Diagnostik und Therapie der HIV-assoziierten Lymphome: Update 2021

2021 ◽  
Vol 146 (11) ◽  
pp. 724-727
Author(s):  
Marcus Hentrich

Was ist neu? Epidemiologie und Risikofaktoren Bei Personen mit HIV ist das Risiko für ein Non-Hodgkin-Lymphom (HIV-NHL) bzw. Hodgkin-Lymphom (HIV-HL) auch unter kombinierter antiretroviraler Therapie um das 10–20- bzw. 5–15-Fache erhöht. Wichtige Risikofaktoren sind der CD4-Zell-Nadir und die kumulative HIV-Viruslast. Prognose Die Prognose wird durch den pathologischen Subtyp und den Internationalen Prognose-Index sowie durch die Zahl der CD4-Zellen bei Lymphom-Diagnose und durch molekulare Marker wie die Expression von MYC oder BCL2 bestimmt. Therapie Standardtherapie des diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms sind 6 Zyklen R-CHOP. Patienten mit Burkitt-Lymphom erhalten eine Therapie nach dem B-ALL/NHL-Protokoll der GMALL. Für das plasmoblastische Lymphom ist keine Standardtherapie etabliert, Therapie der Wahl sind CHOP oder EPOCH plus Bortezomib. Die Prognose von Patienten mit primärem Erguss-Lymphom ist weiterhin ungünstig. In kleinen Fallserien wurden relativ gute Ergebnisse mit DA-EPOCH ± Bortezomib erzielt. Die Ganzhirnbestrahlung ist bei Patienten mit HIV und primärem ZNS-Lymphom obsolet. Protokolle mit HD-MTX sind gut machbar und effektiv. Hodgkin-Lymphom: Stadien-adaptierte Therapie mit ABVD und/oder BEACOPP basis. Bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer Erkrankung kommt eine Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation zum Einsatz. Zudem gibt es zahlreiche Fallberichte zur erfolgreichen Therapie mit Nivolumab oder Pembrolizumab. Rezidivtherapie Die Rezidivrate nach kompletter Remission beträgt bei Patienten mit NHL ca. 11 %. Standardtherapie ist die autologe Stammzelltransplantation, sofern Patienten dafür geeignet sind. Eine Therapie mit CAR-T-Zellen sollte HIV-Patienten nicht vorenthalten werden.

2021 ◽  
Vol 59 (02) ◽  
pp. 143-148
Author(s):  
Lisa Mehl ◽  
Jörg Schrader ◽  
Torsten Winterberg ◽  
Thies Daniels ◽  
Andreas Gross ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund In der Schwangerschaft diagnostizierte neuroendokrine Tumoren (NET) sind eine absolute Rarität. Die vorliegende Kasuistik beschreibt Diagnostik und Therapie eines im 2. Trimenon symptomatisch gewordenen metastasierten NET des Pankreas. Fallbeschreibung Eine 33-jährige Patientin stellte sich in der 19. Schwangerschaftswoche (SSW) mit persistierender Diarrhoe in der Notaufnahme vor. Laborchemisch fiel eine ausgeprägte Hyperkalzämie (3,53 mmol/l) auf. In der Bildgebung fand sich eine Raumforderung im Bereich des Pankreaskorpus/-schwanzes mit ausgedehnter Lebermetastasierung. Histologisch zeigte sich ein NET (G2, SSTR-positiv) mit einer paraneoplastischen Parathormon-related-Peptide-Sekretion als Ursache der Hyperkalzämie. Unter einer Therapie mit Octreotid normalisierte sich das Kalzium, die Diarrhoe sistierte. Nach Geburt eines gesunden Kindes (32. SSW per sectio) fand sich ein Progress; der Pankreastumor wurde komplett entfernt, die Leberfiliae so weit wie möglich. In einem postoperativen CT zeigten sich verbliebene metastasensuspekte Läsionen, eine palliative Therapie mit Lanreotid wurde eingeleitet. Darunter ist die Patientin seit einem Jahr symptomfrei, das Serumkalzium blieb normwertig. Das Kind entwickelte sich unauffällig. Diskussion Dieser ungewöhnliche Fall zeigt, dass es auch bei ausgedehnt metastasierten symptomatischen NETs in der Schwangerschaft weitreichende diagnostische und therapeutische Optionen geben kann, die in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit unter sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung für Mutter und Kind eine Fortführung der Schwangerschaft erlauben.


