scholarly journals Warum die Hemmung von IL-23 bei ankylosierender Spondylitis nicht wirksam war

2021 ◽  
pp. 100-107
Author(s):  
Dennis McGonagle ◽  
Abdulla Watad ◽  
Kassem Sharif ◽  
Charlie Bridgewood

Der Begriff Spondyloarthritis (SpA) bezieht sich sowohl auf die axiale als auch auf die periphere Arthritis und schließt die ankylosierende Spondylitis (AS) und die Psoriasis-Arthritis (PsA) ein. Letztere ist eng mit der Psoriasis und der im Zusammenhang mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) auftretenden Arthritis assoziiert. Die Begründung für die Bedeutung von Interleukin-23 (IL-23) bei Erkrankungen aus dem Formenkreis der Spondyloarthritiden stützt sich auf vier Quellen: Erstens wurde in genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) nachgewiesen, dass alle genannten Erkrankungen Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) des IL-23-Rezeptor (IL-23R)-Signalwegs aufweisen, wohingegen HLA-B27 nicht mit diesen Erkrankungen in Zusammenhang steht, was bedeutet, dass der IL-23-Signalweg der gemeinsame genetische Nenner ist. Zweitens zeigten tierexperimentelle Modelle, dass die IL-23/IL-17-Achse eine Schlüsselrolle bei der SpA-bezogenen Arthropathie spielt, die sich initial in Form einer Enthesitis, aber auch als Synovitis und axiale Entzündung sowie als assoziierte Inflammation der Aortenwurzel und der Haut manifestiert. Drittens stützen auch die neu aufkommenden Erkenntnisse zur Immunologie der menschlichen Enthese das Vorliegen von IL-23-bildenden myeloischen Zellen nicht nur an der Enthese, sondern auch an anderen SpA-assoziierten Lokalisationen, einschließlich Haut und Darm. Und schließlich zeigen Arzneimittel, die auf den IL-23-Signalweg ausgerichtet sind, eine ausgezeichnete Wirksamkeit bei Hauterkrankungen und Wirkung bei CED und bei der mit SpA assoziierten peripheren Arthropathie. Die Tatsache, dass die IL-23-Blockade bei AS, bei der es sich im Endeffekt um eine spinale Polyenthesitis handelt, augenscheinlich versagt, jedoch Belege für die Wirksamkeit der IL-23-Hemmung bei peripherer Enthesitis bei PsA und erste Hinweise auf einen Nutzen bei axialer PsA vorliegen, wirft viele Fragen auf. Die entscheidende Frage ist, ob es bei der spinalen Entzündung unter Umständen zu einer von IL-23 unabhängigen enthesialen IL-17A-Bildung kommt, wohingegen die periphere Enthesitis hauptsächlich von der IL-23-gesteuerten IL-17-Bildung abhängt. Ferner können Strategien zur IL-23-Blockade in Tiermodellen zwar die Entwicklung einer experimentellen SpA verhindern, nicht jedoch eine bestehende Erkrankung. Dies spricht dafür, dass IL-23 möglicherweise eine Rolle bei der Auslösung von Störungen der angeborenen Immunität spielt, während eine chronische Erkrankung von Reaktionen der T-Gedächtniszellen abhängt, die die IL-17A-Bildung unabhängig von IL-23 beeinflussen. Doch sind diesbezüglich noch weitere Untersuchungen erforderlich. Außerdem ist die IL-12/23-Dosierung bei entzündlichen Darmerkrankungen wesentlich höher als die in Studien zur AS verwendete Dosierung, was ebenfalls zu berücksichtigen ist. Aus den genannten Gründen spielt der IL-23-Signalweg im Konzept der SpA eine zentrale Rolle, doch müssen die Nuancen und Feinheiten bei der Entzündung des Achsenskeletts, die auf ein Nicht-Ansprechen auf den IL-23-Antagonismus hindeuten, noch formal definiert werden. Da keine vergleichenden immunologischen Untersuchungen der verschiedenen Skelettlokalisationen vorliegen, sind die Erklärungen zum jetzigen Zeitpunkt rein hypothetisch.

Author(s):  
Marjatta Leirisalo-Repo ◽  
John D. Carter

Spondyloarthritis (SpA) is the designation encompassing a group of inflammatory diseases with several features in common. The patients have mono- or oligoarthritis with or without inflammatory back symptoms. Distinctive extra-articular inflammatory symptoms also characterize the diseases. The diagnostic subgroups in the SpA family include reactive arthritis (ReA), ankylosing spondylitis (AS), arthritis associated with inflammatory bowel disease (IBD), psoriasis arthritis (PsA), and some forms of juvenile-onset arthritis. These diseases share a strong association with a genetic marker, HLA-B27, absence of rheumatoid factor, tendency to family aggregation, and frequently occurring extra-articular manifestations. This chapter discusses the role of infections, either as triggering of the disease, most evident in the case of ReA, or as possibly contributing factors in the development of chronic forms of SpA and AS.


