf dieser Personengruppe.

2021 ◽  
Vol 22 (04) ◽  
pp. 9-9

Chronische Einsamkeit kann sich nachteilig auf die körperliche Gesundheit auswirken – beispielsweise in Form von Herzkrankheiten und Schlaganfällen. Zudem stehen häufige Einsamkeitserfahrungen in Verbindung mit psychischen Problemen wie Depressionen, sozialen Ängsten und Selbstmordversuchen. Bislang ist jedoch kaum erforscht, wie Menschen, die unter Einsamkeit leiden, am besten geholfen werden kann.


2015 ◽  
Vol 23 (4) ◽  
pp. 203-204 ◽  
Author(s):  
Bernhard Grom

Zusammenfassung: Bei einer Allensbach-Erhebung (2006) bejahten 46% der West- und 23% der Ostdeutschen die Frage, ob sie „persönlich aus dem Glauben Trost und Kraft ziehen“. Nach einer Emnid-Umfrage (2015) erklärten 56% der West- und 34% der Ostdeutschen, dass sie beten – sei es regelmäßig, gelegentlich oder nur in Krisen. Wirkt sich diese Religiosität auf die Lebenszufriedenheit sowie auf die psychische und körperliche Gesundheit aus? Was weiß die Forschung darüber?


2004 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 11-23 ◽  
Author(s):  
Peter Becker ◽  
Peter Schulz ◽  
Wolff Schlotz

Zusammenfassung. Die prospektive Studie dient der Überprüfung eines systemischen Anforderungs-Ressourcen-Modells der körperlichen Gesundheit. Untersucht wurden 276 nach Zufall ausgewählte Erwachsene im Alter von 17 bis 70 Jahren. Sie beantworteten das Trierer Integrierte Persönlichkeitsinventar (TIPI) und zwei Jahre später das Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS), den Fragebogen zur habituellen körperlichen Gesundheit (FHKG) sowie einen Fragebogen zum aktuellen Gesundheitszustand (FGZ). Die theoretischen Annahmen wurden als Strukturgleichungsmodell formuliert und mit dem Programm LISREL 8.5 überprüft. Modellkonform zeigte sich, dass sich beträchtliche Varianzanteile in zwei Facetten der körperlichen Gesundheit (“habituelle körperliche Gesundheit“ und “akute Beschwerden und Erkrankungen“) mit Hilfe von personalen Ressourcen (bzw. Ressourcendefiziten) und chronischem Stress (vor allem “Mangel an Bedürfnisbefriedigung“) aufklären lassen. Die Ergebnisse werden unter anderem bezüglich ihrer Relevanz für die Gesundheitsförderung und Prävention diskutiert.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 77-80
Author(s):  
Simon Manuel Ewers ◽  
Malte Christian Claussen

Zusammenfassung. Schizophrene Psychosen sind schwere psychische Erkrankungen, die im Vergleich zu gesunden Individuen und anderen psychiatrischen Störungen mit einer geringen Lebenserwartung einhergehen. Als Risikofaktoren für die erhöhte Mortalität werden Übergewicht und zugehörige Gesundheitsprobleme wie Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und mit Rauchen assoziierte Lungenerkrankungen genannt. Geringe körperliche Aktivität und vermehrtes sedentäres Verhalten wurden als wichtiger behavioraler Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Menschen mit Schizophrenie identifiziert. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen einen positiven Einfluss von Sport sowohl auf die psychische Symptomatik als auch die körperliche Gesundheit. In den vorliegenden Studien kamen jedoch unterschiedliche Arten von angeleiteter Bewegung mit divergierender Intensität im Gruppen- oder Einzelsetting zur Anwendung. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) empfiehlt den Einsatz von sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen, aber es werden weitere grosse randomisiert kontrollierte Studien benötigt, um Art, Umfang und Dauer sowie die Wirkung der eingesetzten Methoden in den verschiedenen Phasen der Erkrankung zu untersuchen. Ein Ziel dabei sollte die evidenzbasierte Implementierung von spezifischen und systematischen sport- und bewegungstherapeutischen Interventionen als ergänzender Baustein neben der psychopharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlung bei Menschen mit Schizophrenie sein.


