Psychische Belastungen und Patientinnenressourcen während einer primär systemischen Therapie bei Brustkrebs. Ergebnisse einer prospektiven Studie

2018 ◽  
Vol 15 (03) ◽  
pp. 172-184
Author(s):  
Volker Tschuschke ◽  
Georgios Karadaglis ◽  
Kalliopi Evangelou ◽  
Clara von Schweinitz ◽  
Jürgen Schwickerath

Zusammenfassung Einleitung Diese prospektive Studie berichtet über die Auswirkungen psychologischer Faktoren bei Patientinnen mit primärer Mammakarzinomerkrankung, die sich einer neoadjuvanten Chemotherapie unterzogen haben. Die spezielle Situation dieser Frauen ist nicht nur gekennzeichnet durch den Schock der Krebsdiagnose, sondern auch durch die Tatsache, dass der bösartige Tumor nicht sofort, sondern erst nach Abschluss der Chemotherapie entfernt wird. Eine solche Situation belastet und benötigt persönliche Stärken, über die nicht jede Frau verfügt. Methoden In einer prospektiven Studie wurden 53 Patientinnen vor dem Staging und der systemischen Therapie mithilfe verschiedener psychologischer und psychoonkologischer Fragebögen und Interviews auf ihre psychische Belastung und ihre Bewältigungsressourcen hin untersucht (t 1). Unmittelbar nach Abschluss der Chemotherapie und noch vor dem operativen Eingriff erfolgte eine weitere Testung mit denselben Messinstrumenten (t 2). Zusätzlich wurden die Patientinnen zu t 1 und t 2 bezüglich ihrer Bewältigungsstrategien interviewt. Die Interviews wurden mit dem Ulmer Coping-Manual (UCM) von bezüglich der medizinischen Informationen blinden Ratern objektiv geratet. Ergebnisse Patientinnen mit einer schlechten psychosozialen Anpassung an die Situation konnten zum Zeitpunkt t 1 identifiziert werden. Sie wiesen Defizite im sozialen Bewältigungsverhalten auf. Weiterhin wiesen sie höhere Werte in resignativem Bewältigungsverhalten und niedrigere Werte in der Suche nach sozialer Unterstützung auf, was insgesamt das Risiko für das Auftreten eines Rezidivs bzw. einer anderen Krebserkrankung im Betrachtungszeitraum von 3,7 bis 5,5 Jahren nach der chemotherapeutischen Behandlung erhöhte. Im Gegensatz dazu konnten wir über unsere Studie Patientinnen identifizieren, die über eine Stärkung ihrer Copingfaktoren die primär systemische Therapie signifikant besser bewältigten. Schlussfolgerung Ein sorgfältiges psychologisches Screening unmittelbar nach der Diagnose und noch vor der onkologischen Behandlung ist dringend empfohlen. Über diese Maßnahmen könnten jene Patientinnen identifiziert werden, die aufgrund ihrer psychisch hohen Vulnerabilität eine zusätzliche psychoonkologische Unterstützung erhalten sollten.

2001 ◽  
Vol 58 (7) ◽  
pp. 413-418 ◽  
Author(s):  
Jean Siegfried ◽  
G. Wellis ◽  
S. Scheib ◽  
D. Haller ◽  
A. M. Landolt ◽  
...  

Das Gamma Knife ist ein stereotaktisch-radiochirurgisches Gerät, das erlaubt, radiologisch scharf begrenzte Hirntumore (oder arteriovenöse Missbildungen) mit einem Durchmesser von maximal 3,5 cm und einem Volumen von höchstens 25 cm3 zu behandeln. Diese Methode ist eine echte Alternative zur klassischen Behandlung von Hirnmetastasen mit operativer Entfernung und/oder Ganzhirnbestrahlung. Die Vorteile dieser Technik sind klar: die Methode ist nicht invasiv, die Behandlung benötigt nur eine Sitzung mit einer kurzen Hospitalisation von höchstens zwei bis drei Tagen, die physische und psychische Belastung ist gering, der Kopf wird weder rasiert noch verliert der Patient durch die Behandlung seine Haare; für eine befriedigende Überlebenszeit wird eine gute Lebensqualität erreicht und im Kostenvergleich mit alternativen Methoden (Operation und/oder anschließender Ganzhirnbestrahlung) wirtschaftlich günstiger. Von September 1994 bis Dezember 2000 wurden am Gamma Knife Zentrum in Zürich 140 an Hirnmetastasen leidende Patienten mit dieser Methode behandelt. Mit einer Überlebenszeit von durchschnittlich 263 Tagen und einem Maximum von drei Jahren entsprechen unsere Resultate denjenigen der Literatur mit weltweit über 30000 behandelten Patienten. Günstige Prognosen sind ein Karnofsky Performance Rating Scale Score zwischen 70 und 100, kleine Volumina der Metastasen, kontrollierter Primärtumor und fehlende oder stabile extrakranielle Metastasen.


