Differenzialdiagnostik nicht-entzündlicher Gelenkschmerzen/-schwellungen bei Kindern und Jugendlichen

2019 ◽  
Vol 44 (03) ◽  
pp. 176-185
Author(s):  
Boris Hügle

ZusammenfassungMuskuloskelettale Symptome der Gelenke sind ein häufiger Grund für Vorstellungen beim Kinderarzt, für die betroffenen Kinder jedoch nicht selten schwer zu beschreiben. Der untersuchende Arzt muss dann erkennen, ob die Gelenkschmerzen durch eine entzündliche oder nicht-entzündliche Erkrankung verursacht werden. Eine sorgfältige Anamnese kann wertvolle Hinweise auf die zugrundeliegende Ursache geben, die durch die körperliche Untersuchung weiter eingeengt werden kann. Insbesondere das Alter, das Schmerzmuster mit Tagesrhythmik und die Begleitsymptome sowie der Allgemeinzustand des Kindes helfen dem geübten Untersucher rasch weiter. Auch wenn das Spektrum der nicht-entzündlichen Gelenkerkrankungen weit und die Liste v. a. seltener Differenzialdiagnosen lang ist, lohnt es sich, einen Überblick über die häufigsten Ursachen zu behalten, um rasch zielgerichtete Untersuchungen zu veranlassen und überflüssige Diagnostik zu vermeiden. Wichtige Bereiche, die in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden, sind v. a. maligne Erkrankungen, orthopädische Erkrankungen und chronische Schmerzstörungen. Aber auch alimentäre und andere Erkrankungen können im Kindesalter zu Gelenk- und Muskelschmerzen führen.

2004 ◽  
Vol 61 (6) ◽  
pp. 389-396
Author(s):  
Atanackovic
Keyword(s):  

Neuere Studien belegen, dass eine ständige Überwachung der Entstehung und des Verlaufs maligner Erkrankungen durch das Immunsystem stattfindet. Diese Erkenntnisse rechtfertigen die Hoffnung, dass in naher Zukunft effektive Vakzinierungsstrategien für Patienten mit soliden Tumoren entwickelt werden können. Durch den Zuwachs an Informationen über tumorassoziierte Antigene wurde eine ganze Reihe attraktiver Zielstrukturen für T-Zell-basierte Immuntherapien bereitgestellt. Neuere Methoden zum T-Zell-Monitoring ermöglichen die vergleichende Erfassung der Effektivität eines Tumorvakzins. Das Antigen sollte in einer Form verabreicht werden, die sowohl die Induktion von spezifischen CD4+ als auch CD8+ T-Zellen ermöglicht. Adjuvantien sollten systematisch auf ihre Fähigkeit untersucht werden, eine effektivere T-Zell-Antwort zu unterstützen und toleranzinduzierende Mechanismen zu brechen. Die genaue Erforschung der Mechanismen, mit denen maligne Erkrankungen der Immunüberwachung durch T-Zellen entgehen können, wird wichtige neue Therapiestrategien zur Behandlung solider Tumore eröffnen. Bisherige Erkenntnisse legen nahe, dass die Fähigkeit einer Krebserkrankung Escape-Mechanismen zu entwickeln mit ihrem Fortschreiten zunimmt. Zukünftige Studien sollten daher eher Patienten in frühen Stadien oder im adjuvanten Setting einbeziehen.


2000 ◽  
Vol 57 (2) ◽  
pp. 59-61
Author(s):  
Schöpf

Eingangs wird die Wichtigkeit betont, Depressionen in der klinischen Praxis festzustellen. Der Autor weist auf die moderne Diagnostik mit operationalisierten Kriterien hin und zeigt Schwierigkeiten auf, die sich bei der Diagnosestellung ergeben können. Besonders atypische Symptome und komorbide psychische Störungen können dazu führen, daß das depressive Syndrom übersehen wird. Gelegentlich bleibt es unsicher, ob eine Depression vorliegt oder nicht. In solchen Fällen soll man im allgemeinen eine Depressionsbehandlung versuchen.


