Therapieschwierige Epilepsien am Beispiel der Rasmussen-Enzephalitis

2012 ◽  
Vol 12 (06) ◽  
pp. 368-370
Author(s):  
A. Merkenschlager ◽  
I. Sorge ◽  
A. Bertsche ◽  
M. K. Bernhard ◽  
F. Wegmann

Zusammenfassung Einleitung: Bis zu einem Drittel der Epilepsiepatienten leidet unter einer therapieschwierigen Epilepsie. Dies bedeutet eine erhebliche Belastung im Alltag, zudem können neurologische Defizite resultieren. Wieso die Patienten nicht auf die vorhandenen Therapieoptionen ansprechen, ist noch weitestgehend unklar. Die Rasmussen-Enzephalitis (RE) ist ein Beispiel für eine therapieschwierige Epilepsie. Fallbericht: Nach unauffälliger motorischer und sprachlicher Entwicklung traten im Alter von 6 Jahren bei dem Mädchen das erste Mal fokale und komplex-fokale Krampfanfälle auf. Auch unter antikonvulsiver Polytherapie konnte eine Anfallsfreiheit nicht erreicht werden. Zudem entwickelte sich eine über viele Jahre progrediente Hemiatrophia cerebri, und es zeigten sich einseitig betonte epilepsietypische EEG-Muster mit Verlangsamungen und sharp-slow-wave-Komplexen. In Zusammenschau dieser Befunde konnte die Diagnose einer Rasmussen-Enzephalitis gestellt werden. Repetitive Stoßtherapien mit Methylprednisolon und Immunglobulinen brachten kurzfristig eine Linderung der Krampfsituation, die neurologischen Defizite und die daraus resultierende enorme psychische Belastung waren jedoch progredient. Diskussion: Am ehesten wird von einer autoimmunen Reaktion als Ursache der Rasmussen Enzephalitis ausgegangen. Ein optimales medikamentöses Therapieschema dieser Epilepsie gibt es bis heute nicht. Eine frühzeitige Diagnosestellung und sofortiger Therapiebeginn lassen die Krankheit jedoch meist langsamer und weniger schwerwiegend voranschreiten. Einzig die Hemisphärektomie bringt in bis zu 85 % der Fälle eine Anfallsfreiheit. Die damit einhergehende spastische Hemiparese, Hemianopsie sowie Sprachstörungen lassen die Entscheidung zur Operation jedoch schwer fallen. Gemeinsam mit dem Patienten und seiner Familie muss eine sorgfältige Risiko-NutzenAbwägung erfolgen.

Author(s):  
G. Hinrichs ◽  
A. Behnisch ◽  
K. Krull ◽  
S. Reimers

Zusammenfassung Fragestellung: An einer Stichprobe von 145 männlichen Inhaftierten des Jugendstrafvollzuges wurden Einflussfaktoren, Struktur und Vorhersagbarkeit von Therapiemotivation erfasst. Methodik: Als Prädiktoren dienten biographische Daten, die Therapieerwartung, Persönlichkeitsmerkmale (gemessen mit dem FPI-R) sowie die psychische Belastung (erhoben über die Symptomcheckliste). Das Kriterium Therapiemotivation untergliederte sich in die Bereiche: Leidensdruck, Unzufriedenheit, Änderungswunsch, Hilfewunsch und Erfolgserwartung. Ergebnisse: Innerhalb der Stichprobe fand sich eine deutliche biographische, psychische und symptomatologische Belastung. Bei mittleren Werten für die Therapieerwartung und -motivation erklärten sich zwei Drittel zu einer Behandlung während ihrer Inhaftierung bereit. Schlussfolgerungen: Therapiemotivation erwies sich als eindimensionales Konstrukt, ließ sich am ehesten aus der emotionalen Labilität vorhersagen, gefolgt von der Symptombelastung, der Therapieerwartung sowie der Gehemmtheit. Bedeutsame Unterschiede durch zusätzliche Gruppenvergleiche fanden sich im Wesentlichen für die testpsychologischen Kennwerte, nicht so sehr für das Konstrukt der Therapiemotivation.


2015 ◽  
Vol 23 (2) ◽  
pp. 77-88
Author(s):  
Jochen Ernst ◽  
Claudia Schwarz ◽  
Georg Romer ◽  
Elmar Brähler ◽  
Andreas Hinz ◽  
...  

