Gesundheitsbezogene Lebensqualität, Selbstwert und Gesundheitsverhalten durchschnittlich 6 Jahre nach einem ambulanten Adipositastherapieprogramm

2017 ◽  
Vol 229 (04) ◽  
pp. 216-222 ◽  
Author(s):  
Ingo Menrath ◽  
Angelika Gminder ◽  
Olaf Hiort ◽  
Ute Thyen

Zusammenfassung Hintergrund Leitlinien empfehlen für adipöse Kinder multimodale Programme zur Gewichtsreduktion. Zu wenige Studien existieren zum langfristigen Erfolg dieser Programme. Auch erfassen wenige Studien neben dem Gewicht die psychische Gesundheit und das Gesundheitsverhalten. In dieser Studie werden das Gewicht, die gesundheitsbezogene Lebensqualität (LQ), der Selbstwert und das Gesundheitsverhalten im Langzeitverlauf nach einem ambulanten Adipositastherapieprogramm untersucht. Patienten und Methodik Zwischen 2005 und 2009 nahmen 84 Kinder und Jugendliche (57% weiblich, mittleres Alter 12,8 Jahre) und ihre Eltern an einem 10-monatigen, multimodalen Therapieprogramm teil. 55 Teilnehmer wurden vor (T0) bzw. nach (T1) dem Programm und mind. 3 Jahre nach Programmbeginn (T2) untersucht. Erfasst wurden der BMI-SDS und mit standardisierten Fragebögen die gesundheitsbezogene LQ, der Selbstwert, die sportliche Aktivität und das Essverhalten. Ergebnisse Durchschnittlich 6 Jahre nach Programmbeginn zeigte sich eine Reduktion des BMI-SDS um 0,4 im Vergleich zu Programmbeginn (p<0,01). Der Gesamtwert der gesundheitsbezogenen LQ stieg von 70,1±12,1 zu T0 auf 76,2±12,8 zu T2 an (p<0,05). Auch der Selbstwert ist von 54,0±23,4 zu T0 auf 65,0±21,5 zu T2 angestiegen (p<0,05). Außerdem waren die Jugendlichen im Langzeitverlauf sportlich aktiver (p<0,05), hatten mehr Interesse am Sport (p<0,001). Eine Verbesserung des Essverhaltens konnte nicht gezeigt werden. Schlussfolgerung Neben einer Verbesserung des Gewichtes und des Bewegungsverhaltens geht die Teilnahme an einem multimodalen Therapieprogramm langfristig mit einer klinisch relevanten Verbesserung der gesundheitsbezogenen LQ und des Selbstwertes einher. Die Stärkung dieser Schutzfaktoren kann das Risiko von Diskriminierung mindern und sollte in kontrollierten Studien weiter untersucht werden.

2021 ◽  
Author(s):  
Stephanie Karg ◽  
Katharina Rathmann ◽  
Kevin Dadaczynski

Zusammenfassung Hintergrund und Ziel Kinder und Jugendliche mit Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung zählen zu einer vulnerablen Bevölkerungsgruppe. Bislang liegen für Deutschland allerdings wenige Erkenntnisse zum Vergleich der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung und krankheitsbedingter Einschränkung vor. Methodik Als Datenbasis diente die KiGGS-Welle 2 des Robert Koch-Instituts aus den Jahren 2014–2017. In die Auswertung wurden mithilfe der Elternbefragung insgesamt 11 830 Kinder und Jugendliche im Alter von 3–17 Jahren und 5222 Kinder und Jugendliche zwischen 11–17 Jahren mittels Selbsturteil einbezogen. Als Outcomes der psychischen Gesundheit wurden psychische Auffälligkeiten (SDQ, Elternurteil) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Kidscreen, Selbsturteil) herangezogen. Neben univariaten Häufigkeitsauswertungen wurden bivariate Analysen mittels Kreuztabellen mit Chi²-Signifikanzprüfung und multivariate Analysen mittels binär-logistischer Regression durchgeführt. Ergebnisse Bei 16,5% der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen berichten die Eltern psychische Auffälligkeiten im grenzwertigen oder auffälligen Bereich. Eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität berichten 48,4% der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter von 11–17 Jahren. Kinder und Jugendliche mit Behinderung und Einschränkung weisen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten (OR: 5,11) und für eine niedrige gesundheitsbezogene Lebensqualität (OR: 1,50) auf. Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen einen Handlungsbedarf zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und/oder krankheitsbedingter Einschränkung. Hierbei nehmen die Bildungs- und Erziehungssettings Kindergarten und Schule eine hohe Bedeutung ein.


