Psychosoziale Interventionen für sexuelle Funktionsstörungen bei Männern

2017 ◽  
Vol 30 (02) ◽  
pp. 95-137
Author(s):  
Hannah Maren Schmidt ◽  
Cindy Höhn ◽  
Eugen Widmeier ◽  
Michael Martin Berner

ÜbersichtDiese systematische Übersichtsarbeit untersucht die Wirksamkeit psychosozialer Interventionen bei Männern mit formal diagnostizierten sexuellen Funktionsstörungen (SFS). Eingeschlossen sind randomisierte kontrollierte Studien (RCT) und kontrollierte klinische Studien (CCT) zwischen 1985 und 2014, welche mindestens eine psychosoziale Intervention und eine aktive Vergleichsgruppe (z. B. andere psychosoziale Intervention, medikamentöse oder somatische Behandlung) oder eine Kontrollgruppe (z. B. Warteliste, Placebo) einschließen. Studiencharakteristika und Ergebnisse sind durch zwei unabhängige Rater_innen nach einem standardisierten Manual extrahiert worden. Beurteilt wird zudem das Risiko einer systematischen Verzerrung (Risk of Bias). Es sind 25 Studien eingeschlossen. Die meisten Studien untersuchen Männer mit Erektionsstörung. Mehr als die Hälfte der Studien verwendet ein sexualtherapeutisches Konzept nach Masters und Johnson oder ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungskonzept. Insgesamt verbessern psychosoziale Interventionen die sexuelle Funktionsfähigkeit und Zufriedenheit. Teilweise ergibt sich jedoch auch in der Wartekontroll- oder der Placebo-Gruppe eine Verbesserung der sexuellen Symptomatik. Bei Erektionsstörungen zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse im Hinblick auf die Frage, ob psychosoziale Interventionen einer pharmakologischen Behandlung überlegen sind. Der vorzeitige Orgasmus wird vermehrt in neueren Studien untersucht; vermindertes sexuelles Verlangen und verzögerter Orgasmus werden jedoch kaum und nur zusammen mit anderen Störungsbildern betrachtet. Eine Einschränkung stellt die oft ungenaue Berichterstattung der Primärstudien dar. Die verglichenen Interventionen zeigen meist eine vergleichbare Wirksamkeit, was auf gemeinsame zugrunde liegende Wirkfaktoren hindeuten kann.

2017 ◽  
Vol 30 (03) ◽  
pp. 213-247
Author(s):  
Hannah Maren Schmidt ◽  
Cindy Höhna ◽  
Eugen Widmeier ◽  
Michael Martin Berner

ZusammenfassungDiese Arbeit gibt eine systematische Übersicht über Studien zur Wirksamkeit psychosozialer Interventionen bei Frauen mit sexuellen Funktionsstörungen. Die eingeschlossenen Studien sind randomisierte kontrollierte Studien (RCT) und kontrollierte klinische Studien (CCT), publiziert zwischen 1985 und 2014, welche mindestens eine psychosoziale Intervention im Vergleich zu einer aktiven Vergleichsgruppe (z. B. andere psychosoziale Intervention, medikamentöse oder somatische Behandlung) oder Kontrollgruppe (z. B. Warteliste, Placebo) untersuchen. Die Diagnose der sexuellen Funktionsstörung muss formal nach ICD-10/9 oder DSM-IV/III-R oder durch eine Fachperson gestellt worden sein. Studiencharakteristika und Ergebnisse sind durch zwei unabhängige Rater_innen nach einem standardisierten Manual extrahiert worden, ebenso das Risiko einer systematischen Verzerrung (Risk of Bias). Wir haben 19 Studien eingeschlossen. Sexuell bedingte Schmerzen werden am häufigsten untersucht. Die meisten psychosozialen Interventionen zeigen signifikante Verbesserungen im Vergleich zu einer Wartekontrollgruppe für verminderte sexuelle Appetenz und sexuell bedingte Schmerzen, wobei die Effekte über eine Follow-up-Periode meist erhalten bleiben. Für Orgasmusstörungen sind die Ergebnisse uneinheitlich. Erregungsstörungen werden nicht getrennt von anderen sexuellen Funktionsstörungen untersucht. Die meisten Studien untersuchen ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches oder ein klassisch sexualtherapeutisches Behandlungskonzept. Eine willkommene Entwicklung ist es, dass in den jüngsten Studien weitere, teilweise neuartige Behandlungsansätze (z. B. interpersonelle und achtsamkeitsbasierte Ansätze sowie expressives Schreiben) geprüft werden. Eine genaue Berichterstattung und die Einhaltung methodischer Qualitätsstandards werden empfohlen.


