Medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz

2017 ◽  
Vol 46 (10) ◽  
pp. 476-483
Author(s):  
Dominik Berliner ◽  
Johann Bauersachs

ZusammenfassungDie chronische Herzinsuffizienz nimmt aufgrund einer veränderten Altersstruktur der Bevölkerung, aber auch einer verbesserten medizinischen (Akut-)Versorgung kardiovaskulärer Erkrankungen an Inzidenz und Prävalenz zu. Unbehandelt hat sie eine schlechte Prognose – (rezidivierende) Hospitalisierungen stellen ein zunehmendes gesundheitsökonomisches Problem dar. Fortschritte in der Therapie der Patienten durch moderne Substanzen und konsequente Umsetzung der Therapieempfehlungen können die Prognose der Betroffenen deutlich verbessern. Neben der Etablierung der Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten bereits in milderen Stadien der systolischen Herzinsuffizienz und der Therapie mit dem If-Kanal-Blocker Ivabradin verspricht insbesondere der neue Angiotensin-Rezeptor-/Neprilysin-Inhibitor Sacubitril/Valsartan eine Verbesserung der Prognose. Daneben rücken zunehmend Diagnostik und Therapie prognosemodifizierender Komorbiditäten weiter in den Fokus. Die im Sommer 2016 vorgestellten aktualisierten Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) fassen den aktuellen Stand der Evidenz zusammen und geben Empfehlungen zur zeitgemäßen Therapie der Herzinsuffizienz.

2019 ◽  
Vol 19 (02) ◽  
pp. 80-90
Author(s):  
J. Hoppmann ◽  
I. Vasilakis ◽  
M. Vogel ◽  
S. Stoll ◽  
J. Gesing ◽  
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Zusammenfassung Einleitung Die primäre angeborene Hypothyreose ist die häufigste angeborene endokrine Erkrankung. Ziel unserer Studie war es, zu untersuchen, wie hoch die Qualität der medizinischen Behandlung von Kindern mit primärer angeborener Hypothyreose in Deutschland ist und inwiefern die kürzlich veröffentlichten Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kinderendokrinologie (European Society for Paediatric Endocrinology [ESPE]) in der Diagnostik und Therapie der Kinder mit einer primären angeborenen Hypothyreose bereits in der Vergangenheit von den behandelnden Ärzten in der alltäglichen Praxis umgesetzt worden sind. Methoden Hierzu wurden retrospektiv die Daten aller Patienten, die von 1998 bis 2008 ein positives Testergebnis für eine primäre angeborene Hypothyreose im Neugeborenscreening (NGS) im Screeningzentrum Leipzig aufwiesen, analysiert. Ergebnisse Das NGS wurde mehrheitlich im empfohlenen Zeitraum durchgeführt. Eine ätiologische Zuordnung der angeborenen Hypothyreose gelang in 71 % der Fälle. Die medikamentöse Therapie mit L-Thyroxin (LT4) wurde durchschnittlich mit 8,5 Lebenstagen begonnen. Eine Normalisierung der Schilddrüsenhormone wurde durchschnittlich innerhalb von 11,4 Tagen nach Behandlungsbeginn erreicht. Eine formale audiologische und neurokognitive Testung im Verlauf wurde zwar lediglich in 25 % und 5 % durchgeführt und dokumentiert. Betroffene Kinder erhielten dennoch die notwendigen Fördermaßnahmen auf Grundlage der klinischen Einschätzung der behandelnden Ärzte. Diskussion Unsere Studie zeigt, dass die Empfehlungen der kinderendokrinologischen Fachgesellschaft bereits mehrheitlich umgesetzt wurden. Die Diagnostik zur ätiologischen Zuordnung der primären angeborenen Hypothyreose, die Durchführung von audiologischen Untersuchungen sowie die Dokumentation und Nachverfolgung der Patienten bedürfen Verbesserung.