2008 ◽  
Vol 21 (3) ◽  
pp. 163-169 ◽  
Author(s):  
J.C. Ennen ◽  
B.W. Mueller ◽  
M. Bibl ◽  
H. Esselmann ◽  
A. Rütten ◽  
...  

Der vorliegende Bericht beschreibt ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Vorhaben zum «Leuchtturmprojekt Demenz» im Themenfeld 1 «Therapie und Pflegemaßnahmen: Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen». Hierbei handelt es sich um eine multizentrische randomisierte Interventionsstudie, die den Einfluss von Sport (multimodale sportliche Aktivität) unter kontrollierten Bedingungen auf die kognitive Entwicklung von Alzheimer-Patienten im frühen Stadium prüft. In einem zweiarmigen Design werden je 150 Patienten mit früher AD unter Verum- bzw. Kontroll-Bedingungen untersucht. Die Verum-Gruppe erhält ein spezifisches sportliches Trainingsprogramm. In der Kontrollgruppe werden lediglich Dehnungsübungen durchgeführt. Primäre Endpunkte der Studie sind die kognitive Leistung der Patienten sowie deren Alltagskompetenz im Verlauf. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten sowie etwaige Verhaltensstörungen und depressive Symptome werden als sekundäre Endpunkte erfasst. Darüber hinaus werden die Angehörigen zur krankheitsbezogenen Belastung befragt und auf depressive Symptome untersucht. Angelehnt an die Hypothesen der «Initiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin» (IDA) sollen entsprechende nicht-medikamentöse Versorgungsangebote dazu beitragen, dass Patienten länger in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld leben. Im Sinne der Nachhaltigkeit der zu erwartenden Ergebnisse wird ein «Do it yourself»-Manual erstellt, mit dem das Trainingsprogramm auch ohne professionelle Anleitung, z. B. im Rahmen von Selbsthilfegruppen durchgeführt werden kann. Die weitere Implementierung (z. B. in Internetforen und weiteren Medien) wird durch einen Beirat der lokalen Krankenkassen, Gesundheitsämter und der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft unterstützt.


2002 ◽  
Vol 10 (4) ◽  
pp. 147-156 ◽  
Author(s):  
Roberto Rojas ◽  
Wolfgang Schlicht ◽  
Martin Hautzinger ◽  
Luis Escobar ◽  
Julia Bock

Zusammenfassung. In der vorliegenden Arbeit wurden die Wirkungen eines Sportprogramms mit denen einer psychotherapeutischen Intervention auf verschiedene physiologische und psychosoziale Variablen HIV-1 positiver Menschen verglichen. Das Studiendesign folgt einem varianzanalytischen Messplan mit drei Gruppen (Sport-, Psychotherapie- und Kontrollgruppe) und zwei Messzeitpunkten. An der Studie nahmen 53 HIV-positive Personen, davon 19 in der Sport-, 20 in der Psychotherapie- und 14 in der Kontrollgruppe teil. Während sich eine Verbesserung der “gesundheitsbezogenen Lebensqualität“ in der Sport- und in der psychotherapeutischen Gruppe ergab, verschlechterten sich diese Werte bei der Kontrollgruppe. In den drei Gruppen wurden dagegen keine signifikanten Unterschiede bei den Kontrollüberzeugungen, Bewältigungsstrategien und Immunparametern festgestellt. Schließlich wurde eine signifikante Verbesserung leistungsphysiologischer Parameter nach der Sportintervention konstatiert. Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass beide Interventionsprogramme die gesundheitsbezogene Lebensqualität HIV-1 positiver Menschen positiv beeinflussen.


