Entwicklung und Grundlagen der Stoffwechselüberwachung bei Milchkühen

2016 ◽  
Vol 44 (02) ◽  
pp. 107-117 ◽  
Author(s):  
M. Fürll

ZusammenfassungSystematische Stoffwechselüberwachung begann im deutschsprachigen Raum Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre wegen der Zunahme von Stoffwechselstörungen als Ursache für Infertilität und Mastitiden und hatte das Ziel besserer Prophylaxe durch deren Früh diagnostik. Entwicklung eines einheitlichen Stoffwechselstandards: Initiiert von Rossow, Gürtler, Ehrentraut, Seidel und Furcht wurde in den 1970er Jahren ein Standard „Stoffwechselüberwachung in der Rinderproduktion” erarbeitet, der auf Betriebsanalyse, klinischen und biochemischen Kontrollen, Prophylaxe und Nachkontrollen basierte. Kernpunkte waren: periodische Screenings stark belasteter, gesunder Indikatortiere 2–4 Tage post partum (p. p.), 2–8 Wochen p. p. und 1–2 Wochen ante partum, maximal 10 Tiere pro Gruppe, Poolproben sind in der Regel sinnvoll, Einzeltierproben optimal, informativstes Probensubstrat und Parameter nutzen, sorgfältiger Umgang mit Proben, sachkundige Auswertung und Nachkontrolle. Bei Stoffwechselkontrollen von 1982 bis 1989 ergaben sich bei ca. 242000 Kühen im Mittel zu 32,9% Ketosen, 20,0% metabolische Azidosen, 21,9% metabolische Alkalosen, 34,2% Stickstoff-Stoffwechselstörungen, 17,3% Natriummangel und 23,7% Leberstörungen. Weiterentwicklung des Stoffwechselstandards nach 1989: Bearbeitet wurden Referenzwerte bei höherer Milchleistung, die Frühdiagnose von Krankheiten des Fettmobilisationssyndroms sowie bessere Frühdiagnostik durch neue Indikatoren, darunter Kreatinkinase (CK), alkalische Phosphatase (AP) mit Isoenzymen, Akute-Phase-Proteine, Zytokine, Antioxidanzien, Carnitin- und Lipoproteinfraktionen. Optimierte Blut- und Harnscreenings haben gegenüber Milchanalytik wichtige Vorteile. Sie sind eine wichtige Methode zur Gesundheits- und Leistungsstabilisierung durch exakte Ursachenanalyse und abgeleitete Prävention. Klinische Bedeutung: Als Standardspektrum für Screenings haben sich die fruchtbarkeitsrelevanten Parameter freie Fettsäuren, β-Hydroxybutyrat, Harn stoff, anorganisches Phosphat, CK, AP, Natrium, Kalium, Selen, Kupfer, β-Carotin und Netto-Säure- Basen-Ausscheidung bewährt. Sie sollten einmal pro Jahr/Herde, gegebenenfalls als kostengünstige Poolprobe für ca. 50 €, untersucht werden.

2013 ◽  
Vol 70 (5) ◽  
pp. 296-303
Author(s):  
Patricia Hirt-Minkowski ◽  
Felix Burkhalter ◽  
Michael Dickenmann

Der Nachweis einer Proteinurie ist ein häufiger Zufallsbefund im Urinteststreifen. Die klinische Bedeutung reicht von einer harmlosen Ursache bis zum Ausdruck einer schweren Nierenerkrankung. Deshalb ist bei Nachweis einer Proteinurie mittels Testreifenuntersuchung eine weiterführende Abklärung notwendig. Dabei empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen mit Quantifizierung der Proteinurie mittels Albumin/Kreatinin-Quotienten im Spoturin. Zudem lassen sich mit einer systematischen Untersuchung verschiedene Formen der Proteinurie abgrenzen (glomerulär vs tubulär vs „Überlastung“). Im Kontext mit der Klinik sind eine Beurteilung des Urinsedimentes, die Bestimmung der Nierenfunktion und eine Sonographie der Nieren und ableitenden Harnwege sinnvoll. Patienten mit ungeklärter persistierender Proteinurie und Patienten mit einer ausgeprägten Proteinurie (≥ 1 g pro Tag) müssen einem Nephrologen zugewiesen werden.