2019 ◽  
Vol 50 (04) ◽  
pp. 424-440 ◽  
Author(s):  
Andreas Wiedemann ◽  
Klaus Becher ◽  
Barbara Bojack ◽  
Sigrid Ege ◽  
Silke von der Heide ◽  
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Zusammenfassung Einleitung 1/2019 wurde ein update der seit 2005 in AWMF eingestellten und fortlaufend aktualisierten Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten – Diagnostik und Therapie“ durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Harninkontinenz“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) publiziert. Aus dieser Leitlinie, die als offizielle Leitlinie DGG akkreditiert ist, stellt der vorliegende Artikel das Kapitel „Medikamentöse Therapie“ dar. Methodik In einem strukturierten Bewertungsprozess identifizierte eine Literaturrecherche zunächst die vorhandene Literatur im Kontext des „geriatrischen Patienten“, wie er als zumeist über 70jährig und multimorbid oder über 80jährig durch die Fachgesellschaften definiert ist. Primäre Berücksichtigung fanden randomisierte, doppelblinde, plazebokontrollierte Studien sowie bereits vorhandene Leitlinien zum Thema. Wo keine solchen Untersuchungen vorlagen oder aus methodischen Gründen prinzipiell nicht durchführbar sind, wurden auch Publikationen anderen Designs (nicht randomisierte Untersuchungen, Fallkontrollstudien) zur Leitlinienerstellung herangezogen. Die daraus resultierenden Leitlinienempfehlungen wurden in einem strukturierten Abstimmungsprozess unterzogen; das Ergebnis ist in Prozent der zustimmenden Gruppenmitgliedern angegeben. Ergebnisse Die medikamentöse Therapie der Überaktiven Blase, der Belastungsharninkontinenz und der Überlaufinkontinenz sowie die unspezifische medikamentöse Therapie mit Antidiuretika wurde vor dem besonderen Hintergrund des vulnerablen, potentiell kognitiv eingeschränkten und im Rahmen der Multimorbidität und Multimedikation durch Medikamenteninteraktionen besonders gefährdeten Patienten betrachtet. Dabei fand das relevante Nebenwirkungsprofil der eingesetzten Substanzen besondere Berücksichtigung. Schlussfolgerungen Eine medikamentöse Therapie der Harninkontinenz bedarf bei den besonders vulnerablen, häufig multimedizierten Patienten eine besonders sorgfältige Indikationsstellung und Überwachung in Kenntnis des spezifischen Risiko- und Nebenwirkungsprofils der eingesetzten Substanzen.


Pneumologie ◽  
2018 ◽  
Vol 72 (05) ◽  
pp. 347-392 ◽  
Author(s):  
C. Schwarz ◽  
B. Schulte-Hubbert ◽  
J. Bend ◽  
M. Abele-Horn ◽  
I. Baumann ◽  
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ZusammenfassungMukoviszidose (Cystic Fibrosis, CF) ist die häufigste, autosomal-rezessiv vererbte Multisystemerkrankung. In Deutschland sind ca. 8000 Menschen betroffen. Die Erkrankung wird durch Mutationen im Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator (CFTR-) Gen verursacht; diese führen zu einer Fehlfunktion des Chloridkanals CFTR. Dadurch kommt es in den Atemwegen zu einer unzureichenden Hydrierung des epithelialen Flüssigkeitsfilms und somit zu einer chronischen Inflammation. Rezidivierende Infektionen der Atemwege sowie pulmonale Exazerbationen der Lunge führen im Verlauf zu zunehmender Inflammation, pulmonaler Fibrose und fortschreitender Lungendestruktion bis hin zur respiratorischen Globalinsuffizienz, die für über 90 % der Mortalität verantwortlich ist. Das Ziel der medikamentösen Therapie ist die pulmonale Inflammation und v. a. die Infektion der Atemwege zu reduzieren. Der Kolonisation und chronischen Infektion mit Pseudomonas aeruginosa (Pa) kommt die größte Bedeutung zu. Diese führt zu weiterem Verlust an Lungenfunktion. Für die medikamentöse Therapie der chronischen Pa-Infektion stehen viele unterschiedliche Therapieoptionen zur Verfügung.Mit dieser S3-Leitlinie wird eine einheitliche Definition für die chronische Pa-Infektion implementiert sowie eine evidenzbasierte Diagnostik und Therapie dargelegt, um eine Orientierung bei der individuellen Therapieentscheidung zu geben.


