Psychosoziale Interventionen für sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen

2017 ◽  
Vol 30 (03) ◽  
pp. 213-247
Author(s):  
Hannah Maren Schmidt ◽  
Cindy Höhna ◽  
Eugen Widmeier ◽  
Michael Martin Berner

ZusammenfassungDiese Arbeit gibt eine systematische Übersicht über Studien zur Wirksamkeit psychosozialer Interventionen bei Frauen mit sexuellen Funktionsstörungen. Die eingeschlossenen Studien sind randomisierte kontrollierte Studien (RCT) und kontrollierte klinische Studien (CCT), publiziert zwischen 1985 und 2014, welche mindestens eine psychosoziale Intervention im Vergleich zu einer aktiven Vergleichsgruppe (z. B. andere psychosoziale Intervention, medikamentöse oder somatische Behandlung) oder Kontrollgruppe (z. B. Warteliste, Placebo) untersuchen. Die Diagnose der sexuellen Funktionsstörung muss formal nach ICD-10/9 oder DSM-IV/III-R oder durch eine Fachperson gestellt worden sein. Studiencharakteristika und Ergebnisse sind durch zwei unabhängige Rater_innen nach einem standardisierten Manual extrahiert worden, ebenso das Risiko einer systematischen Verzerrung (Risk of Bias). Wir haben 19 Studien eingeschlossen. Sexuell bedingte Schmerzen werden am häufigsten untersucht. Die meisten psychosozialen Interventionen zeigen signifikante Verbesserungen im Vergleich zu einer Wartekontrollgruppe für verminderte sexuelle Appetenz und sexuell bedingte Schmerzen, wobei die Effekte über eine Follow-up-Periode meist erhalten bleiben. Für Orgasmusstörungen sind die Ergebnisse uneinheitlich. Erregungsstörungen werden nicht getrennt von anderen sexuellen Funktionsstörungen untersucht. Die meisten Studien untersuchen ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches oder ein klassisch sexualtherapeutisches Behandlungskonzept. Eine willkommene Entwicklung ist es, dass in den jüngsten Studien weitere, teilweise neuartige Behandlungsansätze (z. B. interpersonelle und achtsamkeitsbasierte Ansätze sowie expressives Schreiben) geprüft werden. Eine genaue Berichterstattung und die Einhaltung methodischer Qualitätsstandards werden empfohlen.

2017 ◽  
Vol 30 (02) ◽  
pp. 95-137
Author(s):  
Hannah Maren Schmidt ◽  
Cindy Höhn ◽  
Eugen Widmeier ◽  
Michael Martin Berner

ÜbersichtDiese systematische Übersichtsarbeit untersucht die Wirksamkeit psychosozialer Interventionen bei Männern mit formal diagnostizierten sexuellen Funktionsstörungen (SFS). Eingeschlossen sind randomisierte kontrollierte Studien (RCT) und kontrollierte klinische Studien (CCT) zwischen 1985 und 2014, welche mindestens eine psychosoziale Intervention und eine aktive Vergleichsgruppe (z. B. andere psychosoziale Intervention, medikamentöse oder somatische Behandlung) oder eine Kontrollgruppe (z. B. Warteliste, Placebo) einschließen. Studiencharakteristika und Ergebnisse sind durch zwei unabhängige Rater_innen nach einem standardisierten Manual extrahiert worden. Beurteilt wird zudem das Risiko einer systematischen Verzerrung (Risk of Bias). Es sind 25 Studien eingeschlossen. Die meisten Studien untersuchen Männer mit Erektionsstörung. Mehr als die Hälfte der Studien verwendet ein sexualtherapeutisches Konzept nach Masters und Johnson oder ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungskonzept. Insgesamt verbessern psychosoziale Interventionen die sexuelle Funktionsfähigkeit und Zufriedenheit. Teilweise ergibt sich jedoch auch in der Wartekontroll- oder der Placebo-Gruppe eine Verbesserung der sexuellen Symptomatik. Bei Erektionsstörungen zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse im Hinblick auf die Frage, ob psychosoziale Interventionen einer pharmakologischen Behandlung überlegen sind. Der vorzeitige Orgasmus wird vermehrt in neueren Studien untersucht; vermindertes sexuelles Verlangen und verzögerter Orgasmus werden jedoch kaum und nur zusammen mit anderen Störungsbildern betrachtet. Eine Einschränkung stellt die oft ungenaue Berichterstattung der Primärstudien dar. Die verglichenen Interventionen zeigen meist eine vergleichbare Wirksamkeit, was auf gemeinsame zugrunde liegende Wirkfaktoren hindeuten kann.


