Fäkaler Mikrobiom-Transfer (FMT) – eine Übersicht

2019 ◽  
Vol 13 (04) ◽  
pp. 223-229
Author(s):  
Christoph Lübbert

ZusammenfassungDie humane intestinale Mikrobiota hat wichtige metabolische und immunologische Funktionen für das Individuum und ist Bestandteil der Abwehr gegenüber pathogenen Erregern im Gastrointestinaltrakt. Antibiotika, Probiotika, diätetische Maßnahmen wie Präbiotika sowie als relativ neu etablierte Methode der fäkale Mikrobiom-Transfer (FMT, auch fäkale Mikrobiota-Transplantation) können die Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms beeinflussen. Als FMT wird die Übertragung von Stuhlmikroorganismen, vornehmlich Bakterien, aber auch Bakteriophagen, Pilzen und Viren eines gesunden humanen Spenders in den Gastrointestinaltrakt eines Patienten bezeichnet. Diese Maßnahme soll der Wiederherstellung einer normalen Darmmikrobiota bei Patienten mit einer Dysbiose-assoziierten Erkrankung dienen. Die bislang einzige Indikation für einen FMT ist die multipel rezidivierende Clostridioides difficile-Infektion (CDI). Über 85 % betroffener Patienten können in dieser Situation durch eine „Stuhltransplantation“ erfolgreich und dauerhaft geheilt werden. Als mögliche weitere Anwendungsgebiete werden chronisch-entzündliche und funktionelle Darmerkrankungen, nicht-alkoholisch bedingte Fettlebererkrankung, Insulinresistenz, morbide Adipositas, multiple Sklerose (MS) oder idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) diskutiert. Die Evaluation in klinischen Studien ist noch unvollständig. Die Durchführung des FMT unterliegt in Deutschland dem Arzneimittelgesetz (AMG) als individuelle Heilmittelzubereitung, an deren Herstellung und Durchführung der behandelnde Arzt verantwortlich und persönlich beteiligt sein muss. Notwendig ist eine sorgfältige Spenderselektion durch genaue Anamnese, klinische Untersuchung, Blut- und Stuhluntersuchungen.

2010 ◽  
Vol 29 (05) ◽  
pp. 267-272
Author(s):  
O. Aktas ◽  
H.-P. Hartung

ZusammenfassungDie Multiple Sklerose (MS) ist die in unseren Breitengraden häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die bereits im jungen Erwachsenenalter zu deutlichen neurologischen Behinderungen führen kann. Obwohl eine ursächlich kurative Behandlung der MS nicht möglich ist, konnten in den letzten Jahren aus der grundlagenorientierten MS-Forschung neue therapeutische Konzepte entwickelt werden. Neuesten Erkenntnissen nach sind bereits in Anfangsstadien der MS ausgeprägte entzündlich-neurodegenerative Veränderungen vorhanden. Das Ausmaß der neuronalen Schädigung wird als ein wesentlicher Faktor für die tatsächlichen neurologischen Defizite der Patienten angesehen. Gleichzeitig legen klinische und experimentelle Befunde nahe, dass bestimmte Unterformen der MS immunologisch abgegrenzt werden können, so z. B. die Neuromyelitis optica (Devic-Syndrom). Der folgende Ausblick umreißt die wichtigsten Erkenntnisse zu diesen Bereichen und stellt neue Substanzen einschließlich oraler Therapieverfahren vor, die sich teilweise in fortgeschrittenen klinischen Studien bewährt haben und bald praktische Relevanz in der MS-Therapie gewinnen könnten.