2010 ◽  
Vol 67 (9) ◽  
pp. 447-452
Author(s):  
Reinhard Dummer ◽  
Simone M. Goldinger ◽  
Eva Sailer ◽  
Lars E. French

Große Metaanalysen der verfügbaren Daten zu Interferon-alpha zeigen, dass die Substanz in der adjuvanten Situation einen positiven Einfluss auf rezidivfreies und fernmetastasenfreies Überleben ausübt. Entsprechend der Ergebnisse großer, prospektiv randomisierter Studien, die weltweit durchgeführt werden, ergeben sich heute klare Hinweise dafür, dass eine langfristige, eher niedrig dosierte Interferon-Therapie bei Patienten mit Mikrometastasen zu erwägen ist. Bei Patienten mit Fernmetastasierung wird eine systemische Therapie angestrebt. Bis anhin gibt es keine Behandlung, die das Gesamtüberleben im fortgeschrittenen Stadium der Fernmetastasierung verlängern kann. Deshalb wird gemäß den aktuellen internationalen Richtlinien eine Therapie im Rahmen einer klinischen Studie an einem Referenzzentrum empfohlen [1].


2017 ◽  
Vol 68 (06) ◽  
pp. 250-257 ◽  
Author(s):  
Christoph Braukhaus ◽  
Uwe Jahnke ◽  
Tanja Zimmermann

ZusammenfassungDie neurodegenerative Erkrankung des Idiopathischen Parkinson-Syndroms geht mit einer hohen Belastung für die Betroffenen und einem deutlichen Verlust des partnerschaftlichen Funktionsniveaus einher. Angehörige von Patienten (N=110) wurden in der vorliegenden Studie mittels Fragebogen zur eigenen Depressivität (PHQ-9), zur eigenen Progredienzangst (PA-F-P-KF), zur Partnerschaftsqualität (PFB) sowie zu den wahrgenommenen Alltags- und nonverbalen Defiziten der Patienten befragt. 26% der Frauen und 11% der Männer zeigten Depressivitätswerte über dem Cut-off, 51% der Frauen und 41% der Männer dysfunktionale Progredienzangst und ca. 60% klassifizierten ihre Partnerschaft als unglücklich. Die Schwere der Symptomatik und ihre Belastung weisen eine deutliche Geschlechtsspezifität auf: Männliche Parkinson-Patienten werden von ihren Partnerinnen als von einer stärkeren Symptomatik betroffen eingeschätzt, Frauen weisen als Angehörige von Parkinson-Patienten mehr psychische Belastung auf. Hier zeigt sich ein starker korrelativer Zusammenhang zwischen Alltagsdefiziten und Depressivität (r=0,40, p<0,05), Progredienzangst (r=0,40, p<0,05) und Partnerschaftsqualität (r=−0,52, p<0,05) sowie nonverbalen Defiziten und Depressivität (r=0,37, p<0,05), Progredienzangst (r=0,27, p<0,05) und Partnerschaftsqualität (r=−0,49, p<0,05). Mittels Regressionsanalysen zur Vorhersage von Partnerschaftsqualität konnte ein Regressionsmodell mit 46% Aufklärung entwickelt werden. Kognitive Einschränkungen im Alltag, mangelnder Blickkontakt, körperliche Beweglichkeit und Schmerzen stellten sich als stärkste Prädiktorvariablen heraus. Der starke Zusammenhang zwischen Partnerschaftsqualität und Einschränkungen des Morbus Parkinson-Betroffenen wird auf die Frage hin diskutiert, ob nicht gezielte paartherapeutische Interventionen hilfreich für den möglichst langen Erhalt der Partnerschaftsqualität sein können.


