Psychosoziale Aspekte und Diabetes

2021 ◽  
Vol 29 (4) ◽  
pp. 346-348
Author(s):  
Norbert Hermanns ◽  
Berndhard Kulzer

Zusammenfassung Die Prognose der Diabeteserkrankung wird entscheidend vom Selbstbehandlungsverhalten der Betroffenen beeinflusst. Psychosoziale Aspekte wie krankheitsspezifische Belastungen, subklinische oder klinische psychische Störungen stellen eine wesentliche Barriere für eine erfolgreiche Diabetestherapie dar. Deshalb ist ein Screening auf mögliche psychische Belastungen sinnvoll. Beim Auftreten psychischer Komorbiditäten ist eine Mitbehandlung durch diabeteserfahrene psychologische oder ärztliche Psychotherapeuten sinnvoll.

Suchttherapie ◽  
2018 ◽  
Vol 19 (04) ◽  
pp. 168-175
Author(s):  
Irmgard Vogt

Zusammenfassung Hintergrund Die Zahlen von Menschen, die ihre sexuelle Identität nicht als heterosexuell sondern als schwul, lesbisch, bisexuell oder in einer anderen Kategorie definieren, steigen seit Jahren leicht an; man schätzt, dass in westlichen Ländern ca. 5% der Bevölkerung zu den sexuellen Minderheiten zu rechnen sind. Diese Studie ist darauf angelegt, die psychischen Problemlagen der sexuellen Minoritäten anhand US-amerikanischer Bevölkerungsstudien sowie weiterer wichtiger Studien aus anderen Ländern genauer darzustellen. Ergebnisse Zusammenfassend ergibt sich Folgendes: Unabhängig vom Geschlecht liegt der Konsum von Alkohol und anderen Drogen sowie die Abhängigkeit von diesen Stoffen mindestens auf dem Niveau der heterosexuellen Männer. Lesbisch/schwule und bisexuelle Frauen sind noch etwas stärker durch den Konsum von psychoaktiven Substanzen belastet als schwule und bisexuelle Männer. Untersucht man Belastungen durch Depressionen und Suizidversuche, findet man wiederum bei den sexuellen Minoritäten höhere Belastungen. LSB-Frauen haben die höchsten Raten hinsichtlich Depressionen und Ängsten. Darüber hinaus weisen die Daten darauf hin, dass bisexuelle Männer und Frauen hohe psychische Belastungen haben. Alles in allem genommen ist davon auszugehen, dass die sexuellen Minoritäten einen relativ hohen Bedarf an Behandlungen ihrer psychischen Störungen haben. Dennoch gibt es bislang nur sehr wenige Behandlungsprogramme mit der Zielgruppe: sexuelle Minoritäten. Schlussfolgerungen Wir benötigen dringend deutsche Studien zu sexuellen Minoritäten allgemein und besonders zu trans*  Personen mit ihren sehr spezifischen Problemlagen. Die Studien sollten neben den Substanzkonsumstörungen der sexuellen Minoritäten auch andere psychische Störungen erfassen. Kenntnisse über die psychische Befindlichkeit sexueller Minoritäten sind die Grundlage für optimale Behandlungsgestaltungen.


2013 ◽  
Vol 61 (4) ◽  
pp. 273-277 ◽  
Author(s):  
Jörn Ungerer ◽  
Anna Weeke ◽  
Peter Zimmermann ◽  
Franz Petermann ◽  
Jens T. Kowalski

