Virtuelle klinische Studien: Perspektiven in der Dermatologie

2020 ◽  
Vol 8 (4) ◽  
pp. 197-204
Author(s):  
Zarqa Ali ◽  
John Robert Zibert ◽  
Simon Francis Thomsen

Hintergrund: Die Kosten für die Entwicklung eines neuen Medikaments liegen bei etwa 2,6 Milliarden US-Dollar, und mehr als zwei Drittel der Gesamtkosten sind mit der klinischen Testphase verbunden. Hauptursache für Verzögerungen bei klinischen Studien ist die Patientenrekrutierung, und derartige Verzögerungen können für Pharmaunternehmen Umsatzeinbußen von bis zu 8 Millionen US-Dollar pro Tag zur Folge haben. Darüber hinaus ist es schwierig, Probanden in klinischen Studien zu halten, und bis zu 40 % brechen ihre Teilnahme ab. Zur Überwindung dieser Herausforderungen setzen Pharmaunternehmen und Forschungseinrichtungen (z. B. Universitäten) zunehmend ein neu aufkommendes Konzept ein: virtuelle klinische Studien (VCTs), die auf einem Remote (Fern)-Ansatz basieren. Zusammenfassung: Virtuelle klinische Studien (VCTs) (ohne Prüfzentrum) sind eine vergleichsweise neue Methode zur Durchführung klinischer Studien, die die technologischen Möglichkeiten (Apps, Monitoring-Geräte usw.) sowie Internetplattformen (für die Rekrutierung, informierte Einwilligung, Beratung und Ermittlung von Endpunkten und etwaigen Nebenwirkungen) nutzt, um dem Patienten in jeder Phase der klinischen Studie eine Teilnahme in seiner häuslichen Umgebung zu ermöglichen. Untersuchungen zufolge sind VCTs nicht nur operativ durchführbar, sondern auch erfolgreich. Sie weisen höhere Rekrutierungsraten, eine bessere Compliance und geringere Drop-out-Raten auf und sie lassen sich schneller durchführen als herkömmliche klinische Studien. Aufgrund der visuellen Natur dermatologischer Erkrankungen, der relativ einfach durchführbaren virtuellen Beurteilung von Hautkrankheiten sowie der Tatsache, dass Hautkrankheiten häufig nicht lebensbedrohlich sind und selten komplexe Untersuchungen erfordern, sind VCTs für die dermatologische Forschung sehr attraktiv. Zudem ist die korrekte Diagnosestellung auf Grundlage von Fotos und der Symptomatik des Patienten seit jeher Bestandteil der hautärztlichen Routine. Daher sind VCTs in vielfacher Weise wie geschaffen für die Dermatologie. In der folgenden Arbeit beschreiben wir die VCTs und ihre Bedeutung für die dermatologische Forschung.

2021 ◽  
Author(s):  
Nike Walter ◽  
Li Deng ◽  
Christoph Brochhausen ◽  
Volker Alt ◽  
Markus Rupp