physioscience ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Lennert Sitzmann ◽  
Gaith Akrama ◽  
Christian Baumann

Zusammenfassung Hintergrund Mehr als 340 Millionen Kinder gelten weltweit als übergewichtig oder adipös, ihre Anzahl nahm in den letzten Jahren – auch durch die Coronapandemie – erheblich zu. Eine alternative Behandlung zur Reduzierung des Übergewichts, die in den Empfehlungen bisher keine große Beachtung findet, stellt das sogenannte hochintensive Intervalltraining (HIIT) dar. Ziel Darstellung der Wirksamkeit von hochintensivem Intervalltraining auf den BMI und Körperfettanteil übergewichtiger und adipöser Kinder im Alter von 6–13 Jahren. Methode Die Erstellung der systematischen Übersichtsarbeit orientierte sich an den PRISMA-Guidelines. Für die Literaturrecherche wurden die Datenbanken MEDLINE, Cochrane Library, CINAHL, Embase, Sports Medicine & Education Index und Web of Science nach Studien mit hochintensivem Intervalltraining für übergewichtige und adipöse Kinder durchsucht. Die Bewertung der methodischen Studienqualität erfolgte mittels PEDro-Skala, MINORS und Risk of Bias. Die Berichtsqualität wurde anhand von CONSORT und TREND bewertet. Ergebnisse Es wurden 6 randomisierte kontrollierte Studien und 2 kontrollierte klinische Studien mit 479 HIIT-Teilnehmenden betrachtet. Diese zeigten, dass hochintensives Intervalltraining positive Auswirkungen auf den BMI und Körperfettanteil übergewichtiger und adipöser Kinder hat. Schlussfolgerung Hochintensives Intervalltraining ist eine kinderfreundliche und zugleich effektive Alternative zur Behandlung von übergewichtigen und adipösen Kindern. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um die Ergebnisse zu bekräftigen.


Pflege ◽  
2017 ◽  
Vol 30 (3) ◽  
pp. 117-128
Author(s):  
Sibylle Reick ◽  
Natalie Hubenthal ◽  
Marit Zimmermann ◽  
Thomas Hering

Zusammenfassung. Hintergrund: Die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) ist eine häufig auftretende Erkrankung bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern. Professionell Pflegende, aber auch Eltern, haben für die Therapie die Wahl zwischen zahlreichen Barrierecremes mit Zinkoxid, Dexpanthenol oder Vaseline in verschiedenen Wirkstoffkombinationen und mit unterschiedlichen Zusatzwirkstoffen. Fragestellung: Welche Wirkstoffkombinationen lokaler Barrierecremes reduzieren Schmerzen, Schweregrad oder Heilungsdauer bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern mit Inkontinenz-assoziierter Dermatitis? Methodik: Mit Hilfe einer systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE und CINAHL wurden randomisierte kontrollierte Studien zum Effekt von Barrierecremes bei einer IAD in der Pädiatrie auf Aussagekraft und Anwendbarkeit beurteilt. Ergebnisse: Es wurden 15 RCTs gefunden, sechs wurden in die systematische Übersichtsarbeit eingeschlossen. Die methodische Qualität der Arbeiten reicht von gut bis mangelhaft, teilweise werden hohe Bias-Risiken erkennbar. Barrierecremes mit den Wirkstoffen Zinkoxid / Lanolin, Zinkoxid / Lebertran, Zinkoxid / Dexpanthenol, Paraffin / Bienenwachs / Dexpanthenol zeigen Effekte, sie reduzieren die IAD-assoziierten Beschwerden. Schlussfolgerungen: Die untersuchten Barrierecremes können in der Kinderkrankenpflege zur Therapie der IAD eingesetzt werden. Aufgrund der Limitationen kann nicht ausgeschlossen werden, dass weitere Studien die Ergebnisse verändern werden.