2018 ◽  
Vol 75 (5) ◽  
pp. 316-328
Author(s):  
Christian Ansprenger ◽  
Emanuel Burri

Zusammenfassung. Die Diagnose und auch die Überwachung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ruht auf mehreren Säulen: Anamnese, körperliche Untersuchung, Laborwerte (im Blut und Stuhl), Endoskopie, Histologie und Bildgebung. Die Diagnose kann nicht anhand eines einzelnen Befundes gestellt werden. In den letzten Jahren hat sich das Therapieziel weg von klinischen Endpunkten hin zu endoskopischen und sogar histologischen Endpunkten entwickelt. Für einige dieser neuen Therapieziele existiert allerdings noch keine allgemein gültige Definition. Regelmässige Endoskopien werden von Patienten schlecht toleriert, weshalb Surrogat-Marker wie Calprotectin untersucht wurden und eine gute Korrelation mit der mukosalen Entzündungsaktivität nachgewiesen werden konnte. Entsprechend zeigte sich bei Morbus Crohn eine Algorithmus-basierte Therapiesteuerung – unter anderem basierend auf Calprotectin – einer konventionellen Therapiesteuerung überlegen. Die Überwachung der medikamentösen Therapie («Therapeutic Drug Monitoring» [TDM]) ist ein zweites Standbein des Monitoring von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Mit zunehmendem Einsatz vor allem der Biologika-Therapien wurden sowohl reaktives TDM (in Patienten mit klinischem Rezidiv) als auch proaktives TDM (in Patienten in Remission / stabiler Erkrankung) untersucht und haben (teilweise) Eingang in aktuelle Richtlinien gefunden. Zukünftige Studien werden die vorgeschlagenen Therapieziele besser definieren und den Nutzen der medikamentösen Therapieüberwachung auf den Krankheitsverlauf weiter untersuchen müssen.


2018 ◽  
Vol 75 (4) ◽  
pp. 199-207
Author(s):  
Raphaël Tamò ◽  
Marianne Rohrbach ◽  
Matthias Baumgartner ◽  
Felix Beuschlein ◽  
Albina Nowak

Zusammenfassung. Lysosomale Speicherkrankheiten (LSK) sind eine Gruppe von über 50 hereditären Erkrankungen, welche durch eine gestörte lysosomale Funktion charakterisiert sind. Das Lysosom fungiert als Recyclinganlage der Zelle. Der Grossteil der LSK wird durch einen Mangel an sauren Hydrolasen ausgelöst. Der gestörte Metabolismus führt dann zur Akkumulation komplexer Moleküle. Die klassische Einteilung der LSK orientiert sich an diesen Hauptspeichermolekülen und unterscheidet Sphingolipidosen (Glykosphingolipide), Mukopolysaccharidosen (Glykosaminoglykane) und Oligosaccharidosen (Oligosaccharide, Glykoproteine) (In Klammern jeweils das Hauptspeichermolekül). Die moderne Einteilung weitet den Begriff auf alle Erkrankungen aus, welche einen Defekt einer Komponente zeigen, die für die normale Funktion des Lysosoms nötig ist. Dies können lysosomale Membranproteine, Aktivatorproteine, Transportproteine oder nicht-lysosomale Proteine sein. Mit einer gemeinsamen Inzidenz von etwa 16 Fällen pro 100’000 Lebendgeburten sind die LSK insgesamt seltene Erkrankungen. Ergebnisse aus Screening-Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass die Inzidenz unter Lebendgeburten unterschätzt wird. Die häufigsten LSK sind die beiden Sphingolipidosen Morbus Gaucher und Morbus Fabry. Die Gemeinsamkeiten der LSK bezüglich ihrer Symptomatik sind die systemischen Manifestationen und die häufige zerebrale Beteiligung. Die Ausprägung der Symptome ist innerhalb der Erkrankungen sehr unterschiedlich. Die pathophysiologischen Prozesse sind vielfältig und nicht durch blosse Überladung und konsekutiven Untergang der Zelle bedingt. Therapeutisch sind verschiedene Angriffspunkte vorhanden: die Substitution der Enzyme mittels Enzymersatztherapie, die Gentherapie oder hämatopoetischen Stammzelltransplantation, die Stabilisierung der defekten Enzyme durch pharmakologische Chaperone sowie die Verringerung der Substrate durch Substratreduktionstherapie.