Zusammenfassung Hintergrund Die Behandlung von Knochen- und Protheseninfektionen bleibt trotz moderner Behandlungskonzepte mit interdisziplinärem Therapieansatz schwierig und weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Behandlungsergebnisses sind wünschenswert. Präklinischen Studien liefern ein vielversprechendes Bild der Wirksamkeit von Bakteriophagen zur Behandlung von Knochen- und Protheseninfektionen. Ziel der Arbeit Die vorliegende Arbeit gibt eine systematische Übersicht über die klinische Anwendung von Bakteriophagen zur Behandlung von Knochen- und Protheseninfektionen. Material und Methoden Eine systematische Suche wurde in PubMed zur Identifikation von primären klinischen Daten zur Anwendung der Phagentherapie bei Patienten mit Knochen- und Protheseninfektion durchgeführt. Ergebnisse Elf Studien wurden eingeschlossen, bestehend aus 8 Fallberichten und 3 Fallserien. Indikationen der Phagentherapie waren periprothetische Infektionen (n = 12, 52,2 %), frakturassoziierte Infektionen (n = 9, 39,1 %), Osteomyelitis (n = 1, 4,4 %) und eine Iliosakralgelenkinfektion nach Zementaugmentation einer Metastase (n = 1, 4,4 %). Die Interventionen waren heterogen, Phagen wurden intravenös verabreicht, intraoperativ ins Gelenk injiziert, intraoperativ lokal angewendet oder über Drainagen appliziert. In Kombination mit Antibiotikatherapie konnte eine vollständige Infekteradikation bei 18 Patienten (78,3 %) erreicht werden. Bei 91,3 % der Patienten wurden keine Nebenwirkungen berichtet. Schlussfolgerung Bakteriophagen sind eine vielversprechende Behandlungsmethode von Knochen- und Protheseninfektionen in Kombination mit einer Antibiotikatherapie. Zukünftige klinische Studien mit höherem Evidenzgrad werden benötigt, um eine erfolgreiche Translation der Bakteriophagentherapie in die klinische Praxis weiter zu etablieren.


2007 ◽  
Vol 26 (05) ◽  
pp. 352-356
Author(s):  
F. Dvorak ◽  
C. Förch ◽  
M. Sitzer

ZusammenfassungIn der jüngeren Vergangenheit sind eine ganze Reihe von Serum-Biomarkern zu ihrer Bedeutung bei zerebrovaskulären Erkrankungen untersucht worden. Hierbei stand neben der Diagnose und Differenzierung akuter Schlaganfall-Syndrome auch die individuelle Prognoseabschätzung in verschiedenen klinischen Situationen im Vordergrund. Der Einsatz von S100B und zellulärem Fibronektin (c-FN) zur Vorhersage eines malignen Mediainfarktes erscheint zum jetzigen Zeitpunkt die konkreteste und zuverlässigste Applikation von Serum-Biomarkern zu sein. Darüber hinaus lässt sich aus der Vielzahl der unterschiedlichen Studien zum jetzigen Zeitpunkt noch kein einheitliches Bild bezüglich konkreter Anwendungen im klinischen Alltag ableiten. In der Zukunft werden über die Pilotstudien hinaus ausreichend dimensionierte klinische Studien notwendig sein, um die spezifische Bedeutung von Biomarkern bzw. -kombinationen in klinisch relevanten Fragestellungen eindeutig zu evaluieren. Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht über den aktuellen Stand der klinischen Forschung.


2008 ◽  
Vol 28 (04) ◽  
pp. 225-230 ◽  
Author(s):  
N. Ehlken ◽  
Ch. Nagel ◽  
E. Grünig

ZusammenfassungDie pulmonal arterielle Hypertonie (PAH) wird häufig von Thrombose und Thromboembolien vorzugsweise der kleinen Lungenarteriolen begleitet. Diese sind eine Folge der endothelialen Dysfunktion v. a. der kleinen Pulmonalarteriolen, die mit einer prothrombotischen und verminderten antifibrinolytischer Aktivität einhergeht. Auch die Funktion der Blutplättchen ist gestört. Zudem haben die meisten Patienten mit PAH eine Rechtsherzinsuffizienz mit vergrößertem rechten Ventrikel und verlangsamten Blutfluss. Neben diesen pathopysiologischen Befunden begründen vier nicht randomisierte klinische Studien, die eine verbesserte Prognose durch die Therapie mit Marcumar vermuten lassen, die Rationale zur Antikoagulation bei PAH. In diesem Übersichtsartikel sollen die wichtigsten Studien zur Antikoagulation bei PAH sowie die derzeitigen Empfehlungen aus den Leitlinien zusammengefasst werden.