physioscience ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Lennert Sitzmann ◽  
Gaith Akrama ◽  
Christian Baumann

Zusammenfassung Hintergrund Mehr als 340 Millionen Kinder gelten weltweit als übergewichtig oder adipös, ihre Anzahl nahm in den letzten Jahren – auch durch die Coronapandemie – erheblich zu. Eine alternative Behandlung zur Reduzierung des Übergewichts, die in den Empfehlungen bisher keine große Beachtung findet, stellt das sogenannte hochintensive Intervalltraining (HIIT) dar. Ziel Darstellung der Wirksamkeit von hochintensivem Intervalltraining auf den BMI und Körperfettanteil übergewichtiger und adipöser Kinder im Alter von 6–13 Jahren. Methode Die Erstellung der systematischen Übersichtsarbeit orientierte sich an den PRISMA-Guidelines. Für die Literaturrecherche wurden die Datenbanken MEDLINE, Cochrane Library, CINAHL, Embase, Sports Medicine & Education Index und Web of Science nach Studien mit hochintensivem Intervalltraining für übergewichtige und adipöse Kinder durchsucht. Die Bewertung der methodischen Studienqualität erfolgte mittels PEDro-Skala, MINORS und Risk of Bias. Die Berichtsqualität wurde anhand von CONSORT und TREND bewertet. Ergebnisse Es wurden 6 randomisierte kontrollierte Studien und 2 kontrollierte klinische Studien mit 479 HIIT-Teilnehmenden betrachtet. Diese zeigten, dass hochintensives Intervalltraining positive Auswirkungen auf den BMI und Körperfettanteil übergewichtiger und adipöser Kinder hat. Schlussfolgerung Hochintensives Intervalltraining ist eine kinderfreundliche und zugleich effektive Alternative zur Behandlung von übergewichtigen und adipösen Kindern. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um die Ergebnisse zu bekräftigen.


2009 ◽  
Vol 195 (6) ◽  
pp. 525-530 ◽  
Author(s):  
David A. Solomon ◽  
Andrew C. Leon ◽  
Jean Endicott ◽  
William H. Coryell ◽  
Chunshan Li ◽  
...  

BackgroundMuch remains unknown about the phenomenology of bipolar I disorder.AimsTo determine the type of bipolar I mood episodes that occur over time, and their relative frequency.MethodA total of 219 individuals with Research Diagnostic Criteria bipolar I disorder were prospectively followed for up to 25 years (median 20 years). Psychopathology was assessed with the Longitudinal Interval Follow-up Evaluation.ResultsOverall, 1208 mood episodes were prospectively observed. The episodes were empirically classified as follows: major depression, 30.9% (n = 373); minor depression, 13.0% (n = 157); mania, 20.4% (n = 246); hypomania, 10.4% (n = 126); cycling, 17.3% (n = 210); cycling plus mixed state, 7.8% (n = 94); and mixed, 0.2% (n = 2).ConclusionsCycling episodes constituted 25% of all episodes. Work groups revising ICD–10 and DSM–IV should add a category for bipolar I cycling episode.


Author(s):  
Isabel Boege ◽  
Nicole Copus ◽  
Renate Schepker

Fragestellung: Evaluation zweier Behandlungsformen für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche mit Indikation zur stationären Behandlung: (1) verkürzter stationärer Aufenthalt mit sich anschließender Hometreatmentbehandlung verzahnt mit Klinikelementen aus dem stationären Spektrum (BeZuHG = Behandelt zu Hause gesund werden) (2) stationäre Regelbehandlung (TAU). Methodik: 100 konsekutiv stationär aufgenommene Kinder und Jugendliche wurden in die Studie eingeschlossen und in die Interventionsgruppe (BeZuHG) oder die Kontrollgruppe (stationäre Behandlung) randomisiert. Soziodemographische Daten, ICD-10 und DSM-IV Diagnose, Fragebögen zum psychosozialen Funktionsniveau, Schwere der Symptomatik und Ausmaß der Beeinträchtigung vor und nach der Behandlung wurden erhoben und in Bezug auf Machbarkeit, Outcome, Kontaktfrequenz und Akzeptanz der Familien für beide Behandlungsformen evaluiert. Ergebnisse: Patienten der BeZuHG-Behandlung zeigten gleich gute Behandlungs-Ergebnisse wie stationär behandelte Patienten bei gleichzeitig signifikanter Reduktion der stationären Verweildauer in der BeZuHG-Gruppe. Eine Akzeptanz des BeZuHG-Settings war von den Familien gegeben, eine bessere Einbindung der Eltern in die Behandlung war möglich. Schlussfolgerungen: Sektorenübergreifende Konzepte sollten regelhaft in das Spektrum kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlungen integriert werden. Weitere Evaluation ist erforderlich, die Stabilität des Behandlungsergebnisses muss in einem 1-Jahres-Follow-up überprüft werden.


