scholarly journals Akut symptomatische Anfälle vs. beginnende Epilepsie nach Schlaganfall bei Erwachsenen und Kindern

Author(s):  
Wolfgang Serles

ZusammenfassungMehr als ein Drittel der neu diagnostizierten Epilepsien bei Patienten über 60 Jahren haben einen abgelaufenen Schlaganfall als Ursache. Bei epileptischen Anfällen nach Schlaganfall müssen akut symptomatische Anfälle innerhalb 1 Woche nach Schlaganfall von unprovozierten epileptischen Anfällen ab 1 Woche nach Schlaganfall unterschieden werden. Erstere haben ein niedriges Rezidivrisiko, Zweitere hingegen führen in 70 % zu einem neuerlichen Anfall. Gemäß der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) erfüllt letztere Konstellation bereits die Kriterien einer beginnenden Epilepsie, wofür nach früheren Definitionen zumindest 2 unprovozierte Anfälle notwendig waren. Akut symptomatische Anfälle stellen allerdings sowohl im Kindesalter als auch beim Erwachsenen einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Epilepsie dar. Weitere Risikofaktoren sind die Größe des Infarktes und eine Lokalisation im Bereich der Hirnrinde. Die Studienlage zeigt weder ausreichende Evidenz für eine prophylaktische Gabe der Anfallsmedikation nach Schlaganfall noch für eine Therapie nach akut symptomatischem Anfall, obwohl dies häufig klinische Praxis ist. Daher sollte die medikamentöse Therapie nach der Akutphase des Schlaganfalls beendet werden. Bei Schlaganfallpatienten nach einem unprovozierten Anfall beim Erwachsenen wird eine lebenslange Therapie empfohlen. In der Regel stellt sich durch die Gabe eines Medikamentes ein zufriedenstellender Therapieerfolg ein. Bevorzugt werden sollten neuere Anfallsmedikamente, die besser verträglich sind und ein geringeres Interaktionspotenzial im Rahmen der Polypharmazie bei älteren Patienten haben.

2016 ◽  
Vol 25 (03) ◽  
pp. 193-197
Author(s):  
B. Aubry-Rozier ◽  
M.-A. Krieg ◽  
O. Lamy ◽  
C. Schizas ◽  
J. Duff ◽  
...  

ZusammenfassungDie Wirbelkörperfraktur (WKF) stellt eine Herausforderung für das öffentliche Gesundheitswesen dar. Die Interventionsmethoden an der Wirbelsäule wie Vertebroplastie und Kyphoplastie sind interessante, komplementäre Beiträge zur Behandlung der frakturierenden Osteoporose. Die Erarbeitung eines Konsensus der hauptsächlich Beteiligten an diesen Techniken ist notwendig geworden. Der Vorschlag eines solchen Konsensus der verschiedenen an der Betreuung von Patienten mit WKF Beteiligten ist unumgänglich. Im Hinblick auf die bereits vorliegende Literatur halten wir die Indikation für Vertebroplastie oder Kyphoplastie bei allen Patienten mit schmerzhafter WKF aufrecht. Falls der Patient bereits vor der WKF eine Kyphose aufwies oder falls die aktuelle WKF eine wesentliche lokale Kyphose bewirkt, ist eine Kyphoplastie indiziert. Falls der Patient eine bereits ältere WKF aufweist, deren konservative Behandlung jedoch zu keiner Schmerzlinderung führte, ist eine Vertebroplastie indiziert. In jedem Fall wird eine systematische Bilanz und eine medikamentöse Therapie der Osteoporose vorgeschlagen.