2005 ◽  
Vol 36 (4) ◽  
pp. 215-225 ◽  
Author(s):  
Birte Englich
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Ausgehend von bisherigen Befunden zu Ankereffekten in der richterlichen Urteilsbildung sowie dem Modell selektiver Zugänglichkeit untersucht die vorliegende Studie, inwieweit auch parteiische Zwischenrufe im Gerichtssaal einen Einfluss auf strafrechtliche Entscheidungen haben können. In einem 2 × 2-faktoriellen Experiment lasen 177 RechtsreferendarInnen vollständige und realistische Materialien zu einem Vergewaltigungsfall, bei dem ein offensichtlich parteiischer Zwischenrufer aus dem Zuschauerraum eine niedrige oder hohe Strafe forderte. Je nach Versuchsbedingung wurden die UntersuchungsteilnehmerInnen gebeten oder nicht, sich kurz mit dieser Zwischenruferforderung zu beschäftigen. Zentrale abhängige Variable war die richterliche Strafzumessung in Monaten. Die Ergebnisse belegen einen deutlichen Ankereffekt der parteiischen Zwischenruferforderung auf die richterliche Entscheidungsfindung. Notwendige Voraussetzung für diesen Einfluss war hierbei eine Beschäftigung mit der irrelevanten Zahlenvorgabe. Dieses Ergebnis wird anhand des Modells selektiver Zugänglichkeit interpretiert. Chancen und Grenzen der Korrektur solcher Ankereffekte irrelevanter Forderungen im Gerichtssaal werden beleuchtet.


2014 ◽  
Vol 71 (3) ◽  
pp. 135-139 ◽  
Author(s):  
Christian Löser

Mangelernährung ist ein hochrelevanter unabhängiger klinischer Risiko- und signifikanter Kostenfaktor mit wissenschaftlich überzeugend belegten klinischen Folgen. Die Ursachen für das Auftreten einer Mangelernährung sind komplex und in der Regel multifaktoriell und beinhalten neben einer Vielzahl unterschiedlicher medizinischer Faktoren sehr häufig auch nicht medizinische Gründe, wie soziale Isolation, die Unfähigkeit, sich selbständig gesundes Essen zu beschaffen und zuzubereiten sowie Armut. Die Entwicklung einer klinisch relevanten Mangelernährung äußert sich neben einem Gewichtsverlust in einer Vielzahl unspezifischer und spezifischer körperlicher Symptome und Beschwerden und im Einzelfall durch konkrete Symptome/Erkrankungen bei spezifischem Mikronährstoffmangel. Bei Patienten mit Risiko für Mangelernährung sollte durch systematisches Nachfragen und eine gezielte körperliche Untersuchung eine relevante Mangelernährung frühzeitig diagnostiziert und die individuell zugrunde liegenden Ursachen evaluiert werden, damit möglichst zeitgerecht eine adäquate Ernährungsintervention eingeleitet werden kann.


2010 ◽  
Vol 67 (7) ◽  
pp. 359-366
Author(s):  
Nicole Bürki

Immer mehr Frauen erkranken bereits in jungen Jahren an einem Mamma- oder Ovarialkarzinom. Die GynäkologInnen und HausärztInnen sehen sich somit zunehmend mit der Frage konfrontiert, ob bei einer ihrer PatientInnen eine genetische Prädisposition dafür vorliegt oder nicht. Sie stellen die Weichen für eine genetische Beratung und tragen wesentlich zur Erfassung und Betreuung von HochrisikopatientInnen bei. In dieser Review wird die molekulare Basis des hereditären Mamma- und Ovarialkarzinoms mit Mutationen vorzugsweise im BRCA1 und BRCA2-Gen beschrieben und dabei die Problematik der unterschiedlich hohen Penetranz aufgezeigt. Es wird dargelegt, welche Aspekte der persönlichen Anamnese und der Familienanamnese in die Risikoeinschätzung für das Vorliegen einer Genmutation einfließen und wie diese erfolgt. Kriterien, nach denen eine Zuweisung zur genetischen Beratung indiziert ist, werden präsentiert. Zudem werden Themen aufgezeigt, die in der genetischen Beratung vor und nach einer Gentestung diskutiert werden sollten. Schlussendlich wird darauf eingegangen, welche Maßnahmen einer Frau mit nachgewiesener BRCA1 oder BRCA2-Mutation zur Reduktion ihres Karzinomrisikos angeboten werden können, nämlich: Früherkennung, Chemoprävention und prophylaktisch chirurgische Maßnahmen. Kurz wird auch auf die empfohlenen Screeningmaßnahmen bei einem Mann mit einer nachgewiesenen Mutation eingegangen.