2002 ◽  
Vol 32 (3) ◽  
pp. 525-533 ◽  
Author(s):  
F. PILLMANN ◽  
A. HARING ◽  
S. BALZUWEIT ◽  
R. BLÖINK ◽  
A. MARNEROS

Background. ICD-10 acute and transient psychotic disorder (ATPD; F23) and DSM-IV brief psychotic disorder (BPD; 298.8) are related diagnostic concepts, but little is known regarding the concordance of the two definitions.Method. During a 5-year period all in-patients with ATPD were identified; DSM-IV diagnoses were also determined. We systematically evaluated demographic and clinical features and carried out follow-up investigations at an average of 2·2 years after the index episode using standardized instruments.Results. Forty-two (4·1%) of 1036 patients treated for psychotic disorders or major affective episode fulfilled the ICD-10 criteria of ATPD. Of these, 61·9% also fulfilled the DSM-IV criteria of brief psychotic disorder; 31·0%, of schizophreniform disorder; 2·4%, of delusional disorder; and 4·8%, of psychotic disorder not otherwise specified. BPD showed significant concordance with the polymorphic subtype of ATPD, and DSM-IV schizophreniform disorder showed significant concordance with the schizophreniform subtype of ATPD. BPD patients had a significantly shorter duration of episode and more acute onset compared with those ATPD patients who did not meet the criteria of BPD (non-BPD). However, the BPD group and the non-BPD group of ATPD were remarkably similar in terms of sociodemography (especially female preponderance), course and outcome, which was rather favourable for both groups.Conclusions. DSM-IV BPD is a psychotic disorder with broad concordance with ATPD as defined by ICD-10. However, the DSM-IV time criteria for BPD may be too narrow. The group of acute psychotic disorders with good prognosis extends beyond the borders of BPD and includes a subgroup of DSM-IV schizophreniform disorder.


2011 ◽  
Vol 26 (4) ◽  
pp. 231-243 ◽  
Author(s):  
H.J. Möller ◽  
M. Jäger ◽  
M. Riedel ◽  
M. Obermeier ◽  
A. Strauss ◽  
...  

AbstractObjectiveIn the context of the development of DSM-V and ICD-11 it appears to be useful to get further data on the validity of the diagnostic differentiation between schizophrenic and affective disorders. This study investigated the relevance of the main diagnostic groups schizophrenia, schizoaffective psychosis and affective disorder in the context of different diagnostic systems (ICD-9, ICD-10, DSM –IV), assessing their time stability, long-term courses, types and functional outcome.MethodsA total of 323 first hospitalized inpatients of the Psychiatric Department of the University Munich were recruited at index time. The full follow-up evaluation including standardized assessment procedures could be performed in 197 patients.ResultsThe re-diagnosis of the patients’ disorders shows that with the transition from ICD-9 to ICD-10 or DSM-IV, the group of affective disorders increased numerically while the diagnostic groups of schizophrenia and schizoaffective disorders decreased in size. The structured clinical interview for DSM-IV (SCID) analysis showed that altogether ICD-10 and DSM-IV had a relatively high diagnostic stability. Of the patients with an ICD-10 diagnosis of schizophrenia, 57% had a chronic course; 61% of the patients with a DSM-IV diagnosis of schizophrenia. Patients with affective disorders, according either to ICD-10 or DSM-IV, had in more than 90% of the cases an episodic-remitting course. In terms of prediction of long-term outcome regarding the differentiation between chronic and non-chronic course, the ICD-10 diagnoses did give a slightly better predictive result than a dimensional approach based on the key psychopathological syndrome scores.ConclusionsThe differentiation between schizophrenic and affective disorders seems meaningful especially under predictive aspects. A dimensional syndromatological description does not exceed the predictive power of the investigated main diagnostic categories, but might increase the clinically relevant information.


2015 ◽  
Vol 45 (13) ◽  
pp. 2757-2769 ◽  
Author(s):  
M. Heslin ◽  
B. Lomas ◽  
J. M. Lappin ◽  
K. Donoghue ◽  
U. Reininghaus ◽  
...  