2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


2009 ◽  
Vol 66 (4) ◽  
pp. 231-240
Author(s):  
Heidi Abbuehl ◽  
Michael J. Zellweger ◽  
Andreas Hoffmann

Die Koronare Herzkrankheit kann sich akut oder chronisch-rezidivierend mit meist belastungsabhängigen pektanginösen Beschwerden oder Atemnot manifestieren. Die Unterscheidung zwischen stabiler und instabiler Verlaufsform ist prognostisch wichtig, instabile Patienten müssen wie ein akutes Koronarsyndrom stationär abgeklärt werden, bei stabiler Symptomatik kann die weitere Diagnostik mehrheitlich ambulant erfolgen. Differentialdiagnostisch kommen eine Vielzahl anderer kardialer und extrakardialer Ursachen für Thoraxbeschwerden in Frage. Wichtigste initiale diagnostische Schritte sind eine kardiovaskuläre Risikostratifizierung sowie der Nachweis einer Ischämie (bzw. Narbe, Nekrose) in Ruhe oder meist unter Belastung, allenfalls ergänzt durch eine bildgebende Methode. Die Beurteilung der Leistungsfähigkeit erfolgt anhand physiologischer Parameter (Watt, VO2max. bzw. MET, Distanz) mittels Ergometrie, Spiroergometrie oder 6-Minuten-Gehtest (z.B. bei Herzinsuffizienz). Für die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit sind zusätzliche Faktoren ausschlaggebend.


2018 ◽  
Vol 75 (4) ◽  
pp. 199-207
Author(s):  
Raphaël Tamò ◽  
Marianne Rohrbach ◽  
Matthias Baumgartner ◽  
Felix Beuschlein ◽  
Albina Nowak

Zusammenfassung. Lysosomale Speicherkrankheiten (LSK) sind eine Gruppe von über 50 hereditären Erkrankungen, welche durch eine gestörte lysosomale Funktion charakterisiert sind. Das Lysosom fungiert als Recyclinganlage der Zelle. Der Grossteil der LSK wird durch einen Mangel an sauren Hydrolasen ausgelöst. Der gestörte Metabolismus führt dann zur Akkumulation komplexer Moleküle. Die klassische Einteilung der LSK orientiert sich an diesen Hauptspeichermolekülen und unterscheidet Sphingolipidosen (Glykosphingolipide), Mukopolysaccharidosen (Glykosaminoglykane) und Oligosaccharidosen (Oligosaccharide, Glykoproteine) (In Klammern jeweils das Hauptspeichermolekül). Die moderne Einteilung weitet den Begriff auf alle Erkrankungen aus, welche einen Defekt einer Komponente zeigen, die für die normale Funktion des Lysosoms nötig ist. Dies können lysosomale Membranproteine, Aktivatorproteine, Transportproteine oder nicht-lysosomale Proteine sein. Mit einer gemeinsamen Inzidenz von etwa 16 Fällen pro 100’000 Lebendgeburten sind die LSK insgesamt seltene Erkrankungen. Ergebnisse aus Screening-Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass die Inzidenz unter Lebendgeburten unterschätzt wird. Die häufigsten LSK sind die beiden Sphingolipidosen Morbus Gaucher und Morbus Fabry. Die Gemeinsamkeiten der LSK bezüglich ihrer Symptomatik sind die systemischen Manifestationen und die häufige zerebrale Beteiligung. Die Ausprägung der Symptome ist innerhalb der Erkrankungen sehr unterschiedlich. Die pathophysiologischen Prozesse sind vielfältig und nicht durch blosse Überladung und konsekutiven Untergang der Zelle bedingt. Therapeutisch sind verschiedene Angriffspunkte vorhanden: die Substitution der Enzyme mittels Enzymersatztherapie, die Gentherapie oder hämatopoetischen Stammzelltransplantation, die Stabilisierung der defekten Enzyme durch pharmakologische Chaperone sowie die Verringerung der Substrate durch Substratreduktionstherapie.


