Schizoaffektive Psychosen: eine herausfordernde klinische Realität
ZusammenfassungSchizoaffektive Erkrankungen stellen leider immer noch ein nosologisches Ärgernis dar, obwohl sie eine sehr präsente und nicht seltene klinische Realität sind. Manche noch stattfindende Diskussionen darüber, ob es sie gibt oder nicht, sind nicht nur anachronistisch, sondern auch völlig sinnlos. Man kann klinische Realitäten nicht durch theoretische Konstrukte ersetzen. Zweck der Forschung muss gerade das Studium und die Erklärung dieser klinischen Realitäten sein. Schizoaffektive Psychosen müssen als eine Herausforderung für Klinik und Forschung betrachtet werden. Die Fragen, die sie durch ihre Position zwischen den beiden Prototypen (Schizophrenie und affektive Störungen) aufwerfen, geben auch die Chance, die prototypischen Störungen besser zu verstehen. Zukünftige Forschung und zukünftige Klassifikationssysteme sollten eine longitudinale Achse als eine Voraussetzung für die Definition von schizoaffektiven Erkrankungen betrachten. Die genetische Forschung könnte einige der wichtigsten Fragen zum Wesen der schizoaffektiven Psychosen in der Zukunft besser beantworten.