2019 ◽  
Vol 51 (02) ◽  
pp. 111-118
Author(s):  
K.S. Houschyar ◽  
C. Tapking ◽  
D. Duscher ◽  
C. Wallner ◽  
A. Sogorski ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Durch den Verlust der natürlichen Hautbarrierefunktion und folglich reduzierter Immunkompetenz infolge eines Plasmaverlustes sowie zahlreichen intensivmedizinischen Interventionen sind Verbrennungspatienten besonders gefährdet für Infektionen. Studiendesign Systematische Übersichtsarbeit Methoden In einer systematischen Übersicht der deutsch- und englischsprachigen Literatur zwischen 1990 und 2018 werden epidemiologische und diagnostische Aspekte sowie der therapeutische Einsatz von Antibiotika bei Infektionen von Verbrennungspatienten in klinischen Studien analysiert. Ergebnisse Insgesamt erfüllten 53 randomisiert kontrollierte klinische Studien die Auswahlkriterien. Untersucht wurden verschiedene Arten/Applikationsformen der antibiotischen Prophylaxe bei Verbrennungswunden: Topisch, systemisch (generell), systemisch (perioperativ), nicht absorbierbare Antibiotika (= selektive Darmdekontamination), lokal (inhaliert) und jegliche Applikationsformen versus Kontrolle. Die frühe „Postburn-Prophylaxe“ wurde bei Patienten mit geringgradiger Verbrennung (sechs Studien) und Patienten mit schwerer Verbrennung (sieben Studien) untersucht. Die antimikrobielle Prophylaxe zeigte keine präventive Wirksamkeit des toxischen Schocksyndroms bei geringgradigen Verbrennungen, ist aber bei Patienten mit schweren Verbrennungen und der Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung nützlich. Die perioperative Prophylaxe (= Metaphylaxe) wurde in zehn Studien untersucht. Schlussfolgerung Der Nutzen für eine längerfristige systemische antibiotische Prophylaxe bei der Mehrheit von Verbrennungspatienten ist nicht evident. Leichte Infektionen in stabilem klinischen Zustand sind engmaschig zu beobachten, während bei schwerer Infektion die internationalen Sepsis-Leitlinien und das Tarragona-Prinzip empfohlen werden.


2017 ◽  
Vol 155 (04) ◽  
pp. 402-408 ◽  
Author(s):  
Eike Jakubowitz ◽  
Daiwei Yao ◽  
Henning Windhagen ◽  
Christina Stukenborg-Colsman ◽  
Anna Thomann ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Der neurogene Lähmungsfuß kann durch zentrale oder periphere Läsionen des Nervensystems verursacht sein. Je nachdem, ob das 1. oder 2. Motoneuron geschädigt ist, bildet sich ein schlaffer oder spastischer Lähmungsfuß aus. Der spastische Lähmungsfuß besteht bei ca. 14 % der Patienten als residuale Langzeitkomplikation nach Schlaganfall. Verschiedene konservative und operative Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung. Methode Der Artikel basiert auf einer systematischen Literaturrecherche zur medizinischen Evidenz der funktionellen Elektrostimulation (FES) mit den Suchbegriffen „functional electrical stimulation AND drop foot“ sowie „functional electrical stimulation AND gait AND stroke“ in PubMed- und Cochrane-Datenbanken. Randomisierte, kontrollierte Studien und Kohortenstudien der letzten 10 Jahre wurden nach spezifischen Einschlusskriterien selektiert. Zudem wurden 4 Leitlinien einbezogen. Ergebnisse Aktuelle Leitlinien geben wenig Orientierung zur praktischen Behandlung und berücksichtigen neuartige operative Verfahren wie Neuroimplantate nicht ausreichend. In 18 randomisierten, kontrollierten Studien zu FES bei Schlaganfallpatienten mit Fußlähmung zeigte das FES-behandelte Kollektiv entweder eine signifikante Überlegenheit oder eine Nichtunterlegenheit gegenüber der Kontrolle. Zwei Kohortenstudien bestätigten die signifikante Besserung durch FES. Schlussfolgerung Die Analyse führt auf, dass bei der Wahl der Behandlungsoption Ursachen und Ausprägung der Fußlähmung sowie prä- und postoperativer Zustand des Patienten eine tragende Rolle spielen. Für aktive Patienten mit hohem Anspruch stellen Neuroimplantate eine wertvolle Behandlungsoption dar.


physioscience ◽  
2020 ◽  
Vol 16 (03) ◽  
pp. 121-131
Author(s):  
Isabel Rink ◽  
Samuel Rill ◽  
Christian Baumann