Fragestellung: Die Studie erfasst den Verlauf der psychischen Belastung (Ängstlichkeit und Depressivität) und Krankheitsverarbeitung krebskranker Väter mit minderjährigen Kindern. Methode: 37 konsekutiv rekrutierte Väter wurden nach Beendigung der Primärbehandlung (T1) und ein halbes Jahr später (T2) zu ihrer Belastung (HADS) und Krankheitsverarbeitung (FKV) schriftlich befragt. Ergebnisse: Im Vergleich zu Männern aus der Allgemeinbevölkerung (adjustiert) zeigte sich eine erhöhte Ängstlichkeit zu T1 (p < 0.01) und T2 (p < 0.05), erhöhte Depressivität nur zu T1 (p < 0.05). Risikofaktoren für eine erhöhte Belastung zu T1 und T2 waren z. B. Erwerbslosigkeit (p < 0.05) und depressive Symptomatik eines Kindes (p < 0.05). Zwischen der Belastung und den Krankheitsverarbeitungsstilen Depressive Verarbeitung (r = 0.67) sowie Bagatellisierung (r = 0.56) bestanden signifikante Korrelationen (beide p < 0.001) zu T1. Schlussfolgerungen: Es ergeben sich empirische Belege, in der psychoonkologischen Forschung und Versorgung eine familienorientierte Perspektive einzunehmen.


2020 ◽  
Vol 23 (6) ◽  
pp. 274-279
Author(s):  
Peter Berger

ZusammenfassungNach jahrelangem, häufigen Glücksspielverhalten, bei dem das Glücksspiel von den Patienten positiv und als wirksames Mittel zur Angst- und Stimmungsregulation erlebt wird, kann sich eine Glücksspielabhängigkeit entwickeln. Typisch für diese erste Phase ist, dass kein ausreichendes Problembewusstsein besteht, obwohl bereits einzelne Probleme entstanden sind. Auch in der Phase der ausgeprägten Abhängigkeit entwickelt sich nur langsam Krankheitseinsicht, und die Motivation zur Behandlung ist ambivalent. Die zunehmende psychische Belastung führt dazu, dass das Glücksspiel zunehmend als negativ und belastend erlebt wird. Daraus ergeben sich oft erst die entsprechende Krankheitseinsicht und Motivation zur Behandlung. Trotzdem bleibt die Problematik schambesetzt. Daher sollte als erster Behandlungsschritt den Patienten das nötige Verständnis für ihre Erkrankung vermittelt werden.


OP-Journal ◽  
2018 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 261-268 ◽  
Author(s):  
Michael Kreinest ◽  
Sven Vetter ◽  
Paul Grützner ◽  
Klaus Wendl ◽  
Stefan Matschke

ZusammenfassungNur 5 – 10% aller Wirbelsäulenverletzungen betreffen Kinder. Über 90% dieser Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben ihr 16. Lebensjahr bereits erreicht. Bei Kindern unter dem 10. Lebensjahr ist am häufigsten die Halswirbelsäule betroffen. Zwischen 12 und 27% der Kinder mit einer Verletzung der Wirbelsäule haben begleitende neurologische Defizite bis hin zur kompletten Querschnittsymptomatik. Sowohl für die Diagnostik als auch für die Therapie von Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter sind Kenntnisse über die Ossifikation der Wirbelkörper sowie über weitere anatomische und biomechanische Besonderheiten der heranwachsenden Wirbelsäule erforderlich. Neben der klinischen und neurologischen Untersuchung erfolgt die Diagnostik hauptsächlich mittels Röntgen und kernspintomografischer Bildgebung. Für die Frakturen der Wirbelsäule im Kindesalter existieren spezielle Klassifikationssysteme. Im Vergleich zum Erwachsenen ist bei Kindern mit Verletzungen der Wirbelsäule häufiger eine konservative Therapie möglich. Alle stabilen Frakturen sowie die typischen Verletzungen der Endplatten können prinzipiell funktionell nachbehandelt werden. Auch Verletzungen, die eine geringgradige Veränderung des physiologischen Alignments verursachen, können oftmals noch konservativ therapiert werden. An der Halswirbelsäule wird die Indikation zur Stabilisierung vor allem bei deutlich gestörtem zervikalen Alignment gestellt. Oftmals erfolgt die Therapie im Halofixateur. Alternativ kann die Stabilisierung mittels Fixateur interne oder direkter Verschraubung erfolgen. Bei Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule wird eine operative Therapie empfohlen, wenn sich eine posttraumatische Segmentkyphose von über 20° ausbildet. Nach Reposition erfolgt hier meist die dorsale Instrumentierung. Generell zeigen Kinder mit Verletzungen der Wirbelsäule ein gutes Outcome.