2014 ◽  
Vol 14 (04) ◽  
pp. 213-216
Author(s):  
M. Hayde ◽  
D. Kasper ◽  
A. Pollak ◽  
A.-R. Prusa

ZusammenfassungDie konnatale Toxoplasmose kommt weltweit vor, trotzdem existiert kein einheitliches Management bezüglich Diagnostik und Therapie. In Österreich wird als Präventionsstrategie das serologische Screening in der Schwangerschaft seit vier Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Seit Einführung des Mutter-Kind-Pass-Programmes wird die serologische Bestimmung von Toxoplasma-spezifischen Antikörpern bei allen Schwangeren routinemäßig durchgeführt. Ziel dieses Präventionsprogrammes sind die Erfassung von akuten Toxoplasma-Infektionen in der Schwangerschaft, die antiparasitäre Therapie während der Schwangerschaft und im Falle einer konnatalen Infektion die Therapie des Kindes im ersten Lebensjahr. Nach Erkennung der gestationalen Infektion mittels serologischer Verfahren, steht die PCR als Pränataldiagnostik für die Identifikation der kindlichen Infektion zur Verfügung. Dadurch ist eine adäquate Therapie möglich. Im Vergleich zu historischen Daten vor Einführung des Screenings mit einer Inzidenz von sieben betroffenen Kindern pro 1 000 Lebendgeburten konnte die Zahl der konnatal infizierten Kinder effektiv gesenkt werden. Ebenso beeinflusst die medikamentöse Therapie positiv den klinischen Verlauf von betroffenen Kindern.


2008 ◽  
Vol 65 (8) ◽  
pp. 449-454 ◽  
Author(s):  
Anke K. Braun ◽  
Mathias H.-D. Pfisterer

Die Harninkontinenz ist ein häufiges Problem und betrifft über 50% der in Altenpflegeinrichtungen lebenden älteren Menschen. Man unterscheidet verschiedene Formen, die Drang-, Stress- (Belastungs-), Überlauf- (Harnretention), und extraurethrale Inkontinenz. Die Pathogenese der Harninkontinenz betagter Menschen ist meist multifaktoriell. Häufig sind physiologische Altersveränderungen, psychische Faktoren, urologische, gynäkologische, neurologische und funktionelle Probleme in unterschiedlichem Ausmaß miteinander kombiniert. Diese Ursachen können in einem engen Zusammenhang mit Gebrechlichkeit gesehen werden. Da Inkontinenz einerseits wesentlich zur Dekompensation vorhandener gesundheitlicher Reserven beitragen kann und andererseits ein Indikator von Gebrechlichkeit ist, ist eine frühzeitige Diagnostik und entsprechende Behandlung von Bedeutung. Zur Basisdiagnostik der Inkontinenz gehören gezielte körperliche Untersuchung sowie Anamnese, das Führen eines Toilettentagebuches und die Restharnbestimmung. Bei der Diagnostik und Therapie gilt es vor allem reversible Ursachen zu erkennen und zu behandeln. Verhaltensinterventionen wie Toilettentraining können selbst bei funktionell schwer beeinträchtigten Betroffenen die Schwere der Harninkontinenz reduzieren. Gebrechliche und funktionell eingeschränkte ältere Menschen mit Dranginkontinenz sprechen häufig nicht gut auf eine medikamentöse Therapie an. Unabdingbar für eine sichere Versorgung inkontinenter Menschen ist jedoch die Anleitung der Betroffenen und – wo erforderlich – der sie Pflegenden in der Handhabung von Inkontinenz-Hilfsmitteln.


2011 ◽  
Vol 68 (12) ◽  
pp. 715-723
Author(s):  
Michele V. Martinelli ◽  
Claudia Bösch ◽  
Janko Signorell ◽  
Paul Mohacsi

Oft gelingt es die Progression der Herzinsuffizienz durch eine umfassende Herzinsuffizienzbehandlung hinauszuzögern, Diese umfasst die Behandlung der Ursache, die Förderung des Krankheitsverständnisses mit Lifestyle-Adaptation (Herzinsuffizienzberatung), sowie die konsequente Anwendung der «Stufentherapie» (medikamentöse und Device-Therapie). Die Herzinsuffizienz bleibt jedoch ein chronisch progressives Leiden und es obliegt dem behandelnden Kliniker die Zeichen einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz zu erkennen, damit die Patienten für weiterreichende Therapieoptionen wie z. B. die Herztransplantationen evaluiert werden können. Diese Übersicht soll einerseits helfen, die fortgeschrittene Herzinsuffizienz zu erkennen und andererseits erläutern, wie die Patienten für ein Herzersatzverfahren evaluiert werden. Entscheidend für das Gelingen sind die zeitgerechte Evaluation sowie richtige Patientenselektion. Man rechnet, dass etwa 5 - 10 % der herzinsuffizienten Patienten im «fortgeschrittenen» (d. h. NYHA III-IV) Stadium sind. Umgerechnet auf die Schweiz bedeutet dies, dass bei gesamthaft etwa 200'000 Herzinsuffizienzpatienten 10'000 schwer herzinsuffizient (NYHA III-IV) sind [1]. Aufgrund der Altersverteilung der hospitalisierten Herzinsuffizienzpatienten sind wahrscheinlichmehr als die Hälfte davon über 65-jährig [2].