2013 ◽  
Vol 41 (01) ◽  
pp. 7-14 ◽  
Author(s):  
J. Wilhelm ◽  
M. Fürll ◽  
K. Wilhelm

Zusammenfassung Ziel der Arbeit war, die zum Einfluss des Entnahmeortes auf verschiedene Blutparameter vorliegenden unterschiedlichen Angaben in der Literatur an einer größeren Tierzahl zu überprüfen. Ferner sollte die praktische Nutzbarkeit der Blutentnahme aus der Eutervene oder anderer zugänglicher Venen (z. B. Unterschenkel- oder Schwanzvene) im Vergleich zur Halsvene für Stoffwechseluntersuchungen verifiziert werden. Material und Methoden: Blutproben von 92 Kühen und Färsen wurden zu vier unterschiedlichen Zeitpunkten von 3 Wochen ante partum bis 8 Wochen post partum aus der V. jugularis (Halsvene), der V. subcutanea abdominis (Eutervene) sowie den Vv. saphenae externae (Unterschenkelvene) der linken und rechten Hintergliedmaße vergleichend untersucht. Ergebnisse: Für fünf der 16 untersuchten Parameter (freie Fettsäuren, β-Hydroxybutyrat Glukose, Kreatinkinase und Kalzium) zeigten sich abhängig vom Untersuchungszeitpunkt zum Teil hochsignifikante Unterschiede zwischen den Entnahmestellen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bei Stoffwechseluntersuchungen, die die oben genannten Parameter einschließen, hat der Blutentnahmeort entscheidenden Einfluss und muss bei der Auswertung berücksichtigt werden. Die Eutervene stellt bei hochleistenden Milchkühen keine Alternative zur Blutentnahme für Stoffwechseluntersuchungen dar. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, muss hierfür trotz des größeren arbeitstechnischen Aufwandes die Halsvene zur Blutentnahme genutzt werden. Eine Ausnahme bildet die Bestimmung der Kreatinkinaseaktivität. Da Abwehrbewegungen im Halsbereich des Tieres die lokale Aktivität zu beeinflussen scheinen, ist hier der Eutervene als Entnahmeort Vorzug zu geben.


2014 ◽  
Vol 42 (01) ◽  
pp. 11-21 ◽  
Author(s):  
M. Hoedemaker ◽  
C. Furken

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Untersuchung der Wirkung des Futterzusatzstoffes Cholin auf den Energiestoffwechsel und die Milchleistung von Milchkühen. Material und Methoden: 298 Tiere einer hochleistenden Milchviehherde (mittlere Tagesmilchmenge: 32 l), randomisiert mit einer Stratifizierung nach Laktationsalter, wurden in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten von Tag 21 ante partum (a. p.) bis Tag 21 post partum (p. p.) 0 oder 15 g pansengeschütztes Cholin (entspricht 0 bzw. 60 g ReaShure®/Tier/Tag). Blutmetaboliten wurden im peripartalen Zeitraum bei allen Tieren (Glukose, β-Hydroxybutyrat [BHB]) bzw. stichprobenartig (Insulin, Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor [IGF-1], freie Fettsäuren [NEFA]) untersucht. Ein Index für Insulinsensitivität (RQUICKI) wurde berechnet und Milchleistungsdaten (Milchleistungsprüfungen, 100-Tage-, 305-Tage-, Milchpeakleistungen, Kolostrumqualität) wurden ausgewertet. In der Statistik wurde zwischen den Fütterungsgruppen sowie der Parität unterschieden und deren Interaktionen untersucht. Ergebnisse: Bei den untersuchten Variablen ließen sich, außer einer niedrigeren 305-Tage-Leistung bei der Versuchsgruppe (p < 0,05), weder Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen noch Interaktionen nachweisen. Bei multiparen Kühen ergaben sich im Vergleich zu Erstlaktierenden weniger subklinische Ketosen ante partum und post partum (OR a. p.: 0,178; OR p. p.: 0,310), häufiger Grenzwertüberschreitungen bei der Gesamtzellzahl (OR 2,584–3,298) und eine höhere Milchleistung (p < 0,05). Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Eine Supplementierung mit Cholin beeinflusste in dieser Milchviehherde den Energiehaushalt und die Milchleistung nicht. Weitere Studien in unterschiedlichen Milchviehherden sollten diese Thematik vertiefen.