2014 ◽  
Vol 25 (2) ◽  
pp. 99-108 ◽  
Author(s):  
Kathrin Rehfeld ◽  
Anita Hökelmann ◽  
Wolfgang Lehmann ◽  
Peter Blaser

Mentale und körperliche Gesundheit sind eng verbunden mit einem erfolgreichen Altern. Diese Studie untersucht die Auswirkungen eines Tanztrainings im Vergleich zu einem Kraft-/Ausdauertraining sowie der Kombination beider auf die fluide Intelligenz, die allgemeine Intelligenz und das Arbeitsgedächtnis älterer Menschen (M=68 ± 4.16 Jahre). 95 Senioren wurden in folgenden Gruppen randomisiert: 1. Tanz, 2. Sport, 3. Tanz und Sport. Die Gruppe Tanz und die Gruppe Sport trainierten 90 Minuten, die Gruppe Tanz und Sport 180 Minuten für 15 Monate. Die Ergebnisse zeigen signifikante Leistungssteigerungen in allen gemessenen Merkmalen in den drei Gruppen. Post Hoc Vergleiche verdeutlichen, dass sich die Leistungssteigerungen zwischen den Gruppen signifikant nicht unterscheiden. Körperliche Bewegung jeglicher Art trägt zum erfolgreichen Altern bei.


2012 ◽  
Vol 60 (3) ◽  
pp. 205-215 ◽  
Author(s):  
Sören Schmidt ◽  
Franz Petermann ◽  
Elmar Brähler

Zusammenfassung: Es wird der Forschungsstand zu sozialer Schichtzugehörigkeit und Gesundheit beleuchtet und hinsichtlich altersspezifischer Merkmale diskutiert. Daraus ergeben sich drei mögliche Entwicklungsverläufe, die sich in Divergenz, Kontinuität und Konvergenz ausdrücken. Um Diskrepanzen im psychischen und körperlichen Gesundheitsstatus schichtabhängig und altersspezifisch darzustellen, wurde eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe (N = 2222) mittels zweifaktorieller multivariater Kovarianzanalyse untersucht (Auflösung von Interaktionen in Einfacheffekte). Schichtunabhängig ließ sich eine Abnahme des psychischen und körperlichen Funktionsniveaus über die Altersspanne feststellen. Es ergab sich eine erhebliche Diskrepanz psychischer und körperlicher Belastungen zwischen den verschiedenen sozialen Schichten, indem mit Abnahme des sozialen Status konstant höhere Belastungen auftraten. Lediglich im frühen und späten Erwachsenenalter verpassten diese in der Mehrzahl der Fälle die Signifikanz, was für konvergierende Verläufe spricht. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutsamkeit früher präventiver Maßnahmen, gerade bei Angehörigen niedriger sozialen Schichten. Im höheren Lebensalter sollten weitere Mechanismen, wie die Aktivierung sozialer Netzwerke, erfolgen um einen positiven Einfluss auf das psychische und körperliche Wohlbefinden auszuüben.


2018 ◽  
Vol 69 (01) ◽  
pp. 38-48 ◽  
Author(s):  
Alexander Obbarius ◽  
Nina Obbarius ◽  
Felix Fischer ◽  
Gregor Liegl ◽  
Matthias Rose