2008 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 99-105
Author(s):  
C. Hackenbroich ◽  
I. Nolte ◽  
F. Winkenwerder

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: Darstellung der Diagnostik und Therapie eines Pemphigus foliaceus bei einem Hund. Material und Methode: Fallbericht einer 13 Jahre alten Kromfohrländer-Hündin. Ergebnisse: Die Hündin entwickelte über acht Wochen umschriebene Hautläsionen mit Hyperkeratose, Krustenbildung und Hyperpigmentation im Nacken-, Kruppenund Schwanzansatzbereich. Die histopathologischen Untersuchungen ergaben das Vorliegen eines Pemphigus foliaceus mit sekundärer Pyodermie. Unter der oralen Behandlung mit Prednisolon, Antibiotika und Azathioprin sowie gleichzeitiger lokaler Anwendung von Tacrolinum-Salbe und Ethyl-Laktat-Shampoo zeigte sich keine anhaltende klinische Besserung. Es erfolgte eine chirurgische Entfernung der gesamten veränderten Hautareale. In einem Zeitraum von 24 Monaten post operationem erhielt die Hündin keine medikamentöse Therapie mehr; ein Rezidiv ist bisher nicht aufgetreten. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bei therapieresistenten umschriebenen Autoimmunerkrankungen der Haut sollte auch eine chirurgische Exzision erwogen werden, wenn es wahrscheinlich ist, dass der Prozess durch lokal begrenzte Faktoren verursacht wird.


2020 ◽  
Vol 51 (01) ◽  
pp. 65-70
Author(s):  
Andreas Wiedemann ◽  
Klaus Becher ◽  
Barbara Bojack ◽  
Claudia Drews ◽  
Sigrid Ege ◽  
...  

ZusammenfassungErstmals wurde 2009 eine komplette Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten im Auftrag der Dt. Gesellschaft für Geriatrie durch die Arbeitsgruppe Harnikontinenz erstellt und im Leitlinienregister der AWMF eingestellt. Vorgestellt wird nun eine aktuelle Zusammenfassung des letzten Updates, das im Januar 2019 als „S2e“-Leitlinie publiziert wurde. Es handelt sich um die einzige aktuelle und gültige, komplette deutschsprachige Leitlinie über Harninkontinenz. Besondere Berücksichtigung fanden bei der Betrachtung jedes Kapitels die Belange des hochbetagten, in der Regel über 75-jährigen und multimorbiden oder über 80-jährigen Patienten, der wegen seiner besonderen Vulnerabilität von Chronifizierung und Autonomieverlust bedroht ist. Neben einer kompletten Überarbeitung der Kapitel „Assessments“, „medikamentöse Therapie“, „Verhaltensintervention“, „physiotherapeutische Interventionen“ und „Hilfsmittelversorgung“ wurden neu in die Leitlinie aufgenommen eine Bewertung des ß3-Mimetikums Mirabegron sowie ein Kapitel über die Harnblasenlangzeitdrainage durch einen suprapubischen oder transurethralen Katheter mit der Betrachtung der DIfferentialindikation und der möglichen Folgen bzw. Komplikationen.