2018 ◽  
Vol 50 (02) ◽  
pp. 93-100 ◽  
Author(s):  
Raymund E Horch ◽  
Annika Weigand ◽  
Harald Wajant ◽  
Jürgen Groll ◽  
Aldo R Boccaccini ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Das Aufkommen von Tissue Engineering (TE) in den frühen 1990er Jahren wurde durch den zunehmenden Bedarf an funktionellem Gewebe und Organersatz gefördert. Das klassische TE basiert dabei auf der Kombination von Trägermatrizen, Zellen und Wachstumsfaktoren, um verlorenes oder beschädigtes Gewebe und Organe wieder herzustellen. Trotz beachtlicher Ergebnisse in vitro und in experimentellen Ansätzen hat der Mangel an früher Vaskularisierung eine Umsetzung in die tägliche klinische Praxis bisher behindert Ein neues Forschungsfeld mit dem Namen „Biofabrikation“,. das die neuesten 3D-Drucktechnologien nutzt, zielt darauf ab, verschiedene Zellen, Biomaterialien und Moleküle hierarchisch und räumlich in eine Matrix zu integrieren, um eine gerichtete Reifung von künstlichem Gewebe zu gewährleisten. Material und Methoden Eine Literaturrecherche der relevanten Publikationen zum Thema Biofabrikation und Bioprinting wurde mit der PubMed-Datenbank durchgeführt. Relevante Papiere wurden ausgewählt und mit einer sekundären Analyse von spezifischen Zitaten über die Bioprinting-Techniken bewertet. Ergebnisse Es wurden 180 relevante Publikationen mit den oben genannten Schlüsselwörtern identifiziert und ausgewertet. Grundprinzipien in dem Entwicklungsfeld der Biodrucktechnologie konnten herausgefiltert werden. Die Schlüsselelemente umfassen die Hochdurchsatzanordnung von Zellen und die Herstellung von komplexen und funktionellen, hierarchisch organisierten Gewebekonstrukten. Es wurden fünf relevante technologische Prinzipien für das Bioprinting identifiziert, wie Stereolithographie, Extrusionsbasiertes Drucken, laserunterstütztes Drucken, Inkjet-basiertes Drucken und Nano-Bioprinting. Die verschiedenen technischen Methoden des 3D-Drucks wurden mit verschiedenen positiven, aber auch negativen Auswirkungen auf Zellen und Proteine während des Druckprozesses assoziiert. Die Forschungsanstrengungen in diesem Bereich zielen offensichtlich auf die Entwicklung von optimierten so genannten Biotinten und verbesserten Drucktechnologien ab. Schlußfolgerung Diese Übersicht beschreibt die Entwicklung der klassischen Methoden des TE in der Regenerativen Medizin in das sich rapide entwickelnde Gebiet der Biofabrikation durch Bioprinting. Die Vorteile des 3D-Bioprintings gegenüber herkömmlichen Tissue Engineering-Techniken basieren auf der Anordnung von Zellen, Biomaterialien und Biomolekülen in einer räumlich kontrollierten Weise zur Reproduktion von nativen Gewebemakro-, Mikro- und Nanoarchitekturen, die nicht nur dazu genutzt werden können, funktionelle Ersatzgewebe oder Organe zu produzieren, sondern auch als neue Modelle für die Grundlagenforschung dienen. Die Nachahmung der stromalen Mikroumgebung von Tumorzellen zur Untersuchung der Tumorbildung und -progression, der Metastasierung, Angiogenese und Modulation der damit verbundenen assoziierten Prozesse ist eine dieser Anwendungen in der aktuellen Forschung. Zu diesem Zweck wird eine enge Zusammenarbeit von Fachleuten aus den Bereichen Ingenieurswesen, Biomaterialwissenschaft, Zellbiologie und rekonstruktive Mikrochirurgie notwendig sein, um zukünftige Strategien zu entwickeln, die die derzeitigen Einschränkungen des artifiziellen Gewebe-Ersatzes überwinden können.


Pneumologie ◽  
2018 ◽  
Vol 72 (05) ◽  
pp. 347-392 ◽  
Author(s):  
C. Schwarz ◽  
B. Schulte-Hubbert ◽  
J. Bend ◽  
M. Abele-Horn ◽  
I. Baumann ◽  
...  

