Stationäre psychiatrische Versorgung in der Corona-Krise durch Psychologen und Psychiater im Homeoffice und in der Klinik

Author(s):  
Annette Schaub ◽  
Clara Michel ◽  
Paula Beck ◽  
Peter Falkai

ZusammenfassungSeit Auftreten der neuen Coronavirus (COVID-19) Pandemie im März 2020 erkrankten viele Menschen in Deutschland. Dies bedeutete eine Herausforderung für die Versorgung psychisch kranker stationärer Personen. Es kam zu einem sozialen Shut-down in Bayern mit Abnahme der sozialen Kontakte. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Umsetzung der stationären psychiatrischen Versorgung durch Psychologen und Psychiater im homeoffice und in der Klinik. Psychologen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU München etablierten in der akuten Krise im homeoffice während der Quarantäne zusammen mit den in der Klinik tätigen Ärzten eine telefonische Patientenversorgung für stationäre Patienten, an der 23 Patienten mit depressiven und schizophrenen Störungen teilnahmen. Die Psychologen arbeiteten danach im stationären Setting mit 98 Teilnehmern. Die derzeitige Notlage und ihre Belastungen werden thematisiert und neue therapeutische Komponenten in die Versorgung integriert. Die Umsetzbarkeit von homeoffice, deren Möglichkeiten und Grenzen werden vorgestellt. Konzepte der stationären Patientenversorgung für Betroffene mit affektiven und schizophrenen Störungen sowie aktuelle Belastungsfaktoren und psychotherapeutische Konzepte werden thematisiert. Der aktuelle Ansatz wird von den Betroffenen und Ärzten positiv bewertet und bietet gute Möglichkeiten in der derzeitigen Situation. Mit Ausnahme der Patienten von der Akutstation konnten alle Patienten und selbst ältere von dieser Maßnahme profitieren. Während der Krise von März bis August arbeiteten alle Psychologen auf Ganztagsstellen mit der üblichen Behandlungsfrequenz von 1–2 Sitzungen die Woche, was insbesondere für ältere Personen von Bedeutung war. Während der akuten COVID-19 Krise pausierten lediglich stationsübergreifende Gruppen und Angehörigengruppen. Die Psychologen hatten wie die Ärzte und das Pflegepersonal eine systemrelevante Aufgabe.

2015 ◽  
Vol 63 (3) ◽  
pp. 181-186 ◽  
Author(s):  
Paul L. Plener ◽  
Rebecca C. Groschwitz ◽  
Cindy Franke ◽  
Jörg M. Fegert ◽  
Harald J. Freyberger

Die Adoleszenz ist häufig die Lebensphase, in der sich psychiatrische Phänomene des Erwachsenenalters erstmals manifestieren. Darüber hinaus stellt sie auch eine Phase des Übergangs zwischen den Versorgungssystemen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und dem der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters dar. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der stationären psychiatrischen Versorgungssituation der Adoleszenten in Deutschland. Berichtet wird eine Analyse der stationären psychiatrischen Versorgung in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2012, basierend auf Krankenhaus Entlassdiagnosen. Trotz stagnierender Bevölkerungszahlen in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen findet sich eine deutliche Zunahme der stationären Behandlungen im Verlauf der letzten 10 Jahre. Es finden sich deutliche Unterschiede in der Häufigkeit der Behandlung von Störungsbildern der Kategorie F8 und F9 in der Altersgruppe der 15- bis unter 20-Jährigen im Vergleich zu den 20- bis unter 25-Jährigen. Die Brüche in den stationären Behandlungsraten der ICD-10 Kategorien F8 und F9 können als Hinweis auf eine mangelhaft ausgebaute Schnittstelle zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Psychiatrie und Psychotherapie des Erwachsenenalters gesehen werden. Eine durchgängig über Versorgungssysteme gedachte Adoleszenzpsychiatrie könnte es schaffen diesen Übergang zu erleichtern.


2014 ◽  
Vol 33 (06) ◽  
pp. 427-433 ◽  
Author(s):  
H.-J. Assion ◽  
M. Bender ◽  
R. G. Siefen ◽  
E. Koch

ZusammenfassungSeit einigen Jahren hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit der interkulturellen Öffnung im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Es bestehen vielfältige Bestrebungen, die Behandlung von Patienten mit Migrationshintergrund zu verbessern. Für die stationäre psychiatrische Versorgung gab es nur wenige, belastbare Daten. Zusammenfassend beschrieben werden die Ergebnisse wichtiger Erhebungen. Die dargestellte Umfrage der Bundesdirektorenkonferenz erlaubt tiefere Einblicke in aktuelle Rahmenbedingungen und Strukturen psychiatrischer Krankenhäuser bezogen auf ihre interkulturelle Öffnung. Auf Entwicklungsperspektiven kultursensibler Diagnostik und Therapie von Patienten mit Migrationshintergrund sowie auf eine zukünftige Versorgungsforschung in diesem Bereich wird eingegangen.