Psychische Belastungen können während und nach Auslandseinsätzen zu akuten psychiatrischen Störungsbildern bei Soldaten führen. In der vorliegenden Studie werden die akuten einsatzbedingten psychischen Störungen deutscher Soldaten in Afghanistan in den Jahren 2009 (n = 40) und 2011/2012 (n = 41) miteinander verglichen. Während 2009 signifikant häufiger die akute Belastungsreaktion (ICD-10: F 43.0) diagnostiziert wurde, standen bei den untersuchten Patienten im Vergleichszeitraum 2011/2012 die Anpassungsstörungen (ICD-10: F 43.2) im Vordergrund. Diese Verschiebung im Diagnosespektrum lässt sich hypothetisch auf Unterschiede der einwirkenden einsatz-assoziierten Stressoren zurückführen. Während 2009 akute traumatische Erlebnisse den Einsatz bestimmten, standen in 2011/2012 eher alltägliche Belastungen wie Trennungsreaktionen und Konflikte mit Vorgesetzten und Kameraden im Vordergrund. Die Ergebnisse können helfen, die Anbieter psychiatrisch-psychotherapeutischer Leistungen besser auf die Bedingungen vorzubereiten und so die Akutversorgung in Einsatzgebieten zu optimieren.


2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 336-349 ◽  
Author(s):  
U. Müller

Zusammenfassung: Emotionale Störungen sind häufige und klinisch bedeutsame Folgeerscheinungen nach erworbener Hirnschädigung. In den letzten Jahren sind zahlreiche Original- und Übersichtsarbeiten zu epidemiologischen, pathophysiologischen und therapeutischen Aspekten neuro-psychiatrischer Störungen erschienen. Ausgehend von diagnostischen Überlegungen gibt die vorliegende Arbeit eine aktuelle Übersicht zur Pharmakotherapie von Depressionen, emotionaler Instabilität (pathologisches Weinen), organischer Manie (bipolarer Störung), Angststörungen und Antriebsstörungen (Apathie). Patienten mit Schlaganfall und traumatischer Hirnschädigung stehen im Mittelpunkt, so wie in der Forschungs- und Lehrbuch-Literatur. Psychische Störungen bei neurodegenerativen und systemischen Erkrankungen des Gehirns werden nur am Rande erwähnt. Ausführlich werden differentielle Indikationen und Nebenwirkungen neuartiger Antidepressiva diskutiert. Ausblickend werden innovative Therapiestrategien wie CRH-Antagonisten und die präventive Behandlung mit Antidepressiva vorgestellt.


2000 ◽  
Vol 57 (2) ◽  
pp. 59-61
Author(s):  
Schöpf

Eingangs wird die Wichtigkeit betont, Depressionen in der klinischen Praxis festzustellen. Der Autor weist auf die moderne Diagnostik mit operationalisierten Kriterien hin und zeigt Schwierigkeiten auf, die sich bei der Diagnosestellung ergeben können. Besonders atypische Symptome und komorbide psychische Störungen können dazu führen, daß das depressive Syndrom übersehen wird. Gelegentlich bleibt es unsicher, ob eine Depression vorliegt oder nicht. In solchen Fällen soll man im allgemeinen eine Depressionsbehandlung versuchen.


2014 ◽  
Vol 71 (8) ◽  
pp. 509-513 ◽  
Author(s):  
Manuel Battegay ◽  
David Hans-U. Haerry ◽  
Jan Fehr ◽  
Cornelia Staehelin ◽  
Gilles Wandeler ◽  
...  

Psychosoziale Faktoren spielen eine zentrale Rolle in der Behandlung der HIV-Infektion. Sie beeinflussen die Bereitschaft der Patienten, die antiretrovirale Therapie zu beginnen und langfristig erfolgreich einzunehmen. Angst begleitet in unterschiedlichem Ausmaß den ganzen Verlauf der HIV-Infektion, vom „Diagnoseschock“ bis zum Entscheid, eine Therapie zu beginnen. Dies stellt insbesondere eine Herausforderung bei Patienten mit psychiatrischen Komorbiditäten wie Depression oder Suchtkrankheiten und ihren behandelnden Ärzten dar. Stigmatisierung und Diskriminierung im sozialen Umfeld, vom engen familiären Kreis bis hin zum Arbeitsplatz und im Alltag, betreffen die meisten HIV-infizierten Menschen, vor allem Drogenkonsumenten und Migranten. Die Erkennung und Berücksichtigung von psychosozialen Aspekten ist eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche, langfristige HIV-Behandlung.