2018 ◽  
Vol 27 (1) ◽  
pp. 54-63 ◽  
Author(s):  
Petra Hampel ◽  
Franz Petermann

Zusammenfassung. In der vorliegenden Studie sollten insbesondere die wenigen Befunde zum alleinigen Einfluss der Art der Belastungssituation und dessen kombinierte Einflüsse mit dem Geschlecht auf die Stressverarbeitung erweitert werden. Hierfür bearbeiteten N = 1 087 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 16 Jahren den Stressverarbeitungsfragebogen für Kinder und Jugendliche (SVF-KJ). Darüber hinaus wurde die Vorhersagekraft der situationsspezifischen Stressverarbeitung auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität an einer Teilstichprobe von N = 442 Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 16 Jahren untersucht. Die alleinigen Situationseinflüsse sprechen für erhöhte Ausprägungen in der Ablenkung, Situationskontrolle und Aggression für soziale Belastungssituationen. Mädchen verarbeiteten vor allem soziale Belastungssituationen ungünstig. Die Stressverarbeitung konnte die gesundheitsbezogene Lebensqualität unter Kontrolle des Alters, Geschlechts, chronischer Erkrankungen und der psychischen Stressreaktivität signifikant vorhersagen. Die Befunde unterstützen erneut, geschlechtssensible, altersangepasste Gesundheitsförderprogramme im Kindes- und Jugendalter zu implementieren, die insbesondere die Bagatellisierung, positiven Selbstinstruktionen, Vermeidung und Resignation modifizieren sollten.


2020 ◽  
Vol 20 (04) ◽  
pp. 229-236
Author(s):  
Kai W. Müller

ZUSAMMENFASSUNGIm Jahr 2020 stellt die gewohnheitsmäßige Nutzung des Internets gerade unter Kindern und Jugendlichen ein selbstverständliches Freizeitverhalten dar. In dieser Altersgruppe sind es überwiegend Online-Computerspiele, zunehmend aber auch soziale Medien, die sich größter Beliebtheit erfreuen. Neben den unbestrittenen Vorteilen, die insbesondere soziale Medien bieten, verdeutlicht ein Blick auf verfügbare Forschungsbefunde, dass gerade bei einem übermäßigen Gebrauch durchaus auch von negativen Effekten auszugehen ist, die im schlimmsten Fall auch entwicklungs- und gesundheitsbeeinträchtigend sein können. In der Hauptsache sind es neu auftretende psychische bzw. sogar psychopathologische Phänomene, wie „Digitaler Stress“, welcher durch wahrgenommenen sozialen Druck und eine zu hohe Kommunikationsflut entstehen kann, sowie ein problematischer, suchtartiger Konsum von sozialen Medien, die mit vergleichsweise eindeutigen abträglichen Folgen für die psychische Gesundheit einhergehen. In dem Überblicksbeitrag wird eine Auswahl der negativen Auswirkungen anhand der Forschungsliteratur vorgestellt, deren Ursachen diskutiert und es werden Handlungsmöglichkeiten für die Praxis skizziert.


2006 ◽  
Vol 06 (02) ◽  
pp. 101-105
Author(s):  
Susanne Meister ◽  
Susann Blüher ◽  
Thomas Kapellen ◽  
Antje Körner ◽  
Christiane Prettin ◽  
...  

ZusammenfassungIn der vorliegenden Untersuchung wurde der Einfluss möglicher Risikofaktoren (Freizeitverhalten, Schulbildung, elterlicher Gewichtsstatus) auf Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter an 92 Patienten (Alter 1–18 Jahre), die im Rahmen der Adipositassprechstunde an der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche in Leipzig betreut wurden, untersucht. Bei den übergewichtigen und adipösen Patienten zeigte sich ein geringeres Schulbildungsniveau im Vergleich zur Gesamtpopulation des Regierungsbezirks Leipzig, wobei eine höhere Schulbildung mit einem geringeren Übergewichtsausmaß assoziiert war. Die Adipositaspatienten sahen im Vergleich zu gleichaltrigen Vergleichspopulationen deutlich mehr fern und waren auch weniger körperlich aktiv. Kinder übergewichtiger Eltern zeigten ein stärkeres Übergewichtsausmaß, hatten einen höheren Fernsehkonsum und wiesen eine niedrigere sportliche Aktivität im Vergleich zu Nachkommen normalgewichtiger Eltern auf. Demzufolge sollte in der Therapie der Adipositas im Kindes- und Jugendalter der Modulation der Umweltfaktoren (Ernährungs-, Bewegungsverhalten) innerhalb der gesamten Familie besondere Bedeutung beigemessen werden.