2020 ◽  
Vol 87 (9) ◽  
pp. 523-534
Author(s):  
Pascal Gollor ◽  
Markus Schake ◽  
Stanislav Tereschenko ◽  
Karsten Roetmann ◽  
Klaus Mann ◽  
...  
Keyword(s):  

ZusammenfassungIn diesem Beitrag wird ein Messsystem vorgestellt, das aus der Kombination eines phasenmessenden Interferometers mit einem Hartmann-Shack-Wellenfrontsensor besteht. Die beiden Sensoren nutzen einen gemeinsamen optischen Strahlengang einschließlich eines Mikroskobjektivs, das auf die zu messende Oberfläche gerichtet ist. Sie unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer physikalischen Funktionsweise und ihren messtechnischen Eigenschaften. Der Wellenfrontsensor erfasst niederfrequente Ortsfrequenzanteile einer dreidimensionalen Oberflächentopographie mit einer vergleichsweise geringen Anzahl an Stützstellen anhand eines einzelnen monochromen Kamerabildes. Das Interferometer benötigt zwei RGB-Aufnahmen zur Rekonstruktion der Phasenkarte derselben Oberflächentopographie und erfasst dabei deutlich höhere Ortsfrequenzanteile, welche für die Rauheitsmessung erforderlich sind. Eine spezielle Doppelpuls-Beleuchtung in Verbindung mit einer periodischen Phasenmodulation ermöglicht die Akquisition der erforderlichen Interferogramme in ca. 50 µs. Die Kombination der Messergebnisse von Wellenfrontsensor und Interferometer ermöglicht den Verzicht auf störanfällige Unwrapping-Algorithmen und erhöht die Flexibilität und das Einsatzspektrum der Sensorkombination im Vergleich zu einem Einzelsensor. Die geringe Zeitdauer zur Erfassung der Topographie eines mikroskopischen Messfeldes erlaubt Messungen an bewegten Messobjekten und bildet damit eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz des Sensorsystems in Produktionsanlagen. Die Funktionsweise und die praktische Realisierung des Sensors werden vorgestellt. Messergebnisse von verschiedenen Messobjekten zeigen das Potential dieser Sensorkombination und die jeweiligen Einschränkungen der beiden Sensoren auf.


2013 ◽  
Vol 41 (06) ◽  
pp. 353-360
Author(s):  
W. A. Albanat ◽  
A. Hüller ◽  
G. Köller ◽  
M. Fürll ◽  
A. Einspanier ◽  
...  

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Zur differenzierten Beurteilung metabolischer Belastungen bei Hochleistungskühen im peripartalen Zeitraum wurden mögliche Zusammenhänge zwischen Geburtsverlauf und stoffwechselrelevanten Parametern (Insulin-like Growth Factor 1 [IGF-1], Cortisol und freie Fettsäuren [FFS]) untersucht. Material und Methoden: In die Studie wurden 28 adulte hochträchtige Kühe (13 primi pare, 15 multipare) mit Normalbzw. Schwergeburt einbezogen. Die Analyse von IGF-1, FFS und Cortisol im Blutserum erfolgte zwischen dem 14. Tag ante partum (a. p.) und 14 Tagen post partum (p. p.). Die IGF-1- und Cortisolkonzentration wurde auch bei den neugeborenen Kälbern gemessen. Ergebnisse: Für alle Färsen bestand vor allem zum Zeitpunkt der Geburt eine verstärkte Stresssituation, da die IGF-1-Konzentrationen im Blut niedriger lagen als bei den Milchkühen (114 ± 11 vs. 158 ± 28 ng/ml), die FFS- und Cortisol-Werte jedoch höher (896 ± 76 vs. 705 ± 58 µmol/l, p = 0,05 bzw. 6,51 ± 1,14 vs. 4,67 ± 0,46 ng/ml, p = 0,039). Bei allen Tieren mit Schwergeburt ließen sich für den gesamten Untersuchungszeitraum Stoffwechselstörungen bestätigen, basierend auf signifikant niedrigeren IGF-1- (p = 0,003; Färsen: p < 0,001), signifikant höheren FFS-Werten (zur Geburt p = 0,05) und höheren Cortisol-Konzentrationen im Vergleich zu Tieren mit normaler Geburt. Wie die Muttertiere hatten die neugeborenen Kälber von Färsen mit erschwerter Geburt signifikant höhere Cortisolspiegel (p = 0,003) zur Geburt und postpartal niedrigere IGF-1-Werte (p = 0,002) im Vergleich zu den Kälbern aus komplikationslosen Geburten. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Erkennung und Vermeidung von Geburtsstörungen bei Hochleistungsrindern ist ein wichtiger Beitrag für die Tiergesundheit. In der Studie spiegelten sich gestörte Geburtsabläufe in veränderten Blutserumkonzentrationen an IGF-1, FFS und Cortisol wider, die somit eine verstärkte Stresssituation im peripartalen Zeitraum reflektieren. Ferner kann aus den erhobenen Daten abgeleitet werden, dass Färsen mit Geburtsstörungen hauptsächlich antepartal, multipare Kühe mit Schwergeburt hingegen vor allem postpartal von einer erhöhten metabolischen Belastung betroffen sind.