2021 ◽  
Author(s):  
Sascha Hansen ◽  
Lena Wettinger ◽  
Philipp Keune

Die Multiple Sklerose (MS) gilt als die häufigste chronisch-entzündliche ZNS-Erkrankung des jungen Erwachsenenalters. Der Krankheitsverlauf kann sehr variabel sein und die Behandlung erfordert oft auch ein fundiertes neuropsychologisches Fachwissen. In diesem Band werden zunächst grundlegende Kenntnisse über das Störungsbild, Ätiologie, Pathogenese und Störungstheorien dargestellt. Anschließend werden elementare neuropsychologische Kenntnisse für die fundierte Erfassung kognitiver Beeinträchtigungen vermittelt. Dabei wird auch auf die bei MS häufig auftretenden Faktoren Fatigue und Depressivität als wichtige zusätzliche Aspekte eingegangen. Darauf aufbauend werden die Möglichkeiten neuropsychologischer Therapie bei MS diskutiert. Ein beispielhafter Aufbau einer achtsamkeitsbasierten Intervention wird vorgestellt. Schließlich wird anhand eines ausführlichen Fallbeispiels das komplexe Zusammenwirken neuropsychologischer, psychosozialer und affektiver Variablen beleuchtet.


Author(s):  
Burkhard Stoffels ◽  
Nils Sommer ◽  
Christine Berteld ◽  
Tim Vilz ◽  
Martin von Websky ◽  
...  

Zusammenfassung Einführung Komplikationen nach Anlage permanenter intestinaler Stomata sind häufig und führen zu gravierenden Problemen in der Stomaversorgung betroffener Patienten. Ziel dieser prospektiven, unizentrischen Nachbeobachtungsstudie war es, Spätkomplikationen im eigenen Patientenkollektiv zu erfassen und potenzielle Risikofaktoren herauszuarbeiten. Methoden Sämtliche Patienten unserer Klinik mit einer permanenten intestinalen Stomaanlage im Zeitraum 2006 – 2016 wurden in die Studie eingeschlossen. 50 Patienten haben einer Nachuntersuchung zugestimmt (14 weiblich [28%], 36 männlich [72%]). Es erfolgte die Analyse stomaassoziierter Komplikationen im Rahmen einer systematischen Nachuntersuchung (standardisierter Fragebogen, klinische Untersuchung, Sonografie Bauchdecke). Ergebnisse Das Indikationsspektrum beinhaltete Malignome (n = 27; 54%), Anastomoseninsuffizienzen (n = 10; 20%), akute Divertikulitiden (n = 7; 14%), chronisch entzündliche Darmerkrankungen (n = 5; 10%) sowie seltenere Indikationen. Die 3 häufigsten Spätkomplikationen waren peristomale Hautirritation (n = 25; 50%), parastomale Hernie (n = 14; 28%) und Stomaprolaps (n = 9; 18%). Akute Divertikulitiden führten zu vermehrten Stomaretraktionen (p = 0,012). Doppelläufige Stomata wiesen vermehrt Hernien (p = 0,044) und Prolabierungen (p = 0,047) auf. Ileostomata sind bezüglich peristomaler Hautirritationen problematisch (p = 0,021). Patientenalter, Geschlecht oder eine Stomaanlage im Rahmen einer Notfalloperation stellten in unserem Kollektiv keine unabhängigen Risikofaktoren für das Auftreten von Spätkomplikationen dar. Schlussfolgerung Die professionelle prä- und postoperative Stomatherapie/-pflege inklusive präoperativer Stomamarkierung und strukturierter stomaspezifischer Nachsorge durch Stomatherapeuten und Chirurgen sowie Hausärzte, ebenso wie eine stringente und zeitnahe Behandlung struktureller Komplikationen, können Spätkomplikationen permanenter intestinaler Stomata vorbeugen und mildern. Interessanterweise war die Stomaanlage im Rahmen einer Notfalloperation kein unabhängiger Risikofaktor für das Auftreten von Spätkomplikationen.