ZusammenfassungMukoviszidose (Cystic Fibrosis, CF) ist die häufigste, autosomal-rezessiv vererbte Multisystemerkrankung. In Deutschland sind ca. 8000 Menschen betroffen. Die Erkrankung wird durch Mutationen im Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator (CFTR-) Gen verursacht; diese führen zu einer Fehlfunktion des Chloridkanals CFTR. Dadurch kommt es in den Atemwegen zu einer unzureichenden Hydrierung des epithelialen Flüssigkeitsfilms und somit zu einer chronischen Inflammation. Rezidivierende Infektionen der Atemwege sowie pulmonale Exazerbationen der Lunge führen im Verlauf zu zunehmender Inflammation, pulmonaler Fibrose und fortschreitender Lungendestruktion bis hin zur respiratorischen Globalinsuffizienz, die für über 90 % der Mortalität verantwortlich ist. Das Ziel der medikamentösen Therapie ist die pulmonale Inflammation und v. a. die Infektion der Atemwege zu reduzieren. Der Kolonisation und chronischen Infektion mit Pseudomonas aeruginosa (Pa) kommt die größte Bedeutung zu. Diese führt zu weiterem Verlust an Lungenfunktion. Für die medikamentöse Therapie der chronischen Pa-Infektion stehen viele unterschiedliche Therapieoptionen zur Verfügung.Mit dieser S3-Leitlinie wird eine einheitliche Definition für die chronische Pa-Infektion implementiert sowie eine evidenzbasierte Diagnostik und Therapie dargelegt, um eine Orientierung bei der individuellen Therapieentscheidung zu geben.


2018 ◽  
Vol 97 (04) ◽  
pp. 238-245
Author(s):  
Rudolf Reiter ◽  
Adrienne Heyduck ◽  
Thomas Seufferlein ◽  
Thomas Hoffmann ◽  
Anja Pickhard

ZusammenfassungDie Prävalenz von laryngopharyngealem Reflux (LPR) wird in der Allgemeinbevölkerung mit bis zu 31 % angegeben. Bei Patienten mit Stimmproblemen bzw. Kehlkopferkrankungen tritt ein LPR bei ca. 50 % der Patienten als Begleiterscheinung auf. Typische refluxbedingte Erkrankungen am Larynx sind eine chronische Laryngitis und das Kontaktgranulom. Nicht abschließend geklärt ist die Rolle des LPR bei der Genese des Stimmlippenkarzinoms. Für die Diagnose des LPR gibt es noch keine evidenzbasierten Daten, er kann jedoch üblicherweise klinisch aus der Kombination typischer Symptome (Heiserkeit, chronischer Hustenreiz/Räuspern, Globusgefühl/Dysphagie) und dem charakteristischen laryngoskopischen Bild (ein Schleimhauterythem bzw. eine Schleimhauthyperplasie mit Fältelung der Interarytenoidregion und ein Stimmlippenödem) gestellt werden. Gelegentlich wird eine LPR zusätzlich durch eine pharyngeale 24h-pH-Metrie-Untersuchung gesichert. Die Therapie des LPR umfasst mehrere Bereiche, wie z.B. diätetische Maßnahmen, die medikamentöse Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) und ggf. eine chirurgische Intervention. Bei symptomatischen Patienten erfolgt oft eine Therapie mit PPIs, bei der der HNO-Arzt im engen Dialog mit dem Gastroenterologen steht.