Author(s):  
Jenny Rosendahl ◽  
Doreen Jaenichen ◽  
Selina Schmid ◽  
Francesca Färber ◽  
Bernhard Strauß

Zusammenfassung Ziele In diesem Beitrag werden 3 Studien vorgestellt, in denen Patienten mit einer aktuellen oder vergangenen schweren körperlichen Erkrankung und ihre Partner in Hinblick auf dyadische Konkordanz sowie Geschlechts- und Rollenunterschiede in psychischer Belastung und Resilienz untersucht worden sind. Methoden In Studie 1 wurden 55 Patienten und deren Partner im Mittel 4,5 Jahre nach einer schweren Sepsis untersucht. Studie 2 berücksichtigte 49 Lungenkrebspatienten, mehrheitlich im metastasierenden Tumorstadium, und ihre Partner. In Studie 3 wurden 69 Krebspatienten mit unterschiedlichen Tumorentitäten und Tumorstadien, die sich einer ambulanten homöopathischen Zusatzbehandlung unterzogen, und ihre Partner eingeschlossen. Zur Erfassung der psychischen Belastung wurde in allen Studien die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) und zur Messung von Resilienz als Persönlichkeitsmerkmal die Kurzform der Resilienzskala RS-13 eingesetzt. Die jeweiligen Befunde wurden über die 3 Studien hinweg meta-analytisch zusammengefasst. Ergebnisse Es zeigte sich eine dyadische Konkordanz zwischen Patient und Partner hinsichtlich Angst (r=0,29 [0,06; 0,48], I2=55%) und Depressivität (r=0,44 [0,31; 0,55], I2=0%), nicht jedoch für Resilienz. Geschlechtsunterschiede zeigten sich für Angst konsistent über alle 3 Studien hinweg, sowohl Patientinnen als auch Partnerinnen wiesen eine stärkere Angstsymptomatik auf als Patienten und Partner (d=0,58 [0,26; 0,91], I2=0% für Patienten; d=0,53 [− 0,06; 1,12], I2=69% für Partner). Heterogene Befunde lagen dagegen für Geschlechtsunterschiede in der Depressivität als auch für Rollenunterschiede vor. Eine höher ausgeprägte Resilienz geht mit geringerer psychischer Belastung sowohl bei Patienten als auch bei Partnern einher. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Resilienz auch einen protektiven Effekt für die psychische Belastung des Partners haben kann. Diskussion und Schlussfolgerung Basierend auf den vorliegenden Erkenntnissen zu dyadischen Zusammenhängen in der psychischen Belastung zwischen Patienten und deren Partnern sollten körperliche Erkrankungen grundsätzlich immer aus systemischer Perspektive betrachtet werden. Die psychische Belastung sowohl von Patienten als auch von deren Partnern bedarf einer besonderen Beachtung im psychosozialen Unterstützungsprozess, ebenso sollten partnerschaftliche Ressourcen in der Bewältigung der Erkrankung Berücksichtigung finden.


2006 ◽  
Vol 35 (2) ◽  
pp. 82-96 ◽  
Author(s):  
Nina Heinrichs ◽  
Kurt Hahlweg ◽  
Heike Bertram ◽  
Annett Kuschel ◽  
Sebastian Naumann ◽  
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Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Die Bedeutung universeller Prävention und der Stand der Präventionsforschung werden dargestellt. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie ist die Überprüfung der Wirksamkeit des Triple P-Gruppenprogramms als universelle Präventionsmaßnahme aus Sicht von Müttern und Vätern. Methode: Zur Rekrutierung wurden alle städtischen Kindertagesstätten in Braunschweig angesprochen. Familien wurden gemäß ihrer Kindertagesstättenzugehörigkeit zufällig der Durchführung eines Präventionsprogramms (Elterntraining) oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Die langfristige Wirksamkeit wurde mit einer multimethodalen diagnostischen Batterie an N = 219 Zwei-Eltern-Familien überprüft. Ergebnisse: Aus Sicht der Mütter zeigten sich signifikante Verbesserungen ihres Erziehungsverhaltens sowie deutliche Reduktionen des kindlichen Problemverhaltens. Darüber hinaus verringerte sich ihre psychische Belastung und ihre partnerschaftliche Zufriedenheit stieg an. Bei den Vätern zeigte sich eine Verbesserung ihres Erziehungsverhaltens. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unterstützen die Wirksamkeit des Triple P-Gruppenprogramms als universelle Maßnahme zur Prävention kindlicher Verhaltensprobleme. Möglichkeiten der Dissemination werden diskutiert.