2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 609-616
Author(s):  
Dieter Hofer ◽  
Franziska Wenger ◽  
Markus Kohler ◽  
Markus Badertscher

Abhängigkeitserkrankungen weisen eine hohe Prävalenz auf und kommen als komorbide Störungen gehäuft sowohl mit anderen psychiatrischen als auch somatischen Krankheiten vor. Sie werden aber leicht „übersehen“, weshalb die Diagnosestellung ein zielgerichtetes Vorgehen erfordert und komorbide psychische Störungen (Affektive- und Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, psychotische Erkrankungen sowie ADHS) ausgeschlossen werden sollten. Bei schwerer, meist mehrfacher Abhängigkeit und in fortgeschrittenen Krankheitsstadien sind oft mehrere Therapeuten involviert, hier ist eine enge Absprache ausschlaggebend für eine wirksame Therapie. Die Therapeuten werden bei akuten, schweren Intoxikationen oder gravierenden psychosozialen und somatischen Folgeschäden mit der Frage nach fürsorgerischen Maßnahmen konfrontiert. Ärzte müssen in diesen Situationen sorgfältig zwischen therapeutischem Auftrag des Patienten und dem (in einigen Kantonen) im Rahmen einer Fürsorgerischen Unterbringung staatlich delegierten Auftrag unterscheiden. Suchterkrankungen treten im Alter vermehrt auf, werden aber nicht selten „übersehen“ oder bagatellisiert. Aber auch Low-Dose Abhängigkeiten von Beruhigungsmitteln haben eine hohe Komplikationsrate z. B. durch ein erhöhtes Sturzrisiko, weshalb bei Betagten die Verschreibung dieser Substanzen zurückhaltend erfolgen sollte.


2013 ◽  
Vol 70 (11) ◽  
pp. 695-702 ◽  
Author(s):  
Dagmar l'Allemand ◽  
Josef Laimbacher

Der Haus- oder Kinderarzt als erste Anlaufstelle kann das Übergewicht rechtzeitig erkennen, und bei Adipositas oder Komorbiditäten eine Therapie durchführen, bzw. Präventionsmaßnahmen einleiten. Übergewichts-Interventionen sind vor dem 7. Lebensjahr am effizientesten hinsichtlich kurz- und langfristiger Resultate. Da die Adipositas eine Betreuung der gesamten Familie erfordert, sind enger bzw. wiederkehrender Kontakt mit Kindern und Familie sowie die Wohnortnähe der Behandlung wichtig. Das Ändern von liebgewonnenen Gewohnheiten und des Erziehungsstils stellt die größte Herausforderung an die Eltern. Daher können Techniken der Alkohol- und Tabak-Sucht-Behandlung genutzt werden und Empfehlungen zur Verbesserung des Selbstwertes, der Bewegung sowie des Essverhaltens angeführt werden. Machbare Ziele umfassen zunächst kleine Lebensstiländerungen und Reduktion von Komorbiditäten, wenn eine extreme Adipositas mit BMI über der 99.5 Perzentile oder psychische Störungen bestehen, oder sich innert der ersten 6 Monate abzeichnet, dass die eigenen Ziele nicht erreicht werden können, ist die Weiterleitung an ein spezialisiertes Zentrum zur multiprofessionellen Behandlung indiziert, in der Spezialisten für Ernährung, Bewegung und Psychologie gemeinsam die Therapie des Kindes mit seiner Familie übernehmen. Die Adipositas ist bereits in der Kindheit eine chronische Erkrankung, die eine sehr langfristige Behandlung benötigt und meist bis ins Erwachsenalter andauert.


