“Sadder but Fitter”
Zusammenfassung: Das hier vorgestellte Modell begreift Depression nach Fehl- und Totgeburten als einen evolutionären Schutzmechanismus vor erneuten fötalen Verlusten. Das Modell postuliert, dass depressive Symptome zu einer Verzögerung des nächsten Reproduktionsversuches führen und damit eine Anpassung an Ursachen fötaler Verluste (Epidemien, Hungersnöte, Infektionen, Umweltgifte) ermöglicht. Im Detail postulieren wir, dass die Symptome dieser Depression drei adaptive Funktionen erfüllen: Verzögerung der nächsten Schwangerschaft, Ressourcenschonung und Ursachensuche. Diese Reaktionen sollen die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Fehlgeburt reduzieren. Zur Überprüfung des Modells wird bisher nicht in Zusammenhang gebrachte Literatur über (1) die Bedeutung fötaler Verluste als Depressionsauslöser, (2) den Einfluss von Depression auf eine Verzögerung der Reproduktion und (3) die Auswirkung dieser Verzögerung auf nachfolgende Reproduktionsversuche dargestellt und diskutiert.