2020 ◽  
Vol 77 (5) ◽  
pp. 227-233
Author(s):  
Kirusigan Pavotbawan ◽  
Thomas S. Müller

Zusammenfassung. Der eingewachsene Grosszehennagel ist eine der häufigsten Fusserkrankungen in der hausärztlichen Praxis. Ein falsch oder nicht behandelter Unguis incarnatus führt oft zu einem unnötig langen Leidensweg mit negativen Auswirkungen auf den Alltag der Patienten. Bis heute gibt es keinen Goldstandard in der Behandlung und ein chirurgisches Verfahren ist meist die allerletzte Option. Ein Grund mag die grosse Auswahl an konservativen und chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten sein, ein anderer, die hohe Rezidivrate (bis > 30 %) nach chirurgischen Verfahren. Wir sind der Meinung, dass diese hohe Rezidivrate womöglich Ausdruck fehlerhaft durchgeführter Eingriffe ist. In diesem Artikel werden wir schrittweise die minimal-invasive partielle Nagelavulsion mit partieller Matrixektomie darstellen, welche wir seit Jahren in unserer Klinik durchführen. Unsere Erfahrung zeigt, dass diese Methode sehr gute funktionelle, kosmetische und rezidivfreie Langzeitresultate aufweist.


2009 ◽  
Vol 22 (1) ◽  
pp. 11-16 ◽  
Author(s):  
Andreas Kaiser ◽  
Renate Gusner-Pfeiffer ◽  
Hermann Griessenberger ◽  
Bernhard Iglseder

Im folgenden Artikel werden fünf verschiedene Versionen der Mini-Mental-State-Examination dargestellt, die alle auf der Grundlage des Originals von Folstein erstellt wurden, sich jedoch deutlich voneinander unterscheiden und zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, unabhängig davon, ob das Screening von erfahrenen Untersuchern durchgeführt wird oder nicht. Besonders auffällig ist, dass Frauen die Aufgaben «Wort rückwärts» hoch signifikant besser lösten als das «Reihenrechnen». An Hand von Beispielen werden Punkteunterschiede aufgezeigt.


Praxis ◽  
2006 ◽  
Vol 95 (17) ◽  
pp. 663-669 ◽  
Author(s):  
Buchmann ◽  
Dinçler

Die Entwicklung der laparoskopischen Chirurgie begann 1901 mit der Coelioskopie zu diagnostischen Zwecken und 1983 mit der ersten Appendektomie. Eine weltweite Verbreitung erlebte sie seit 1987 mit der Cholezystektomie. 1991 wurde erstmals sowohl die Hemikolektomie rechts als auch die Sigmaresektion beschrieben. Die anfängliche Euphorie dämpften die ersten Mitteilungen von Port-site-Metastasen. Die Kontroverse, ob beim Karzinom laparoskopisch operiert werden dürfe oder nicht, löste einen Forschungsboom aus. Im Jahr 2000 stand eindeutig fest, dass Port-site-Metastasen etwa gleich häufig wie «Drain-site-Metastasen» bei der offenen Chirurgie sind (um 0.9%). Die randomisierten Studien zum Vergleich laparoskopisch versus offen belegen keine Unterschiede bezüglich der Langzeitergebnisse beim Kolonkarzinom. In erfahrenen Händen gilt dies auch für das Rektumkarzinom. Die Lernkurve ist dabei von grosser Bedeutung. Sie wird mit 30 bis 70 Operationen angegeben, je nachdem ob nur die Operationsdauer oder zusätzlich andere Kriterien berücksichtigt werden (z.B. Umsteigerate, Komplikationen). Mit zunehmender Übung sinkt auch der intraoperative Materialaufwand, sodass die minimal-invasive Technik gesamthaft gesehen billiger wird als die offene Methode. Bei solchen Kalkulationen muss berücksichtigt werden, dass die rasche Wiedereingliederung eines Menschen in den Alltag volkswirtschaftlich gesehen profitabel ist und dass nach laparoskopischen Eingriffen gewisse Faktoren des Lebensqualitätsscores (SF-36) in der Langzeitbeobachtung signifikant besser sind. 2006 hat sich die laparoskopische kolorektale Chirurgie etabliert. Weil sie das Immunsystem weniger beeinträchtigt, wird spekuliert, dass sie sogar bessere Langzeitergebnisse zeigen wird. Dies müssen aber erst künftige Studien beweisen.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document