Inanspruchnahme professioneller Hilfen durch sexuell viktimisierte Kinder und Jugendliche

2015 ◽  
Vol 34 (01/02) ◽  
pp. 26-32 ◽  
Author(s):  
J. M. Fegert ◽  
A. Witt ◽  
L. Goldbeck ◽  
A. Münzer

ZusammenfassungGegenstand und Ziel: Sexuelle Viktimisierung kann zu massiven Belastungen führen, der die Kinderund Jugendhilfe sowie Angebote therapeutischer Versorgung zu begegnen versuchen. Die vorliegende Studie untersucht die aktuelle psychische Gesundheit sexuell viktimisierter Kinder und Jugendlicher sowie ihre Inanspruchnahme von Hilfen. Material und Methode: Von 70 Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen wurden die genaue Misshandlungsanamnese, aktuelle psychische Belastungen sowie die Inanspruchnahme von Hilfen erfasst. Ergebnisse: Die Inanspruchnahme von Hilfen war in der Untersuchungsgruppe unabhängig vom Vorliegen einer gegenwärtigen psychischen Störung. Über 60% der psychisch auffälligen Teilnehmer nahm keine missbrauchsbezogene therapeutische Hilfe in Anspruch. Genutzte Angebote wurden als überwiegend hilfreich bewertet. Schlussfolgerungen: Viele psychisch erkrankte Betroffene bleiben unversorgt. Klinische Relevanz: Es ergibt sich die Herausforderung einer missbrauchsbezogenen Interventionsplanung und traumafokussierten therapeutischen Versorgung.

2020 ◽  
Vol 20 (04) ◽  
pp. 229-236
Author(s):  
Kai W. Müller

ZUSAMMENFASSUNGIm Jahr 2020 stellt die gewohnheitsmäßige Nutzung des Internets gerade unter Kindern und Jugendlichen ein selbstverständliches Freizeitverhalten dar. In dieser Altersgruppe sind es überwiegend Online-Computerspiele, zunehmend aber auch soziale Medien, die sich größter Beliebtheit erfreuen. Neben den unbestrittenen Vorteilen, die insbesondere soziale Medien bieten, verdeutlicht ein Blick auf verfügbare Forschungsbefunde, dass gerade bei einem übermäßigen Gebrauch durchaus auch von negativen Effekten auszugehen ist, die im schlimmsten Fall auch entwicklungs- und gesundheitsbeeinträchtigend sein können. In der Hauptsache sind es neu auftretende psychische bzw. sogar psychopathologische Phänomene, wie „Digitaler Stress“, welcher durch wahrgenommenen sozialen Druck und eine zu hohe Kommunikationsflut entstehen kann, sowie ein problematischer, suchtartiger Konsum von sozialen Medien, die mit vergleichsweise eindeutigen abträglichen Folgen für die psychische Gesundheit einhergehen. In dem Überblicksbeitrag wird eine Auswahl der negativen Auswirkungen anhand der Forschungsliteratur vorgestellt, deren Ursachen diskutiert und es werden Handlungsmöglichkeiten für die Praxis skizziert.


2017 ◽  
Vol 80 (08/09) ◽  
pp. 693-699 ◽  
Author(s):  
Stefan Bär ◽  
Sebastian Starystach

Zusammenfassung Ziel der Studie Die Studie untersucht Effekte von Krankenhausarbeit auf die psychische Gesundheit von Pflegekräften. Mittels Querschnittsanalyse werden psychische Belastungen des Pflegepersonals durch dessen Arbeitsbedingungen an einem Großkrankenhaus differenziert nach organisationalen durch die Organisation bedingten Kategorien hinsichtlich Status- und Struktureffekten dargestellt. Methodik Die Daten wurden standardisiert als Vollerhebung aller examinierten Pflegekräfte eines Großkrankenhauses der Maximalversorgung mithilfe des Impuls-Tests und eines kontextspezifischen Zusatzfragebogens erhoben. Die Analyse der Daten erfolgte anhand des Gratifikationskrisen- und Job-Demand-Control-Modells sowie einer Mittelwertberechnung der erhobenen 13 Dimensionen der Arbeitsbedingungen, die nach nominalen organisationalen Kategorien der Arbeitsorganisation unterscheidet. Ergebnisse und Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen, dass psychische Belastungen von Pflegekräften nur unter Berücksichtigung von deren arbeitsorganisatorischen Einbindung und Verortung in der Organisation Krankenhaus sinnvoll verstanden werden können. Es lassen sich eindeutige Effekte daraufhin feststellen, welchem Arbeitszeitmodell Pflegekräfte unterworfen sind, welcher Organisationseinheit und Klinik sie angehören und insbesondere, ob sie eine Führungsposition innehaben oder nicht.


