Die „Handballer-Schulter“ im Fokus von Diagnostik und Therapie

2020 ◽  
Vol 34 (03) ◽  
pp. 153-162
Author(s):  
Pierre Hepp ◽  
Ralf Henkelmann

ZusammenfassungHandball zählt zu den beliebtesten Mannschaftssportarten in Deutschland. Bei Diagnostik und Therapie von Schulterverletzungen und Schulterbeschwerden muss zwischen der sportartspezifischen jahrelangen Adaptation und einer vermeintlichen Dekompensation zwingend unterschieden werden. Im Gegensatz zu reinen Wurfsportarten, wie z. B. Baseball oder Speerwerfen, werden im Handball wegen des gleichzeitigen Gegnerkontaktes die beabsichtigten Bewegungsabläufe durch erlaubte und unerlaubte Behinderungen oft plötzlich und ruckartig beeinflusst. Hierdurch können zusätzliche Verletzungen entstehen. Der Übergang einer physiologisch adaptierten Handballer-Schulter zu einer therapiebedürftigen pathologischen Werfer-Schulter ist meist fließend. Die Werfer-Schulter ist durch eine Leistungseinschränkung charakterisiert, die durch Schmerzen in der Schulter bei wiederholter sportartspezifischer Belastung hervorgerufen wird. Neben einer gründlichen klinischen Untersuchung ist, aufgrund der Tatsache, dass Veränderungen der Handballer-Schulter sich in der Muskultur, den Sehnen und im Knochen im Sinne von Überlastungsreaktionen (bone bruise) darstellen, das MRT die bevorzugte Untersuchungsmethode. Neben einer Sportkarenz und einer suffizienten Schmerztherapie sollte eine gezielte Physiotherapie erfolgen. Die Interpretation der MRT-Ergebnisse sollte immer mit den Symptomen und den klinischen Untersuchungsergebnissen abgeglichen werden. Indikationen zur Operation sind eine ausbleibende Besserung nach gezielter Schmerz- und Physiotherapie, strukturelle Schäden entsprechend der Symptome ohne Heilungschance bzw. mit höherer Gewissheit der Verbesserung der Beschwerden und Funktion durch eine Operation. Nach einer operativen Therapie spielt die anschließende Rehabilitation eine große Rolle. Eine Sportfähigkeit ist je nach Verletzung in bis zu 90 % wieder möglich.

2021 ◽  
Vol 59 (02) ◽  
pp. 143-148
Author(s):  
Lisa Mehl ◽  
Jörg Schrader ◽  
Torsten Winterberg ◽  
Thies Daniels ◽  
Andreas Gross ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund In der Schwangerschaft diagnostizierte neuroendokrine Tumoren (NET) sind eine absolute Rarität. Die vorliegende Kasuistik beschreibt Diagnostik und Therapie eines im 2. Trimenon symptomatisch gewordenen metastasierten NET des Pankreas. Fallbeschreibung Eine 33-jährige Patientin stellte sich in der 19. Schwangerschaftswoche (SSW) mit persistierender Diarrhoe in der Notaufnahme vor. Laborchemisch fiel eine ausgeprägte Hyperkalzämie (3,53 mmol/l) auf. In der Bildgebung fand sich eine Raumforderung im Bereich des Pankreaskorpus/-schwanzes mit ausgedehnter Lebermetastasierung. Histologisch zeigte sich ein NET (G2, SSTR-positiv) mit einer paraneoplastischen Parathormon-related-Peptide-Sekretion als Ursache der Hyperkalzämie. Unter einer Therapie mit Octreotid normalisierte sich das Kalzium, die Diarrhoe sistierte. Nach Geburt eines gesunden Kindes (32. SSW per sectio) fand sich ein Progress; der Pankreastumor wurde komplett entfernt, die Leberfiliae so weit wie möglich. In einem postoperativen CT zeigten sich verbliebene metastasensuspekte Läsionen, eine palliative Therapie mit Lanreotid wurde eingeleitet. Darunter ist die Patientin seit einem Jahr symptomfrei, das Serumkalzium blieb normwertig. Das Kind entwickelte sich unauffällig. Diskussion Dieser ungewöhnliche Fall zeigt, dass es auch bei ausgedehnt metastasierten symptomatischen NETs in der Schwangerschaft weitreichende diagnostische und therapeutische Optionen geben kann, die in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit unter sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung für Mutter und Kind eine Fortführung der Schwangerschaft erlauben.