BackgroundA lack of an aetiologically based nosology classification has contributed to instability in psychiatric diagnoses over time. This study aimed to examine the diagnostic stability of psychosis diagnoses using data from an incidence sample of psychosis cases, followed up after 10 years and to examine those baseline variables which were associated with diagnostic change.MethodData were examined from the ÆSOP and ÆSOP-10 studies, an incidence and follow-up study, respectively, of a population-based cohort of first-episode psychosis cases from two sites. Diagnosis was assigned using ICD-10 and DSM-IV-TR. Diagnostic change was examined using prospective and retrospective consistency. Baseline variables associated with change were examined using logistic regression and likelihood ratio tests.ResultsSlightly more (59.6%) cases had the same baseline and lifetime ICD-10 diagnosis compared with DSM-IV-TR (55.3%), but prospective and retrospective consistency was similar. Schizophrenia, psychotic bipolar disorder and drug-induced psychosis were more prospectively consistent than other diagnoses. A substantial number of cases with other diagnoses at baseline (ICD-10, n = 61; DSM-IV-TR, n = 76) were classified as having schizophrenia at 10 years. Many variables were associated with change to schizophrenia but few with overall change in diagnosis.ConclusionsDiagnoses other than schizophrenia should to be regarded as potentially provisional.


2005 ◽  
Vol 13 (4) ◽  
pp. 388-392 ◽  
Author(s):  
Homayoun Amini ◽  
Javad Alaghband-Rad ◽  
Abbas Omid ◽  
Vandad Sharifi ◽  
Rozita Davari-Ashtiani ◽  
...  

Objective: To examine the short-term stability of Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (4th edn; DSM-IV) and International Classification of Diseases (10th revision; ICD-10) diagnoses in a group of patients with first-episode psychosis. Method: Sixty patients with first-episode psychosis admitted consecutively to Roozbeh Hospital, Tehran, were sampled; their illnesses could not be attributed to any medical or substance-induced conditions. Patients were assessed at the time of discharge from the hospital, and at 3, 6and 12 month intervals following admission. Ateach visit, two psychiatrists made consensusDSM-IV and ICD10 diagnoses, based on all available information. Stability was discerned as the consistency between diagnoses at the time of discharge and at 12 month follow up. Results: Forty-eight patients completed follow up. Affective psychotic disorders and schizophrenia in both classification systems were highly stable. In addition, all patients with DSM-IV brief psychotic disorder and ICD-10 acute and transient psychotic disorders remained the same at follow up. Conclusions: Affective psychoses and schizophrenia, in line with previous findings, remained stable. Diagnoses of brief psychoses were highly stable as well; this could reflect a non-relapsing course ofacute brief psychoses, especially in developing countries.


Author(s):  
Christine M. Freitag
Keyword(s):  
Dsm 5 ◽  
Icd 10 ◽  

Die Autismus-Spektrum Störung (ASS) wird in DSM-5 als eine Erkrankung aus den ICD-10 bzw. DSM-IV TR-Diagnosen frühkindlicher Autismus, Asperger Syndrom und atypischer Autismus/PDD-nos zusammengefasst und weist entsprechend revidierte Kriterien auf. In dem vorliegenden Artikel werden diese Kriterien vergleichend dargestellt, Studien zu Validität und Reliabilität der neuen ASS-Diagnose präsentiert und offene Fragen diskutiert. Ein Ausblick auf die klinische und wissenschaftliche Bedeutung wird gegeben.


Author(s):  
Inge Kamp-Becker ◽  
Klaus Baumann ◽  
Linda Sprenger ◽  
Katja Becker

Fragestellung: Die «Multiple complex developmental disorder» (MCDD) ist ein wenig bekanntes Störungsbild, das durch Auffälligkeiten in der Emotionsregulation, der sozialen Interaktion und Denkstörungen gekennzeichnet ist. Weder im Klassifikationssystem des ICD-10, noch im DSM-IV kommt diese Diagnose vor. Methodik: In der vorliegenden Arbeit wird eine Übersicht über die diagnostischen Kriterien und den aktuellen Forschungsstand zum Konzept der MCDD gegeben und anhand einer Kasuistik eines 17-jährigen Jugendlichen illustriert. Ergebnis: Das Störungsbild der MCDD weist Überschneidungen zu autistischen Störungen, aber auch zu Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis auf. Eine klare Abgrenzung bzw. Zuordnung ist bisher nicht eindeutig möglich. Schlussfolgerungen: Viele Fragen bezüglich des Störungsbildes bleiben offen, weitere Forschung ist hier vonnöten.


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