1999 ◽  
Vol 56 (7) ◽  
pp. 374-379 ◽  
Author(s):  
Gerber ◽  
Noth

Pathogenese, Diagnostik und Therapie der Amiodaron-induzierten Hyperthyreose (AIT) und Hypothyreose (AIH) werden kurz besprochen. Klinisch manifestieren sich AIT und AIH durch die klassischen Symptome und Zeichen der Schilddrüsendysfunktion, sind bisweilen aber auch oligosymptomatisch. Grundpfeiler der Funktionsdiagnostik sind TSH, fT4 und fT3. Bei AIT kommen wegen des hohen Jodgehalts von Amiodaron nur Medikamente und Chirurgie in Betracht. Eine Radiojodtherapie steht meist nicht zur Diskussion. Falls von kardialer Seite möglich, sollte Amiodaron abgesetzt werden. Für die medikamentöse Therapie stehen Thionamide, Perchlorat (nicht in der Schweiz), Steroide (vor allem Typ II und gemischte Formen von AIT) und Lithium (Reservemedikament) zur Verfügung. Die zwei Typen von AIT sind auch therapeutisch unterschiedlich anzugehen. Die chirurgische Therapie gilt heute als valable Option für die Therapie schwerer Formen von AIT mit schlechtem Ansprechen auf medikamentöse Therapie. Hauptvorteil der chirurgischen Therapie der AIT ist die umgehende Behebung der Hyperthyreose verbunden mit der Möglichkeit, eine kardial klar indizierte und wirksame Amiodarontherapie weiterzuführen. Bei AIH muß Amiodaron nicht sistiert werden, wenn es kardiologisch wirklich indiziert und wirksam ist. Die Therapie der AIH erfolgt wie bei den meisten andern Hypothyreoseformen in erster Linie mit Levothyroxin.


2019 ◽  
Vol 17 (01) ◽  
pp. 30-36
Author(s):  
Bettina J. Kraus ◽  
Stefan Frantz

ZUSAMMENFASSUNGDie Herzinsuffizienz mit eingeschränkter systolischer (HFrEF) bzw. diastolischer (HFpEF) Pumpfunktion ist eine häufige und klinisch relevante Begleiterkrankung bei Patienten mit Diabetes. Diabetiker haben ein etwa doppelt so hohes Risiko für das Auftreten einer Herzinsuffizienz und ein 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko für die Notwendigkeit von Krankenhausaufenthalten wegen Herzinsuffizienz als Nicht-Diabetiker. Auch die Prognose wird durch das gemeinsame Auftreten beider Erkrankungen deutlich verschlechtert: die Mortalität bei herzinsuffizienten Diabetikern ist etwa 1,5-fach erhöht im Vergleich zu Nicht-Diabetikern mit Herzinsuffizienz.Eine frühe Diagnosestellung ist essentiell, insbesondere bei HFpEF, da bisher die Vorbeugung die einzige Maßnahme ist, die die Prognose der Patienten verbessern kann. Entscheidend ist die Äußerung des klinischen Verdachts, der dann mittels Echokardiographie und (NT-pro-)BNP-Messung erhärtet werden kann. Therapeutisch stehen vor allem die Einstellung der Risikofaktoren Blutdruck und Blutzucker, sowie eine regelmäßige, individualisierte körperliche Bewegung im Vordergrund. Eine leitliniengerechte Herzinsuffizienztherapie bei HFrEF unterscheidet sich beim Diabetiker nicht wesentlich vom Nicht-Diabetiker. ACE-Hemmer, Betablocker, Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten und bei Bedarf auch ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor) sowie Ivabradin senken Mortalität und Hospitalisierungsraten. Und auch die medikamentöse Therapie des Diabetes besteht im Wesentlichen aus den Basismaßnahmen, Metformin als Mittel der 1. Wahl, sowie SGLT2-Inhibitoren und GLP-1-Agonisten in der Add-On-Therapie. Lediglich auf den Einsatz von Insulin-Sensitizern sollte bei Patienten mit Herzinsuffizienz unbedingt verzichtet werden.Neue therapeutische Ansätze zeigen, dass Herzinsuffizienz und Diabetes möglicherweise gemeinsame Pathomechanismen teilen und daher erfolgreich gemeinsam therapiert werden können. Subgruppen-Analysen der vorhandenen Studien lassen auf einen zusätzlichen Nutzen auch bei Patienten mit der jeweils komplementären Erkrankung hoffen, letztlich muss die Wirksamkeit von SGLT2-Inhibitoren bei Patienten ohne Diabetes jedoch in randomisierten Studien erst noch unter Beweis gestellt werden. Die Ergebnisse dieser Outcome-Studien werden in den kommenden 2 Jahren erwartet.


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