2017 ◽  
Vol 81 (04) ◽  
pp. e93-e100
Author(s):  
Pascal Wabnitz ◽  
Bruno Hemkendreis ◽  
Silke Ostermann ◽  
Klaus-Thomas Kronmüller ◽  
Rolf Erdsiek ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel der Studie Psychische Belastungen bei Arbeitssuchenden sind häufig und können bei den Betroffenen zu Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Lebensbereichen führen. Programme zur Unterstützung Betroffener, v. a. von Langzeitarbeitslosen, erfahren in jüngster Zeit zunehmend Beachtung. Vorbehalte sowie strukturelle Barrieren stellen jedoch Hindernisse für deren Inanspruchnahme dar. Im Folgenden wird ein Kooperationsprojekt zwischen einem Jobcenter und einer psychiatrischen Klinik mit dem Ziel der niedrigschwelligen Begleitung und etwaigen Weitervermittlung psychisch belasteter Langzeitarbeitsloser vorgestellt und die Evaluation des Projektes beschrieben. Methodik Darstellung des methodischen und klinischen Vorgehens sowie der Evaluation der Pilotphase. Ergebnisse In den ersten 12 Monaten konnten insgesamt 57 Arbeitslosengeld-II (ALG-II) Empfänger im Rahmen des Projektes begleitet werden. Die psychische Belastung der Teilnehmenden war hoch und entspricht der bisherigen Datenlage. Die niedrigschwellige Begleitung wurde gut angenommen und führte bei einem Großteil der Teilnehmenden (n=37) zu einer Weitervermittlung in das Gesundheitssystem. Schlussfolgerung Psychische Belastungen bei Arbeitssuchenden sind häufig und können bei den Betroffenen zu erheblichen Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen führen. Bestehende Angebote der Gesundheitsversorgung zielen bisher zu wenig auf diese Gruppe und erreichen die Betroffenen nicht. Niedrigschwellige Unterstützungs- und Beratungsangebote sind gut geeignet, um möglichen Barrieren der Inanspruchnahme auf Seite der Betroffenen und des Versorgungsystems entgegenzuwirken und Betroffenen die Aufnahme einer bedarfsgerechten, psychosozialen Versorgung zu ermöglichen.


2010 ◽  
Vol 67 (9) ◽  
pp. 465-482 ◽  
Author(s):  
Michael Hertl ◽  
Andrea Niedermeier ◽  
Luca Borradori

Blasenbildende Autoimmunerkrankungen sind seltene, meist schwere Erkrankungen von Haut und Schleimhäuten, die immunologisch durch zirkulierende Antikörper gegen Adhäsionsmoleküle der Epidermis und der dermoepidermalen Junktionszone charakterisiert sind; diese führen zum Adhäsionsverlust von Haut und Schleimhäuten und klinisch zur Ausbildung von Blasen oder Erosionen. Beim Pemphigus findet der Adhäsionsverlust in der Epidermis statt, während beim Pemphigoid, der linearen IgA-Dermatose, der Epidermolysis bullosa acquisita und der Dermatitis herpetiformis Duhring der Adhäsionsverlust subepidermal, d. h. innerhalb oder unterhalb der dermoepidermalen Basalmembranzone statt findet. Die Autoantigene dieser Erkrankungen sind weitesgehend identifiziert und charakterisiert. Die Diagnostik bullöser Autoimmundermatosen basiert auf Histologie und direkter Immunfluoreszenz perilesionaler Haut sowie dem serologischen Autoantikörpernachweis mittels indirekter Immunfluoreszenz und rekombinanten Proteinen. Therapeutisch erfolgt in den meisten Fällen die systemische Therapie mit Glukokortikoiden, die mit adjuvanten Immunsuppressiva kombiniert werden, um die Steroiddosis kurzfristig reduzieren zu können. Eine prospektive Studie beim Pemphigus zeigt, dass die zusätzliche Behandlung mit Azathioprin, Mykophenolat Mofetil bzw. Cyclophosphamid die kummulative Steroiddosis bis zur klinischen Remission reduziert. Beim bullösen Pemphigoid führt die topische Therapie mit Clobetasol ohne die unerwünschten Nebenwirkungen der systemischen Steroidtherapie zu kompletten klinischen Remissionen. Die therapeutische B-Zelldepletion mit Rituximab als Second Line-Therapie hat die Prognose des Pemphigus wesentlich verbessert. Bei weiteren Erkrankungen wie der Dermatitis herpetiformis und Epidermolysis bullosa acquisita liegen vergleichbare, kontrollierte Therapiestudien bislang noch nicht vor.