2015 ◽  
Vol 34 (01/02) ◽  
pp. 43-48 ◽  
Author(s):  
P. Büttner ◽  
I. Böge ◽  
U. Koglin ◽  
J. M. Fegert ◽  
F. Petermann ◽  
...  

ZusammenfassungGegenstand und Ziel: Inobhutnahmen in Deutschland haben zum Ziel, Kindern und Jugendlichen bei akuten familiären Krisen Schutz und Geborgenheit zu bieten. Vielfach gelingt dies unter den Bedingungen in den Einrichtungen jedoch nur eingeschränkt. Besondere psychische Belastungen bei in Obhut genommenen Kindern und Jugendlichen werden in den Einrichtungen zudem oftmals übersehen, und dringend benötigte Versorgungsleistungen bleiben aus. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es, anhand einer Stichprobe von n = 141 Kindern und Jugendlichen, die in den Jahren 2011 und 2012 in einer Inobhutnahme-Einrichtung in Hessen aufgenommen wurden, die psychischen Belastungen und die familiären Risikokonstellationen zu beschreiben. Material und Methoden: Die Fallberichte aus der Inobhutnahme- Einrichtung wurden quantitativen Inhaltsanalysen unterzogen. Ergebnisse: Die Auswertungen unterstreichen das hohe, überdauernde sowie akute Belastungsausmaß bei in Obhut genommenen Kindern und Jugendlichen. Besonders familiäre Konflikte, ein Mangel an Wärme in der Eltern-Kind-Beziehung sowie Kindesmisshandlung sind Kennzeichen der Lebensumstände vor der Inobhutnahme. Während des Aufenthalts berichten die Fachkräfte über die Kinder und Jugendlichen häufig weitere, akute Belastungsreaktionen. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit legen dringend eine konzeptionelle Weiterentwicklung des Settings Inobhutnahme nahe. Fachkräfte in Einrichtungen der Inobhutnahme sollten für die Erkennung spezifischer Belastungen sensibilisiert werden, um dringend benötigte Versorgungen einzuleiten. Klinische Relevanz: Bei den oftmals stark belasteten, in Obhut genommenen Kindern und Jugendlichen ergibt sich ein besonderer Betreuungs- und Behandlungsbedarf, der ausschließlich interdisziplinär umgesetzt werden kann.


2011 ◽  
Vol 30 (03) ◽  
pp. 149-157
Author(s):  
K. Krauel ◽  
A. Simon ◽  
N. Krause-Hebecker ◽  
G. Romer ◽  
H.-H. Flechtner

ZusammenfassungDieser Artikel gibt eine Übersicht über die aktuelle empirische Literatur zum Einfluss der Krebserkrankung eines Elternteils auf die Familie, speziell auf die Kinder. Die Erfahrung eines belastenden Lebensereignisses, wie eine schwere elterliche Krebserkrankung, kann psychische Probleme bei Kindern verursachen und selbst wenn viele Kinder und Jugendliche zunächst keine gravierenden psychopathologischen Symptome mit eigenständigem Krankheitswert aufweisen, sind die Auswirkungen einer elterlichen Krebserkrankung erheblich. Im Vordergrund stehen hauptsächlich Symptome aus dem Bereich von Angst und Depression, Aufmerksamkeits- sowie Verhaltensprobleme, sozialer Rückzug und körperliche Beschwerden. Eltern neigen generell dazu, die Sorgen und Ängste ihrer Kinder im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung zu unterschätzen. Die Ergebnisse aus verschiedenen Studien legen nahe, dass ein funktionierendes Familienleben, offene Kommunikation und psychische Gesundheit der Eltern wichtige, aber unspezifische protektive Faktoren für stabile Emotionalität und erfolgreiches Bewältigungsverhalten von Kindern und Jugendlichen darstellen, wenn Eltern an einer Krebserkrankung leiden. Über Spezifika im Krankheitsverlauf und über Langzeitergebnisse gibt es kaum Informationen.


