Rheumatische Erkrankungen bei Migranten

2018 ◽  
Vol 43 (02) ◽  
pp. 135-142
Author(s):  
Ina Kötter

ZusammenfassungDie Zuwanderung von Menschen aus anderen Ländern oder sogar von anderen Kontinenten stellt uns als Rheumatologen vor neue Herausforderungen. Obwohl alle entzündlich-rheumatischen Erkrankungen die hierzulande vorkommen, auch in den Heimatländern der Immigranten existieren, sind die Häufigkeiten unterschiedlich. Bei uns seltene Krankheitsbilder wie familiäres Mittelmeerfieber (FMF) oder M. Behcet sind v. a. in Nordafrika und im Mittelmeerraum oft häufiger als Spondyloarthritiden oder gar die RA. Das FMF ist zudem mit dem Auftreten einer Spondyloarthritis assoziiert, die dann häufig HLA-B27 negativ ist. Ebenso gibt es eine Assoziation mit dem M. Behcet. Auch das Rheumatische Fieber kommt v. a. in den afrikanischen Ländern noch häufig vor, während es in Europa fast ausgerottet ist. Zu beachten sind auch mögliche Differenzialdiagnosen wie rheumatische Symptome bei genetisch determinierten Anämien, oder bei Infektionen wie HIV, der Tuberkulose und Parasitosen, die allesamt in den Herkunftsländern der Migranten viel häufiger sind, als in Nordwesteuropa.

2016 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 75-82
Author(s):  
J. Haibel ◽  
H. Sieper ◽  
D. Poddubnyy

ZusammenfassungEntzündlich rheumatische Erkrankungen, insbesondere die axiale Spondyloarthritis einschließlich der ankylosierenden Spondylitis (AS, Morbus Bechterew) und der Frühform nichtröntgenologische axiale Spondyloarthritiden (SpA), sind wichtige Differenzialdiagnosen bei Patienten mit chronischem Rückenschmerz. Die Diagnose einer AS bzw. SpA wird oft erst fünf bis zehn Jahre nach Auftreten der ersten Symptome gestellt, meist weil das Röntgenbild in den Frühstadien keine eindeutige Sakroiliitis zeigt und weil die Patienten zu spät zu einem Rheumatologen überwiesen werden. Eine einfache Strategie zur Identifizierung von Patienten mit einer guten Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer AS bzw. einer SpA in der allgemeinmedizinischen und orthopädischen Praxis wurde in den vergangenen Jahren entwickelt und validiert. Es wird vorgeschlagen, dass Patienten mit chronischem Rückenschmerz und Beginn der Schmerzen vor dem 45. Lebensjahr an einen Rheumatologen überwiesen werden, wenn eine der folgenden Parameter positiv sind: Morgensteifigkeit der Wirbelsäule mit Besserung bei Bewegung, HLA-B27-Positivität oder Anzeichen einer Sakroiliitis in der Bildgebung. Eine Früherkennung dieser Patienten ist wichtig, da effektive Therapien vorliegen.


2010 ◽  
Vol 30 (02) ◽  
pp. 75-82
Author(s):  
W. Brückle

ZusammenfassungDas Fibromyalgiesyndrom (FMS) tritt häufiger gemeinsam mit Erkrankungen der Bewegungsorgane auf als nach der statistischen Wahrscheinlichkeit zu erwarten wäre, wobei hier entzündlich-rheumatische Erkrankungen im Vordergrund stehen. Häufig finden sich in der Literatur Berichte über Koinzidenzen von FMS mit rheumatoider Arthritis (RA), systemischem Lupus erythematodes (SLE) und dem Sjögren-Syndrom (SS). Dagegen gibt es kaum Literatur über das gemeinsame Auftreten von FMS und seronegativen Spondyloarthritiden (SPA). Es können aber auch vermeintliche Komorbiditäten entstehen, wenn es zu Fehldiagnosen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen kommt. Dies betrifft besonders ältere Menschen, bei denen gehäuft positive Rheumafaktoren und erhöhte antinukleäre Antikörper nachgewiesen werden. Auch der Nachweis des Gewebsantigens HLA B27 oder das Auftreten von Tendopathien, die Sehnenansatztendinitiden vorspiegeln, führt nicht von Labortests und Assessments zugesprochen werden muss. Weiterhin spielt die Erfahrung der Behandler mit dem Fibromyalgie- Syndrom eine wichtige Rolle. Besonderes Augenmerk müssen z. B. die Patienten erfahren, welche ein unerwartet geringes Ansprechen ihrer Symptomatik auf eine Intensivierung der antientzündlichen bzw. immunmodulierenden Therapie zeigen.