2016 ◽  
Vol 55 (06) ◽  
pp. 569-574
Author(s):  
Tina Stuber ◽  
Bernd Schmitz ◽  
Hans Brambs

Zusammenfassung Einleitung Bei Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck kann es zu lebensbedrohlichen gastrointestinalen Blutungen kommen. Fallvorstellung Wir berichten über einen 67-jährigen Patienten mit äthyltoxischer Leberzirrhose und endoskopisch nicht kontrollierbaren Rektalvarizenblutungen. Beschrieben wird eine im interdisziplinären Konsens getroffene Entscheidung eines Therapieversuchs mittels perkutaner paraumbilikaler Embolisation. Diskussion Bei gastrointestinalen Blutungen bei Pfortaderhochdruck stehen als Therapiemöglichkeiten die endoskopische oder chirurgische Intervention, medikamentöse Therapie oder die TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt)-Anlage im Vordergrund. Sollten diese Optionen nicht infrage kommen oder frustran verlaufen sein, besteht die Möglichkeit einer radiologischen Intervention mit perkutaner transumbilikaler Embolisation des die Blutung speisenden Pfortaderumgehungskreislaufs. Sowohl in unserem Fall als auch bei den in der Literatur beschriebenen Embolisationen von Ösophagusvarizen kam es zu einem Sistieren der Blutungen, ohne dass für den jeweiligen Patienten ein großer Eingriff nötig gewesen war.


Praxis ◽  
2002 ◽  
Vol 91 (35) ◽  
pp. 1387-1392
Author(s):  
Allgaier ◽  
Galandi ◽  
Olschewski ◽  
Blum

Zur nicht-chirurgischen Behandlung des hepatozellulären Karzinoms (HCC) werden weltweit zahlreiche Verfahren evaluiert. Von diesen hat sich die perkutane Alkoholinjektion zur Lokaltherapie des kleinen HCC's als effektive Alternative zur Resektion etabliert. Neue, minimal-invasive Techniken wie die Radiofrequenz-Thermoablation lassen eine noch wirksamere lokale Tumorkontrolle erwarten. Die Behandlung des lokal fortgeschrittenen HCC's mit transarterieller Chemoembolisation allein führt für die Patienten zu keiner eindeutigen Lebensverlängerung. Hier spielen in Zukunft möglicherweise multi-modale Therapieansätze eine größere Rolle. Eine sicher wirksame systemisch-medikamentöse Therapie des HCC's existiert aktuell nicht. Die verschiedenen genannten Verfahren müssen vor der Einführung in die klinische Praxis durch kontrollierte klinische Studien evaluiert werden.


2001 ◽  
Vol 58 (10) ◽  
pp. 582-587
Author(s):  
Christian Ruef

Bei der Behandlung von Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie steht der praktizierende Arzt vor zwei wichtigen Entscheidungen. Als Erstes muss er beurteilen, ob der an Pneumonie Erkrankte ambulant behandelt werden kann oder einem Spital zur stationären Therapie zugewiesen werden muss. Die zweite Entscheidung betrifft, falls eine ambulante Therapie gewählt wurde, die Verordnung des geeigneten Antibiotikums. Im Laufe der 90er Jahre wurde in den USA ein Prognose-Score entwickelt und validiert, der mit ausreichender Sicherheit diejenigen Patienten erkennt, die ein niedriges Komplikationsrisiko aufweisen und die somit in der Regel problemlos ambulant behandelt werden können. Andererseits sollten Patienten mit hohem Score (Risikoklassen III–V) primär stationär behandelt werden. Obwohl die Berechnung des Scores das Erheben einer stattlichen Zahl von Informationen erfordert, ist der Zusatzaufwand für den praktizierenden Arzt relativ gering, da die meisten Parameter bereits im Rahmen einer guten klinischen und paraklinischen Evaluation des Patienten erfasst werden. Die Details des Risikoscores nach Fine et al. werden in diesem Artikel erörtert. Zur empirischen antibiotischen Therapie von Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie existieren verschiedene Richtlinien. Einige Kernaussagen der amerikanischen Richtlinien sind durch die lokale Resistenzsituation in den USA geprägt. Da sich die Situation bezüglich Antibiotikaresistenz in der Schweiz etwas anders präsentiert, wurden die amerikanischen Empfehlungen in diesem Artikel angepasst und auf das Wesentliche fokussiert. Die klinische Praxis zeigt, dass bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie die Therapie empirisch begonnen und auch empirisch fortgesetzt wird. Eine gezielte Therapie ist nur in den Ausnahmefällen möglich, in denen es gelingt, aus qualitativ gutem Sputum eine mikrobiologische Erregerdiagnose zu stellen.