Author(s):  
Kathrin Kleinbrahm ◽  
Frank Wappler ◽  
Samir G. Sakka

ZusammenfassungBei einer Sepsis sind eine adäquate Diagnostik und Therapie von wesentlicher prognostischer Bedeutung. Neben der Blutkulturanalyse werden u. a. Biomarker wie das Procalcitonin (PCT) in der Diagnostik und zur Steuerung der antibiotischen Therapie eingesetzt. Aktuelle Daten legen nahe, dass eine PCT-gesteuerte Therapie auch das Outcome verbessern kann. Das PCT als diagnostisches Instrument ist jedoch mit einigen Einschränkungen verbunden.


2020 ◽  
Vol 46 (01/02) ◽  
pp. 41-44
Author(s):  
M. M. Holtsche ◽  
D. Zillikens ◽  
C. D. Sadik

ZusammenfassungPemphigoid-Erkrankungen sind eine Gruppe von 7 Autoimmunerkrankungen, bei denen es durch Bildung von Autoantikörpern gegen Proteine des dermal-epidermalen Adhäsionskomplexes zu einer Entzündung der Haut und Schleimhäute kommt, die zur Bildung von Blasen und Erosionen führen können. Die einzelnen Pemphigoid-Erkrankungen weisen in ihrem klinischen Bild Ähnlichkeiten, teilweise aber auch erhebliche Unterschiede auf. Die genaue Differenzierung der einzelnen Pemphigoid-Erkrankungen ist oft nur durch eine gründliche immunpathologische Diagnostik möglich. Dies betrifft insbesondere die Differenzierung zwischen bullösem Pemphigoid, Epidermolysis bullosa acquisita und Anti-p200-Pemphigoid. Letztere ist die zuletzt definierte Pemphigoid-Erkrankung und die einzige mit immer noch unbekanntem Autoantigen. In dem vorliegenden Artikel präsentieren wir den typischen Verlauf eines Anti-p200-Pemphigoids und gehen detailliert auf die immunpathologische Diagnostik ein, die benötigt wird, um das Anti-p200-Pemphigoid von anderen Pemphigoid-Erkrankungen zu unterscheiden.


2021 ◽  
Vol 89 (03) ◽  
pp. 114-129
Author(s):  
Steffen Aschenbrenner ◽  
Thomas M. Schilling ◽  
Judith Grossmann ◽  
Tobias Heck ◽  
Magdalena Bossert

Psychische Störungen sind eine häufige Folge erworbener zentralnervöser Schädigungen. Nicht frühzeitig erkannt und behandelt, wirken sie sich negativ auf den Verlauf der neurologischen Rehabilitation aus. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie psychischer Störungen nach erworbener Schädigung des zentralen Nervensystems.


2020 ◽  
Vol 45 (03) ◽  
pp. 182-192
Author(s):  
Rocco Barazzoni ◽  
Stephan C. Bischoff ◽  
Joao Breda ◽  
Kremlin Wickramasinghe ◽  
Zeljko Krznaric ◽  
...  