2017 ◽  
Vol 67 (09/10) ◽  
pp. 413-419 ◽  
Author(s):  
Annette Haußmann ◽  
Norbert Schäffeler ◽  
Martin Hautzinger ◽  
Birgit Weyel ◽  
Thomas Eigentler ◽  
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Zusammenfassung Während einer Krebserkrankung stellen sich Fragen nach Lebenssinn in neuer Prägnanz. Studien zeigen, dass ein Großteil der Patienten spirituelle Bedürfnisse äußern und Religiosität/ Spiritualität eine wichtige Ressource in der Krankheitsbewältigung sein kann. Bislang liegen zur Entwicklung psychischer Belastung und der Rolle spiritueller Bedürfnisse im Krankheits- und Behandlungsverlauf von Patienten mit malignem Melanom wenige Studien vor. Die Studie untersucht religiöse/spirituelle Bedürfnisse und psychosoziale Belastungen bei n=22 Patienten mit malignem Melanom zu 2 Zeitpunkten: stationärer Aufenthalt zur Entfernung der Wächterlymphknoten (t1) sowie 8 Wochen später (t2). Distress, Angst, Depressivität sowie spirituelle Bedürfnisse und Religiosität wurden mithilfe standardisierter Assessments (HSI, DT, HADS, PHQ; SpNQ; SpREUK) erfasst. Unabhängig von Belastung und Messzeitpunkt äußerten alle Patienten spirituelle Bedürfnisse. Besonders wichtig waren das Bedürfnis nach ganzheitlichem Heilsein, sozialer Einbindung, Gewissheit von Lebenssinn und Gespräch über Sorgen und Ängste. Es zeigte sich eine geringere psychische Belastung von Patienten, die sich selbst als religiös bezeichneten. Die Ergebnisse zeigen die Relevanz einer Berücksichtigung von spirituellen Bedürfnissen im klinischen und ambulanten Kontext der Krebsbehandlung. Die Befunde deuten außerdem darauf hin, dass Religiosität/Spiritualität eine wichtige Ressource bei der Krankheitsverarbeitung sein kann. Spirituelle Bedürfnisse sollten im Behandlungsprozess im Sinne eines integrativen Behandlungskonzepts sowohl von psychoonkologischer als auch von seelsorgerlicher Seite erfragt und berücksichtigt werden.


Author(s):  
Manfred Döpfner ◽  
Julia Adam ◽  
Carolina Habbel ◽  
Birte Schulte ◽  
Karen Schulze-Husmann ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Die im Rahmen der COVID-19-Pandemie erlassenen Maßnahmen zum Infektionsschutz führten zu tiefgreifenden Einschränkungen und Veränderungen im sozialen, (vor-)schulischen, familiären und Freizeitbereich. Die vorliegende Studie untersucht das Ausmaß an psychischer Belastung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien während der COVID-19-Pandemie. Mögliche Einflussfaktoren sollen identifiziert werden. Material und Methoden Die Untersuchungen erfolgten zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021 in einer klinischen Inanspruchnahmestichprobe (n = 280 Patient:innen zwischen 4–17 Jahren) und einer Feldstichprobe (n = 1958 Kinder und Jugendliche zwischen 4–19 Jahren, über Schulen und vorschulische Einrichtungen rekrutiert). Dabei wurden Urteile der Eltern sowie Selbsturteile der Kinder und Jugendlichen mittels Fragebögen erfasst. Ergebnisse Die psychische Belastung der Kinder und Jugendlichen im Zusammenhang mit der Pandemie wird über beide Beurteilungsperspektiven und Stichproben hinweg als leicht bis moderat erhöht eingeschätzt. Rund 60–70 % der Eltern- und Selbsturteile beschreiben eine Zunahme dieser Belastung, während Entlastungen von bis zu 12 % sowohl im Eltern- als auch im Selbsturteil angegeben werden. Beim Vergleich der beiden Stichproben zeigt sich eine leicht höhere Belastung der Kinder und Jugendlichen nur im Selbsturteil der Klinikstichprobe. Die untersuchten soziodemografischen Faktoren haben keinen Einfluss auf die Belastung. Allerdings zeigen sich in beiden Stichproben leichte bis moderate Zusammenhänge zwischen der subjektiv erlebten Verschlechterung der familiären und sozialen Situation und einem erhöhten Belastungserleben. Diskussion Während einer Pandemie sollten gezielte Interventionen für belastete Subgruppen angeboten werden. Universelle Interventionen sind nicht indiziert.