Praxis ◽  
2006 ◽  
Vol 95 (7) ◽  
pp. 226-231
Author(s):  
Lambreva ◽  
Klaghofer ◽  
Buddeberg

Sexuelle Funktionsstörungen kommen in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig vor. Ein wesentlicher Teil der Zuweisungen an spezialisierte sexualmedizinische Einrichtungen kommt von Ärztinnen und Ärzten der Grundversorgung. Methodik: Mittels Fragebogen wurden alle Patientinnen und Patienten, welche 2002–2004 in einem Zeitraum von 18 Monate Hilfe an der Sexualmedizinischen Sprechstunde des Universitätsspitals Zürich suchten, zu Behandlungsbeginn zu verschiedenen psychosozialen Merkmalen und Aspekten ihrer Sexualität befragt. Resultate: Es konnten 43 Frauen (48.3%) und 46 Männer (51.7%) untersucht werden. Die Frauen waren mit einem Durchschnittsalter von 33.8 Jahren um 10 Jahre jünger als die Männer mit 43.5 Jahren. Die häufigste Störung war bei den Frauen Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (51.2%), gefolgt von nichtorganischem Vaginismus (20.9%) und Orgasmusstörung (11.6%), bei den Männern eine Erektionsstörung (50.0%), gefolgt von Ejaculatio praecox (26.1%) und Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen (15.2%). Die Befragten zeigten deutlich tiefere Werte in ihrem Kohärenzgefühl (SOC) als Männer und Frauen aus der Durchschnittsbevölkerung. Die Probanden waren deutlich ängstlicher als Personen aus der Gesamtbevölkerung, wobei die untersuchten Männer auch deutlich depressiver als die Männer aus der Durchschnittsbevölkerung und als die Frauen aus der Stichprobe waren. Die Männer gaben trotz ihren sexuellen Problemen signifikant häufiger als die Frauen sexuelle Wünsche, Bedürfnisse sowie sexuelle Aktivitäten an. Schlussfolgerung: Da Männer und Frauen, welche unter sexuellen Funktionsstörungen leiden, ängstlicher sind als Personen der Durchschnittsbevölkerung, ist ein vorsichtiges, aber aktives Ansprechen sexueller Fragen und Themen seitens des Arztes/der Ärztin erforderlich.


Author(s):  
Dirk K. Wolter

Zusammenfassung. Zielsetzung: Übersicht über Suchtpotenzial und andere Risiken von Opioidanalgetika im höheren Lebensalter. Methodik: Narrativ review. Literaturrecherche in PubMed (Suchbegriffe: opioid analgesics UND abuse; opioid analgesics UND dependence; opioid analgesics UND addiction; opioid analgesics UND adverse effects; jeweils UND elderly) sowie aktuellen einschlägigen Standardwerken; Auswahl nach altersmedizinischer Relevanz und Aktualität. Ergebnisse: Die Verordnung von Opioidanalgetika (OA) hat in den letzten 25 Jahren massiv zugenommen, die weitaus meisten Verordnungen entfallen auf alte Menschen und Menschen mit chronischen Nicht-Tumorschmerzen (CNTS). Die diagnostischen Kriterien für die Opiatabhängigkeit in ICD-10 und DSM-5 sind für die OA-Behandlung von CNTS ungeeignet. Bei langfristiger OA-Behandlung bei CNTS kann eine spezifische Form von Abhängigkeit entstehen, die nicht mit der illegalen Opiat-(Heroin-)Sucht gleichzusetzen ist. Vorbestehende Suchterkrankungen und andere psychische Störungen sind die wesentlichsten Risikofaktoren. Weitere Nebenwirkungen sind zu beachten. Schmerztherapie bei Suchtkranken stellt eine besondere Herausforderung dar. Schlussfolgerungen: Die Anwendung von OA bei CNTS verlangt eine sorgfältige Indikationsstellung. Die besondere Form der Abhängigkeit von OA ist nicht ausreichend erforscht und wird zu wenig beachtet.


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