2018 ◽  
Vol 97 (04) ◽  
pp. 238-245
Author(s):  
Rudolf Reiter ◽  
Adrienne Heyduck ◽  
Thomas Seufferlein ◽  
Thomas Hoffmann ◽  
Anja Pickhard

ZusammenfassungDie Prävalenz von laryngopharyngealem Reflux (LPR) wird in der Allgemeinbevölkerung mit bis zu 31 % angegeben. Bei Patienten mit Stimmproblemen bzw. Kehlkopferkrankungen tritt ein LPR bei ca. 50 % der Patienten als Begleiterscheinung auf. Typische refluxbedingte Erkrankungen am Larynx sind eine chronische Laryngitis und das Kontaktgranulom. Nicht abschließend geklärt ist die Rolle des LPR bei der Genese des Stimmlippenkarzinoms. Für die Diagnose des LPR gibt es noch keine evidenzbasierten Daten, er kann jedoch üblicherweise klinisch aus der Kombination typischer Symptome (Heiserkeit, chronischer Hustenreiz/Räuspern, Globusgefühl/Dysphagie) und dem charakteristischen laryngoskopischen Bild (ein Schleimhauterythem bzw. eine Schleimhauthyperplasie mit Fältelung der Interarytenoidregion und ein Stimmlippenödem) gestellt werden. Gelegentlich wird eine LPR zusätzlich durch eine pharyngeale 24h-pH-Metrie-Untersuchung gesichert. Die Therapie des LPR umfasst mehrere Bereiche, wie z.B. diätetische Maßnahmen, die medikamentöse Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) und ggf. eine chirurgische Intervention. Bei symptomatischen Patienten erfolgt oft eine Therapie mit PPIs, bei der der HNO-Arzt im engen Dialog mit dem Gastroenterologen steht.


2020 ◽  
Vol 45 (02) ◽  
pp. 150-162
Author(s):  
Peter Oelzner ◽  
Kerstin Amann ◽  
Gunter Wolf

ZusammenfassungDie Lupus-Nephritis (LN) tritt in Abhängigkeit von Ethnizität und Geschlecht in bis zu 50% der Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) auf und ist die prognostisch entscheidende Organmanifestation bei SLE. Pathogenetisch wichtige Aspekte des SLE sind eine multifaktoriell bedingte Störung der Clearance von im Rahmen von Apoptose und NETose anfallendem Autoantigen, was in der Entwicklung einer Autoimmunreaktion resultiert, eine Amplifizierung der pathologischen Immunreaktion durch eine Überaktivierung des Typ-I-Interferon-Signalweges und eine Zytokinimbalance. An der Niere manifestiert sich der pathogenetische Prozess in Form einer Immunkomplexglomerulonephritis. Entscheidend für die Prognose der LN sind frühzeitige Diagnose und umgehende Therapieeinleitung. Die Auswahl der medikamentösen Therapie basiert grundsätzlich auf dem Befund der Nierenbiopsie. Bei Vorliegen einer proliferativen LN (Klasse III und IV, auch in Kombination mit einer membranösen LN) erfolgt eine Remissionsinduktion mit einer intravenösen low-dose Cyclophosphamid (CYC) – Therapie (6 x 500 mg) oder mit Mycophenolatmofetil (MMF) kombiniert mit initial hoch dosierten Glukokortikoiden (GK), gefolgt von einer Remissionserhaltung mit Azathioprin oder MMF. Bei Therapie-refraktärer Situation erfolgt der Wechsel von CYC auf MMF oder umgekehrt. Alternativ können auch Rituximab oder Calcineurin-Inhibitoren eingesetzt werden. Bei anderen Formen der LN wird das therapeutische Vorgehen wesentlich durch die Entwicklung der Nierenfunktion und das Ausmaß der Proteinurie bestimmt. Zusätzlich kommen supportive Massnahmen, wie der generelle Einsatz von Hydroxychloroquin, ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker in Abhängigkeit vom Ausmaß der Proteinurie und vom Blutdruck, sowie Maßnahmen zur Thromboembolie-, Osteoporose- und Infektionsprophylaxe zur Anwendung.Ziele der Therapie sind eine möglichst komplette renale Remission, die Vermeidung chronischer Schäden und eine effektive Reduktion von GK. Eine komplette Remission, welche sich über den Erhalt einer normalen Nierenfunktion und eine effektive Reduktion der Proteinurie definiert, wird in ca. 50–60% erreicht. Dies unterstreicht einerseits die Effektivität der aktuellen Therapie, beleuchtet aber auch die Notwendigkeit neuer Therapiestrategien, gerade auch in Anbetracht der hohen Rate chronischer Schäden.Neue therapeutische Ansätze wie Multitarget-Therapie und neue Protokolle zur B-Zell-Depletion und -Neutralisation sowie weitgehend GK-freie Behandlungsprinzipien zielen auf eine noch effektivere und Nebenwirkungs-ärmere Therapie der LN.