2018 ◽  
Vol 41 (03) ◽  
pp. 211-221
Author(s):  
Wolfgang Roll ◽  
Uta Dirksen ◽  
Matthias Weckesser

ZusammenfassungDie PET/CT wird bei vielen kindlichen Tumorentitäten eingesetzt und hat beim Hodgkin-Lymphom bereits Eingang in nationale und internationale Leitlinien gefunden. Die PET ermöglicht eine semiquantitative Messung der metabolischen Tumoraktivität und damit eine frühe Beurteilung des Therapieansprechens sowie der Vitalität von Tumorrestgewebe oder eines Rezidivs. Für verschiedene Fragestellungen stehen unterschiedliche metabolische und molekulare Marker zur Verfügung.In dieser Übersichtsarbeit werden Indikationen für PET im Kindesalter sowie die besonderen Anforderungen in der Durchführung und Befundung dargelegt. Abschließend wird die Bedeutung der neuen PET/MRT für die Diagnostik kindlicher Tumore diskutiert.


2020 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 153-162
Author(s):  
Pierre Hepp ◽  
Ralf Henkelmann

ZusammenfassungHandball zählt zu den beliebtesten Mannschaftssportarten in Deutschland. Bei Diagnostik und Therapie von Schulterverletzungen und Schulterbeschwerden muss zwischen der sportartspezifischen jahrelangen Adaptation und einer vermeintlichen Dekompensation zwingend unterschieden werden. Im Gegensatz zu reinen Wurfsportarten, wie z. B. Baseball oder Speerwerfen, werden im Handball wegen des gleichzeitigen Gegnerkontaktes die beabsichtigten Bewegungsabläufe durch erlaubte und unerlaubte Behinderungen oft plötzlich und ruckartig beeinflusst. Hierdurch können zusätzliche Verletzungen entstehen. Der Übergang einer physiologisch adaptierten Handballer-Schulter zu einer therapiebedürftigen pathologischen Werfer-Schulter ist meist fließend. Die Werfer-Schulter ist durch eine Leistungseinschränkung charakterisiert, die durch Schmerzen in der Schulter bei wiederholter sportartspezifischer Belastung hervorgerufen wird. Neben einer gründlichen klinischen Untersuchung ist, aufgrund der Tatsache, dass Veränderungen der Handballer-Schulter sich in der Muskultur, den Sehnen und im Knochen im Sinne von Überlastungsreaktionen (bone bruise) darstellen, das MRT die bevorzugte Untersuchungsmethode. Neben einer Sportkarenz und einer suffizienten Schmerztherapie sollte eine gezielte Physiotherapie erfolgen. Die Interpretation der MRT-Ergebnisse sollte immer mit den Symptomen und den klinischen Untersuchungsergebnissen abgeglichen werden. Indikationen zur Operation sind eine ausbleibende Besserung nach gezielter Schmerz- und Physiotherapie, strukturelle Schäden entsprechend der Symptome ohne Heilungschance bzw. mit höherer Gewissheit der Verbesserung der Beschwerden und Funktion durch eine Operation. Nach einer operativen Therapie spielt die anschließende Rehabilitation eine große Rolle. Eine Sportfähigkeit ist je nach Verletzung in bis zu 90 % wieder möglich.


Author(s):  
Kathrin Kleinbrahm ◽  
Frank Wappler ◽  
Samir G. Sakka

ZusammenfassungBei einer Sepsis sind eine adäquate Diagnostik und Therapie von wesentlicher prognostischer Bedeutung. Neben der Blutkulturanalyse werden u. a. Biomarker wie das Procalcitonin (PCT) in der Diagnostik und zur Steuerung der antibiotischen Therapie eingesetzt. Aktuelle Daten legen nahe, dass eine PCT-gesteuerte Therapie auch das Outcome verbessern kann. Das PCT als diagnostisches Instrument ist jedoch mit einigen Einschränkungen verbunden.