2020 ◽  
Vol 32 (1) ◽  
pp. 65-77
Author(s):  
Oliver Florig

Angesichts der massiven ökologischen Schäden, die unsere Lebensweise nach sich zieht, stellt sich die Frage erneut, was denn ein gutes Leben ausmacht. Unter Rückgriff auf antike Denker wie Aristoteles kann man das gute Leben als ein Leben bestimmen, das vor allem denjenigen Tätigkeiten gewidmet ist, die wir um ihrer selbst willen tun, d.h. Tätigkeiten, die ihren Wert in sich selbst tragen. Tätigkeiten dieser Art sind weder beliebig intensivierbar oder vermehrbar noch können sie beschleunigt werden. Sie sind daher mit der Beschleunigung des technologischen und sozialen Wandels und unseres Lebenstempos ebenso wenig vereinbar wie mit der ökologisch fragwürdigen Steigerung von Produktion und Konsum, die unsere modernen Gesellschaften kennzeichnen. In Anlehnung an die Logotherapie von Viktor Frankl ist außerdem plausibel, dass eine Lebensweise, welche die Erfahrung von Werten in den Vordergrund rückt, auch seelisch gesünder ist. Einer solchen Lebensweise entspricht außerdem eine Einstellung zur Welt, in der diese nicht als Ansammlung von Ressourcen gesehen, sondern in ihrem Eigenwert erkannt wird. In der psychoanalytischen Theoriebildung drückt sich eine solche Grundeinstellung etwa in der intersubjektiven Position von Jessica Benjamin aus.


2019 ◽  
Vol 82 (10) ◽  
pp. 801-807
Author(s):  
Sophie Köhler ◽  
Marcus Heise ◽  
Jens Abendroth ◽  
Susanne Sommer ◽  
Thomas Frese

Zusammenfassung Ziel der Studie Das Erwartungsbild von ÄrztInnen in Weiterbildung (ÄiW) an Kompetenzzentren ist in Teilen noch unklar. Vergangene Studien zeigten, dass sich hohe Arbeitsbelastung und Stressempfinden negativ auf die psychische Gesundheit auswirken und junge ÄrztInnen ab dem Berufseinstieg begleiten. Gibt es bei ÄiW im Fach Allgemeinmedizin Unterschiede im subjektiven Arbeitsbelastungsempfinden im stationären und ambulanten Bereich? Wie wirkt sich eine hohe subjektive Arbeitsbelastung auf Bedürfnisse/Wünsche der ÄiW an die Kompetenzzentren aus? Methodik Design: Querschnittserhebung März - Juni 2017 in Sachsen-Anhalt, Stichprobe: alle bei der KOSTA registrierte ÄiWs (n=221) Messinstrument: Selbst entwickelter Fragebogen (Wünsche an ein Kompetenzzentrum, Soziodemographie, Weiterbildungsbiografie, Evaluation bisheriger Weiterbildung im ambulanten und stationären Bereich, Fragebogen zur Erfassung beruflicher Gratifikationskrisen (ERI). Ergebnisse Insgesamt gingen 73 Antworten der ÄiWs ein (33,0%). Alle 73 Antworten wurden in der Analyse berücksichtigt. Auf einem Mittelwertindex von 1 (minimale Stressverausgabung) bis 4 (maximale Stressverausgabung) wurde eine höhere Arbeitsbelastung im stationären Weiterbildungssektor (MW stationär: 2,8 vs. ambulant: 2,1; p<0,01) angegeben. Die subjektive Arbeitsbelastung stieg signifikant mit dem Ausmaß der geleisteten Überstunden an (stationär: η²=18,3%, p=0,02; ambulant: η²=28,3%, p<0,01). Überdurchschnittlich Belastete äußerten tendenziell häufiger Bedarf nach lückenloser Weiterbildungsplanung (Prozentsatzdifferenz d%=0,31), nach Betreuung durch einen Mentor (d%=0,15) und informellem Austausch mit KollegInnen (d%=0,19). Das durch die ÄiWs empfundene Belastungsniveau erwies sich dagegen als unabhängig von personenbezogenen und demografischen Merkmalen. Schlussfolgerung Der Betreuungsbedarf von ÄiW durch Weiterbildungsmanager und Mentoren wird durch ein erhöhtes Belastungsniveau gesteigert. Dies muss bedacht werden, um für jeden ÄiW einen individuellen Beratungsansatz bieten zu können.


