Prasugrel, ein neues Thienopyridin
ZusammenfassungMit Einführung der Thienopyridine, insbesondere des Clopidogrels, standen erstmals oral wirksame therapeutische Alternativen zu Azetylsalizylsäure (ASS) als Antiplättchensubstanzen zur Verfügung. Trotz guter klinischer Wirksamkeit zeigte sich mit zunehmendem Gebrauch aber auch, dass Clopidogrel eine hohe interindividuelle Variabilität der Antiplättchenwirkung aufweist, die wahrscheinlich auch therapierelevant ist. Eine solche unzureichende Plättchenfunktionshemmung tritt nach Ergebnissen von ex vivo Labortesten bei ca. 20–30% der behandelten Patienten auf. Prasugrel ist ein neues, oral wirksames Thienopyridin, das ein ähnliches Wirkungsspektrum wie Clopidogrel aufweist. Wie Clopidogrel ist auch Prasugrel ein Prodrug, aus dem der aktive Metabolit in der Leber über Zytochrome entsteht. Allerdings scheinen verschiedene Zytochrome in unterschiedlichem Ausmaß an der Bioaktivierung von Clopidogrel und Prasugrel beteiligt zu sein.Die Pharmakodynamik von Prasugrel entspricht qualitativ der von Clopidogrel. So hemmt auch Prasugrel bzw. der daraus entstehende aktive Metabolit R-138727 irreversibel den P2Y12-Rezeptor für ADP. Ähnlich wie Clopidogrel – aber im Gegensatz zu ASS – beeinflusst auch Prasugrel nicht den Arachidonsäurestoffwechsel. Dies führt zu synergistischen Antiplättchenwirkungen mit ASS als Inhibitor der Thromboxansynthese sowie mit Prostazyklin als Stimulator der Plättchen-cAMP-Bildung.Prasugrel wirkt oral rascher und stärker als Clopidogrel. Dies erlaubt eine geringere Dosierung trotz vergleichbarer in vitro Aktivität des aktiven Metaboliten. Diese pharmakodynamischen Vorzüge von Prasugrel im Vergleich zu Clopidogrel beruhen vor allem auf der Pharmakokinetik, die zu einem höheren Anteil des aktiven Metaboliten führt. Die Umsetzungsrate in den aktiven Metaboliten beträgt bei Clopidogrel nur etwa 10–15%. Klinisch lassen sich durch Prasugrel eine höhere therapeutische Effektivität und eine Verminderung von Resistenzen erwarten. Inwieweit dies mit einer erhöhten Rate von Blutungskomplikationen einhergeht, wird eine klinische Phase-III-Studie bei PCI-Patienten zeigen, deren erste Ergebnisse noch in diesem Jahr erwartet werden.