ZusammenfassungDie COVID-19-Pandemie stellt Patienten und Gesundheitssysteme weltweit vor außergewöhnliche Herausforderungen und Bedrohungen. Akute Atemwegserkrankungen, die eine intensivmedizinische Therapie erfordern, sind eine Hauptursache für Morbidität und Mortalität bei COVID-19-Patienten. Es wird berichtet, dass immungeschwächten Personen, zu denen ältere Menschen, polymorbide Patienten sowie unterernährte Personen im Allgemeinen gehören, eine schlechtere Prognose und eine höhere Mortalität droht. Intensivmedizinische Behandlung, Polymorbidität und höheres Alter sind mit einem hohen Risiko für Unter- und Mangelernährung assoziiert, was per se einen relevanten Risikofaktor für eine höhere Morbidität und Mortalität bei chronischen und akuten Erkrankungen darstellt. Wichtig ist auch, dass längere Aufenthalte auf Intensivstation, wie sie für die Stabilisierung von COVID-19-Patienten häufiger erforderlich sind, und längere Aufenthalte auf der Intensivstation per se Unter- und Mangelernährung verursachen oder verschlechtern. Dabei kommt es auch zu schweren Verlusten von Skelettmuskelmasse und -funktion und folglich zur Behinderung, zu eingeschränkter Lebensqualität sowie zusätzlicher Morbidität. Prävention, Diagnostik und Therapie von Unter- und Mangelernährung sollten daher routinemäßig bei der Behandlung von COVID-19-Patienten berücksichtigt werden. Im vorliegenden Dokument möchte die Europäische Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) anhand von 10 praktischen Empfehlungen präzise Vorschläge für das Ernährungsmanagement von COVID-19-Patienten anbieten. Die praktischen Anleitungen betreffen Patienten auf Intensivstation und Personen mit höherem Alter und Polymorbidität, die mit Mangelernährung und deren negativen Auswirkungen auf das Überleben assoziiert sind.


2000 ◽  
Vol 20 (02) ◽  
pp. 93-98
Author(s):  
Inge Scharrer

ZusammenfassungZur Vermeidung perioperativer Blutungskomplikationen bei Patienten mit Hämophilie A/B oder von-Willebrand-Syndrom (vWS) sind eine exakte Diagnosestellung und eine gründliche Vorbereitung mit Erstellung eines gezielten Substitutionsplanes nötig. Für Patienten mit dem häufigen vWS (Prävalenz 1%) sind die Schleimhautblutung und die oft schwer beherrschbare Sofortblutung während der Operation typisch. Dagegen ist für Patienten mit Hämophilie die Nachblutung eher charakteristisch. Patienten mit Hemmkörperhämophilie haben perioperativ die stärkste Blutungsneigung und erfordern einen hohen hämostaseologischen Aufwand hinsichtlich Diagnostik und Therapie.Bei Patienten mit vWS richten sich die Therapiemaßnahmen nach dem Typ und dem Schweregrad. Bei Patienten mit milder Ausprägung und kurzer Verweildauer kann DDAVP (Minirin®) eingesetzt werden. Patienten mit schwerer Ausprägung oder Typ 3 benötigen eine Substitutionstherapie mit von-Willebrand-Faktor-haltigen Konzentraten (z.B. Haemate HS®) nach präoperativ erstelltem Plan.Bei Patienten mit Hämophilie A/B muß präoperativ die Recovery des jeweiligen Substitutionspräparates bestimmt und ein Hemmkörper ausgeschlossen werden. In Abhängigkeit vom Schweregrad und von der jeweiligen Operation wird präoperativ ein Substitutionsplan erstellt. Zur Erzielung eines konstanten Dauerspiegels und zur Kostenreduktion ist die Applikation der kontinuierlichen Infusion perioperativ zu empfehlen, mit der etwa 30% der Präparatemenge eingespart werden können.Bei Patienten mit vWS und Hämophilie muß die Substitutionstherapie durch Bestimmung der jeweiligen Faktoren täglich kontrolliert werden, um Blutungskomplikationen zu vermeiden.Derzeit kann jeder operative Eingriff bei Patienten mit Hämophilie oder vWS durchgeführt werden.