Zusammenfassung Hintergrund Regeneration spielt im Sport eine große Rolle. In diesem Zusammenhang gewinnt die Hydrotherapie immer mehr an Bedeutung. Durch ihre Anwendung in verschiedenen Sportarten ist deren mediale Präsenz und damit die Bekanntheit von Kaltwasserimmersionen in den letzten Jahren gestiegen. Die große Bandbreite von Studien erschwert jedoch das Erkennen eindeutiger Handlungsanweisungen für die Praxis. Existierende Reviews beziehen sich meistens auf mehrere Outcome-Parameter oder untersuchen lediglich die physiologischen Parameter. Ziel Konkrete Erkenntnisse aus der Praxis gewinnen über die Wirkung von Hydrotherapie auf die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit mit spezifischen Angaben für Belastungsintensitäten und -arten. Diese systematische Literaturübersichtsarbeit eruiert die aktuelle Studienlage zur Wirksamkeit von Kaltwasserimmersionen auf die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit von Sportlern nach intensiven Lauf- und Fahrradbelastungen. Methode Systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), MEDLINE und Physiotherapy Evidence Database (PEDro). Anhand definierter Ein- und Ausschlusskriterien sichteten zwei unabhängige Gutachter die später in dieser Arbeit eruierten Studien in den drei genannten Datenbanken. Eine Bewertung des Verzerrungsrisikos der eingeschlossenen Studien erfolgte durch das Risk-of-Bias-Tool von Cochrane. Ergebnisse Insgesamt wurden sechs randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen. Eine Studie konnte einen positiven Effekt von Kaltwasserimmersionen auf Sprintausdauer und Sprintgeschwindigkeit feststellen, eine Studie zeigte keinen Effekt hinsichtlich der maximalen isometrischen Quadricepsanspannung sowie der Counter-Movement-Jump-Höhe und vier Studien fanden für verschiedene Parameter der körperlichen Leistungsfähigkeit positive, negative und keine Effekte. Schlussfolgerungen Die Effektivität von Kaltwasserimmersionen scheint stark abhängig vom Belastungsprotokoll zu sein, welches dem Regenerationsprozess vorausgeht. Dementsprechend sollten für verschiedene Sportarten auch unterschiedliche Immersionsprotokolle angewendet werden. Wie genau diese Protokolle auszusehen haben, muss in zukünftigen Studien spezifisch untersucht werden.


2006 ◽  
Vol 25 (03) ◽  
pp. 177-183
Author(s):  
M. Bennett ◽  
A. Schnabel ◽  
J. Wasiak ◽  
C. French ◽  
E. Kranke ◽  
...  

ZusammenfassungDer hyperbaren Sauerstofftherapie (HBOT) werden günstige Effekte in der Therapie des akuten ischämischen zerebralen Insultes zugesprochen. Ziel dieser systematischen Übersicht war es, die Effektivität und Sicherheit der HBOT für diese Indikation zu überprüfen. Es erfolgte eine systematische Suche nach randomisierten kontrollierten Studien, die den Effekt der HBOT im Vergleich zu einer Sham-Behandlung untersuchten. Zwei Autoren extrahierten unabhängig voneinander die Daten. Jede Studie wurde auf ihre Validität überprüft. Die Datenanalyse erfolgte mit dem Computerprogramm RevMan 4.2. Drei randomisierte kontrollierte Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Nach 6 Monaten fanden sich zwischen den Behandlungsgruppen keine signifikanten Unterschiede in der Mortalitätsrate. Zwei aus 15 Beeinträchtigungsbzw. Funktionsskalen zeigten eine Verbesserung ein Jahr nach HBOT: die mittlere Trouillas Disability Scale war nach HBOT niedriger und die mittlere Orgogozo Scale war nach HBOT höher. Diese Verbesserungen konnten in anderen Untersuchungen und unter Verwendung anderer Skalen nicht nachvollzogen werden. Diese systematische Übersichtsarbeit hat keine überzeugenden Belege dafür ergeben, dass der Krankheitsverlauf durch eine HBOT bei einem akuten ischämischen zerebralen Insult verbessert wird. Zwar erlauben die drei eingeschlossenen Studien keine abschließende Empfehlung, klinisch relevante positive Effekte sind jedoch unwahrscheinlich.


2017 ◽  
Vol 24 (3) ◽  
pp. 164-171
Author(s):  
Esther Granitzer ◽  
Beat Meier ◽  
Heinz Drexel ◽  
Christoph H. Saely