2021 ◽  
Author(s):  
◽  
Rebecca Bartsch

Hintergrund: Chemotherapie hat nicht nur einen Einfluss auf die Krebszellen, sondern auch auf das Immunsystem der Behandelten. In unserer Studie untersuchten wir den Impftiterverlust impfpräventablen Erkrankungen (Masern, Mumps, Röteln und Varizella zoster) bei Kindern und Jugendlichen, welche eine chemotherapeutische Behandlung wegen einer malignen Erkrankung erhielten. Methoden: Eingeschlossen in die retrospektive Studie wurden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter bis zum 21. Lebensjahr, welche zwischen 2001 und 2010 an der Kinderklinik für Hämatologie und Onkologie der Universitätsklinik Frankfurt am Main therapiert wurden. Es erfolgte die Analyse von Antikörper-Titer für Masern, Mumps, Röteln und Varizella zoster zum Diagnosezeitpunkt und erneut bis zu 12 Monate nach Therapieende. Ergebnis: Insgesamt konnten 195 Kinder und Jugendliche in die Studie eingeschlossen werden. 122 Probanden waren männlich, 73 weiblich. Die größte Patientengruppe war an ALL erkrankt (80 Patienten). Die übrigen Patienten verteilten sich auf 15 Patienten mit AML, 18 Patienten mit NHL, 22 Patienten mit Hodgkin Lymphom. 60 Patienten waren an soliden Tumoren erkrankt. Insgesamt haben 27%, 47%, 19% und 17% der Kinder und Jugendlichen ihren Impfschutz gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizella zoster verloren. Hierbei zeigte sich eine Altersabhängigkeit. In der Auswertung zeigte sich bei jüngeren Kindern unter 7 Jahren häufiger ein Titerverlust als bei den älteren Kindern und Jugendlichen. Auch an ALL-erkrankte und behandelte Kinder und Jugendliche verloren häufiger ihren Impfschutz als die Patienten mit anderen untersuchten Krebserkrankungen (AML, NHL, M. Hodgkin, solide Tumore). Fazit: Die Daten unserer retrospektiven Studie zeigen, dass eine signifikante Anzahl von Kindern und Jugendlichen durch eine chemotherapeutischen Behandlung ihre vorbestehenden Impftiter gegen impfpräventable Erkrankungen wie Masern, Mumps, Röteln und Varizella zoster verlieren. Dieser Verlust zeigt sich häufiger bei jüngeren Patienten und ALL-Patienten. Unsere Daten unterstreichen daher, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche nach Beendigung der Chemotherapie erneut zu impfen, um einen neuen ausreichenden Impfschutz gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizella zoster zu erhalten.


2011 ◽  
Vol 30 (03) ◽  
pp. 149-157
Author(s):  
K. Krauel ◽  
A. Simon ◽  
N. Krause-Hebecker ◽  
G. Romer ◽  
H.-H. Flechtner

ZusammenfassungDieser Artikel gibt eine Übersicht über die aktuelle empirische Literatur zum Einfluss der Krebserkrankung eines Elternteils auf die Familie, speziell auf die Kinder. Die Erfahrung eines belastenden Lebensereignisses, wie eine schwere elterliche Krebserkrankung, kann psychische Probleme bei Kindern verursachen und selbst wenn viele Kinder und Jugendliche zunächst keine gravierenden psychopathologischen Symptome mit eigenständigem Krankheitswert aufweisen, sind die Auswirkungen einer elterlichen Krebserkrankung erheblich. Im Vordergrund stehen hauptsächlich Symptome aus dem Bereich von Angst und Depression, Aufmerksamkeits- sowie Verhaltensprobleme, sozialer Rückzug und körperliche Beschwerden. Eltern neigen generell dazu, die Sorgen und Ängste ihrer Kinder im Zusammenhang mit ihrer Krebserkrankung zu unterschätzen. Die Ergebnisse aus verschiedenen Studien legen nahe, dass ein funktionierendes Familienleben, offene Kommunikation und psychische Gesundheit der Eltern wichtige, aber unspezifische protektive Faktoren für stabile Emotionalität und erfolgreiches Bewältigungsverhalten von Kindern und Jugendlichen darstellen, wenn Eltern an einer Krebserkrankung leiden. Über Spezifika im Krankheitsverlauf und über Langzeitergebnisse gibt es kaum Informationen.


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