2019 ◽  
Vol 47 (06) ◽  
pp. 419-424
Author(s):  
Mirjam Weiß ◽  
Fabian Schramm ◽  
Dorothee Dahlem

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Der Nachweis von Ketonkörpern erfolgt in der Regel über einen Urinschnelltest, der aufgrund der fehlenden Testung auf β-Hydroxybutyrat zu falsch negativen Ergebnissen führen kann. In der Humanmedizin wird eine direkte Bestimmung von β-Hydroxybutyrat aus dem Blut mithilfe von portablen Messgeräten bevorzugt, die mit einer höheren Sensitivität verbunden ist. In der Veterinärmedizin stehen nur wenige evaluierte Geräte zur Verfügung, die bei höheren β-Hydroxybutyrat-Konzentrationen deutliche Limitationen zeigten. Ziel der Studie war eine Vergleichsmessung mit dem portablen Ketonmessgerät GlucoMen®LX PLUS und der Referenzmethode zur quantitativen Bestimmung der β-Hydroxybutyrat-Konzentration in venösem Blut von Hunden und Katzen. Material und Methoden Aufnahme in die prospektive Studie fanden insgesamt 47 Hunde und 55 Katzen mit diabetischer Ketoazidose, Diabetes mellitus, einer katabolen Stoffwechsellage sowie gesunde Tiere. Es erfolgte eine vergleichende Untersuchung der Proben mit dem zu evaluierenden Ketonmessgerät GlucoMen®LX PLUS und einem automatischen Analysegerät als Referenzmethode. Die Messresultate der Proben von Hunden und Katzen wurden getrennt ausgewertet. Ergebnisse Es zeigte sich eine hohe Korrelation zwischen den Messungen des GlucoMen®LX PLUS und der Referenzmethode bei Hunden (R = 0,986, p < 0,001) und Katzen (R = 0,98, p < 0,001). Die gemessenen Werte variierten bei Hunden (Mittelwert 0,01 mmol/l, SD ± 0,20) und Katzen (Mittelwert 0,05 mmol/l, SD ± 0,29) nur geringfügig. Bei 44 % aller Hunde und Katzen ergaben sich mit dem GlucoMen®LX PLUS niedrigere Werte als bei der Referenzmethode, wobei eine stärkere Differenz der Messwerte insbesondere bei niedrigen und höheren β-Hydroxybutyrat-Konzentrationen bestand (Hunde: R = –0,762; Katzen: R = –0,86). Schlussfolgerung Das Gerät GlucoMen®LX PLUS weist eine sehr gute Korrelation zur Referenzmethode auf und ist zur Messung von β-Hydroxybutyrat in venösem Blut von Hunden und Katzen geeignet. Seine Limitationen liegen insbesondere in höheren Messbereichen, in denen das Gerät im Vergleich zur Referenzmethode geringfügig niedrige β-Hydroxybutyrat-Konzentrationen misst. Klinische Relevanz Das GlucoMen®LX PLUS stellt eine kostengünstige Alternative zur Ketonkörperbestimmung im Urin dar.