2021 ◽  
Author(s):  
Stephanie Karg ◽  
Katharina Rathmann ◽  
Kevin Dadaczynski

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Kinder und Jugendliche mit Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung zählen zu einer vulnerablen Bevölkerungsgruppe. Bislang liegen für Deutschland allerdings wenige Erkenntnisse zum Vergleich der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung vor. Methodik Als Datenbasis diente die KiGGS-Welle 2 des Robert Koch-Instituts aus den Jahren 2014–2017. In die Auswertung wurden mithilfe der Elternbefragung insgesamt 11 830 Kinder und Jugendliche im Alter von 3–17 Jahren und 5222 Kinder und Jugendliche zwischen 11–17 Jahren mittels Selbsturteil einbezogen. Als Outcomes der psychischen Gesundheit wurden psychische Auffälligkeiten (SDQ, Elternurteil) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Kidscreen, Selbsturteil) herangezogen. Neben univariaten Häufigkeitsauswertungen wurden bivariate Analysen mittels Kreuztabellen mit Chi²-Signifikanzprüfung und multivariate Analysen mittels binär-logistischer Regression durchgeführt. Ergebnisse Bei 16,5% der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen berichten die Eltern psychische Auffälligkeiten im grenzwertigen oder auffälligen Bereich. Eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität berichten 48,4% der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 11–17 Jahren. Kinder und Jugendliche mit Behinderung und Einschränkung weisen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten (OR: 5,11) und für eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität (OR: 1,50) auf. Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen einen Handlungsbedarf zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und/oder krankheitsbedingter Einschränkung. Hierbei nehmen die Bildungs- und Erziehungssettings Kindergarten und Schule eine hohe Bedeutung ein.


Author(s):  
Hildegard Goletz ◽  
Young-Im Yang ◽  
Lydia Suhr-Dachs ◽  
Daniel Walter ◽  
Manfred Döpfner

Hintergrund: Bislang haben wenige Studien die Übertragbarkeit der in randomisiert-kontrollierten Studien aufgezeigten Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie bei juvenilen Angststörungen in die klinische Praxis überprüft. Vorliegende Studie untersucht die Alltagswirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie bei juvenilen Angststörungen in einer Ausbildungsambulanz. Methodik: In einer universitären kinder- und jugendlichenpsychotherapeutischen Ausbildungsambulanz wurden für n = 92 Kinder und Jugendliche, deren Elternbeurteilungsbögen vorlagen, und für n = 61 Jugendliche, deren Selbstbeurteilungsbögen vorlagen, die Veränderungen ihrer Angst und komorbiden Symptomatik nach kognitiver Verhaltenstherapie untersucht. Prä/Post-Mittelwertvergleiche und -Effektstärken sowie die klinische Relevanz der Symptomveränderungen wurden geprüft. Ergebnisse: Bezüglich der Angstsymptomatik insgesamt lagen die Effektstärken bei 0.81 im Fremdurteil und bei 0.79 im Selbsturteil. Die Effektstärken hinsichtlich komorbider Symptomatik variierten zwischen 0.37 und 0.84 (Fremdurteil) und zwischen 0.21 und 0.62 (Selbsturteil). 55.1 % der Kinder und Jugendlichen (Elternurteil) und 65.7 % der Jugendlichen (Selbsturteil) erzielten klinisch signifikante Verbesserungen der Angstsymptomatik. Bei mehr als 50 % der Kinder und Jugendlichen ergaben sich klinisch signifikante Verbesserungen komorbider Symptomatik. Schlussfolgerungen: Im verhaltenstherapeutischen Behandlungsverlauf juveniler Angststörungen in einer Ausbildungsambulanz lassen sich deutliche Verminderungen der Angst- und komorbiden Symptomatik nachweisen. Die Effektstärken der Angstsymptomatik insgesamt sind vergleichbar zu den Effektstärken in randomisiert-kontrollierten Studien. Die klinisch signifikanten Verbesserungen zeigten sich als vergleichbar hoch wie die Remissionsrate der Angstsymptomatik in randomisiert-kontrollierten Studien.