Pflege ◽  
2001 ◽  
Vol 14 (3) ◽  
pp. 141-151 ◽  
Author(s):  
Rebecca Spirig ◽  
Heidi Petry ◽  
Annemarie Kesselring ◽  
Sabina De Geest

Gesellschaftliche, gesundheitspolitische, wissenschaftliche und technische Veränderungen beeinflussen die Pflege als Beruf nachhaltig. Die Entwicklung pflegewissenschaftlicher Studiengänge ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Institutionen, welche Weiterbildungen für Pflegende anbieten, müssen sich an den neuen Anforderungen des Berufes orientieren. Bislang standen im deutschsprachigen Raum weder publizierte Daten zur Verfügung, die Veränderungen, welche die Pflege als Beruf zu erwarten hat, beschreiben, noch wurden mögliche zukünftige Tätigkeitsfelder der Pflege untersucht. Um diese Lücke zu schließen, wurde eine Gruppe von MeinungsbildnerInnen und ExpertInnen aus der Pflege und anderen Gesundheitsberufen in der Deutschschweiz im Rahmen einer qualitativen Studie untersucht. Einundachtzig Personen wurden mittels schriftlichem Fragebogen befragt, zehn Personen wurden interviewt. Die Ergebnisse spiegeln Visionen und Perspektiven der Berufspflege der Zukunft in der deutschen Schweiz. Es wird erwartet, dass sich die Pflege vermehrt mit gesellschaftspolitischen Veränderungen auseinandersetzen soll und dass sich die Schwerpunkte der Pflege in Bezug auf die Art der KlientInnen und der Orte, wo gepflegt wird, verändern. Gefordert wird eine Neuorientierung zur Stärkung der Berufsidentität in folgenden Bereichen: Politische und gesundheitspolitische Entscheidungen mitbestimmen und mit gestalten und unternehmerische Initiativen ergreifen; die klinische Praxis auf Caring, Erfahrungswissen, Patientenpräferenzen und Evidenz aufbauen; Aus- und Weiterbildungen sowie die Entwicklung und Etablierung der Pflegewissenschaft klinisch ausrichten. Durch diese Neuorientierung könnte die Pflege den Herausforderungen, welche sich durch gesundheitliche und soziale Probleme in der Bevölkerung stellen, besser begegnen. Es besteht eine große Diskrepanz zwischen den Visionen der Berufspflege der Zukunft und der Realität der Gegenwart. Die Herausforderung wird sein, diesen Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit durch Aus- und Weiterbildung und Praxisveränderungen zu schließen.


Praxis ◽  
2010 ◽  
Vol 99 (18) ◽  
pp. 1089-1093
Author(s):  
Stein ◽  
Baldi ◽  
Uthoff ◽  
Jäger

Anhand eines Fallbeispiels präsentieren wir die Epidemiologie, Ätiologie, das Screening, die Klinik und die Therapiemöglichkeiten von abdominalen Aortenaneurysmen. Als Aortenaneurysma wird eine Aufweitung der abdominalen Aorta auf über 3 cm oder eine Erweiterung um mehr als 100% bezeichnet. Patienten mit Aortenaneurysma sind in der Regel bis zur Ruptur oligosymptomatisch. In den USA versterben jährlich etwa 30’000 Menschen an einem rupturierten Aortenaneurysma, weshalb den Risikopopulationen (Raucher und erblich belastete Menschen) auch ein Screening mittels Duplexsonographie empfohlen wird. Die medikamentöse Therapie ist nach wie vor auf die Thrombozytenfunktionshemmung und die optimale Einstellung der Risikofaktoren beschränkt. Als Alternative zur offenen Sanierung von Aneurysmen >5.5 cm ist nun der «endovascular aortic repair» (EVAR) etabliert und mit einer niedrigeren 30-Tage-Mortalität, jedoch höheren Reinterventionsrate verbunden.