2018 ◽  
Vol 62 (3) ◽  
pp. 126-141 ◽  
Author(s):  
Katja Schuller ◽  
Anika Schulz-Dadaczynski ◽  
David Beck

Zusammenfassung. In Deutschland verpflichtet der Gesetzgeber jeden Arbeitgeber und jede Arbeitgeberin, Gefährdungen durch psychische Belastung zu ermitteln und entsprechend zu vermeiden, spezifiziert jedoch nicht, wie eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung durchzuführen ist. In dieser Studie wird in 37 qualitativen betrieblichen Fallstudien anhand teilstrukturierter Interviews mit betrieblichen Akteuren und Dokumenten inhaltsanalytisch untersucht, ob und wie Arbeitgeber methodische Spielräume auch jenseits von normativen Empfehlungen nutzen, um Gefährdungen ihrer Beschäftigten durch psychische Belastungen zu identifizieren. Die vielfältigen methodischen Herangehensweisen folgen drei Orientierungen, die mehr oder weniger gemeinsam verfolgt werden: 1) Messen und Bewerten definierter Konstrukte psychischer Belastung, 2) Erklären und Verstehen von Entstehungszusammenhängen problematischer, mit psychischer Belastung assoziierter Arbeitssituationen, und 3) Erstellen eines (vermeintlich) rechtssicheren Dokumentes zum Nachweis einer Gefährdungsbeurteilung. Grenzen dieser Orientierungen werden in Fällen deutlich, in denen einseitig auf eine dieser Orientierungen fokussiert wird. Methodischer Entwicklungsbedarf wird insbesondere für (qualitative) Ansätze des „Erklärens und Verstehens“ aufgezeigt.


2017 ◽  
Vol 67 (07) ◽  
pp. 312-321 ◽  
Author(s):  
Claudia Gebhardt ◽  
Claudia Gorba ◽  
Karin Oechsle ◽  
Sigrun Vehling ◽  
Uwe Koch ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die Übermittlung schlechter Nachrichten stellt sowohl für Ärzte als auch für Patienten eine sehr belastende Situation dar. Deshalb ist die Passung zwischen den patientenseitigen Kommunikationspräferenzen und dem ärztlichen Kommunikationsverhalten in dieser Gesprächssituation wichtig. In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, welche Informationen im Behandlungsverlauf aus Sicht von Krebspatienten zu schlechten Nachrichten zählen und welche patientenseitigen Kommunikationspräferenzen bei der Mitteilung einer schlechten Nachricht vorliegen. Analysiert wird die Passung zwischen den Präferenzen und der ärztlichen Kommunikation aus Patientensicht und die psychische Belastung bei Nicht-Beachtung der Kommunikationspräferenzen. Methodik Es wurden N=270 Krebspatienten (mittleres Alter 56,8 Jahre, 48% weiblich) verschiedener Tumorarten in einem frühen (n=115) und fortgeschrittenen Erkrankungsstadium (n=155) untersucht. Die Inhalte schlechter Nachrichten wurden durch einen eigens zusammengestellten Fragenkomplex erfasst. Kommunikationspräferenzen wurden mit dem Measure of Patients’ Preferences Fragebogen (MPP-D) erfragt. Die psychischen Belastungen umfassten krebsspezifische Belastung (NCCN-Distress-Thermometer), Depressivität und Ängstlichkeit (Hospital Anxiety and Depression Scale – HADS) sowie Demoralisierung (Demoralisierungs-Skala – DS). Ergebnisse Patienten im frühen Krankheitsstadium erhielten M=1,6 (SD=1,1, range: 1–5) und Patienten im fortgeschrittenen Stadium M=2,1 schlechte Nachrichten (S=1,8, range: 1–12). Als subjektiv schlimmste Nachricht empfanden Patienten im frühen (77%) als auch im fortgeschrittenen Stadium (70%) die Übermittlung der Diagnose gefolgt von Informationen über die Behandlungsoptionen. Zu den wichtigsten Kommunikationspräferenzen zählen aus Patientensicht die Fachkompetenz und Patientenorientierung, die Eindeutigkeit und Direktheit im Gespräch sowie die Erfassung des subjektiven Informationsbedürfnisses. Patienten im fortgeschrittenen Stadium geben signifikant mehr (29%) unberücksichtigte Präferenzen an, als Patienten im frühen Erkrankungsstadium (20%) (p<0,01). Die Vermittlung schlechter Nachrichten ohne Berücksichtigung der patientenseitigen Kommunikationspräferenzen geht mit erhöhter psychischer Belastung der Patienten einher. Schlussfolgerung Ärztliche Kommunikation sollte die patientenseitigen Kommunikationspräferenzen berücksichtigen, um psychische Belastungen auf Patientenseite zu reduzieren.