2012 ◽  
Vol 69 (3) ◽  
pp. 173-181 ◽  
Author(s):  
René Rizzoli
Keyword(s):  

Das primäre Ziel der Behandlung der postmenopausalen Osteoporose ist die Reduktion des Frakturrisikos. Bisphosphonate sind eine seit langem etablierte Therapie der ersten Wahl der Osteoporose, und einige dieser Moleküle haben den eindeutigen Beweis einer signifikanten Reduktion des Osteoporose-bedingten Frakturrisikos erbracht. Alendronat, Risedronat, Ibandronat und Zoledronat gewährleisten allesamt einen Schutz gegen Frakturen bei Patientinnen mit postmenopausaler Osteoporose. Diese vier Wirkstoffe haben alle bewiesen wirksam gegen vertebrale Frakturen zu schützen, wobei nur Zoledronat und Risedronat den Nachweis einer signifikanten Reduktion des Risikos für nicht-vertebrale Frakturen in Endpunktstudien erbracht haben. Zudem reduzieren Alendronat, Risedronat und Zoledronat erwiesenermaßen das Hüftfrakturrisiko. Ibandronat und Zoledronat haben die nachhaltigere Wirkung gegen Frakturen. Bisphosphonate wurde mit einer Reihe von Nebenwirkungen assoziiert, mit einem gut dokumentierten Einhergehen von gastrointestinalen Nebenwirkungen mit der oralen Einnahme und von Akute-Phase-Reaktionen mit der intravenösen Verabreichung.


2018 ◽  
Vol 75 (2) ◽  
pp. 112-116
Author(s):  
Friedemann Nauck

Zusammenfassung. Bei der Entscheidungsfindung am Lebensende sind die medizinische und ärztliche Indikation sowie der Wille des Patienten und seine Zustimmung zu einer Behandlung entscheidend. Darüber hinaus spielen die eigenen kulturellen und religiösen Überzeugungen der Ärztin / des Arztes eine Rolle, derer man sich als Behandler bewusst sein muss. In der Behandlung am Lebensende stellen palliativmedizinische Basiskenntnisse sowie die Einbeziehung palliativmedizinischer Experten eine sinnvolle Ergänzung dar. Dies gilt besonders in Behandlungssituationen, in denen eine Therapiezieländerung hin zum palliativmedizinischen Behandlungsziel erwogen wird oder bereits als notwendig erachtet wurde. Aber auch in Behandlungssituationen bei Patienten, die sich noch nicht in der letzten Lebensphase befinden, kann die Integration palliativmedizinischen Fachwissens, z. B. bei der Symptomkontrolle, Wundbehandlung, Kommunikation mit Angehörigen oder in Fragen der psychosozialen Begleitung, sinnvoll sein. Im Idealfall wird das Behandlungsziel auch für das Lebensende gemeinsam mit dem Kranken erarbeitet. Entscheidungen bedeuten immer auch Urteilsbildung, Respektierung individueller Werte, Begleitung und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – auch dafür, dass man im Einzelfall ggf. eine falsche Entscheidung getroffen hat. Patientenautonomie und zunehmende Patientenkompetenz sind eine Aufforderung an Ärzte, medizinische und ethische Entscheidungen am Lebensende kritisch zu reflektieren sowie sich mit empirischen und normativen Aspekten der Indikationsstellung auseinanderzusetzen.


2018 ◽  
Vol 75 (7) ◽  
pp. 420-424
Author(s):  
Smaila Mulic ◽  
Timo Kahles ◽  
Krassen Nedeltchev

Zusammenfassung. Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Erkrankungen und ist die häufigste Ursache von bleibenden Behinderungen im Erwachsenenalter. Grundzüge der Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls sind eine medikamentöse Therapie, Optimierung der modifizierbaren Risikofaktoren, die Revaskularisation einer symptomatischen Karotisstenosen sowie der Verschluss eines Persistierenden Foramen Ovale (bei Patienten unter 60 Jahren mit kryptogenem Schlaganfall).


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