2018 ◽  
Vol 57 (06) ◽  
pp. 437-437

Morbus Bechterew, auch Spondylitis ankylosans genannt, ist eine entzündlich rheumatische Erkrankungen der Wirbelsäulengelenke, welche eng mit der Präsenz von HLA-B27 verknüpft ist. Es gibt Hinweise auf eine Verbindung mit kardialen Störungen bzw. Herzkreislauf-Erkrankungen. Diese steigern die Gefahr eines plötzlichen Herztodes. Die Autoren wollten untersuchen, ob Morbus Bechterew zu einem erhöhten Risiko für Linksherzhypertrophie (LV) führt.


2018 ◽  
Vol 02 (04) ◽  
pp. 290-294
Author(s):  
Judith Schreiber ◽  
Bernd Kaufmann ◽  
Michael Rauschmann ◽  
Kirsten de Groot

ZusammenfassungDas SAPHO-Syndrom ist eine seltene entzündliche Autoimmunerkrankung mit Befall von Haut, Gelenken und Knochen. Klassische Charakteristika der Erkrankung sind Gelenkentzündungen und Enthesitiden am axialen Skelett, an der ventralen Thoraxwand mit Enthesitis der Ligamenta costoclaviculares und Arthritiden der Sternocostalgelenke, Entzündungen von Wirbelkörpern und -gelenken, auch Bandscheiben und Iliosakralgelenken zusammen mit neutrophilen Dermatosen in Form von Acne conglobata, palmoplantarer Pustulose, Pyoderma gangraenosum u. a. Dazu können auch eine Osteitis und Osteomyelitis der Röhrenknochen (meist Femur oder Tibia) und Mono- oder Oligoarthritiden der unteren Extremitäten auftreten. Differenzialdiagnostisch sind Spondarthritiden und die chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis nicht immer abzugrenzen.Radiologisch sind nach längerem Krankheitsverlauf Hyperostosen an betroffenen Gelenken, Wirbelkörpern und Röhrenknochen nachweisbar. Wie auch bei HLA-B27-assoziierten Spondylarthritiden kann es zu ankylosierenden Veränderungen der Iliosakralgelenke oder Wirbelsäule kommen. Für die Krankheitsentstehung spielen offenbar infektiöse Triggerfaktoren wie z. B. das Propionibacterium acnes eine Rolle, die zu einer überschießenden Immunantwort mit erhöhten Konzentrationen von IL-8, IL-18 und TNF-alpha i. S. führen. Die Entzündungen manifestieren sich dann in Form von sterilen Pseudoabszessen mit Infiltraten neutrophiler Granulozyten hauptsächlich im Bereich der Haut, am axialen Bewegungsapparat und z. T. an den unteren Extremitäten. Zur Diagnostik können im Frühstadium (Krankheitsbeginn < 3 Monate) MRT, Skelettszintigrafie und Gelenksonografie eingesetzt werden. In späteren Stadien finden sich typische Hyperostosen und Sklerosierungen in konventionellen Röntgenaufnahmen. Therapeutisch werden in erster Linie NSAR, bei längerfristig aktiven Arthritiden auch Colchicin oder klassische synthetische DMARDS wie Methotrexat, Sulfasalazin und Leflunomid eingesetzt. In der Behandlung der Osteitis sind gute Erfolge mit Bisphosphonaten erzielt worden. Des Weiteren haben sich TNF-alpha-Inhibitoren als längerfristig gut wirksam auf Haut- und Gelenkmanifestationen erwiesen.


2016 ◽  
Vol 36 (01) ◽  
pp. 49-51
Author(s):  
T. Geikowski ◽  
D. Peters ◽  
J. Peitz ◽  
G. Horneff ◽  
S. Wintrich

