S2-Leitlinie: der kindliche Knick-Senk-Fuß
ZusammenfassungDer kindliche Knick-Senk-Fuß ist eine 3-dimensionale Fußfehlstellung mit vermehrter Valgusstellung der Ferse, Abflachung der medialen Längswölbung und Abduktion des Vorfußes. Man unterscheidet die flexible von der kontrakten (rigiden) Form. Die Diagnostik gliedert sich in Anamnese, klinische Untersuchung, apparative Diagnostik wie Pedobarografie und die Ganganalyse sowie bildgebende Verfahren. Wichtig ist die Einbeziehung in ein Therapieschema von eventuell vorliegenden pädiatrischen oder neuropädiatrischen Erkrankungen (z. B. Muskeldystrophien, Ehlers-Danlos- oder Marfan-Syndrom u. Ä.). Es zeigt sich, dass bei Kindern ≤ 6 Jahre der flexible Knick-Senk-Fuß fast ausschließlich physiologisch vorkommt (bei 97% aller 19 Monate alten Kinder). Bis zum Alter von 10 Jahren bildet sich die mediale Fußlängswölbung zunehmend aus. Bei einem kleinen Anteil (10-jährige Kinder 4%) persistiert der Knick-Senk-Fuß oder wird progredient. Oberhalb von 10 Jahren besteht die Gefahr der Dekompensation mit zunehmender Rigidität. Nur die Minderheit der Kinder entwickelt eine Schmerzsymptomatik (< 2%). Ein Risikofaktor zur Persistenz des Knick-Senk-Fußes stellt das Übergewicht im Kindesalter dar (62% der 6-Jährigen mit Knick-Senk-Fuß sind übergewichtig). Pathogenetische Faktoren können muskulär, knöchern und bindegewebig sind, wobei hier der Einfluss der unterschiedlichen Faktoren kontrovers diskutiert wird. Die Hauptprävention besteht in einer umfassenden Aufklärung über eine normale kindliche motorische Entwicklung. Daraus resultiert die Eigenförderung der physiologischen Entwicklung durch tägliche Bewegung, das Anstreben eines normalen Gewichtes, das Tragen von weichen Schuhen mit ausreichender Länge und Weite zum Schutz und das Barfußlaufen auf wechselnden Untergründen. Im Falle einer nötigen Intervention kann Physiotherapie inklusive manueller Techniken nötig werden. Eine Einlagen- oder Orthesenversorgung sollte bevorzugt mit einer sensomotorischen Bettung erfolgen. Operative Eingriffe sind selten. Im Falle einer geplanten operativen Intervention muss ein differenziertes Indikationsschema angewandt werden. Verschiedenste operative knöcherne und weichteilige Methoden stehen zur Verfügung.