2019 ◽  
Vol 17 (02) ◽  
pp. 5-15
Author(s):  
Uwe Gröber

ZusammenfassungAls Ursachen für die chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) werden neben einer genetisch bedingten Prädisposition Infektionen und weitere Faktoren wie Rauchen, Übergewicht, Fehlernährung, Stress und Vitamin-D-Mangel diskutiert. Die Ernährung hat über die Darmmikrobiota direkten Einfluss auf die Gesundheit des ZNS. Es zeichnet sich ab, dass eine Ernährung mit ω-3-Fettsäuren und viel Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten durch positive Beeinflussung von Darmflora und Darmbarriere bei MS günstig wirkt. Besondere Bedeutung kommt Mikronährstoffen wie Antioxidanzien, Vitamin B12, Biotin und Vitamin A zu.


2017 ◽  
Vol 85 (11) ◽  
pp. 663-674 ◽  
Author(s):  
Samar S. Ayache ◽  
Moussa A. Chalah ◽  
Tania Kuempfel ◽  
Frank Padberg ◽  
Jean-Pascal Lefaucheur ◽  
...  

ZusammenfassungDie Multiple Sklerose (MS), eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, verursacht häufig körperliche Einschränkung, Affektstörungen, Fatigue und kognitive Störungen. Ein Teil der Letzten ist die soziale Kognition, die bei MS Patienten häufig beeinträchtigt ist. Sie umfasst die Theory of Mind, die Empathie und die soziale Wahrnehmung von Emotionen, die von Stimuli aus Gesichts-, Körper- und Stimmwahrnehmung geboten werden. Sozialkognitive Defizite verschlechtern die Affektdekodierung, die interpersonelle Kommunikation und die Lebensqualität. Trotz des Einflusses dieser Einschränkungen auf das Globalbefinden haben nur wenige Studien die Zusammenhänge und Überlappungen mit anderen MS Symptomen untersucht. Diese Übersichtsarbeit zielt auf die Definition und Anatomie sozialer Kognition ab und stellt die neuropsychologischen und bildgebenden Studien zur sozialen Kognition bei MS dar. Die Ergebnisse der verfügbaren Studien zeigen, dass sozialkognitive Defizite bereits in frühen Stadien der MS sichtbar sind. Über den Erkrankungsverlauf zeigen neuropsychologische und bildgebende Studien eine Zunahme der Krankheitsschwere und der Einschränkung der sozialen und nicht sozialen Kognition. Dies folgt der Hypothese eines Diskonnektionssyndroms bei zunehmender Zerstörung grauer und weißer Substanz. Diese strukturellen Läsionen übersteigen eine Schwelle an kompensatorischen und neuroplastischen Mechanismen und führen letztlich zum Auftreten der kognitiven Defizite. Angesichts der Belastung durch die Erkrankung ist eine weitere Untersuchung sozial-kognitiver Defizite bei MS dringend erforderlich, um Patienten spezifische therapeutische Ansätze zu bieten und die Lebensqualität zu verbessern.


2019 ◽  
Vol 68 (04) ◽  
pp. 211-216
Author(s):  
Uwe Gröber

ZusammenfassungMultiple Sklerose (auch Encephalomyelitis disseminata, ED) ist die häufigste chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Ursachen der Autoimmunerkrankung sind bis heute nicht vollständig geklärt. Die Wissenschaft vermutet jedoch zwischenzeitlich, dass genetische Faktoren nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die stetige Zunahme der Diagnoseprävalenz der Multiplen Sklerose in den letzten 30 Jahren wird v. a. in Verbindung gebracht mit einer Dysregulation des Immunsystems durch anthropogene Umweltveränderungen. Industriekost, die reich an gesättigten tierischen Fetten und raffinierten Kohlenhydraten ist, begünstigt die Entwicklung von entzündlichen Erkrankungen. Unsere Ernährung beeinflusst über die Mikroorganismen im Darm die Immunzellen des Gehirns und damit auch den Verlauf von MS.