ZusammenfassungDie systemische juvenile idiopathische Arthritis (sJIA) und das familiäre Mittelmeerfieber (FMF) zeigen mit Fieber, Arthritis, Exanthem, generalisierter Lymphadenopathie und Sero sitis viele Gemeinsamkeiten. Therapieoptio-nen bei der sJIA sind neben Glukokortikoi-den, nichtsteroidalen Antirheumatika und Methotrexat, Biologika wie Interleukin-1-und Interleukin-6-Antagonisten. Firstline Therapie des FMF ist Colchicin. Bei Therapie resistenz oder -unverträglichkeit können aber auch bei dieser Erkrankung Interleukin-1-und Interleukin-6-Antagonisten erfolgreich eingesetzt werden.Berichtet wird über einen elf Jahre alten Jungen, geboren in Armenien. Im Alter von zwei Jahren kam es zu anhaltendem Fieber mit ausgeprägter Arthritis. Die Diagnose sJIA wurde gestellt und das Vorliegen eines FMF genetisch nachgewiesen. Unter Therapie mit Kortikosteroiden, Sulfasalazin und Colchicin entwickelte der Patient eine deutliche Dystro phie und ausgeprägte Destruktionen der Hüft-, Knie- und Sprunggelenke mit resultie-render Laufunfähigkeit. Die Halswirbelsäule war durch Ankylosen kyphotisch fixiert. La borchemisch waren die Entzündungszeichen deutlich erhöht. Röntgen- und CT-Aufnah-men zeigten das Ausmaß der Gelenkzer -störung. Nach einem Jahr unter intravenöser Tocilizumab-Therapie liegen CRP, SAA und BSG im Normbereich. Bestehende Kontraktu ren sind unter intensiver Physiotherapie rück-läufig. Der Patient ist mit eigenem Rollstuhl mobil.Bei diesem Patient liegt sowohl eine systemische JIA als auch ein familiäres Mittelmeerfieber vor. Tocilizumab ist bereits seit mehreren Jahren für die Behandlung der systemischen JIA zugelassen. Unser Patient zeigt unter Tocilizumab eine Remission beider Erkrankungen.


2005 ◽  
Vol 25 (02) ◽  
pp. 93-99
Author(s):  
M. Knuf ◽  
P. Habermehl ◽  
V. Umlauf ◽  
O. Nitsche ◽  
F. Zepp ◽  
...  

ZusammenfassungKinder mit rheumatischen Erkrankungen werden aus Sorge vor Impfkomplikationen häufig unzureichend geimpft. Sie sind somit einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt, ob-wohl auch bekannt ist, dass insbesondere Wildvirusinfektionen die Autoimmunerkrankung triggern und/oder einen Schub auslösen können. Darüber hinaus bedingen systemisch verlaufende rheumatische Erkrankungen gepaartmit der immunsuppressiven Therapie eine besondere Infektanfälligkeit. Impfprävention erscheint daher bei diesen Kindern besonders wichtig.Im Folgenden werden die potenziellen Impfrisiken (Schubinduktion der Autoimmunerkrankung, Infektion durch Impfviren insbesondere unter immunsuppressiver Thera-pie), der zu erwartende Impferfolg (Induktion spezifischer Antikörperantwort nach Impfung) bei Patienten mit vermeintlicher Immundefizienz sowie dieImpfindikationen für Tot- und Lebend-Impfungen in Bezug zur Therapie (lokal – antiphlogistisch–immunsuppressiv) nachdemderzeitigen Kenntnisstand diskutiert. Hieraus lassen sich adäquate Impfvorschläge für diese besondere Patientengruppe ablei-ten.


2010 ◽  
Vol 19 (02) ◽  
pp. 131-135 ◽  
Author(s):  
C. Hamann ◽  
E. Tsourdi ◽  
L. c. Hofbauer

ZusammenfassungDer männlichen Osteoporose liegt häufig eine sekundäre Osteoporose zugrunde. Die niedrige Knochendichte mit Veränderungen der Mikroarchitektur des Knochens, die zu Fragilitätsfrakturen führt, wird dabei meist durch eine zugrunde liegende Erkrankung oder Medikation verursacht. Das Vorliegen einer männlichen Osteoporose muss insbesondere dann vermutet werden, wenn Fragilitätsfrakturen bei jungen Männern auftreten oder geringe Knochendichtewerte vorliegen. Es sollte zunächst eine ausführliche Krankengeschichte erhoben werden und eine klinische Untersuchung mit Basis-Labordiagnostik erfolgen. Dadurch können klinische Risikofaktoren, osteoporoseinduzierende Medikamente, ursächliche endokrine, gastroenterologische, hämatologische oder rheumatische Erkrankungen erkannt und mit spezifischeren Untersuchungen bestätigt werden. Die Knochendichtemessung mittels DXA-Messung an der Hüfte und der Wirbelsäule ist der entscheidende und wegweisende diagnostische Test. Zum Nachweis bereits eingetretener Wirbelkörperfrakturen empfiehlt sich eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule (Brustwirbelsäule/Lendenwirbelsäule) in zwei Ebenen. Die Therapie der sekundären Osteoporose beinhaltet neben der spezifischen antiresorptiven Therapie immer die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung,insbesondere aber die Beendigung oder Modifikation osteoporosefördernder Medikamente.


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