Ziel dieser Literaturübersicht war es, den klinischen Stellenwert von Flohsamen (Psyllium) und deren Auswirkungen auf Parameter des Glukosestoffwechsels zu bewerten. Hierzu wurde in den Datenbanken CAMbase, CAM-QUEST, Cochrane Library, EMBASE und PubMed die Literatur zur glukosesenkenden Wirkung von Flohsamen herangezogen und letztmalig am 16. September 2015 systematisch erfasst. Von ursprünglich 107 als potenziell relevant identifizierten Veröffentlichungen erwiesen sich 11 als randomisierte, kontrollierte klinische Studien, in denen 417 Testpersonen Psyllium eingenommen hatten. Das Phytotherapeutikum zeigte in 2 Studien signifikante Senkungen der Nüchternglukose. In 1 Studie konnte durch die Einnahme von Flohsamen der Hämoglobin-A1c (HbA1c)-Wert signifikant um 1,6% gesenkt werden. Signifikant Auswirkungen von Psyllium auf den postprandialen Glukosewert konnten in 4 Studien gemessen werden. Ebenfalls reduzierte Psyllium in 4 Studien den Insulinspiegel nach Nahrungsaufnahme signifikant. Der Jadad-Score für die ausgewerteten Publikationen lag im Durchschnitt bei 3 Punkten, das Minimum bei 1 Punkt, das Maximum bei 5 Punkten. Gegenwärtig ist die Evidenz aus publizierten, randomisierten Studien für eine glukosesenkende Wirkung von Flohsamen für eine behördliche Empfehlung oder eine Aufnahme in therapeutische Richtlinien ungenügend. Da aber in einigen, teilweise kleineren Studien positive Auswirkungen des pflanzlichen Arzneimittels auf Parameter des Glukosestoffwechsels beobachtet wurden, erscheint die Prüfung der glukosesenkenden Wirkung von Flohsamen in größeren, methodisch einwandfreien Studien sinnvoll.


2019 ◽  
Vol 35 (03) ◽  
pp. 127-133
Author(s):  
Frederike Benda

Zusammenfassung Hintergrund Der Erfolg betrieblicher Gesundheitsprogramme hängt maßgeblich von der Adhärenz der Beschäftigten ab. In betrieblichen Bewegungsprogrammen beträgt diese üblicherweise 25,8 % bis 29,2 %. Determiniert wird die Adhärenz durch demografische, gesundheitsbezogene, arbeitsbezogene und strukturelle Prädiktoren (Robroek, van Lenthe, van Empelen und Burdorf, 2009). Diese Übersichtsarbeit fasst zusammen, unter welchen strukturellen Prädiktoren die Adhärenz für betriebliche Bewegungsprogramme am höchsten ist. Methode Zur Identifizierung relevanter Artikel wurde eine systematische Literatursuche in den Datenbanken Pubmed, Sportdiscus, Cinahl, Embase, Medline und Business Source Premier durchgeführt. Es konnten 47 relevante Artikel aus der Ergebnismenge extrahiert werden. Diese wurden in Bezug auf ihre methodische Qualität bewertet. Adhärenzdaten sowie Teilnehmerquoten wurden nach thematischen Schwerpunkten ausgewertet. Ergebnisse Die Qualität der Studien ist gering, da nur wenige Studien die Adhärenz von betrieblichen Bewegungsprogrammen als primäres Zielkriterium auswerten. Die Messung, Operationalisierung und Definition der Adhärenz für körperliche Aktivität variiert sehr stark in den untersuchten Studien und die Ergebnisse sind inkonsistent. Es fehlen randomisierte kontrollierte Versuche, die unterschiedliche strukturelle Aspekte der Betriebe und Programme miteinander vergleichen. Dennoch konnte der Einfluss struktureller Prädiktoren auf die Adhärenz für betriebliche Bewegungsprogramme bestätigt werden. Diskussion Es besteht die Notwendigkeit, die Adhärenzforschung zu standardisieren, um vergleichbare Ergebnisse liefern zu können. Randomisierte kontrollierte Studien sollten den Einfluss struktureller Prädiktoren auf die Adhärenz genauer spezifizieren. Es ist außerdem von Bedeutung, Strategien zu finden, die die Langzeitadhärenz erhöhen, um das gesundheitsfördernde Potential von Bewegungsprogrammen am Arbeitsplatz besser nutzen zu können. Hierfür muss die Adhärenz als ein komplex determiniertes Verhalten betrachtet werden.


2020 ◽  
Vol 15 (01) ◽  
pp. 76-81
Author(s):  
Helmut Kleinwechter ◽  
Norbert Demandt ◽  
Andreas Nolte

ZusammenfassungIm September 2019 hat eine australische Cochrane-Arbeitsgruppe eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse zur Frage der fetalen Ultraschallbiometrie bei Gestationsdiabetes vorgelegt. Die Auswertung bezog sich auf 3 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 524 schwangeren Frauen. Die Auswertung von 24 präspezifizierten Endpunkten ergab, dass die Beweislage für fetale Ultraschalluntersuchungen, ergänzend zur Blutglukoseselbstkontrolle, unzureichend ist, um einen Vorteil ableiten zu können. Eine 5 Jahre zuvor durchgeführte Metaanalyse von 2 der 3 Studien belegte zwar eine geringere Anzahl von LGA-Neugeborenen, aber auch eine erhöhte Rate an Insulintherapien in der Ultraschallgruppe. Die Ergebnisse werden aus diabetologischer Sicht kommentiert und mögliche Konsequenzen diskutiert.


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