2019 ◽  
Vol 13 (02) ◽  
pp. 79-87
Author(s):  
Michaela Nagl ◽  
Franziska Lehnig ◽  
Holger Stepan ◽  
Birgit Wagner ◽  
Anette Kersting

Zusammenfassung Ziel der Studie Adipositas, eine exzessive Gewichtszunahme und psychische Belastungen während der Schwangerschaft sind mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Mutter und das ungeborene Kind verbunden. Ziel der Studie war die Erfassung der Prävalenz von Adipositas und einer exzessiven Gewichtszunahme sowie von Zusammenhängen zur psychischen Gesundheit der Mutter nach der Entbindung. Methodik In die Studie eingeschlossen wurden 774 Frauen im Alter zwischen 18 und 43 Jahren. Die postpartale psychische Gesundheit wurde mithilfe des BDI-II und der SCL-90-R erfasst. Ergebnisse 47,3 % der Frauen wiesen eine exzessive Gewichtszunahme auf. Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas betrug 15,4 % bzw. 7,6 %. Übergewicht und Adipositas waren relativ zum Normalgewicht mit einem höheren Risiko für eine exzessive Gewichtszunahme assoziiert (2,92 ≤ OR ≤ 3,75; p < 0,001; p = 0,008). Eine exzessive Gewichtszunahme war mit einem höheren Risiko für Makrosomie assoziiert (OR = 2,06; 95 % CI: 1,21–3,50). Für Adipositas zeigte sich eine Tendenz für ein erhöhtes Risiko für eine klinisch relevante postpartale depressive Symptomatik (OR = 2,16; 95 % CI: 0,99–4,69; p = 0,052). Schlussfolgerung Adipositas und exzessive Gewichtszunahme in der Schwangerschaft stellen auch in unserer Stichprobe ein häufiges und ernstzunehmendes Problem dar. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit effektiver Präventionsprogramme sowie der Berücksichtigung der mütterlichen psychischen Gesundheit.


2013 ◽  
Vol 13 (01) ◽  
pp. 28-36
Author(s):  
S. Albinni ◽  
J. Hauser ◽  
D. Luckner ◽  
M. Marx

ZusammenfassungIm Vergleich zur Normalbevölkerung haben Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen eine höhere kardiale Mortalität. Einerseits besteht ein direkter kausaler Zusammenhang über hormonelle und hämatologische Prozesse, andererseits ist das erhöhte kardiovaskuläre Risiko zu einem Großteil auch auf die vermehrte Anwendung von psychotropen Substanzen zurückzuführen. Je nach Substanzgruppe beeinflussen Psychotropika in unterschiedlichem Ausmaß Repolarisation und Depolarisation sowie Blutdruck und Herzfrequenzverhalten. Der QTc-Verlängerung kommt dabei der größte Stellenwert zu, wobei sich die klinische Relevanz meist durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Risikofaktoren ergibt. Diese und die unterschiedlichen Nebenwirkungsprofile von Psychopharmaka sowie Empfehlungen zum klinischen Vorgehen werden im nachfolgenden Beitrag überblicksmäßig erläutert.Daneben wird dem Leser der Link zwischen Herz und Psyche anhand einzelner psychiatrischer Krankheitsbilder, die speziell Kinder und Jugendliche betreffen, näher gebracht.