2020 ◽  
Vol 46 (01/02) ◽  
pp. 41-44
Author(s):  
M. M. Holtsche ◽  
D. Zillikens ◽  
C. D. Sadik

ZusammenfassungPemphigoid-Erkrankungen sind eine Gruppe von 7 Autoimmunerkrankungen, bei denen es durch Bildung von Autoantikörpern gegen Proteine des dermal-epidermalen Adhäsionskomplexes zu einer Entzündung der Haut und Schleimhäute kommt, die zur Bildung von Blasen und Erosionen führen können. Die einzelnen Pemphigoid-Erkrankungen weisen in ihrem klinischen Bild Ähnlichkeiten, teilweise aber auch erhebliche Unterschiede auf. Die genaue Differenzierung der einzelnen Pemphigoid-Erkrankungen ist oft nur durch eine gründliche immunpathologische Diagnostik möglich. Dies betrifft insbesondere die Differenzierung zwischen bullösem Pemphigoid, Epidermolysis bullosa acquisita und Anti-p200-Pemphigoid. Letztere ist die zuletzt definierte Pemphigoid-Erkrankung und die einzige mit immer noch unbekanntem Autoantigen. In dem vorliegenden Artikel präsentieren wir den typischen Verlauf eines Anti-p200-Pemphigoids und gehen detailliert auf die immunpathologische Diagnostik ein, die benötigt wird, um das Anti-p200-Pemphigoid von anderen Pemphigoid-Erkrankungen zu unterscheiden.


2020 ◽  
Vol 11 (03) ◽  
pp. 117-121
Author(s):  
Philipp Staber ◽  
Georg Hopfinger

WAS IST NEU? Neue WHO-Klassifikation 2017 für Lymphome und molekulare Marker Es erfolgte gegenüber der Version von 2008 eine genauere Definition einzelner Entitäten, wie z. B. dem anaplastischen großzelligen Lymphom (ALK). Darüber hinaus wird der Terminus des Enteropathie-assoziierten T-Zell-Lymphoms (EATCL, Typ 1) nunmehr für die mit einer Zöliakie assoziierten Form verwendet. Der Einsatz molekularer Marker mittels Next-Generation-Sequencing (NGS) ermöglicht einerseits eine bessere Differenzialdiagnostik; so ist z. B. das angioimmunoblastische Lymphom (AITL) durch das Vorliegen von TET2-, RHOA-, IDH2- und DNMT3A-Mutationen charakterisiert. Andererseits haben bestimmte Mutationen auch prognostische Bedeutung. Beim ALCL/ALK– ist der Nachweis eines DUSP22/IRF4-Rearrangements mit einer besseren, der Nachweis von TP63 mit einer schlechteren Prognose assoziiert. Klinisches Bild und Prognose Neben sog. B-Symptomatik und nodaler Manifestation können auch extranodale Manifestationen wie Hautinfiltrate in bis zu 20 % beobachtet werden. Als Zeichen eines dysregulierten Immunsystems können beim AITL eine polyklonale Hypergammaglobulinämie, Coombspositive hämolytische Anämie und Immundefizienz auftreten. Fortschritte in der Therapie Durch Kombination des Immunkonjugats Brentuximab-Vedotin (BV) mit Chemotherapie konnte erstmals ein positiver Effekt auf krankheitsfreies (PFS) und Gesamtüberleben (OS) bei CD30+-PTCL gezeigt werden. Ausblick Gegenwärtig werden neue Therapieansätze, z. B. mit der demethylierenden Substanz 5-Azacytidin bei AITL und PTCL mit einem T-Follikel-Helper-Type (TFH), geprüft.


2019 ◽  
Vol 144 (20) ◽  
pp. 1400-1404
Author(s):  
Georg Hopfinger ◽  
Philipp Staber

Was ist neu? Neue WHO-Klassifikation 2016 für Lymphome und molekulare Marker Es erfolgte gegenüber der Version von 2008 eine genauere Definition einzelner Entitäten, wie z. B. dem anaplastischen großzelligen Lymphom (ALK). Darüber hinaus wird der Terminus des Enteropathie-assoziierten T-Zell-Lymphoms (EATCL, Typ 1) nunmehr für die mit einer Zöliakie assoziierten Form verwendet. Der Einsatz molekularer Marker mittels Next-Generation-Sequencing (NGS) ermöglicht einerseits eine bessere Differenzialdiagnostik; so ist z. B. das angioimmunoblastische Lymphom (AITL) durch das Vorliegen von TET2-, RHOA-, IDH2- und DNMT3A-Mutationen charakterisiert. Andererseits haben bestimmte Mutationen auch prognostische Bedeutung. Beim ALCL/ALK– ist der Nachweis eines DUSP22 / IRF4-Rearrangements mit einer besseren, der Nachweis von TP63 mit einer schlechteren Prognose assoziiert. Klinisches Bild und Prognose Neben sog. B-Symptomatik und nodaler Manifestation können auch extranodale Manifestationen wie Hautinfiltrate in bis zu 20 % beobachtet werden. Als Zeichen eines dysregulierten Immunsystems können beim AITL eine polyklonale Hypergammaglobulinämie, Coombs-positive hämolytische Anämie und Immundefizienz auftreten. Fortschritte in der Therapie Durch Kombination des Immunkonjugats Brentuximab-Vedotin (BV) mit Chemotherapie konnte erstmals ein positiver Effekt auf krankheitsfreies (PFS) und Gesamtüberleben (OS) bei CD30+-PTCL gezeigt werden. Ausblick Gegenwärtig werden neue Therapieansätze, z. B. mit der demethylierenden Substanz 5-Azacytidin bei AITL und PTCL mit einem T-Follikel-Helper-Type (TFH), geprüft.