Zusammenfassung Einleitung Das Screening struktureller Einschränkungen der Persönlichkeit gilt zunehmend als wichtig für die Planung der stationären Behandlung, da hierdurch frühzeitig spezifische Behandlungspfade festgelegt werden können. Kürzlich wurde zu diesem Zweck der 12-Item Screening-Fragebogen zur OPD-Strukturachse (OPD-SFK) entwickelt und erste Ergebnisse zur Faktorenstruktur und Validität veröffentlicht. Das Ziel der aktuellen Studie bestand darin, den OPD-SFK außerhalb des Entwicklerteams an weiteren Stichproben zu validieren und Referenzwerte zur Verfügung zu stellen. Material und Methoden Die Datenerhebung erfolgte zwischen 2012 und 2016 in der psychosomatischen Ambulanz (N=565) und auf der psychosomatischen Station (N=670) der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Um die Faktorenstruktur des OPD-SFK zu überprüfen wurden für beide Stichproben konfirmatorische Faktorenanalysen (CFA) durchgeführt. Zur Überprüfung der Konstruktvalidität wurde bei N=105 Patienten ein SKID-II-Interview durchgeführt und N=160 Patienten füllten die 90-Item Version des Narzissmusinventars (NI-90) aus. Zusätzlich wurde die psychische, soziale und körperliche Gesundheit anhand weiterer Instrumente erhoben. Bivariate Korrelationen wurden berechnet, um die Zusammenhänge zwischen diesen Instrumenten und dem OPD-SFK zu untersuchen. Ergebnisse Die CFAs ergaben eine gute bis zufriedenstellende Modellgüte für das vorgeschlagene Dreifaktorenmodell und sehr gute Werte für ein Bi-Faktor-Modell. Die Analysen zur Konstruktvalidität ergaben hohe positive Korrelationen zwischen dem OPD-SFK und dem dimensionalen Score des SKID-II-Interviews, den SKID-II-Interviews und dem NI-90 und bestätigten somit die konvergente Validität. Für die diskriminante Validität zeigten sich heterogene Ergebnisse: Mit einer Reihe von Instrumenten zeigten sich mittlere bis hohe Zusammenhänge, bspw. mit dem D-CAT (Depression), A-CAT (Angst), S-CAT (Stress) und PHQ-15 (somatische Symptome). Folgeanalysen zeigten, dass der OPD-SF Faktor Selbstwirksamkeit möglicherweise besonders von aktueller Depressivität und Angst beeinflusst wird. Die Unterschiede der einzelnen Korrelationen der Subskalen des OPD-SFK mit den anderen Instrumenten waren gering. Schlussfolgerung Der OPD-SFK scheint zum Screening struktureller Defizite geeignet. Allerdings werden auch andere Aspekte der Psychopathologie miterfasst, sodass während der klinischen Behandlung eine weitere Diagnostik der Persönlichkeitsstruktur, z. B. durch ein OPD-Interview zusätzlich sinnvoll scheint.


Author(s):  
Ricarda Kramer

ZusammenfassungFleisch als Symbol männlicher Macht und körperlicher Stärke hat bereits in unterschiedlichen soziologischen Arbeiten große Beachtung gefunden. Jedoch wird der „weibliche Fleischkonsum“ bisher kaum thematisiert. Das Vorhaben dieses Beitrags ist es deshalb, den genauen Zusammenhang von Weiblichkeit und Fleischkonsum aus diskurstheoretischer Perspektive herauszuarbeiten. Die hierbei zentral entwickelte These ist, dass der „weibliche Fleischkonsum“ starken Regulierungen unterliegt. Diese Regulierungen stellen sich allerdings nicht direkt oder immer als solche dar, sondern werden über körperliche Gesundheit und normative Schönheitsideale vermittelt. Vor diesem Hintergrund sind vielfach Verbindungen zu weiblichen Körper- und Gesundheitsnormen zu finden und es lassen sich weitreichende Zusammenhänge rekonstruieren. Ziel dieses Beitrags ist es, die explizite, aber auch implizite Thematisierung des weiblichen Fleischkonsums durch eine diskurstheoretische Analyse deutscher Frauenzeitschriften herauszuarbeiten und zu rekonstruieren, um so theoretisch als auch empirisch fundierte Zugänge zu den Themenbereichen Weiblichkeit und Fleischkonsum eröffnen zu können.


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