2018 ◽  
Vol 39 (02) ◽  
pp. 116-123
Author(s):  
Annette Haußmann ◽  
Norbert Schäffeler ◽  
Martin Hautzinger ◽  
Birgit Weyel ◽  
Thomas Eigentler ◽  
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Zusammenfassung Einleitung Während einer Krebserkrankung stellen sich Fragen nach Lebenssinn in neuer Prägnanz. Studien zeigen, dass ein Großteil der Patienten spirituelle Bedürfnisse äußern und Religiosität/ Spiritualität eine wichtige Ressource in der Krankheitsbewältigung sein kann. Bislang liegen zur Entwicklung psychischer Belastung und der Rolle spiritueller Bedürfnisse im Krankheits- und Behandlungsverlauf von Patienten mit malignem Melanom wenige Studien vor. Methoden Die Studie untersucht religiöse/spirituelle Bedürfnisse und psychosoziale Belastungen bei n = 22 Patienten mit malignem Melanom zu 2 Zeitpunkten: stationärer Aufenthalt zur Entfernung der Wächterlymphknoten (t1) sowie 8 Wochen später (t2). Distress, Angst, Depressivität sowie spirituelle Bedürfnisse und Religiosität wurden mithilfe standardisierter Assessments (HSI, DT, HADS, PHQ; SpNQ; SpREUK) erfasst. Ergebnisse Unabhängig von Belastung und Messzeitpunkt äußerten alle Patienten spirituelle Bedürfnisse. Besonders wichtig waren das Bedürfnis nach ganzheitlichem Heilsein, sozialer Einbindung, Gewissheit von Lebenssinn und Gespräch über Sorgen und Ängste. Es zeigte sich eine geringere psychische Belastung von Patienten, die sich selbst als religiös bezeichneten. Diskussion Die Ergebnisse zeigen die Relevanz einer Berücksichtigung von spirituellen Bedürfnissen im klinischen und ambulanten Kontext der Krebsbehandlung. Die Befunde deuten außerdem darauf hin, dass Religiosität/Spiritualität eine wichtige Ressource bei der Krankheitsverarbeitung sein kann. Schlussfolgerung Spirituelle Bedürfnisse sollten im Behandlungsprozess im Sinne eines integrativen Behandlungskonzepts sowohl von psychoonkologischer als auch von seelsorgerlicher Seite erfragt und berücksichtigt werden.


2021 ◽  
Vol 05 (04) ◽  
pp. 242-250
Author(s):  
Alexander Carl Disch ◽  
Hagen Fritzsche ◽  
Klaus-Dieter Schaser

ZusammenfassungUnter den seltenen Primärtumoren des Skelettsystems zählen die chondrogenen zu den am häufigsten auftretenden. Innerhalb des chondroiden Grundmusters, zeigt sich eine große Bandbreite an radiomorphologischen und histopathologischen Erscheinungsformen mit variierender tumor-biologischer Aktivität. An der Wirbelsäule treten diese Tumoren deutlich seltener auf und klinisch stehen Schmerzen im Vordergrund. Aufgrund ihrer oft dorsalen Lokalisation sind neurologische Defizite nicht selten. CT und MRT sind maßgeblich für die bildgebende Diagnostik. Für das Management gilt das Prinzip der interdisziplinären Entscheidungsfindung und Therapie nach abgeschlossener Diagnostik, die eine suffiziente Biopsie einschließt. Entsprechend der Enneking Klassifikation der Tumoren sind intraläsionale und aggressive Resektionen in Abhängigkeit der zu Grunde liegenden, oft heterogenen tumor-biologischen Aktivität möglich. Entsprechend different sind Lokalrezidiv- und auch sekundäre Entartungsraten. Aufgrund ihres seltenen Auftretens, der notwendigen Diagnostik und der teils komplexen Therapie wird eine Zuweisung an ein spinal tumor-chirurgisches Referenzzentrum mit angeschlossener Infrastruktur empfohlen. Der folgende Artikel soll die Charakteristika, Diagnostik und Therapie benigner chondrogener Primärtumoren der Wirbelsäule aufzeigen und beschreibt exemplarisch Osteochondrome, Enchondrome, Chondro-myxoidfibrome und Chondroblastome der Wirbelsäule.


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