2017 ◽  
Vol 09 (05) ◽  
pp. 42-46
Author(s):  
Friedemann Paul

ZusammenfassungMultiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die meist initial schubförmig-remittierend verläuft (RRMS) und häufig in einen sekundär chronisch-progedienten Verlauf (SPMS) übergeht. Zu den Symptomen zählen temporäre oder dauerhafte neurologische Ausfälle unter Umständen aller Funktionssysteme. Für die verlaufsmodifizierende Behandlung stehen zugelassene Medikamente zur Verfügung, deren Auswahl von Verlaufsform und Stadium der Erkrankung abhängt und zudem Patienten-Präferenzen berücksichtigen sollte. Empfohlen wird ein früher Beginn der MS-spezifischen Immuntherapie, um eine spätere Gewebeschädigung oder neurologische Behinderung zu verhindern bzw. hinauszuzögern.Der Refresher vermittelt die Verlaufsformen der Multiplen Sklerose und die darauf abgestimmte verlaufsmodifizierende Pharmakotherapie.


2019 ◽  
Vol 28 (04) ◽  
pp. 259-267
Author(s):  
Olga Zimmermann ◽  
Klarissa Hanja Stürner

ZusammenfassungMultiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems mit hoher Prävalenz. Mehrere Studien zeigen die deutlich erhöhte Häufigkeit sowohl von Frakturen als auch einer Osteoporose bei MS-Erkrankten: So besteht ein in mehreren Studien gezeigtes knapp 3-fach erhöhtes Hüftfrakturrisiko bei MS-Patienten, die Prävalenz von Osteopenie und Osteoporoserate ist bis zu 10-fach gegenüber der Normalbevölkerung erhöht. Der deutlichste Zusammenhang besteht zwischen dem Osteoporoserisiko und -ausmaß und dem Grad der Immobilität, aber auch die entzündliche Krankheitspathologie sowie Lebensstilfaktoren wie Vitamin D, Rauchen, sowie hormonelle Dysregulationen, Begleiterkrankungen und Medikamente tragen grundsätzlich und kumulativ zum erhöhten Osteoporose- und Frakturrisiko bei. Das deutlich erhöhte Osteoporose und Frakturrisiko wird im klinischen Alltag von MS-Patienten nur selten thematisiert, obwohl schon früh eine negative Beeinträchtigung des Knochenstoffwechsels vorliegt. Frakturrisiko und Osteoporose sind daher eine bisher unterschätzte Problematik bei MS-Erkrankten, die in einem präventiven Ansatz früh von den Behandlern thematisiert werden sollte. Ausgleich einer Vitamin D-Defizienz und vor allem ein Erhalt der Mobilität sind die am besten durch Daten belegten präventiven Maßnahmen zur Vermeidung einer fortschreitenden Osteoporose und zur Reduktion des Frakturrisikos.


2020 ◽  
Vol 2 (4) ◽  
pp. 154-155
Author(s):  
Michael Sticherling

Bei der Psoriasis (PsO) und Multiplen Sklerose (MS) handelt es sich um zwei chronisch-entzündliche T-zellulär vermittelte Erkrankungen, die beide Assoziationen mit anderen inflammatorischen und autoimmunen Erkrankungen zeigen. Die Korrelation von PsO und MS ist allerdings aufgrund der geringen und widersprüchlichen Studienlage umstritten.


neuroreha ◽  
2019 ◽  
Vol 11 (04) ◽  
pp. 149-154 ◽  
Author(s):  
Peter Flachenecker

Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche und neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), deren Pathogenese in einer fehlgeleiteten Immunreaktion autoreaktiver Zellen gegenüber Myelin und Axonen gesehen wird. Nach dem derzeitigen Wissensstand wird diese autoimmune Reaktion sowohl durch genetische als auch durch Umweltfaktoren modifiziert, was schließlich zur Markscheidenschädigung (Demyelinisierung) und axonalen Degeneration führt. Zwar sind die zugrunde liegenden Ursachen weiterhin unbekannt. Die umfangreichen Forschungsbemühungen der letzten Jahre haben aber zu wichtigen Erkenntnissen im Hinblick auf Epidemiologie und Diagnostik geführt und neue (immunologische) Therapieansätze ergeben.


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