1999 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 20-39 ◽  
Author(s):  
Jörg Schumacher ◽  
Martin Eisemann ◽  
Bernhard Strauß ◽  
Elmar Brähler

Zusammenfassung: Im vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen dem erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten einerseits und subjektiven Körperbeschwerden, interpersonalen Problemen sowie der Lebenszufriedenheit andererseits vorgestellt, die an einer repräsentativen Stichprobe von n = 766 über 60jährigen Personen gewonnen wurden. Mit dem Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten (FEE) wurde dabei ein neu konstruiertes Selbstbeurteilungsverfahren eingesetzt, das es gestattet, Erinnerungen an das Erziehungsverhalten der Eltern (jeweils getrennt für Vater und Mutter) bezüglich der faktorenanalytisch ermittelten Dimensionen «Ablehnung und Strafe», «Emotionale Wärme» sowie «Kontrolle und Überbehütung» zu erfassen. In unserer Studie ließen sich zahlreiche signifikante Zusammenhänge zwischen dem erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten und den anderen Untersuchungsvariablen aufzeigen: Ältere Personen, die das Erziehungsverhalten ihrer Eltern als weniger emotional warm, stärker ablehnend und strafend sowie als stärker kontrollierend und überbehütend erinnern, äußern von der Tendenz her mehr körperliche Beschwerden, geben mehr Probleme im Umgang mit anderen Menschen an und zeigen sich aktuell weniger zufrieden mit ihrem Leben. Die Befunde werden mit Bezug auf Ergebnisse der autobiographischen Gedächtnisforschung sowie der gerontopsychologischen Reminiszenzforschung diskutiert.


Pflege ◽  
2012 ◽  
Vol 25 (1) ◽  
pp. 23-32 ◽  
Author(s):  
Michael Galatsch ◽  
Mario Iskenius ◽  
Bernd Hans Müller ◽  
Hans Martin Hasselhorn
Keyword(s):  

Der zunehmende Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal rückt das gesunde Altern in dieser Profession in den Blickpunkt wissenschaftlicher Betrachtung. Das Ziel dieser Untersuchung bestand a) in einer altersdifferenzierten, längsschnittlichen Betrachtung des allgemeinen Gesundheitszustands und b) in einer altersdifferenzierten Identifikation von Variablen, die den Gesundheitszustand der Pflegekräfte nach 12 Monaten prognostizieren. Die Identifikation geeigneter Prädiktoren sollte Hinweise geben, in welchen Bereichen Interventionen ansetzen könnten. Die Untersuchung stützte sich auf Daten der NEXT-Untersuchung. Die Analyse des allgemeinen Gesundheitszustands mittels ANOVA ergab, dass ältere Personen einen schlechteren Gesundheitszustand aufwiesen als jüngere und dass dieser bei älteren Pflegekräften nach einem Jahr stärker abnahm. Die Identifikation der Gesundheitsprädiktoren wurde mittels linearer Regressionen durchgeführt. Es zeigte sich, dass vor allem der Arbeit-Familien-Konflikt in jeder Altersgruppe ein bedeutsamer Prädiktor war. Während bei jüngeren Pflegenden die Führungsqualität zudem einen wichtigen Faktor darstellte, prognostizierten bei mittelalten Personen die quantitativen Anforderungen und die Beziehung zu den Kollegen das gesundheitliche Befinden. Für ältere Pflegekräfte stellte eine gute Beziehung zu den Vorgesetzten eine wichtige Komponente dar. Die unterschiedlichen Ergebnisse deuten an, dass Interventionsmaßnahmen, die das Ziel haben, den allgemeinen Gesundheitszustand möglichst lange hochzuhalten, altersdifferenziert implementiert werden sollten