Phlebologie ◽  
2017 ◽  
Vol 46 (04) ◽  
pp. 237-240
Author(s):  
K. Korsake ◽  
K. Korsake ◽  
B. Weiß ◽  
A. Paul

ZusammenfassungDie Diagnostik und Therapie eines 72-jährigen Patienten mit zunehmenden Fußschmerzen, Rötung und Schwellung eine Woche nach der Osteosynthese des trimalleolären Sprunggelenkfraktur und Immobilisierung wird vorgestellt. Zuerst erfolgte eine röntgenologische Diagnostik nach der, bei unauffälligem Befund, eine Abklärung in der angiologischen Praxis erfolgte. Nach einer klinischen und duplexsonographischen Untersuchung sind eine Fußphlegmone und eine isolierte Plantarvenenthrombose diagnostiziert worden, die mit Antikoagulation, Kompressionstherapie und Antibiose erfolgreich behandelt wurden.


2019 ◽  
Vol 98 (04) ◽  
pp. 257-264 ◽  
Author(s):  
Jan Heidemann ◽  
Annett Pudszuhn ◽  
Veit Maria Hofmann

ZusammenfassungSchilddrüsenkarzinome aus Residuen des Ductus thyreoglossus sind eine Seltenheit und werden meist als Zufallsbefund postoperativ festgestellt. Es gibt keine klaren Richtlinien für das korrekte therapeutische Vorgehen nach erfolgter Resektion, insbesondere bezüglich der Notwendigkeit einer totalen Thyroidektomie und Radioiodtherapie. Vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur wird eine Fallserie von fünf Patienten mit Schilddrüsenkarzinomen in einer medianen Halszyste präsentiert. Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Patienten mit einem Schilddrüsenkarzinom in einer medianen Halszyste im Zeitraum zwischen 2002 und 2017.Von 578 Patienten, die aufgrund einer medianen Halszyste operiert wurden, konnte bei fünf dieser Patienten (3 Frauen, 2 Männer), im Alter von 16–73 Jahren (Altersmittelwert 51; Median 56 Jahre) ein Schilddrüsenkarzinom gesichert werden. Klinisch stellten sich alle Patienten mit einer schmerzlosen Schwellung im Bereich des Zungenbeins vor. Die Diagnose wurde in allen Fällen postoperativ gestellt, in einem Fall wurde in der präoperativen Bildgebung bereits ein Malignom vermutet. Histologisch zeigte sich in allen Fällen ein papilläres Schilddrüsenkarzinom. Vier Patienten erhielten im Intervall eine totale Thyroidektomie und Radioiodtherapie, zwei davon zusätzlich eine Neck dissection des medialen und lateralen Kompartiments, der fünfte Patient hat sich einer weiteren Diagnostik und Therapie entzogen. Es wurden in allen vier Fällen keine Karzinome der Schilddrüse oder Lymphknotenmetastasen nachgewiesen.Aufgrund der Seltenheit von Schilddrüsenkarzinomen in medianen Halszysten existiert derzeit kein standardisiertes therapeutisches Vorgehen. Es sollte eine Risikostratifizierung vorgenommen werden, um Patienten, die von einer zusätzlichen Thyroidektomie profitieren könnten, zu identifizieren. Die Prognose ist sehr gut.


1999 ◽  
Vol 56 (7) ◽  
pp. 390-395 ◽  
Author(s):  
Hoffmann ◽  
Nies ◽  
Rothmund

Schilddrüsenkarzinome sind eine heterogene Gruppe von Tumoren. Ihre maligne Potenz reicht von niedrig malignen, differenzierten Tumoren mit annähernd normaler Lebenserwartung der betroffenen Patienten bis zu hochmalignen, entdifferenzierten Tumoren mit Überlebenszeiten von wenigen Wochen oder Monaten. Fortschritte in Diagnostik und Therapie konnten durch Klärung der genetischen Ursachen der Erkrankung bei der Behandlung der hereditären medullären Schilddrüsenkarzinome erzielt werden. Im Zentrum der Therapie maligner Schilddrüsenerkrankungen steht fast immer die Operation.


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