2021 ◽  
Vol 12 (02) ◽  
pp. 88-88
Author(s):  
Angelika Bischoff
Keyword(s):  
Car T ◽  

Das häufigste Non-Hodgkin-Lymphom bei Erwachsenen ist das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL). Hier hat es in den letzten 20 Jahren kaum Fortschritte gegeben. In der Primärtherapie gilt R-CHOP schon seit langem als Standard. Aber es gibt neue Optimierungskonzepte. In der Rezidivtherapie kann man von CAR-T-Zellen stabile Langzeitremissionen erwarten.


2021 ◽  
Vol 89 (03) ◽  
pp. 114-129
Author(s):  
Steffen Aschenbrenner ◽  
Thomas M. Schilling ◽  
Judith Grossmann ◽  
Tobias Heck ◽  
Magdalena Bossert

Psychische Störungen sind eine häufige Folge erworbener zentralnervöser Schädigungen. Nicht frühzeitig erkannt und behandelt, wirken sie sich negativ auf den Verlauf der neurologischen Rehabilitation aus. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie psychischer Störungen nach erworbener Schädigung des zentralen Nervensystems.


2020 ◽  
Vol 45 (03) ◽  
pp. 182-192
Author(s):  
Rocco Barazzoni ◽  
Stephan C. Bischoff ◽  
Joao Breda ◽  
Kremlin Wickramasinghe ◽  
Zeljko Krznaric ◽  
...  

ZusammenfassungDie COVID-19-Pandemie stellt Patienten und Gesundheitssysteme weltweit vor außergewöhnliche Herausforderungen und Bedrohungen. Akute Atemwegserkrankungen, die eine intensivmedizinische Therapie erfordern, sind eine Hauptursache für Morbidität und Mortalität bei COVID-19-Patienten. Es wird berichtet, dass immungeschwächten Personen, zu denen ältere Menschen, polymorbide Patienten sowie unterernährte Personen im Allgemeinen gehören, eine schlechtere Prognose und eine höhere Mortalität droht. Intensivmedizinische Behandlung, Polymorbidität und höheres Alter sind mit einem hohen Risiko für Unter- und Mangelernährung assoziiert, was per se einen relevanten Risikofaktor für eine höhere Morbidität und Mortalität bei chronischen und akuten Erkrankungen darstellt. Wichtig ist auch, dass längere Aufenthalte auf Intensivstation, wie sie für die Stabilisierung von COVID-19-Patienten häufiger erforderlich sind, und längere Aufenthalte auf der Intensivstation per se Unter- und Mangelernährung verursachen oder verschlechtern. Dabei kommt es auch zu schweren Verlusten von Skelettmuskelmasse und -funktion und folglich zur Behinderung, zu eingeschränkter Lebensqualität sowie zusätzlicher Morbidität. Prävention, Diagnostik und Therapie von Unter- und Mangelernährung sollten daher routinemäßig bei der Behandlung von COVID-19-Patienten berücksichtigt werden. Im vorliegenden Dokument möchte die Europäische Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) anhand von 10 praktischen Empfehlungen präzise Vorschläge für das Ernährungsmanagement von COVID-19-Patienten anbieten. Die praktischen Anleitungen betreffen Patienten auf Intensivstation und Personen mit höherem Alter und Polymorbidität, die mit Mangelernährung und deren negativen Auswirkungen auf das Überleben assoziiert sind.


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