2006 ◽  
Vol 34 (01) ◽  
pp. 20-26
Author(s):  
J. Walter ◽  
A. Wehrend ◽  
M. König ◽  
H. Bostedt

Zusammenfassung: Ziel: Der Fallbericht beschreibt die diagnostischen Möglichkeiten bei Verdacht auf Euterpocken und erörtert die Therapie beim Einzeltier sowie Maßnahmen zur Bestandssanierung. Falldarstellung: In der Klinik wurde eine primipare Fleckviehkuh 18 Tage post partum mit hochgradig krustösen Veränderungen an den Hinterzitzen vorgestellt. Im Bestand wiesen ca. 20% der Tiere Zitzenläsionen geringerer Ausprägung auf. Neben der allgemeinen klinischen und labordiagnostischen Untersuchung wurde eine histologische Untersuchung des veränderten Gewebes durchgeführt. MittelsVirusanzüchtung und Elektronenmikroskopie sollte ein Erregernachweis erfolgen. Ergebnisse: Die Virusanzüchtung war erfolgreich und elektronenmikroskopisch konnte die Diagnose einer Infektion mit Parapoxvirus gestellt werden. Histopathologisch ließ sich verhorntes Epithel mit Bakterienkolonien nachweisen. Die Blutuntersuchung ergab eine Leukozytose mit Neutrophilie. Das Tier wurde lokal und systemisch antibiotisch trockengestelltund parenteral mit einem Paramunitätsinducer behandelt. Die lokale Versorgung der betroffenen Zitzen erfolgte mit Lebertranzinksalbe. Die Läsionen heilten unter der Therapie so weitaus, dass sechs Wochen nach Vorstellung nur noch Narben zu erkennen waren. Zur Bestandssanierung wurden allgemeine Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen sowie die Anwendung eines jodophoren Zitzendippings angeraten. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Euterpocken sind eine zwar weit verbreitete, aber seltener zweifelsfrei diagnostizierte Infektion an der Zitze des Rindes. Die Diagnose lässt sich mithilfe der Elektronenmikroskopie stellen. Die Prognose aufeine Genesung des Einzeltieres unter der Therapie stellt sich als gut dar. Eine Sanierung des infizierten Bestandes ist nur unter strengsten Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen zu erreichen. Um der Einschleppung in eine Herde vorzubeugen, empfiehlt sich eine Einstallungsquarantäne.


2010 ◽  
Vol 38 (06) ◽  
pp. 339-347 ◽  
Author(s):  
I. Steinhöfel ◽  
J. Gottschalk ◽  
M. Fürll ◽  
D. Goerigk