2017 ◽  
Vol 36 (03) ◽  
pp. 136-142
Author(s):  
B. Williams ◽  
A. Bülbül ◽  
J. M. Fegert ◽  
I. Boege ◽  
U. M. E. Schulze

ZusammenfassungGegenstand und Ziel: Schnittstellen zwischen stationärer Krankenhausversorgung und außerklinischen Strukturen stellen oftmals Soll-Bruchstellen in der für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche dringend notwendigen Behandlungskontinuität dar. Methoden: In eine vergleichende Untersuchung an zwei Modellstandorten konnten 108 Kinder und Jugendliche und ihre Eltern eingeschlossen und bei Aufnahme (T1) sowie zum Entlasszeitpunkt (T2) befragt werden. Zur Erfassung involvierter Schnittstellen und des Schnittstellenmanagements wurde ein semi-strukturiertes Interview eingesetzt, während der HoNOSCA sowie der ZUF-8 der Ermittlung der psychosozialen Belastung und Behandlungszufriedenheit dienten. Ergebnisse: Es liegen vor allem bei den Eltern wenig Wissen um Hilfsstrukturen und bezüglich der Behandlungszufriedenheit keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Standorten vor. Schlussfolgerung: Die Etablierung eines individuellen Schnittstellenmanagements ist zu fordern. Klinische Relevanz: Der Bedarf einer Optimierung der Kommunikation zwischen den Hilfestrukturen und intensiven Aufklärung der Familien zu vorhandenen Möglichkeiten ist hoch.


2017 ◽  
Vol 229 (04) ◽  
pp. 216-222 ◽  
Author(s):  
Ingo Menrath ◽  
Angelika Gminder ◽  
Olaf Hiort ◽  
Ute Thyen

Zusammenfassung Hintergrund Leitlinien empfehlen für adipöse Kinder multimodale Programme zur Gewichtsreduktion. Zu wenige Studien existieren zum langfristigen Erfolg dieser Programme. Auch erfassen wenige Studien neben dem Gewicht die psychische Gesundheit und das Gesundheitsverhalten. In dieser Studie werden das Gewicht, die gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ), der Selbstwert und das Gesundheitsverhalten im Langzeitverlauf nach einem ambulanten Adipositastherapieprogramm untersucht. Patienten und Methodik Zwischen 2005 und 2009 nahmen 84 Kinder und Jugendliche (57% weiblich, mittleres Alter 12,8 Jahre) und ihre Eltern an einem 10-monatigen, multimodalen Therapieprogramm teil. 55 Teilnehmer wurden vor (T0) bzw. nach (T1) dem Programm und mind. 3 Jahre nach Programmbeginn (T2) untersucht. Erfasst wurden der BMI-SDS und mit standardisierten Fragebögen die gesundheitsbezogene LQ, der Selbstwert, die sportliche Aktivität und das Essverhalten. Ergebnisse Durchschnittlich 6 Jahre nach Programmbeginn zeigte sich eine Reduktion des BMI-SDS um 0,4 im Vergleich zu Programmbeginn (p<0,01). Der Gesamtwert der gesundheitsbezogenen LQ stieg von 70,1±12,1 zu T0 auf 76,2±12,8 zu T2 an (p<0,05). Auch der Selbstwert ist von 54,0±23,4 zu T0 auf 65,0±21,5 zu T2 angestiegen (p<0,05). Außerdem waren die Jugendlichen im Langzeitverlauf sportlich aktiver (p<0,05), hatten mehr Interesse am Sport (p<0,001). Eine Verbesserung des Essverhaltens konnte nicht gezeigt werden. Schlussfolgerung Neben einer Verbesserung des Gewichtes und des Bewegungsverhaltens geht die Teilnahme an einem multimodalen Therapieprogramm langfristig mit einer klinisch relevanten Verbesserung der gesundheitsbezogenen LQ und des Selbstwertes einher. Die Stärkung dieser Schutzfaktoren kann das Risiko von Diskriminierung mindern und sollte in kontrollierten Studien weiter untersucht werden.


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