Akut symptomatische Anfälle vs. beginnende Epilepsie nach Schlaganfall bei Erwachsenen und Kindern
ZusammenfassungMehr als ein Drittel der neu diagnostizierten Epilepsien bei Patienten über 60 Jahren haben einen abgelaufenen Schlaganfall als Ursache. Bei epileptischen Anfällen nach Schlaganfall müssen akut symptomatische Anfälle innerhalb 1 Woche nach Schlaganfall von unprovozierten epileptischen Anfällen ab 1 Woche nach Schlaganfall unterschieden werden. Erstere haben ein niedriges Rezidivrisiko, Zweitere hingegen führen in 70 % zu einem neuerlichen Anfall. Gemäß der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) erfüllt letztere Konstellation bereits die Kriterien einer beginnenden Epilepsie, wofür nach früheren Definitionen zumindest 2 unprovozierte Anfälle notwendig waren. Akut symptomatische Anfälle stellen allerdings sowohl im Kindesalter als auch beim Erwachsenen einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Epilepsie dar. Weitere Risikofaktoren sind die Größe des Infarktes und eine Lokalisation im Bereich der Hirnrinde. Die Studienlage zeigt weder ausreichende Evidenz für eine prophylaktische Gabe der Anfallsmedikation nach Schlaganfall noch für eine Therapie nach akut symptomatischem Anfall, obwohl dies häufig klinische Praxis ist. Daher sollte die medikamentöse Therapie nach der Akutphase des Schlaganfalls beendet werden. Bei Schlaganfallpatienten nach einem unprovozierten Anfall beim Erwachsenen wird eine lebenslange Therapie empfohlen. In der Regel stellt sich durch die Gabe eines Medikamentes ein zufriedenstellender Therapieerfolg ein. Bevorzugt werden sollten neuere Anfallsmedikamente, die besser verträglich sind und ein geringeres Interaktionspotenzial im Rahmen der Polypharmazie bei älteren Patienten haben.