Zusammenfassung: Ziel dieser Studie war, Auswirkungen unterschiedlicher Fütterungsprotokolle während der Aufzuchtperiode auf den peripartalen Energie- und Fettstoffwechsel bei Färsen zu untersuchen. Material und Methoden: Aus 46 Kälbern der Rasse Holstein Friesian wurden drei Fütterungsgruppen gebildet. Bei Tieren der Gruppe 1 erfolgte eine optimale Fütterung (Kontrollgruppe), bei Tieren der Gruppe 2 eine intensive und bei Probanden der Gruppe 3 eine restriktive Fütterung. Vor und nach der Kalbung wurde Blut entnommen und das Gewicht sowie die Rückenfettdicke der Rinder bestimmt. Im Serum wurden die Konzentrationen der folgenden Parameter gemessen: Insulin, Insulin-like growth factor 1 (IGF-1), Glukose, freie Fettsäuren (FFS), Bilirubin, Cholesterin, Harnstoff, Betahydroxybutyrat (BHB) sowie Gesamteiweiß. Ergebnisse: Die intensiv aufgezogenen Tiere konzipierten signifikant (p < 0,05) früher als die Färsen der beiden anderen Gruppen. Signifikante Unterschiede (p < 0,05) zwischen den Gruppen ergaben sich hinsichtlich der IGF-1-, Insulin-, FFS- und Cholesterinkonzentrationen ante partum sowie den Bilirubin-, und FFS-Konzentrationen post partum. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Es konnte gezeigt werden, dass sich eine unterschiedliche Intensität bei der Kälberaufzucht sowohl auf die Zuchtreife als auch auf den peripartalen Energie- und Fettstoffwechsel von Färsen auswirkt, wobei der Stoffwechsel der intensiv aufgezogenen Färsen eine stärkere Belastung aufweist. Auch die Milchleistung und die Fruchtbarkeit werden durch die unterschiedliche Aufzuchtintensität beeinflusst.


2014 ◽  
Vol 42 (04) ◽  
pp. 199-208 ◽  
Author(s):  
D. Bäuml ◽  
M. Fürll ◽  
M. Heilig

Zusammenfassung Ziel der Studie war, die Zink(Zn)- und Eisen(Fe)-Konzentrationen sowie Beziehungen zu Stoffwechselparametern bei festliegenden Kühen zu analysieren. Material und Methoden: Festliegende und klinisch gesunde Fleckviehkühe wurden in fünf Gruppen eingeteilt: a) Kontrollgruppe (KG, n = 21), b) Gebärparese(GP)-Kühe gesamt (n = 174), c) GP-Kühe ohne Zusatzkrankheiten (n = 145), d) GP-Kühe mit Mastitis (n = 10), e) GP-Kühe mit Retentio secundinarum oder postpartaler Endometritis (n = 19). Die Blutserumanalyse umfasste folgende Parameter: Selen (Se), Zn, Fe, Mangan (Mn), Kupfer (Cu), Kalzium (Ca), anorganisches Phosphat (Pi), Magnesium (Mg), Kalium (K), Tumornekrosefaktor α (TNFα), Haptoglobin (Hp), Antioxidanzien (Trolox Equivalent Antioxidative Capacity, TEAC), Protein, Albumin, freie Fettsäuren (FFS), Beta-Hydroxybutyrat (BHB), Bilirubin, Harnstoff, Kreatinin, Glukose, Cholesterol, Gamma-Glutamyltransferase (GGT) und alkalische Phosphatase (AP). Ergebnisse: Die Konzentrationen von Zn, Fe, Ca, Pi und TEAC waren bei allen festliegenden Kühen niedriger, die von Hp höher als in der KG (p 0,05). In Gruppe c) lagen Ca- und Pi-Konzentration niedriger als in den Gruppen d) und e) (p 0,05). In Gruppe e) wurde eine signifikant geringere Zn-Konzentration bestimmt als in Gruppe c) (p 0,05). Zn korrelierte negativ mit K (KG), positiv mit TEAC, Cu, Mn und Fe (Gruppe b und c) und Mn (Gruppe e) (p 0,05). Fe korrelierte gesichert positiv mit Ca (Gruppe c), mit Pi (Gruppe c), mit K (Gruppe b und c), mit Mg (Gruppen b–d) sowie mit Zn, Cu und Se (Gruppe b und c) (p 0,05). TNFα war in den Gruppen b) und c) erhöht und korrelierte negativ mit Fe (p 0,05). Die Aktivität der AP war in den Gruppen b) und e) niedriger als in der KG (p 0,05). Schlussfolgerung: Die Resultate und Literaturberichte befürworten die Hypothese, dass Zn und Fe unmittelbar den Knochenstoffwechsel beeinflussen und in die Pathogenese der GP involviert sein können. Die Hp- und TEAC-Konzentrationen unterstützen diese Interpretation. Die Kontrolle des Zn- und des Fe-Status der Kühe und die Supplementation von Zn sollten in die Prävention und erweiterte Therapie der GP eingeschlossen werden.


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