Arbeit ◽  
2019 ◽  
Vol 28 (2) ◽  
pp. 125-147
Author(s):  
David Beck

Zusammenfassung Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, bei Maßnahmen des Arbeitsschutzes und der dazu erforderlichen Gefährdungsbeurteilung auch psychische Belastungen zu berücksichtigen. Psychosoziale Risiken der Arbeit sind allerdings durch eine hohe Komplexität und Dynamik sowie durch vielfältige Interdependenzen gekennzeichnet. Die im vorliegenden Beitrag berichtete Studie soll dazu beitragen, das Wissen über die Herausforderungen, die sich daraus für die betriebliche Arbeitsschutzpraxis ergeben, auszubauen. Grundlage der Analyse sind leitfadenstrukturierte Interviews mit Akteuren aus 32 Betrieben, denen in ihrem Betrieb die Organisation und Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung oblag. Bezugnehmend auf deren Erfahrungen lassen sich vier typische Herausforderungen unterscheiden: (1) die Entwicklung einer angemessenen Verfahrensweise zur Gefährdungsbeurteilung; (2) der Umgang mit den partikularen Problemsichten und Interessen der betrieblichen Stakeholder; (3) die wirksame Einbindung der Führungskräfte in die Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung; (4) die Berücksichtigung von Aktivitäten zur Reduzierung psychosozialer Risiken, die im Betrieb jenseits der Strukturen betrieblichen Arbeitsschutzes realisiert werden. Analysiert wird zum einen, auf welche Probleme und Erfordernisse mit diesen Herausforderungen im Einzelnen verwiesen wird, und zum anderen, welche diesbezüglichen Lösungen von den Akteuren entwickelt und welche Schwierigkeiten dabei ggf. erlebt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Organisation und Logik betrieblichen Arbeitsschutzhandelns im Umgang mit psychosozialen Risiken grundlegend verändert wird.


2020 ◽  
Vol 51 (03) ◽  
pp. 258-264
Author(s):  
Lara Franziska Stolzenbach ◽  
Sophie Knipper ◽  
Tobias Maurer

ZusammenfassungDas lymphogene Prostatakarzinomrezidiv kann seit der Einführung funktioneller Bildgebung wie der PSMA PET/CT oft frühzeitig diagnostiziert werden. Aktuelle Studien zur lokalen Behandlung der Lymphknotenmetastasen legen einen positiven Einfluss auf die Prognose bei ausgewählten Patienten nahe. Dennoch ist die Mehrzahl der Studien retrospektiv und aus Mangel an höhergradiger Evidenz gilt die Salvage-Lymphadenektomie (LA) als nicht-leitlinienkonform.Ziel dieser Arbeit ist die kritische Zusammenfassung der aktuellen Datenlage zur Salvage-LA des lymphogenen Prostatakarzinomrezidivs mit dem Fokus auf die bildgebenden Verfahren, die Ausdehnung der LA und den onkologischen Verlauf.Die europäischen Leitlinien empfehlen die Durchführung der Cholin- oder PSMA PET/CT-Bildgebung bei einem Verdacht auf ein Prostatakarzinomrezidiv. Die PSMA-PET/CT ist der Cholin-PET/CT in Sensitivität und Spezifität überlegen und sollte dabei favorisiert werden.Wird eine Salvage-LA dennoch durchgeführt, ist die gängige Praxis eine bilaterale LA – auch bei einem im PSMA-PET/CT nachgewiesenen einseitigen Lymphknotenbefall. Allerdings kann ebenfalls die unilaterale LA in Erwägung gezogen werden. Eine aktuell eingeleitete randomisierte prospektive Studie (ProSTone) soll diese Fragestellung beantworten.Ein neuer vielversprechender chirurgischer Ansatz scheint die PSMA-radioguided surgery zu sein. Sie erleichtert das intraoperative Auffinden von Lymphknotenmetastasen. Langzeitdaten sind aber noch abzuwarten.Insgesamt erreicht die Salvage-LA bei sorgfältig ausgewählten Patienten eine respektable biochemische Ansprechrate. Dennoch sind für die Zukunft prospektive Studien notwendig, um den Stellenwert genauer definieren zu können.


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