2018 ◽  
Vol 143 (11) ◽  
pp. 797-801 ◽  
Author(s):  
Christian Jung ◽  
Albrecht Elsässer

Was ist neu? Diagnose des ST-Strecken-Hebungsinfarkts Die aktualisierte Leitlinie zum ST-Hebungsinfarkt (STEMI) der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) definiert den ersten qualifizierten medizinischen Kontakt genauer: Hierunter versteht man die Anwesenheit von medizinischem Personal, welches in der Lage ist, ein EKG zu schreiben und zu interpretieren. Von diesem sollte die Arbeitsdiagnose STEMI gestellt und die definierten Maßnahmen zur schnellstmöglichen Revaskularisation organisiert werden (ideal < 90Minuten). In der EKG-Beurteilung wurde der Nachweis eines neu aufgetretenen kompletten Rechtsschenkelblocks in der Bewertung dem eines entsprechenden Linksschenkelblocks gleichgestellt. Akutmanagement und Notfallversorgung Die perkutane Koronarintervention (PCI) ohne vorherige Lysetherapie ist als Standardversorgung etabliert. Eine Versorgungszeit von Diagnosestellung bis PCI von unter 90 Minuten ist zu gewährleisten, in einem PCI-Zentrum binnen 60 Minuten. Die medikamentöse Notfallversorgung besteht aus unfraktioniertem Heparin, ASS und ggf. Sedativa und Analgetika. Aufgrund aktueller Studienergebnisse sollte eine Sauerstoffgabe via Nasenbrille nur bei Hypoxämie (Sauerstoffsättigung < 90 %) erfolgen. Revaskularisationsstrategie Die Versorgungsstrategie der Wahl ist die perkutane Koronarintervention mit der dezidierten Präferenz des radialen Zugangsweges. Der Einsatz von Drug-eluting-Stents sollte uneingeschränkt erfolgen, die Thrombusaspiration spielt in der Routinebehandlung keine Rolle mehr. Bei stabilen Patienten mit STEMI und Mehrgefäßerkrankung sollte eine komplette Revaskularisation angestrebt werden. In der Index-Prozedur steht die Versorgung der „culprit lesion“ im Mittelpunkt, der Interventionszeitpunkt der weiteren relevanten Stenosierungen in den Nicht-Infarkt-Gefäßen ist patienten- und prozedurabhängig. Medikamentöse Therapie Die periprozedurale Standardantikoagulation erfolgt mittels Heparin, die Bedeutung von Bivalirudin wurde hier abgewertet. Standard bleibt ebenso weiterhin eine duale Thrombozytenaggregationshemmung (DAPT), bevorzugt mit den Präparaten Ticagrelor oder Prasugrel in Kombination mit ASS. Die Dauer der DAPT sollte im Kontext des Ischämie- und Blutungsrisikos festgelegt werden, grundsätzlich wird eine Dauer von 12 Monaten empfohlen. Ein Fokus in der Nachsorge der Patienten liegt in der Reduktion des LDL-Cholesterins mit einem Zielwert < 70 mg/dl. Myokardinfarkt mit nicht obstruktiven Koronararterien Neu in den Leilinien aufgenommen ist unter dem Thema unklarer STEMI ein Kapitel zu Myokardinfarkt mit nicht obstruktiven Koronararterien (MINOCA). Hier werden die möglichen Differenzialdiagnosen vorgestellt sowie deren Verifizierung diskutiert.


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