2008 ◽  
Vol 28 (06) ◽  
pp. 324-326
Author(s):  
M. Rudwaleit

ZusammenfassungDie ankylosierende Spondylitis (AS) ist im Vergleich zu anderen entzündlich rheumatischen Erkrankungen genetisch sehr stark geprägt. Aus Familienstudien ist bekannt, dass etwa zehn Prozent der Kinder von AS-Patienten selbst an AS erkrankt sind. Etwa 30 bis 35 Prozent der AS-Patienten haben in ihrem familiären Umfeld Verwandte mit einer Spondyloarthritis (SpA) im weiteren Sinne. Das am stärksten mit AS assoziierte Gen ist HLA-B27, das sich bei 80 bis 95 Prozent der AS-Patienten findet und etwa 20 bis 50 Prozent des genetischen Anteils an der AS ausmacht. Kürzlich wurden mit ARTS1 (ERAP-1) und IL23R zwei neue mit AS eindeutig assoziierte Gene identifiziert, die die pathophysiologische Erforschung der AS nachhaltig beeinflussen und potenziell den Weg zu neuen therapeutischen Zielen aufzeigen werden.


2009 ◽  
Vol 60 (9) ◽  
pp. 2633-2643 ◽  
Author(s):  
Monica L. DeLay ◽  
Matthew J. Turner ◽  
Erin I. Klenk ◽  
Judith A. Smith ◽  
Dawn P. Sowders ◽  
...  

2016 ◽  
Vol 36 (02) ◽  
pp. 83-91
Author(s):  
M. Rudwaleit ◽  
J. Sieper ◽  
J. Braun ◽  
U. Kiltz

ZusammenfassungDer klinische Verlauf der axialen Spondyloarthritis (SpA) ist ziemlich variabel. Im Vordergrund stehen entzündliche chronische Rückenschmerzen, aber auch extraspinale Manifestationen wie asymmetrische Oligoarthritis, Enthesitis und Daktylitis. Nicht wenige Patienten haben auch extraartikuläre Manifestationen an Augen (anteriore Uveitis), Haut (Psoriasis) oder Darm (chronisch entzündliche Darmerkrankungen). Durch die Heterogenität des klinischen Bildes, der teilweise schwierigen Bewertung klinischer Symptome und der Konzentration auf konventionell röntgenologisch festgestellte strukturelle Veränderungen in den Sakroiliakalgelenken (New-York-Kriterien 1984 für ankylosierende Spondylitis) ist es zu einer mehrere Jahre betragenden Verzögerung bei der Diagnosestellung gekommen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Früherkennung waren die 2009 publizierten ASAS-Klassifikationskriterien für axSpA, die sowohl die Bedeutung der Magnet -resonanztomografie als auch die Bestimmung von HLA-B27 in frühen Phasen der Erkrankung betonen. Um die Grundlagen für eine effektive und frühzeitige Therapie der betroffenen Patienten zu gewährleisten, ist dann im Jahr 2014 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) eine S3-Leitlinie “Axiale Spondylo arthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen” unter Mitwirkungen vieler anderer Fachgesellschaften erstellt worden. Dieser Artikel gibt einen Überblick über den Inhalt der S3-Leitlinie zur axialen SpA.


2018 ◽  
Vol 43 (02) ◽  
pp. 114-116

Die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) zählt zu den axialen Spondyloarthritiden. Typisch sind tiefsitzende Rücken- und sakroiliakale Schmerzen sowie eine progrediente Versteifung der Wirbelsäule. Zusätzlich können extraspinale Manifestationen wie eine Uveitis oder entzündliche Darmveränderungen auftreten. Wie wirkt sich die chronische Erkrankung auf die Lebensqualität der Betroffenen aus?


2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


2009 ◽  
Vol 66 (4) ◽  
pp. 231-240
Author(s):  
Heidi Abbuehl ◽  
Michael J. Zellweger ◽  
Andreas Hoffmann

Die Koronare Herzkrankheit kann sich akut oder chronisch-rezidivierend mit meist belastungsabhängigen pektanginösen Beschwerden oder Atemnot manifestieren. Die Unterscheidung zwischen stabiler und instabiler Verlaufsform ist prognostisch wichtig, instabile Patienten müssen wie ein akutes Koronarsyndrom stationär abgeklärt werden, bei stabiler Symptomatik kann die weitere Diagnostik mehrheitlich ambulant erfolgen. Differentialdiagnostisch kommen eine Vielzahl anderer kardialer und extrakardialer Ursachen für Thoraxbeschwerden in Frage. Wichtigste initiale diagnostische Schritte sind eine kardiovaskuläre Risikostratifizierung sowie der Nachweis einer Ischämie (bzw. Narbe, Nekrose) in Ruhe oder meist unter Belastung, allenfalls ergänzt durch eine bildgebende Methode. Die Beurteilung der Leistungsfähigkeit erfolgt anhand physiologischer Parameter (Watt, VO2max. bzw. MET, Distanz) mittels Ergometrie, Spiroergometrie oder 6-Minuten-Gehtest (z.B. bei Herzinsuffizienz). Für die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit sind zusätzliche Faktoren ausschlaggebend.


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