2007 ◽  
Vol 26 (10) ◽  
pp. 915-919
Author(s):  
A. Hufnagel

ZusammenfassungEpileptische Anfälle haben im höheren Lebensalter eine erheblich zunehmende Prävalenz. Zu beachtende Besonderheiten der antikonvulsiven Therapie im Alter sind unter anderem der veränderte Metabolismus, Komorbiditäten und Interaktionen mit anderen Medikamenten. Valproinsäure (VPA; Ergenyl®) ist ein bewährtes Antikonvulsivum erster Wahl bei fokalen und generalisierten Epilepsien. VPA kann sowohl oral als auch parenteral verabreicht werden. In der vorliegenden prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von VPA bei älteren Patienten mit Epilepsie in der Klinik dokumentiert. Es erfolgte eine rasche Aufdosierung durch intravenöse Gabe über zwei Tage, anschließend wurde die Therapie oral mit retardierter VPA (Ergenyl® chrono) fortgesetzt.225 stationäre Patienten ≥ 60 Jahre wurden dokumentiert. Die Verträglichkeit wurde für ca. 90% der Patienten durch die beteiligten Ärzte mit sehr gut oder gut bewertet. Bei 14 von 225 Patienten wurden insgesamt 21 unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) im Zusammenhang mit VPA beschrieben. Neue, in der Literatur bisher nicht bekannte, Risiken wurden nicht beobachtet. Die häufigsten UAWs waren Somnolenz und Fatigue. Bei sechs Patienten wurde die Behandlung wegen UAWs beendet. Bei zwei Patienten wurden die unerwünschten Arzneimittelwirkungen als schwerwiegend eingestuft. Gut die Hälfte der dokumentierten Patienten war am fünften Tag der VPATherapie entlassungsfähig.Die vorgestellten Daten zeigen, dass eine intravenöse Aufdosierung bei älteren Epilepsiepatienten bei meist guter Verträglichkeit zur raschen Erreichung eines antikonvulsiven Schutzes möglich ist.


2016 ◽  
Vol 13 (01) ◽  
pp. 28-33
Author(s):  
C. Trautmann ◽  
G. Schliebener

Zusammenfassung Hintergrund: Die aktuelle psychiatrische Versorgung ist ein stark zu diskutierendes Thema in der Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems. Es geht zum einen um Kostensenkung und zum anderen um eine bedarfs- und bedürfnisorientierte Behandlung innerhalb einer integrierten Versorgung. Aspekte wie Patientenautonomie und Patientenmitbestim-mung spielen eine maßgebliche Rolle, die nicht nur im Sinne der Kostenreduktion, sondern auch zur Verbesserung der Qualität der Versorgung sowie zu einer steigenden Transparenz der Behandlungsabläufe beitragen (13).


2021 ◽  
Vol 46 (02) ◽  
pp. 116-116
Keyword(s):  

Ältere Personen und Menschen mit metabolischen, kardiovaskulären oder respiratorischen Vorerkrankungen sind offenbar anfälliger für einen schweren COVID-19-Verlauf. Gilt dies auch für Patienten mit autoimmun bedingten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen? Und welche Risikofaktoren prädisponieren in diesem Patientenkollektiv bei einer SARS-CoV-2-Infektion für eine Klinikeinweisung? Diesen und anderen Fragen gingen spanische Forscher nach.


2020 ◽  
Author(s):  
Raphael Romano Bruno ◽  
Georg Wolff ◽  
Malte Kelm ◽  
Christian Jung

ZusammenfassungEtwa 14% der COVID-19-Patienten weisen einen schwereren und ca. 5% einen kritischen Krankheitsverlauf auf. Besonders gefährdet sind ältere Personen, männliches Geschlecht, Raucher und stark adipöse Menschen. Wird der Patient invasiv oder nichtinvasiv beatmet, so steigt die Mortalität auf 53% respektive 50% an. In der Regel beträgt die Dauer vom Beginn der Symptome bis zur Aufnahme auf die Intensivstation 10 Tage. Die mittlere Verweildauer auf der Intensivstation beträgt 9 Tage. Für die Priorisierung sind die klinische Erfolgsaussicht einer intensivmedizinischen Behandlung sowie der Wunsch des Patienten maßgebend. Zentrale Kriterien für die Aufnahme auf die Intensivstation sind eine Hypoxämie (SpO2 < 90% unter 2 – 4 Liter Sauerstoff/min bei nicht vorbestehender Therapie), Dyspnoe, eine erhöhte Atemfrequenz (> 25 – 30/min) und ein systolischer Blutdruck ≤ 100 mmHg. Der Schutz des Personals genießt bei allen Maßnahmen Vorrang. Alle aerosolgenerierenden Prozeduren sollten nur mit großer Vorsicht erfolgen. Wird unter High Flow keine adäquate Oxygenierung erreicht (SpO2 ≥ 90% oder ein paO2 > 55 mmHg), sollte über eine Eskalation nachgedacht werden (NIV, invasive Beatmung). Die Patienten sollten lungenprotektiv beatmet werden. Die Intubation sollte als Rapid Sequence Induction erfolgen. Eine ECMO kann erwogen werden. Thrombembolische Komplikationen sind sehr häufig. Antibiotika sollten nicht routinemäßig gegeben werden. Die aktuell beste Datenlage liegt für Dexamethason vor. Remdesivir kann die Rekonvaleszenz beschleunigen. Langzeitfolgen nach COVID-19 sind sehr häufig. Kardiale, pulmonale und neurologische Probleme stehen dabei im Vordergrund.


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