«Low Carb»-Diäten bei Adipositas
Diäten mit niedrigem Kohlenhydratgehalt («Low-Carb»-Diäten) sind in den letzten Jahren in angelsächsischen Ländern in Mode gekommen, nachdem kontrollierte Studien im Vergleich zu fettarmen Diäten eine 3–6 kg stärkere Gewichtsabnahme zeigten. Allerdings waren die Unterschiede nur in den ersten sechs Monaten, nicht aber nach zwölf Monaten statistisch signifikant. Die Gründe für die spezifische gewichtsreduzierende Wirkung dieser Diäten sind in der initialen Phase ein Wasserverlust. Später spielen mehre Faktoren, wie eine beschränkte Nahrungsmittelauswahl, die sättigende Wirkung der reichlich konsumierten Proteine und die appetithemmende Wirkung der Ketose eine Rolle. Die kontrollierten Studien zeigten auch, dass das LDL-Cholesterin nicht anstieg, ja es wurde sogar eine günstige Zunahme des HDL-C und eine Abnahme der Serumtriglyzeride beobachtet. Auch wenn diese Diäten offenbar über beschränkte Zeit «funktionieren», sind sie problematisch, da eine hohe Proteineinnahme oft mit einer erhöhten Zufuhr von gesättigten Fetten einhergeht, zudem die Aufnahme von pflanzlichen Schutzstoffen (Antioxidantien und wasserlösliche Vitamine) und von Nahrungsfasern gering ist. Damit ist ihre präventive Wirkung auf atherosklerotische Erkrankungen, auf Hypertonie, Diabetes und nahrungsabhängige Krebsformen fraglich. Zudem verleiden «Low-Carb»-Diäten auf Dauer und führen zu ernährungsmäßigem Außenseitertum. Sie sind aus all diesen Gründen deshalb grundsätzlich abzulehnen. Sinnvolle Ernährungsformen bei Adipositas sollten zeitlich unbeschränkt durchgeführt werden können und mit mehr körperlicher Bewegung und Verhaltenstherapie kombiniert werden.